Am 9. März 2017 wurde am Rande des Parkplatzes eines Einkaufszentrums in der Mainzer Straße ein Mahnmal errichtet. Das Besondere an dieser Gedenkstätte ist, dass dies auf Initiative einer Schülergruppe der Friedrich-List-Schule geschah, die in einem Geschichtskurs sich intensiv mit dem Schicksal jüdischer Bürger in Wiesbaden beschäftigt hatte. Besonders hatten sie sich mit den Schülerinnen und Schülern einer Schule befasst, die einmal in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gelegen war.[1] Der Ort, an dem die Stele errichtet wurde, war die letzte Arbeitsstelle der Lehrerin Lotte Bernstein. Dort, damals noch ein Barackengelände an der Einmündung der Welfenstraße in die Mainzer Straße, hatte die Jüdische Schule ihren Standort. Sie war 1936 auf Geheiß der Nazis gegründet worden, nachdem immer mehr jüdischen Schülerinnen und Schülern der Zutritt in die öffentlichen Schulen untersagt worden war. Von jüdischen Lehrerinnen und Lehrern wurden sie in Mathematik, Deutsch, Hebräisch und jüdischer Geschichte unterrichtet. Im letztgenannten Fach behandelte man im Besonderen die Geschichte des jüdischen Widerstands gegen die Römer, aber auch die zionistische Bewegung war Unterrichtsthema. Widerstand und Hoffnung waren in diesen Baracken offensichtlich das Leitmotiv erzieherischen Handelns. Und dieser Kräfte bedurften die Schüler in ihrem täglichen Schulalltag, wurde ihnen doch immer wieder von HJ-Banden auf dem Schulweg aufgelauert. „Der Zusammenhang in der Schule hat uns Mut gemacht. Wir betrachteten uns nicht nur als Unterdrückte. Wir wussten, dass wir Juden uns wehren können“, zitiert Lorenz Beckhardt seinen Vater beim Betrachten eines Bildes mit seinen alten Mitschülern. In ihrer Mitte sitzt die Lehrerin Lotte Bernstein.[2]
Zunächst wurden etwa 160 Schülerinnen und Schüler hier unterrichtet, durch Ab- bzw. Auswanderung verminderte sich deren Zahl bald erheblich.[3] Im Frühjahr 1942, noch vor den großen Deportationen, musste sie geschlossen werden.
Als Lotte Bernstein am 13. Oktober 1937 nach Wiesbaden kam, hatten die Nazis das Lebenswerk der am 3. Januar 1889 im pommerschen Kolberg Geboren bereits zerstört. Sie war die mittlere von drei Kindern der Eheleute Elias und Nanny Bernstein, geborene Lehr. Die Mutter war bereits 1921, der Vater im März 1933 verstorben. Den beiden Geschwistern Else und Kurt gelang rechtzeitig die Flucht nach Südamerika. Chile wurde zu ihrem Exilland, wo der jüngere Bruder Kurt 1952 verstarb.[4] Die ältere Schwester Else, verheiratete Brody, strengte von dort aus nach dem Krieg das Entschädigungsverfahren für ihre Schwester an. Ein weiterer Bruder Hugo war bereits am 26. Juli 1930 kinderlos verstorben.[5]
Lotte Bernstein selbst hatte nach dem Besuch des Lyzeums und des Lehrerinnenseminars in Kolberg bereits mit 17 Jahren ihr Staatsexamen mit Auszeichnung bestanden und anschließend in Heidelberg ihre erste Anstellung erhalten.
Hier lernte sie eine etwa 20 Jahre ältere Frau kennen, die ihr eine Freundin, eine Partnerin fürs Leben werden sollte: Ida Cohn. Sie war am 28. August 1870 in Guttstadt im damaligen Ostpreußen am Rande der Masurischen Seenplatte als Ida Schwarz geboren worden. Die Eltern sind nicht bekannt, aber sie müssen immerhin so begütert gewesen sein, dass sie ihrer Tochter den Besuch einer Höheren Töchterschule ermöglichen konnten.
Mit 25 Jahren heiratete sie den aus dem pommerischen Bad Polzin stammenden Kaufmann Julius Cohn, der dort ein Geschäft für Manufakturwaren, sprich Textilien, besaß. Am 7. Dezember 1898 wurde in Saalefeld in Ostpreußen Ernst das einzige Kind des Paares geboren. Allerdings hatte dieser seinen Vater nicht mehr kennengelernt, denn Julius Cohn war etwa drei Monate vor der Geburt des Sohnes am 18. September 1898 verstorben.[6]
Nach dem frühen Tod ihres Mannes zog die alleinstehende Mutter zu ihrem Bruder nach Königsberg und führte dort dessen Haushalt, womit sie zugleich den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn verdiente. Aber das war nur eine Übergangslösung. Sie verließ bald ihre ostpreußische Heimat und ging nach Kassel, um dort die Leitung eines Mädchenpensionats zu übernehmen. Die dafür notwendigen Qualifikationen hatte sie wohl in der Höheren Töchterschule erworben. Wie lange sie in Kassel blieb, ist nicht bekannt, so auch nicht, wann sie danach in Heidelberg die Leitung einer ähnlichen Einrichtung übernahm.
Aber das Verlassen ihres familiären Umfelds hatte zur Konsequenz, dass sie als berufstätige, alleinstehende Mutter ihr Kind nicht mitnehmen konnte. Es blieb in der Obhut der unverheirateten Schwester Clara. Wie aus einem ergänzenden Eintrag in Kurts Geburtsurkunde hervorgeht, wurde er später „durch notariellen Vertrag vom 27. Januar 1929, gerichtlich bestätigt am 4. Februar 1929,“ von der „unverehelichten Clara Schwarz, ohne Beruf, wohnhaft in Saalfeld … an Kindesstatt abgenommen(! sic)“, weshalb er von diesem Zeitpunkt an den Nachnamen Schwarz trug. [7].
Etwa 1911 zogen Ida Cohn und Lotte Bernstein gemeinsam von Heidelberg nach Freiburg i. B., um hier in eigener Regie ein Pensionat für Mädchen aufzubauen, dem auch eine staatlich konzessionierte Töchterschule angegliedert war. Lotte Bernstein war zu diesem Zeitpunkt erst 19 Jahre alt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem sie das Heim wegen der Fliegerangriffe für eine gewisse Zeit nach Baden-Baden auslagern mussten, kehrten sie nach Freiburg zurück.
Erfolgreich konnten sie in den folgenden Jahren bis zur Machtübernahme der Nazis diese Einrichtung mit einem außerordentlich guten Ruf, der sogar über die Grenzen herausreichte, etablieren und weiter ausbauen. Die Mädchen kamen aus „gutsituierten juedischen Familien“, – so der Sohn von Ida Cohn – wurden musisch gebildet und in Sprachen durch muttersprachliche englische und französische Fachlehrer unterrichtet. Auch jüdischer Religionsunterricht wurde von externen Lehrern erteilt. Schülerinnen, die den Abschluss an einer höheren Schule machen wollten, musste den Unterricht an einer entsprechenden städtischen Schule besuchen, konnten aber im Haus wohnen. Während Ida Cohn in erster Linie den Haushalt führte, war Lotte Bernstein als Lehrerin tätig. Beide traten aber gemeinsam als „Institutsvorsteherinnen“ auf.[8]
Das große Haus in der Goethestr. 3, umgeben von einem großen Garten, in einer der besten Wohnlagen der Stadt, hatten die beiden Freundinnen gemeinsam erworben. Neben ihrer eigenen Wohnung, gab es etwa weitere 15 Zimmer, in denen die bis zu 30 Mädchen schliefen. Auch soll es eine sehr gut bestückte Bibliothek gegeben haben.[9] Im Parterre lag ein großer Speisesaal, im Souterrain eine nicht minder große Küche, in der Ida den Hauswirtschaftsunterricht selbst erteilte. Lottes Schwester Else, die des Öfteren in Freiburg zu Besuch war, hatte nach eigenen Angaben 1921 Ida Cohn ein ganzes Jahr lang beim Haushaltsunterricht unterstützt. Als „Israelitisches Töchterheim“ war das Haus seit Bestehen bis 1933 im Branchenverzeichnis des Freiburger Adressbuchs eingetragen. Im folgenden Jahr waren nur noch die beiden Eigentümerinnen mit dieser Wohnadresse verzeichnet, das Institut selbst aber nicht mehr.[10] Ab 1933 wurde es jüdischen Eltern unmöglich gemacht, ihre Töchter dort unterzubringen, sodass der Betrieb eingestellt werden musste. Ob es eine besondere Schließungsverfügung von amts wegen gab, ist nicht bekannt. Laut Grundbucheintrag wurde das Anwesen am 14. Februar 1935 an einen ehemaligen Regierungspräsidenten verkauft und ging zum 1. April des gleichen Jahres in dessen Eigentum über.[11]
Wo die beiden Frauen in der folgenden Zeit bis zu ihrem Umzug nach Wiesbaden gelebt haben, ist nicht bekannt, nur von Lotte Bernstein weiß man, dass sie im Oktober 1936 in Hamburg gemeldet war. Sie wohnte hier in der Wohnung ihrer Schwester Else, die zu dieser Zeit bereits mit Alwin Brody verheiratet war und die beiden Kinder Irmgard und Jürgen hatte. Auch der Vater Elias Bernstein hatte in dieser Zeit bei seiner Tochter im Haus in der Klosterallee 25 eine Unterkunft gefunden.[12]
Im Oktober 1937 zogen Lotte Bernstein und Ida Cohn aber dann wieder gemeinsam nach Wiesbaden, wo Lotte eine Anstellung an der dortigen Jüdischen Schule erhalten hatte.[13] Nach dem Wegzug des bisherigen Schulleiters wurde ihr diese Aufgabe übertragen. [14]
Die Wohnung, die sie hier gemeinsam in der Wielandstr. 23 anmieteten, war mit ihren vier großen Zimmern und den aus Freiburg mitgebrachten Einrichtungsgegenständen noch recht komfortabel. Von verschiedenen Zeugen wird sie als sehr gediegen und überaus reich ausgestattet beschrieben: Gute Teppiche, Gemälde an den Wänden, schwere, massive Möbel, eine umfangreiche Bibliothek, diverse Kristalle und Markenservice für besondere Anlässe. Daneben besaßen beide einigen Schmuck und auch eine umfangreiche Wäscheausstattung. „Zusammengefasst kann man sagen, dass es sich bei dieser Wohnung um einen sehr schönen, gutbürgerlichen Haushalt gehandelt hat“, gab die ehemalige Hausverwalterin, die des Öfteren in der Wohnung gewesen war, im Entschädigungsverfahren zu Protokoll.[15]
Ernst Schwarz, der Sohn von Ida Cohn, konnte sich detailliert an die verschiedenen Einrichtungs- und Haushalsgegenstände, aber auch an den Schmuck und eine Goethe-Erstausgabe erinnern, [16] was darauf schließen lässt, dass der damals etwa Vierzigjährige seine Mutter hier in Wiesbaden noch mehrfach besucht haben muss.
Aber dieser relativ gehobene Lebensstandard lies sich natürlich mit dem geringen Einkommen nicht mehr halten. Bereits im Februar hatte die Devisenstelle für Lotte Bernstein eine Sicherungsanordnung erteilt. Die Bitte, diese Anordnung zurückzunehmen, wurde nicht erfüllt. Sie müsse wegen des Anspruchs auf etwa 2.300 RM aus einer Erbschaft unbedingt bestehen bleiben, so die Behörde.[17] Weiteres Vermögen war nicht vorhanden. Bei Ida Cohn verzichtete man angesichts ihrer Vermögenslosigkeit und fehlender Einkünfte auf die Sicherung ihrer Finanzen.[18]
Nur Lotte Bernstein erhielt für ihre Tätigkeit ein kleines Gehalt. Auf einem kleinen Zettel hatte sie für die Devisenstelle in Frankfurt im Juni 1940 ihre Lebenshaltungskosten zusammengestellt. Von den 300 RM, die sie monatliches für ihre Unterrichtstätigkeit erhielt, blieben nach Abzug von diversen Steuer und Beiträgen noch 192, 87 RM übrig. Davon musste sie selbst und auch arbeitslose Ida Cohn, die dafür den gemeinsamen Haushalt führte, leben.[19] Lotte Bernstein bat deshalb sogar erfolgreich darum, man möge ihr den Freibetrag wieder auf die zuvor gewährten 300 RM anheben.
Aber eine weitere Bitte, die sie in diesem Brief äußerte, muss in Erstaunen versetzen. Sie bat nämlich um die Freigabe von zusätzlich einmalig 67,40 RM, um damit eine Rechnung der Universitätsbuchhandlung in Freiburg für Bücher, die sie „beruflich brauche“, bezahlen zu können. Leider sind die Titel der Bücher nicht aufgeführt. Dennoch: Das eigene Verhängnis wie das ihrer Schüler vor Augen, kaum genug Geld für das alltäglich Notwendige, bestellte diese Lehrerin noch neue Bücher für die Unterrichtsvorbereitung. Unweigerlich ist man an Luthers Apfelbäumchen erinnert. Mit Naivität oder Ignoranz ist das nicht zu erklären, man wird darin vielmehr eine Form des Widerstands sehen müssen, den Versuch, auch unter den gegebenen schwierigen Bedingungen ein Leben zu führen, das dem Wesen der eigenen Persönlichkeit entspricht: Der Versuch, trotz aller Erniedrigung, Identität zu behaupten.
Dennoch gibt die geschilderte finanzielle Lage, die die Devisenstelle nicht anzweifelte, gewisse Rätsel auf: Wo war das Geld aus dem vor etwa fünf Jahren erfolgten Verkauf des ganz sicher recht teuren Hauses in Freiburg geblieben? Das Haus kann nicht nur gemietet oder gepachtet gewesen sein, denn der Grundbucheintrag nennt explizit als Verkäufer „Cohn-Bernstein“.[20] Die einzige plausibel erscheinende Erklärung könnte darin bestehen, dass das Haus mit Hypotheken hoch belastet war, der Käufer praktisch durch die Übernahme dieser Schulden zum Eigentümer wurde und die beiden Frauen damit faktisch leer ausgingen.
Bis zum 31. Dezember 1941 durften die beiden in ihrer schönen und geräumigen Wohnung in der Wielandstraße bleiben. Dann mussten sie in das Judenhaus in der Emser Straße umziehen. Wie aus mehrfachen Bekundungen hervorgeht, hat es sich hier eindeutig um eine und zwar offensichtlich sehr plötzlich anberaumte Zwangseinweisung gehandelt. Die Möbel und der gesamte Hausrat wurden „von den Nazis abgeholt und in ein Auktionshaus gebracht“.[21] Im Judenhaus stand ihnen nur noch ein kleiner möblierter Mansardenraum im zweiten Stock mit einer Küche zur Verfügung. Die Verwalterin des Hauses in der Wielandstraße besuchte nach ihren eigenen Angaben die beiden noch des Öfteren in dieser Unterkunft und brachte ihnen auch immer wieder etwas zu Essen mit. Es sei ihnen „übel“ gegangen und Ida Cohn sei zuletzt auch krank geworden.[22] Mehr weiß man nicht über ihre letzte gemeinsame Zeit in Wiesbaden.
Den beiden Freundinnen, die fast ihr ganzes Leben miteinander geteilt hatten, wurde am Ende nicht einmal die Gnade zuteil, auch gemeinsam den Weg ins Lager gehen zu dürfen. Lotte Bernstein wurde schon am 10. Juni zusammen mit der Mitbewohnerin Selma Leopold nach Lublin und von dort in das Vernichtungslager Sobibor verbracht. Beide wurden hier unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet. Am 9. November 1956 wurde sie vom Amtsgericht Wiesbaden für tot erklärt.
Ida Cohn, die ältere von den beiden, wurde erst am 1. September 1942 im Transport XII/2 mit der Nummer 632 von Wiesbaden über Frankfurt nach Theresienstadt abgeschoben. Hier traf sie, wie aus ihrer Todesfallanzeige hervorgeht, ihre Schwestern Hedwig, verheiratete Goldstein, und Klara, die ihren Sohn Ernst adoptiert hatte, wieder.[23] Beide waren am 24 Juli 1942 von Berlin aus mit dem Transport I/30 und den Nummern 2290 bzw. 2291 nach Theresienstadt gebracht worden. Ida erlebte nicht mehr, wie beide noch in die Todesfabrik nach Auschwitz geschickt wurden. Sie selbst verstarb am 13. Januar 1943 im Alter von 72 Jahren im Lager angeblich an Darmkatarrh. Die beiden Schwestern wurden am 16. Mai 1944 mit dem Transport Ea und den Nummern 2 bzw. 1137 nach Auschwitz überführt, wo Clara am 16. Mai und Hedwig zwei Tage später am 18 Mai ermordet wurden.[24]
Ernst Schwarz überlebte die Shoa. Wann und unter welchen Umständen ihm die Auswanderung in die Vereinigten Staaten gelang, ist nicht bekannt. Da er im Jahr 1957, in dem er den Antrag auf Entschädigung stellte, zwei Kinder im Alter von 25 und 13 Jahren hatte,[25] kann man vermuten, dass er noch in Deutschland geheiratet hatte und zusammen mit Frau und dem ersten Kind ausgewandert war. Das zweite Kind muss dann nach der gelungenen Rettung in Amerika zur Welt gekommen sein.
Anmerkungen:
[1] http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/schueler-erinnern-mit-mahnmal-an-juedische-behelfsschule-in-der-mainzer-strasse_17641144.htm. (Zugriff: 21.11.2017).
[2] Beckhardt, Jude mit dem Hakenkreuz, S. 222 ff. Das Bild ist auch auf dem Erinnerungsblatt des Aktiven Museum Spiegelgasse für Lotte Bernstein und Ida Cohn abgedruck. Hier ist auch ein Bild der Schule selbst zu sehen. http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Bernstein-Kohn.pdf. (Zugriff: 21.11.2017).
[3] „Dennoch [obwohl die Schüler sich stark fühlten und untereinander einen festen Zusammenhalt hatten K. F.] verschwand fast jede Woche einer. Hans Ullmann, dessen Eltern ein Hutgeschäft in der Kirchgasse besaßen, erzählte beiläufig in der Pause: ‚Wir wandern aus’. Edith Goldmann aus der Kleiststraße kam eines Morgens nicht mehr…. Auch die Lehrer gingen weg. Kurts Klassenlehrer ‚Nanty’ Fruchter heiratete Ruth Lehmann, die Lehrerin, die den Schulgarten betreute. … ‚Die beiden wanderten nach Amerika aus – und irgendwann war ich dran’“, so die Erinnerung von Kurt Beckhardt, ebd. S. 224.
[4] HHStAW 518 37946 (17). Else Bernstein war am 10.12.1886 in Kolberg geboren worden. Sie hatte den am 29.7.1888 in Ritzebüttel bei Cuxhaven geborenen Alwin Brody geheiratet. Dieser war in erster Ehe mit Gertrud Engers verheiratet gewesen, die 1924 verstarb. Die Familie lebten vor ihrer Flucht in Hamburg. Dort hatte zuletzt vor seinem Tod auch der Vater gewohnt und auch der Bruder Kurt hatte nach Auskunft der Hamburger Behörden in den 30er Jahren zumindest zeitweise dort seinen Aufenthalt. HHStAW 469-33 4276 (6). Kurt Bernstein war am 10.3.1890 ebenfalls in Kolberg geboren worden, gestorben ist er am 26.4.1952.
[5] HHStAW 518 37946 (16).
[6] HHStAW 518 47108 (10).
[7] Ebd. Clara Schwarz war am 4.4.1874 wie ihre Schwester in Guttstadt geboren worden. Über die Gründe, weshalb aber diese Adoption erst im Alter von knapp 30 Jahren vorgenommen wurde, machte Ernst Schwarz keine Angaben. Es könnte allerdings sein, dass erbrechtliche Bestimmungen hierfür maßgebend waren, denn durch die Erwachsenenadoption verlor Ernst nicht das Erbrecht gegenüber seiner leiblichen Mutter, erhielt aber das Erbrecht gegenüber seiner Adoptivmutter. Im Adressbuch von Heilsbergaus dem Jahr 1936, zu dem auch Guttstadt verwaltungsmäßig gehörte, ist ein Kaufmann Ernst Schwarz, wohnhaft in der Hindenburgstr. 125 eingetragen. Möglicherweise handelt es sich hier um den Sohn von Ida Cohn. . Siehe http://www.adressbuecher.genealogy.net/addressbook/entry/547466d31e6272f5d05f3044. (Zugriff: 21.11.2017). Ebenso ist hier eine Klara Schwarz, ohne Beruf, in Heilsberg Langgasse 25 gelistet, vermutlich die Schwester von Ida Cohn. Siehe http://adressbuecher.genealogy.net/addressbook/entry/547466dc1e6272f5d06008b4.(Zugriff: 21.11.2017).
[8] HHStAW 518 47108 (43).
[9] Die Angaben zu Ida Cohns Biografie und zum Haus in Freiburg beruhen auf den Angaben von Ernst Schwarz, dem Sohn von Ida Cohn, die dieser im Entschädigungsverfahren nach dem Krieg machte, siehe HHStAW 518 47108 (53), zur Einrichtung des Hauses auch 518 37946 (4, 18, 30).
[10] HHStAW 518 47108 (44).
[11] Ebd. Während später die Tochter des Käufers meinte, das Haus sei bei der Übernahme von mehreren Familien bewohnt worden, gab Else Brady, die Schwester von Lotte Bernstein, an, das Haus sei von einer NS-Studentengruppe genutzt worden. Siehe Ebd (48) und HHStAW 518 37946 (4).
[12] HHStAW 469-33 4276 (2).
[13] HHStAW 518 37946 (28).
[14] HHStAW 518 37946 (30). Zweifelhaft ist aber die Angabe der Schwester, dass sie nach dem Tod des Leiters der Jüdischen Schule in Mainz auch dieses Amt übernommen habe. In der Aufarbeitung der Geschichte dieser Schule durch Michael Brodhaecker gibt es dafür keinen Beleg. Lotte Bernstein findet hier keine Erwähnung, obgleich der Selbstmord von Dr. Eugen Mannheimer und der seiner arischen Frau angesichts der Geschehnisse in der Reichspogromnacht und der Zerstörung der Schule umfassend geschildert werden. Siehe Brodhaecker, Michael, Die jüdischen Bezirksschulen in Mainz und Worms – „Normalität“ in schwerer Zeit, in: Mainzer Geschichtsblätter 12, 2000 S. 52 – 74, i.B. S. 70 f.
[15] HHStAW 518 37946 (22).
[16] HHStAW 518 47108 (53).
[17] HHStAW 519/3 2376 (5, 7, 9).
[18] HHStAW 519/3 2399 (4).
[19] HHStAW 519/3 2376 (12) und 519/3 2399 (3).
[20] HHStAW 518 47108 (44).
[21] HHStAW 518 47108 (8) und 518 37946 (22).
[22] HHStAW 518 47108 (8).
[23] http://www.holocaust.cz/databaze-dokumentu/dokument/92119-cohn-ida-oznameni-o-umrti-ghetto-terezin/. (Zugriff: 21.11.2017).
[24] Einträge im Gedenkbuch des Bundesarchivs für Goldstein Hedwig und Schwarz, Clara. Über den Transport nach Auschwitz: http://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/46358-clara-schwarz/. (Zugriff: 21.11.2017). und http://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/12502-hedwig-goldstein/. (Zugriff: 21.11.2017).
[25] HHStAW 518 47108 (1).