Familie Steinberg


Judenhaus Alexandrastr. 6 Wiesbaden, Albert Frank
Das Judenhauses Aexandrastr. 6 heute
Eigene Aufnahme
Judenhaus Alexandrastr. 6, Wiesbaden
Lage des Judenhauses
Judenhaus Alexandrastr. 6, Wiesbaden
Belegung des Judenhauses Alexandrastr. 6

 

 

 

 

Obwohl Heilbrons bereits im Mai 1940 in die Alexandrastr. 6 gekommen waren, wurde das Haus erst im September / Oktober 1940 durch den Einzug der Familie Steinberg, von Siegfried Lande und der Schwestern Schartenberg zum realen Judenhaus. Am 3. September mieteten Steinbergs, Rafael Steinberg mit seiner Frau Ida und der Tochter Mirjam, für monatlich 30 RM ein Mansardenzimmer unter dem Dach, ein Zimmer für die dreiköpfige Familie.[1]

Judenhaus Alexandrastr. 6, Wiesbaden
Rafael Steinberg
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Rafael Steinberg war am 11. August 1902 in Berlin als Sohn von Willy und Hedwig Steinberg, geborene Elias, geboren worden.[2] Dort hatte er den Beruf eines Bankkaufmanns erlernt und war von August 1931 bis Ende August 1933 bei der Dresdner Bank angestellt.[3]

Danach hatte er nach den Angaben seiner Schwägerin Esther Lotte Ehrenreich noch eine kurze Anstellung bei der jüdischen Bank Carlebach & Co in Leipzig. Durch deren Schließung bereits im Jahr 1933 – sie vermutete sicher nicht zu Unrecht „durch nationalsozialistische Maßnahmen“ – sei er arbeitslos geworden und nach Wiesbaden gekommen. Am 14. April 1934 habe er hier Ida Dorner geheiratet. [4]

Möglicherweise hatte er bereits in Berlin seine aus dem galizischen Kanczuga stammende Frau kennengelernt. Wie aus dem Zensus von 1939 hervorgeht, scheint Berlin für viele Familien aus dieser im südöstlichen Polen, am Rande der Karpaten gelegenen Ortschaft eine Zuflucht vor den dort immer wieder aufflammenden Pogromen gewesen zu sein.[5]

Steinberg Rafael, IdaSteiberg Dorner, Mirjam Steinberg, Gitta Steinberg, Berta Breindl Zellerkraut Dorner, Israel Dorner, Ester Lotte Dorner, Rosa Dorner Ferster, Abraham Ferster, Klara Dorner, Hirsch Dorner, Judenhaus Alexandrastr. 6 Wiesbaden
Stammbaum der Familie Dorner Steinberg
GDB

Ob vielleicht auch Idas Eltern, Israel Dorner und seine Frau Breindel Berta, geborene Zellerkraut, die beide aus Kanczuga stammten,[6] zunächst in Berlin gelebt hatten oder die Verbindung über Bekannte in der dortigen galizischen Landsmannschaft zustande gekommen war, ist nicht bekannt, aber nicht unwahrscheinlich. Aber bereits 1917 waren die Eltern nach Wiesbaden gekommen, wo die Familie eine zentrale Rolle in der aus etwa 25 Familien bestehenden chassidischen Gemeinde spielte. Israel Dorner gehörte zu den wenigen dieser besonderen jüdischen Glaubensgemeinschaft, die auch in Wiesbaden an ihrer traditionellen Kleiderordnung festhielt. Besonders die Männer erregten in ihrem seidenen Kaftan, dem Kapelutsch, aber auch dem ungeschnittenen langen Bart einige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. [7] Israel Dorner gehörte dem „Talmud-Thora-Verein“ an, der seine Betstube, das Stibl, zunächst in der Kleinen Schwalbacher Str. 10, ab 1928 in der Blücherstr. 6 hatte.[8]

Wie die meisten osteuropäischen Juden wohnten auch Dorners ursprünglich im Wiesbadener Westend, in der Westendstr. 12, wo sie seit 1925 auch ein sehr gut gehendes Geschäft mit Häuten und Fellen, wohl aber auch mit Textilien betrieben.[9]

Israel und Breindel Dorner hatten mindestens fünf Kinder, die in einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren geboren wurden, die Töchter Esther Lotte, Rosa, Klara und Ida noch alle in Kanczuga,[10] nur das letzte Kind, Meilch / Meilach Hersch / Hirsch am 22. April 1919 in Wiesbaden.

Israel Dorner starb noch vor der Machtübernahme der Nazis am 24. Juli 1931. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof am Hellkundweg begraben.[11] Nach seinem Tod war Bertha / Breindel sicher froh, dass der neue Schwiegersohn Rafael Steinberg, der Mann ihrer Tochter Ida, in das Geschäft einstieg, das zuletzt als Textilgeschäft wohl nur noch Kurz- Weiß- und Wollwaren anbot.[12]

Judenhaus Alexandrastr. 6, Wiesbaden
Mirjam Steinberg
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Am 2. Mai 1935 wurde dem Paar die Tochter Gitta geboren, ein Jahr später, am 3. August 1936, folgte Mirjam.

Häufige Wohnungswechsel, über deren Gründe aber nichts in Erfahrung zu bringen war, kennzeichneten das Leben der jungen Familie Steinberg. Ursprünglich hatte sie am Michelsberg 15 gewohnt. Wann genau, für welche Zeit und aus welchem Grund sie dann zu der sechsköpfigen Familie der Schwester Esther Lotte, inzwischen verheiratete Ehrenreich, in die Neugasse 3 zogen, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Auch wenn ebenfalls nicht bekannt ist, wie groß die Wohnung war, so müssen es in jedem Fall sehr beengte Verhältnisse gewesen sein.[13] Am 17. März 1939 zogen sie, so die Angabe auf der Gestapo-Karteikarte, dort wieder aus. Ihre neue Adresse war die Stiftstr. 16, ein Haus, das der Jüdin Cäcilie Erteschick gehörte und bald darauf zum Judenhaus erklärt wurde. Aber noch bevor dies geschah, wechselte die Familie nach kaum vier Wochen erneut ihre Adresse. Die neue Wohnung lag in der Yorkstr. 17, einem Haus, das nicht in jüdischem Besitz war. Der nächste Umzug im Sommer des folgenden Jahres, am 1. Juli 1940, zu einem Zeitpunkt, als die Judenhäuser bereits bestanden, führte sie erneut in ein Haus, das keinem Juden gehörte. Sie lebten hier aber mit der jüdischen Familie Moser zusammen, die ebenfalls aus vier Personen bestand. Allein dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass schon dieser Umzug nicht mehr freiwillig erfolgt war. Nur zwei Monate später fand dann die Einquartierung in der Alexandrastr. 6 statt.

Allein diese ständigen Wohnungswechsel, mögen sie auch mehr oder weniger freiwillig geschehen sein, machen deutlich, dass die Familie in Wiesbaden keinen sicheren Halt mehr finden konnte. Auch wirtschaftlich stand sie am Abgrund. Am 31. August 1939 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt. Da Erträge zu dieser Zeit nicht mehr erwirtschaftet wurden, erfolgte auch keine steuerliche Veranlagung mehr.[14]

Zudem besaßen die Mutter und auch der Bruder von Ida Steinberg nur die polnische Staatsbürgerschaft. Beide mussten daher spätestens ab dem Herbst 1938 ständig mit einer Abschiebung rechnen.

Schon 1934 hatte die ältere Schwester Rosa mit ihrem Mann, dem Kaufmann und Hutmacher Abraham Ferster, den sie am 6. Dezember 1921 in Wiesbaden geheiratet hatte, und ihren sechs Kindern Deutschland mit dem Ziel Palästina verlassen.[15]

Während also Rosa Ferster mit ihrer Familie rechtzeitig die Flucht gelungen war, gerieten die übrigen Geschwister mit ihren Familien in die Fänge der NS-Schergen, nur die wenigsten entkamen, körperlich und seelisch gezeichnet von dem, was ihnen widerfahren war.

 

Meilach Hersch, der Jüngste, verließ im März 1939 im Alter von knapp 20 Jahren seine Heimatstadt, um in Polen, in Belz, eine Ausbildung zum Rabbi aufzunehmen.[16] Als ein halbes Jahr später Polen von den deutschen Truppen überfallen wurde, konnte zwar zunächst der Kontakt zur Familie in Wiesbaden noch aufrechterhalten werden. Im Herbst 1941 riss die Verbindung nach Aussage seiner Schwester Esther Lotte dann aber ab.[17] Er blieb verschollen. Wann und wo Meilach Hersch ums Leben kam, ist nicht bekannt. Sein Todestag wurde entsprechend auf den 8. Mai 1945 festgelegt.

 

Auch die Familie der Schwester Esther Lotte mit ihrem Mann Chaim / Heinrich Ehrenreich, die in Wiesbaden eine kleine Fabrikation und einen Vertrieb für Wäscheartikel unterhielten, sahen sich, spätestens nachdem man in der Reichspogromnacht ihre Wohnung und die Geschäftsräume in der Hellmundstr. 39 I und die Werkstatt in der Goebenstr. 13 überfallen und zerstört hatte,[18] veranlasst, ihre Flucht in die Wege zu leiten.

Die genauen Umstände und Abläufe sind nicht mehr zu rekonstruieren, da die Beteiligten dazu zum Teil sich selbst widersprechende Aussagen machten. So gab Esther Lotte zum einen an, dass ihr Mann Heinrich Chaim Ehrenreich mit den vier Kindern zwischen elf und achtzehn Jahren noch am 31. Dezember 1938 die Grenze nach Holland überschritten habe, sie selbst sei erst später, im Frühjahr 1939 gefolgt.[19] In einem Dokument aus dem Jahre 1957 erklärte sie dagegen, ebenfalls am 31. Dezember 1938 mit der Familie geflohen zu sein.[20] Mit dieser Frage ist eine weitere Unklarheit verbunden, nämlich wann und wie die jüngere, erst dreieinhalb Jahre alte Tochter ihrer Schwester Ida, Gitta Steinberg, aus Deutschland heraus und in Sicherheit gebracht wurde.

Diese gelangte im Frühjahr 1939 ebenfalls nach Holland. Nach einer Auskunft des Hilfswerks „Le-Ezrath Ha-Jeled“, das sich um jüdische Waisenkinder kümmerte, kam sie mit einem Kindertransport nach Holland.[21] Ihre Tante wiederum gab in dem bereits erwähnten Dokument aus dem Jahr 1957 an, Gitta sei mit ihr und ihrer Familie bereits am 31. Dezember ausgereist. Sicher ist in jedem Fall, dass Gitta bis 1943, als sie von Esther Lotte an holländische Pflegeeltern übergeben wurde, mit der Familie ihrer Tante lebte.[22]

Sie selbst gab später an, in der folgenden Zeit bis zum Ende des Krieges von neun verschiedenen holländischen Familien betreut worden zu sein. Diese hätten sie versteckt, die Straße habe sie nicht betreten dürfen, weil die Gefahr bestanden habe, dass nicht nur sie entdeckt, sondern auch die Pflegeeltern bestraft worden wären.[23] Welche traumatischen Erfahrungen für ein Kind in diesem Alter, ohne Eltern, mit diesem Leben im Verborgenen und dazu noch mit einem ständigen Wechsel der Bezugspersonen verbunden waren, kann man sich kaum vorstellen. Aber Gitta hat auf diese Weise immerhin den Holocaust überlebt. Nach dem Krieg konnte sie mit Hilfe der „Le-Ezrath Ha-Jeled“ am 7. Februar 1949 nach Israel auswandern. Hier besuchte sie mit 14 Jahren erstmals die Schule, absolvierte anschließend sogar noch ein Studium und wurde Lehrerin. Aufgenommen und unterstützt wurde sie in Israel von den dort bereits lebenden Verwandten.[24]

Dass Esther Lotte und Chaim Ehrenreich sich nicht auch von ihren eigenen Kindern trennen konnten oder wollten, wurden drei von ihnen zum Verhängnis. Seit 1941 hätten sie alle angesichts der ständigen Razzien in ständiger Angst vor Verfolgung gelebt und deswegen immer wieder die Wohnorte gewechselt. Am 15 Juli 1942 wurden dann die drei ältesten Kinder ergriffen – die genaueren Umstände sind nicht bekannt -, und in das Lager Westerbork verschleppt. Die Eltern hörten nie mehr etwas von ihnen, von Mary, von Rosa und von Moses. Alle drei wurden noch am gleichen Tag nach Auschwitz überführt. Rosa starb dort am 28. August1942, Mary einen Monat später am 30 September. Wann Moses dort umgebracht wurde, ist nicht bekannt.[25]

Auch die Eltern mit dem jüngsten Kind, der Tochter Fanny, wurden ein Jahr später am 20 Juli 1943, nachdem sie kurz zuvor die Nichte in Sicherheit gebracht hatten, selbst gefasst und nach Westerbork überführt.[26]

Kurz nach ihrer Einlieferung erhielten sie „unautorisierte“ Pässe, die sie als Bürger von El Salvador ausgaben und ihnen wie vielen anderen tausend Juden wahrscheinlich das Leben retteten. Vergeben wurden diese Papiere von George Mandel-Mantello, ursprünglich Gyorgy Mandl, einem aus Siebenbürgen stammenden jüdischen Fabrikanten, der später von Genf aus als Botschaftsattache mit Zustimmung der Regierung El Salvadors und des dortigen Konsuls Arturo Castellanos gebührenfrei wohl mehr als 10.000 solcher Nationalitätsbescheinigungen ausstellte und sie an bedrängte Juden weitergab. Mit ihnen konnte zwar nicht ausgereist werden, aber die Personen erlangten dadurch einen gewissen Schutzstatus, den offensichtlich sogar die Nazis anerkannten.[27] Wie Ehrenreichs an diese Papiere gelangten, ist nicht bekannt.

Auch wenn sie ihnen das Überleben retteten, so blieben sie vom Lagerleben selbst nicht verschont. Die schwere Arbeit, die Esther Lotte in Westerbork verrichten musste, vor allem aber die Ungewissheit über das Schicksal ihrer Kinder, führte dazu, dass sie seitdem unter verschiedenen körperlichen Gebrechen zu leiden hatte. Am 15. Februar wurden die Eltern mit dem ihnen verbliebenen Kind dann von Westerbork in das Konzentrationslager Bergen-Belsen überführt. Die Befreiung im Januar 1945 brachte ihnen noch immer keine Freiheit, denn man schickte sie zunächst in das Internierungslager Riss bei Bieberach, aus dem sie Ende Juni 1945 entlassen wurden. Trotz allem kehrten sie, gezeichnet von unvorstellbar grauenhaften Erfahrungen, vom Verlust der Kinder, nach einem kurzen Aufenthalt in Holland wieder nach Deutschland und sogar in ihre Heimatstadt Wiesbaden zurück, wo dann ein langer Kampf um die Anerkennung und Entschädigung von Haftzeiten, um die Zahlung medizinischer Versorgung und um die Bewilligung von Renten begann, der viele Aktenordner füllt. Wann sie dann nach Israel ausgewandert sind, ist nicht bekannt, aber dort haben sie ihre letzte Ruhe gefunden.[28]

 

Auch Rafael Steinberg plante, sich mit seiner Frau und der jüngeren Tochter Mirjam in Sicherheit zu bringen. Da sie vermutlich davon ausgingen, dass auch Gitta nach England kommen würde, hatten sie offensichtlich einen Ausreiseantrag für dieses Land eingereicht, zumindest ist dieses Ziel im Antrag für die Versendung von Reisegepäck angegeben, den Rafael Steinberg am 26. Juni 1939 bei der Devisenstelle eingereicht hatte. Es handelt sich um jeweils eine knappe Liste für jeden, auf der nur die allernötigsten Kleidungsstücke eingetragen sind. Der Antrag wurde ohne Beanstandung akzeptiert.[29] Wieso die Ausreise dennoch nicht gelang, ist nicht bekannt. Möglichweise war das Vorhaben aufgegeben worden, nachdem klar war, dass Gitta anders als vielleicht geplant in Holland geblieben war. Da Esther Lotte noch bis 1941 Kontakt zu ihrem polnischen Bruder hatte, wird man annehmen können, dass zumindest noch für eine gewisse Zeit die Eltern über den Verbleib ihrer Tochter informiert waren. Dennoch werden die Ängste um das Kind, die Zweifel, ob man die richtige Entscheidung getroffen hatte, wie in all den anderen gleichen Fällen, auch Ida und Rafael Steinberg zermürbt haben. Spätestens mit ihrer Einweisung in das Judenhaus am 3. September 1940 mussten die Eltern wissen, dass sie ihre Tochter, wenn überhaupt, so schnell nicht mehr würden wiedersehen können.

Rafael wurde in dieser Zeit vom 20. Oktober 1941 bis zum 8. Juni 1942 noch zur Zwangsarbeit, u.a. bei einer Idsteiner Firma herangezogen.[30] Zwei Tage später, am 10 Juni, wurde er mit seiner Frau und mit der Tochter Mirjam „nach dem Osten evakuiert“. Während Ida und ihre Tochter Mirjam unmittelbar nach der Ankunft im Vernichtungslager Sobibor umgebracht wurden, wurde Rafael Steinberg in Lublin von den beiden getrennt und als einer von etwa 200 bis 250 Männern des insgesamt 1253 Personen umfassenden Transports für einen Arbeitseinsatz in Majdanek selektiert. Hier verstarb er schon wenige Wochen später am 22 Juli 1942.[31]

Für Bertha Dorner, die Mutter von Esther Lotte und Ida, die bis 1939 in der Westendstr. 12 wohnen geblieben war, begann danach eine wahre Odyssee. Allein im Jahr 1939 zog sie nach den Eintragungen in ihrer Gestapo-Karteikarte viermal um. Für etwa sechs Wochen lebte sie in einem Judenhaus, dem in der Friedrichstr. 33. Am 1. September 1942 wurde sie aus ihrer Wohnung in Wiesbaden-Biebrich in der Sackgasse 2 deportiert. Unter der Transportnummer XII/2 – 673 wurde sie zunächst nach Theresienstadt, dann am 29. September, diesmal mit der Nummer Bs-1644 versehen, in das Vernichtungslager Treblinka verbracht.[32] Man muss davon ausgehen, dass sie dort unmittelbar nach Ankunft des Zuges am 1. oder 2. Oktober 1942 ermordet wurde.

 

 

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Anmerkungen:

 

[1] Unbekannte Liste X3.

[2] HHStAW 518 59492 (45). Im Erinnerungsblatt  des Aktiven Museums Spiegelgasse für die Familie Steinberg wird gesagt, dass der Familie der Eltern von Rafael Steinberg ein privates Bankhaus gehört habe. Es wird sich dabei um das Bankhaus Paul Steinberg gehandelt haben, das Ingo Köhler als „Börsenbankhaus“ bezeichnet, ein Bankhaus, das sich auf den Devisen- und Aktienhandel spezialisiert hatte. Ab 1935 wurden diesen Häusern wegen geringster Anlässe der Besuch der Börsen und damit der entsprechende Handel verwehrt, was diese unweigerlich in den Ruin trieb. Das Bankhaus Paul Steinberg wurde 1938 liquidiert. Siehe Köhler, Ingo, Die ‚Arisierung’ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung, Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte Bd. 14, München 2005, S. 410 f. dazu Anm. 682 und S. 593.

[3] HHStAW 518 59492 (79).

[4] HHStAW 518 59492 (23).. Über die Beschäftigungsdauer bei diesem Bankhaus lagen beim Beamtenversicherungsverein des Deutschen Bankgewerbes keine Unterlagen vor. Es kann sich daher nur um eine sehr kurzzeitige Tätigkeit gehandelt haben.

[5] Das in der ehemaligen K&K-Monarchie gelegene Kanzcuga muss in vielerlei Hinsicht dem klassischen Schtetl entsprochen haben – verbunden mit allem Leid, das nach 1939 damit unweigerlich einher ging: “The first recorded Jewish presence in the town dates back to 1638, with the total Jewish population numbering 967 in 1921. By the start of World War II Jews made up more than 80% of the town´s population – a fact that did not save them from the Nazis, who rounded them up in 1942 and marched them to the Kanczuga cemetery, where they murdered them and buried them in a mass grave.”

http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/127441. (Zugriff 27.3.2020). Siehe zu Kanzcuga auch http://kanczuga.org/. (Zugriff: 18.11.2017).

[6] Israel Dorner war 1872, Breindel am 10. 2.1873 dort geboren worden. Nach dem von der Nichte Rut Bleiberg Ferster in Yad Vashem hinterlegten Erinnerungsblatt für Bertha Breindel hießen ihre Eltern Hersh und Meirim, siehe http://yvng.yadvashem.org/remote/namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/NEW_APP/SRIKA_DAFED/20112011_8742/284.jpg?width=700.

[7] Schneider, Familie Tiefenbrunner, S. 128 ff. Hier ist auch ein Bild von Israel Dorner abgedruckt. Er gehörte zu den Gefolgsleuten des Belzer Rebben Yissachar Dov Rokeach, den er nach dort mehrfach besucht haben soll. Ebd. S. 133.

[8] Zur Bedeutung dieses Vereins siehe Schneider, Familie Tiefenbrunner, S. 136 ff. Israel Dorner hatte nach einer Skizze von Monju Tiefenbrunner seinen festen Platz in der zweiten Reihe des Bethauses. Über die Zerstörung des Hauses in der Pogromnacht liegt ein Bericht von Salomon Still vor, HHStAW 518 903 Bd. 1 (59).

[9] Schneider, Familie Tiefenbrunner, S. 122. Laut Auskunft des Magistrats der Stadt Wiesbaden wurde das Geschäft am 2.1.1925 gegründet, siehe HHStAW 518 55257 (31).

[10] Esther Lotte wurde am 8. Januar 1897, Rosa am 6. März 1899 Klara, etwa 1901 und Ida am 25. Dezember 1908 geboren.

[11] Grabsteininschrift von Israel Dorner auf dem Friedhof am Hellkundweg:
Israel, Sohn von Moshe
gestorben 24, Juli 1931
Hier ruht
ein furchtsamer und wohltätiger Mann,
war weise und half den Armen,
sah und lehrte die Thora Kindern und Erwachsenen.
Glaube und Sicherheit waren alle Tage mit ihm.
Lehrte seine Söhne dem Weg Gottes zu folgen
Der Chassid und verstorbene Herr Israel Sohn von Moshe, er ruhe in Frieden.
Starb am Vorabend des heiligen Shabbat 10. Av 691.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.

Siehe Eintrag in der Genealogischen Datenbank der Paul-Lazarus-Stiftung Wiesbaden.

Die Tochter Klara war schon zuvor im Alter von nur 21 Jahren am 27. Dezember 1922 verstorben, siehe http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigitalisate.hadis.hessen.de%2Fhstam%2F925%2F2830.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=465&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=cf1daa90f4e5e6ee2cbf9120957c77d1. (Zugriff: 18.11.2017).

[12] HHStAW 518 52257 (29). Angaben über den damaligen Umfang der Geschäftstätigkeit und über das Einkommen lagen schon in den Nachkriegsjahren nicht mehr vor.

[13] Es kann nicht als gesichert angesehen werden, dass die diesbezügliche Angabe auf der Gestapo-Karteikarte richtig ist, denn in den Entschädigungsakten der Schwester und des Schwagers findet dieses Zusammenleben keine Erwähnung.

[14] HHStAW 518 55257 (31).

[15] HHStAW 518 741 (3,4) Heiratsurkunde. Zur den näheren Umständen der Ausreise siehe die Erklärung von Rosa Ferster ebd. (41 f.). Darin ist detailliert aufgeführt, welche Möbelstücke und Geschäftseinrichtungen zurückgelassen bzw. verschleudert werden mussten.
Dem Paar wurden insgesamt 8 Kinder geboren, die ersten 6 noch in Wiesbaden, die letzten beiden in Jerusalem, siehe dazu den Eintrag in der Genealogischen Datenbank der Paul-Lazarus-Stiftung Wiesbaden und Schneider, Familie Tiefenbrunner, S. 228. Abraham Ferster hatte gemeinsam  mit Leopold Perlmann eine Hutmacherwerkstatt in der Goebenstr. 13 und einen Hutgeschäft betrieben. Nach verschiedenen Zeugenaussagen sollen die Unternehmungen den Inhabern ein recht gutes Einkommen erbracht haben. Siehe HHStAW 518 741 (12 ff.). Die Fabrik und der Laden in der Jerusalemer Altstadt ist auch heute noch der bedeutendste Anlaufpunkt für die verschiedenen Gruppierungen orthodoxer Juden, um sich hier mit diesem besonderen Kleidungsstück auszustatten, das für sie weit mehr als nur eine Kopfbedeckung ist. Siehe u. a. https://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/Presse/FAZaS27-12-09.pdf. (Zugriff: 23.1.2021).

[16] Diese Angabe ist der Genealogischen Datenbank der Paul-Lazarus-Stiftung Wiesbaden entnommen. Die Schwester Esther Lotte Ehrenreich gab im späteren Entschädigungsverfahren an, ihr Bruder sei geflüchtet, siehe HHStAW 518 55257 (19). Im Gedenkbuch des Bundesarchivs wird eine Ausweisung als Grund für die Ausreise genannt. Auf der Gestapo-Karteikarte seiner Mutter Bertha Breindel Dorner ist lapidar „Sohn: am 15.3.39 nach Belz, Polen“ vermerkt.

[17] HHStAW 518 55257 (19).

[18] HHStAW 518 75114 (236-239).

[19] HHStAW 518 74357 (16). Diese Variante beruht auf ihren Angaben, die in der Anamnese eines ärztlichen Gutachtens aus dem Jahr 1955 festgehalten sind.

[20] HHStAW 518 78947 (8)

[21] HHStAW 518 59492 (5).

[22] HHStAW 518 78947 (17)

[23] HHStAW 518 78947 (17)

[24] Ebd. (17)

[25] Die Angaben zum Schicksal der Kinder sind dem Gedenkbuch des Bundesarchivs entnommen.

[26] HHStAW 518 75114 (48).

[27] Die beiden Nationalitätsbescheinigungen, die auch für Fanny gültig waren, sind mit Passbildern im United States Holocaust Memorial Museum archiviert. Siehe https://collections.ushmm.org/search/catalog/pa1169336 (Zugriff: 18.11.2017). Montello hat darüber hinaus versucht auch gemeinsam mit Roul Walllenberg die Vernichtung der ungarischen Juden zu verhindern, überhaupt Politiker und die Weltöffentlichkeit über die Geschehnisse in den Vernichtungslagern zu informieren. Arturo Castellanos, der Botschafter von El Salvador in Genf wurde für seinen Einsatz  in die Liste der ‚Gerechten unter den Völkern’ aufgenommen. Die Zahl dieser „Schutzbriefe“ ist heute nicht mehr zu klären. In der Literatur schwanken die Angaben zwischen mehreren Hundert und 40.000.

[28] HHStAW 518 75114 (36). Esther Lotte verstarb am 23 4.1973, ihr Mann Chaim am 21.5.1970 in Jerusalem. Fanny wanderte später in die USA aus.

[29] HHStAW 519/3 1947 (1-6).

[30] HHStAW 518 59492 (30). Um welche Firma es sich handelte ist in den Akten nicht angeführt. Bekannt ist aber, das in den „Idsteiner Lederwerken Landauer-Donner-AG“ Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, siehe Brüchert, Hedwig, Zwangsarbeit in Wiesbaden . Der Einsatz von Zwangsarbeitskräften in der Wiesbadener Kriegswirtschaft 1939 bis 1945, Wiesbaden 2003, S. 251 ff.

[31] HHStAW 518 59492 (45). Sterbeurkunde von Rafael Steinberg. Dazu siehe Gottwaldt, Schulle, Judendeportationen, S. 214. Der offizielle Todestag von Ida und Mirjam Steinberg ist der 8.5.1945.

[32] HHStAW 518 55257 (39). Die angegebene Zugnummer führte nicht, wie in der Genealogische Datenbank der Paul-Lazarus-Stiftung angegeben nach Maly Trascjanec, sondern nach Treblinka, siehe Gottwaldt, Schulle, Judendeportationen, S. 227. Auch das Gedenkbuch des Bundesarchivs gibt als Todesort Treblinka an.