Sally Kaufmann


Kaiser-Friedrich-Ring 43, Wiesbaden, Judenhaus, Henri Bloch, Raymonde Bloch
Das ehemalige Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 43 heute
Eigene Aufnahme
Kaiser-Friedrich-Ring 43, Wiesbaden, Judenhaus, Henri Bloch, Raymonde Bloch
Lage des ehemaligen Judenhauses Kaiser-Friedrich-Ring 43
Judenhaus Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 43,
Belegung des Judenhauses Kaiser-Friedrich-Ring 43

 

 

 

 

 

 

 


Noch weniger als über seine zeitweiligen Vermieterinnen, die Schwestern Jenny und Paula Marx, ist über deren Mieter und Pensionsgast Sally Kaufmann bekannt. Seine Vorfahren und auch er selbst stammten aus dem Vogelsberg. Die Vornamen in der Form von Samuel, Schmuel oder auch Sally lassen sich in allen Generationen der dort ansässigen Kaufmanns finden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war es drei der Söhne von Salomon Kaufmann erlaubt worden, sich in der Stadt Schotten trotz größerem Widerstand des Rats niederzulassen. Die Vorbehalte bezogen sich im Besonderen auf den 1783 geborenen Schmuel, den Urgroßvater des späteren Wiesbadener Bürgers. Man habe schon zwei Söhne von Salomon Kaufmann aufgenommen, gemeint waren Seligmann und Israel, „folglich die Stadt Schotten allbereits mit Hausgesäßen der Juden stark beschwertet sei, diese (…) in Krämerei und bürgerliche Händel sich einmischen, folglich  (…) besonders den bürgerlichen Krämern großen Abbruch thun.“[1]

Samuel Kaufmann, Sally Kaufmann, Auguste Kaufmann Kleineibst, Siegmund Kleineibst, Juden Schotten, Juden Braunfels, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 43, KLaus Flick
Stammbaum der Familien Kaufmann und Kleineibst
GDB

Dennoch hatte der Rat dem Vieh- und Warenhändler Samuel / Schmul Kaufmann, der 1768 nach Schotten heiratete – der Name seiner Frau ist allerdings nicht bekannt – letztlich die Erlaubnis erteilt, in der Stadt zu bleiben. In seiner Ehe waren mindestens drei Kinder geboren worden, Samuel (junior), Sallys Großvater, war das zweite Kind, geboren im Jahr 1775. Er übte nicht nur mehrfach das Amt des Vorstehers der jüdischen Gemeinde aus, sondern er war auch zu einem wirtschaftlich erfolgreichen und anerkannten Bürger der Stadt aufgestiegen. So wurde sein Antrag auf Aufnahme in die Bürgerschaft aus dem Jahr 1821 mit den folgenden Worten positiv beschieden: „Der Supplikant Samuel Kaufmann ist vor über 20 Jahren als Schutz- und Handelsjude hierher rezipirt worden, hat eine Frau und 6 Kinder, sich und diese bisher durch Handelschaft mit Ellenwaren und kleinen Viehhändel, ohne in bürgerliche Nahrungsmittel einzugreifen, sehr ordentlich ernähret und besitzt ein Vermögen von 3.000 bis 4.000 Gulden; es wird ihm deshalb wegen seiner Bitte um Rezeption in die hiesige Bürgerschaft von Seiten des Stadtvorstandes kein Hindernis gemacht und ihm eingeräumt, alle Nutzniesungen in im gleichen Maaße wie die Bürger … in Anspruch zu nehmen …“[2] Über ihn selbst liegen nur wenige Informationen vor.

Samuel Kaufmann, Sally Kaufmann, Auguste Kaufmann Kleineibst, Siegmund Kleineibst, Juden Schotten, Juden Braunfels, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 43, KLaus Flick
Grab von Roese / Therese Kaufmann auf dem Jüdischen Friedhof in Schotten
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/15/sn/juf?q=Kaufmann&fq[]=zeit0%3A19.+Jahrhundert
Samuel Kaufmanns Sohn gleichen Namens, deswegen der Zusatz „junior“, hatte mit seiner Frau Roese / Rese Michel bzw. Roese Salomon aus Münzenberg, die er 1801 geheiratet hatte, insgesamt neun Kinder.[3] Der 1816 geborene Sohn, der wiederum den Namen Samuel erhielt, war deren siebtes Kind und vermutlich der Vater von Sally Kaufmann.[4] Laut der Ehebescheinigung heiratete der 1816 geborene Handelsmann und jüngste Samuel Kaufmann am 23. November 1852 in Schotten Betty Fürth, [5] die am 25. Juli 1832 in der Wetteraustadt Münzenberg als Tochter des Religionslehrers Isaac Jacob Fürth zur Welt gekommen war.[6] Soweit bekannt hatte das Paar insgesamt fünf Kinder, ausschließlich Söhne. Der älteste, Karl, wurde nur zwei Jahre alt,[7] der jüngste, der am 29. Juni 1868 geborene Hugo, erlangte später nach seiner Ausbildung am Frankfurter Städel als Bildhauer eine größere Bedeutung in der Kunstwelt. In verschiedenen Städten, u. a. in Frankfurt und München, sind Werke von ihm an öffentlichen Plätzen zu sehen.[8] Über das Leben der beiden Brüder Jacob und Nathan liegen keine weiteren Informationen vor.[9]

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Das Haus in der Vogelsbergstr. 102, in dem Sally Kaufmann in Schotten zuletzt lebte.
Das Foto wurde mir dankeswerter Weise von M. Schlosser, Schotten, zur Verfügung gestellt.

Sally selbst war am 30. Juli 1861 im Schotten im Haus Nr. 335 geboren worden. Später lebte er dort in der Vogelsbergstr. 102.[10] Wann der ledig gebliebene Sally Kaufmann, der von Beruf kaufmännischer Angestellter war, seine Heimatstadt verlassen hatte, ist nicht bekannt. Aber bevor er nach Wiesbaden kam, lebte er offensichtlich eine gewisse Zeit in Frankfurt, wie aus den Eintragungen in den Registrierungsakten Schottens hervorgeht.[11]

Dass er zuletzt in Wiesbaden wohnte, hatte möglicherweise seinen Grund darin, dass sich dort seit etwa 1915 vermutlich ein Verwandter niedergelassen hatte. Der damals verwitwete Eduard Kleineibst war mit seiner Tochter Clothilde nach dem Tod seine Frau Johanna, geborene Jessel, von Braunfels dorthin gezogen. Eduards Mutter Guste / Auguste Kleineibst, verheiratet mit Siegmund Kleineibst, war eine geborene Kaufmann aus Schotten. Auch wenn die genealogischen Verbindungen nicht ganz sicher sind, war Auguste Kaufmann vermutlich die jüngste Schwester von Sally Kaufmanns Vater Samuel Kaufmann junior II und somit seine Tante. Eduard Kleineibst wäre dann der angeheiratete Cousin von Sally Kaufmann gewesen und Clothilde seine Großnichte.[12]

Sally Kaufmanns erste in Wiesbaden feststellbare Adresse ist die, die im Jüdischen Adressbuch von 1935 eingetragen wurde. Damals wohnte er in der Oranienstr. 54. Das Haus gehörte der jüdischen Familie Trief, bzw. eigentlich deren Firma ‚Trief &Co’, die im Wiesbadener Adressbuch zwar als Eierhandlung bezeichnet wird, eigentlich aber eine gut gehende Lebensmittelgroßhandlung war.[13] Die Familie stammte ursprünglich aus Osteuropa, war aber bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland zugewandert. Sally Kaufmanns Name ist aber weder im städtischen Adressbuch des Jahres 1935, noch in einem der anderen Jahrgänge aufgeführt, da er, inzwischen im Ruhestand, sich wohl immer nur als Untermieter einquartierte.

1938 wurde das Geschäft der Triefs samt dem Gebäude in der Oranienstraße arisiert und vermutlich wurde damals auch Sally Kaufmann genötigt, sich eine neue Bleibe zu suchen. Als er im Sommer 1938 im Rahmen der vom NS-Staat angeordneten generellen Kontrolle jüdischer Vermögen gezwungen wurde, eine Vermögenserklärung abzugeben, war darauf seine neue Adresse mit Mittelheimer Str. 8 angegeben.[14] Auf seiner Gestapokarteikarte ist als Vermieter Wolf genannt. Laut Wiesbadener Adressbuch wohnte im ersten Stock des Vorderhauses eine A. Wolf, die von Beruf „Bürobeamtin“ war. In den Unterlagen über die damalige jüdische Bevölkerung Wiesbadens gibt es keinen Hinweis darauf, dass sie Jüdin gewesen sein könnte. Das wird auch der Grund gewesen sein, weshalb er diese Unterkunft schon bald wieder verlor und am 26. September 1939 in das spätere Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 43 umziehen musste. Dort erhielt er ein Zimmer in der Erdgeschosswohnung bei den Schwestern Jenny und Paula Marx. Das Untermietverhältnis implizierte auch die tägliche Verpflegung, weshalb die Miete beträchtliche 120 RM monatlich betrug. Seine weiteren Ausgaben bezifferte er monatlich auf etwa 85 RM. Die Angaben stammen aus einer Vermögenserklärung, zu deren Abgabe er im Rahmen einer gegen ihn erlassenen Sicherungsanordnung im März 1940 verpflichtet war. Darin gab er auch an, ein Bankkonto mit knapp 1.400 RM zu besitzen, sein Jahreseinkommen bezifferte er auf etwa 2.000 bis 2.500 RM.[15] Es setzte sich aus einem monatlichen Ruhegehalt von 135 RM und einer Rente der Reichsversicherungsanstalt in der Höhe von 97 RM zusammen.[16]

Zwar war er mit seinem geringen Vermögen unter der Bemessungsgrenze von 5.000 RM für die im Gefolge des Novemberpogroms den Juden auferlegte Sühneleistung geblieben, sodass er von dieser Sondersteuer verschont blieb,[17] die Sicherungsanordnung wurde aber dennoch in Kraft gesetzt und beschränkte seine monatlich frei verfügbaren finanziellen Mittel auf 200 RM.[18]

Im Briefwechsel mit dem Finanzamt Wiesbaden hatte der damals fast Achtzigjährige in klarer, schön geschwungener Handschrift dem Amt ein Schreiben zukommen lassen, das vielleicht auch einen Rückschluss auf die Persönlichkeit von Sally Kaufmann zulässt. Man hatte den Einkommensteuerbescheid für das Jahr 1940 an „Sally Israel Kaufmann“ adressiert, worauf er mit folgenden Worten reagierte:

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Sally Kaufmann verweigert den Zwangsnamen ‚Israel‘
HHStAW 685 393 (24)

“Auf der Adresse Ihres Einkommensteuerbescheids vom 31.5.1940 haben Sie meinem Namen: Sally Kaufmann noch den Zusatz: Israel beigefügt. Der Vorname ‚Sally’ bedarf jedoch laut Verordnung dieses Zusatzes nicht, wie Sie auch aus meiner Kennkarte A00586 zu überzeugen belieben.
Ich bitte daher diesen Zusatz auf erwähnter Adresse gefälligst streichen und diese Änderung auch in Ihren Akten vermerken zu wollen.“
[19]
Ganz sicher ist diese Aufforderung nicht als Entsolidarisierung mit der jüdischen Gemeinschaft misszuverstehen, sondern es handelt sich vielmehr um den mutigen Schritt eines alten Mannes, der gegenüber den Amtsträgern und Bürokraten des NS-Staates auf seinen ohnehin eingeschränkten Rechten bestand und den Adressaten damit zugleich ihre Inkompetenz bei der Umsetzung ihrer eigenen, verschrobenen Gesetzgebung vor Augen führte.

Nicht mehr nachzuvollziehen sind die Gründe, die dazu führten, dass Sally Kaufmann am 16. August 1941 wieder aus dem Judenhaus aus- und in die Rauenthaler Str. 6 einzog – ein Haus, das nicht als Judenhaus ausgewiesen war, nicht einmal einem Juden gehörte. In jedem Fall zu dieser Zeit ein eher ungewöhnlicher Vorgang. Dort wohnte als einziger Jude Leo Lesem mit seiner katholischen Frau Klara Agnes.[20] In dessen Wohnung im ersten Stock erhielt er, wie aus seinem Schreiben an die Devisenstelle in Frankfurt vom gleichen Tag hervorgeht, eine neue Bleibe.[21]

Sally Kaufmann blieb in der Rauenthaler Str. 6 ungefähr ein Jahr. Über seine Zeit dort liegen keine Informationen vor. Immerhin ist aber auf dem Deckel seiner Devisenakte die Adressensänderung vermerkt. Auf der letzten Seite der nur aus sechs Blättern bestehenden Akte wird am 9. Oktober 1942 der Einzug seines Vermögens zu Gunsten des nationalsozialistischen Staates verfügt.[22]

Samuel Kaufmann, Sally Kaufmann, Auguste Kaufmann Kleineibst, Siegmund Kleineibst, Juden Schotten, Juden Braunfels, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 43, KLaus Flick
Karteikarte für Sally Kaufmann aus Theresienstadt
https://collections.arolsen-archives.org/archive/4995251/?p=1&s=Sally%20Kaufmann&doc_id=4995251

Sally Kaufmann war zuvor am 1. September 1942 mit dem letzten großen Transport aus Wiesbaden, der zumeist aus älteren und nicht mehr arbeitsfähigen Menschen bestand – seine Arbeitsunfähigkeit war auf seiner Gestapokarteikarte vermerkt worden –, nach Theresienstadt deportiert worden.[23] Laut seiner Todesfallanzeige war er dort im Gebäude A II untergebracht worden. Nur drei Wochen überlebte er das dortige Lagerleben. Am Morgen des 22. September 1942 starb er an einem Darmkatarrh.[24]

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Todesfallanzeige für Sally Kaufmann aus Theresienstadt
https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/83854-kaufmann-sally-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Der Todesfallanzeige ist zu entnehmen, dass damals auch Clothilde Isaar, geborene Kleineibst, in Theresienstadt untergebracht war. Clothilde Isaar, die Tochter von Eduard und Johanna Kleineibst, war allerdings nicht, wie in dem Formular angegeben, Sally Kaufmanns Cousine, sondern seine Großnichte. Sie blieb nur bis zum 29. September in Theresienstadt, wurde dann mit dem Transport Bs 1661 am 29. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet.
Eduard Kleineibsts Bruder Hugo, somit der Onkel von Clothilde, der mit dem gleichen Transport wie sein Bruder und seine Nichte ebenfalls am 1. September 1942 von Frankfurt nach Theresienstadt verbracht worden war, hatte sich wenige Tage zuvor am 25. September mit einem Strang dort selbst das Leben genommen.[25]

 

Veröffentlicht: 10. 07. 2021

 

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Anmerkungen:

[1] Zit. nach Müller, Juden in Schotten, S. 50, 52, Einträge 101 und 104. Siehe hier auch zu den folgenden Ausführungen über die Familie Kaufmann aus Schotten.

[2] Ebd. S. 53 Eintrag 107.

[3] Roese / Rese Michel – so im Buch von Müller benannt – hätte nach alter patronymischer Namensgebung eigentlich Roese, Tochter des Salomon, heißen müssen. Dieser war wiederum der Sohn von einem Michel, hieß also Salomon Michel. Die verkürzte Benennung der Tochter mit Roese Michel ist insofern eigentlich nicht korrekt, zumal der Name Michel nicht zum festen Familienname der Gelnhausener Familie wurde. Im Sterbeeintrag der Tochter Guste / Auguste wird der Name ihrer Mutter nämlich mit Therese Lorsch angegeben. Der stark abweichende Nachname erklärt sich vermutlich dadurch, dass zwischen Eheschließung und Tod auch in ihrem Heimatort Gelnhausen die Juden feste Familiennamen annehmen mussten. Lorsch wurde dort zu einem sehr häufig auftretenden Namen.

[4]Vermutlich“, weil in der Bescheinigung der Eheschließung durch den Rabbi Levi die Eltern des Bräutigams Samuel Kaufmann nicht erwähnt sind. Aber ein anderer Samuel Kaufmann aus Schotten als derjenige, der in einer Liste von 1829 als Sohn von Samuel Kaufmann junior erwähnt wird, und von seinem Geburtsjahrgang her im Jahr 1852 eine Ehe hätte schließen können, ist laut einer ergänzenden Mitteilung von Müller nicht bekannt.

[5] Ebd. S. 53 f., Eintrag 103.

[6] Ebd. S. 57, Eintrag 114.

[7] Karl war am 17.12.1853 geboren worden, er verstarb am 23.11.1852, ebd.

[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Kaufmann, (Zugriff: 10.7.2021), hier auch weiterführende Literatur.

[9] Jacob wurde am 27.3.1857 geboren, sein Todestag ist nicht bekannt. Er war zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Frankfurt verzogen. Von Nathan ist nur das Geburtsdatum, der 9.8.1864, bekannt, siehe Müller Juden in Schotten, S. 57, Eintrag 114.

[10] Vor diesem Haus wurde 2015 ein Stolperstein zur Erinnerung an ihn verlegt, siehe https://www.vogelsbergschule-schotten.de/ins-buch-des-lebens-eingeschrieben/. (Zugriff: 10.7.2021)

[11] Müller, Juden in Schotten, S. 57, Eintrag 114.

[12] Weshalb die Verbindung als nicht völlig gesichert bezeichnet werden muss, liegt an mehreren Widersprüchen bzw. Abweichungen in den Geburts- und Sterbeunterlagen. Auguste Kleineibst war laut Inschrift auf ihrem Grabstein, am 19.2.1822 in Schotten, geboren worden, Müller, Juden in Schotten, S. 54 gibt den 20.2.1922 als Geburtsdatum an. Diese Differenz resultiert nur aus der Umrechnung hebräischen Zeitangabe in unseren Kalender. Problematischer sind die Angaben im Zusammenhang mit ihrem Ableben. Zunächst ist bei Müller, Juden in Schotten, S. 54, Eintrag 107.9, angegeben, Auguste Kaufmann sei als Auguste Kleineibst am 18.6.1807 in Burghaun verstorben und begraben worden. In den Sterberegistern des Jahres 1907 von Burghaun ist aber kein Eintrag mit diesem Namen zu finden. Diese falsche Angabe steht zwar noch in Buch von Müller, ist aber inzwischen vom Autoren als falsch erkannt worden. Grund für den Fehler ist eine Verwechslung von Burghaun mit Burgsolms, wo die Verstorbene tatsächlich begraben wurde. Siehe dazu Schmidt, Grabsteinbestand des jüdischen Friedhofs Burgsolms, S. 61, Eintrag 121. Verstorben war sie am 18.6.1907 allerdings in Braunfels, wo auch im dortigen Standesamt ihr Tod registriert wurde, siehe Sterberegister Braunfels 14 / 1907. Die Angaben in diesem Eintrag weichen allerdings in einem wesentlichen Punkt gegenüber der Überlieferung aus Schotten ab. Es heißt dort, sie sei die Tochter von Jakob und Therese Kaufmann, geborene Lorsch, aus Schotten gewesen. Im LAGIS-Eintrag wird darauf verwiesen, dass ein solches Ehepaar in Schotten nicht bekannt sei. Siehe https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/mode/list/setmode/list/current/3/page/1/sn/juf/entryType/h?register=ort&entry=Schotten. (Zugriff: 10.7.2021). Zur erklärbaren Differenz beim Namen der Mutter Therese Kaufmann, geborene Lorsch, statt Roese Michel siehe oben Anm. 3. Nicht wirklich nachzuvollziehen sind aber die unterschiedlichen Vornamen des Vaters, der nach den Schottener Unterlagen unzweifelhaft Samuel Kaufmann war, in Braunfels aber mit Jakob bezeichnet wird. Eine mögliche, aber nicht wirklich befriedigende Erklärung könnte sein, dass der Überbringer der Todesnachricht, der Sohn Hugo Kleineibst, den Vornamen seines Großvaters mit dem von dessen älterem Bruder Jacob verwechselt hatte. Zumindest gibt es keinen Hinweis darauf, dass Gustes Mutter nach dem Tod ihres Mannes Samuel im Jahr 1825 noch einmal eine weitere Ehe mit einem Jakob Kaufmann, möglicherweise einem Verwandten des ersten Ehemanns eingegangen wäre.
Wenn diese Unklarheiten auch hier nicht aufgelöst werden können, so ist dennoch mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die in Braunfels verstorbene Guste Kleineibst die Tochter von Samuel und Roese Kaufmann und somit eine Tante von Sally Kaufmann war, es also auch eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem Wiesbadener jüdischen Bürgern Sally Kaufmann und der ebenfalls dort angesiedelten Familie Kleineibst gab. Zur Familie Kleineibst siehe ausführlich oben im Kapitel zum Judenhaus Alexandrastr. 6.

[13] Zur Familie Trief siehe das Erinnerungsblatt des Aktiven Museums Spiegelgasse http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Trief-Karl.pdf. (Zugriff: 10.7.2021). Triefs wohnten selbst nicht in dem Haus, sondern in der Schenkendorffstr. 3.

[14] HHStAW 685 393b (1).

[15] HHStAW 519/3 3307 (3).

[16] HHStAW 685 393b (1).

[17] HHStAW 685 393b. (3).

[18] HHStAW 519/3 3307 (5).

[19] HHStAW 685 393 (24). Siehe dazu das Ministerialblatt, in dem die Bestimmungen der Zweiten Namensänderungsverordnung bezüglich der Vornamen präzisiert wurden. Hierin findet sich auch die Liste der Namen, bei denen auf die Führung des Namens Israel bzw. Sara verzichtet wurde. Siehe https://de.wikisource.org/wiki/Richtlinien_%C3%BCber_die_F%C3%BChrung_von_Vornamen. (Zugriff: 10.7.2021).

[20] Zum Schicksal der Familie Lesem siehe das Erinnerungsblatt des Aktive Museum Spiegelgasse http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Lesem-Leo.pdf. (Zugriff: 10.7.2021).

[21] HHStAW 685 393 (6).

[22] HHStAW 519/3 3307 (6).

[23] Zu diesem Transport siehe Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 317 und Kingreen, Großmarkthalle, S. 174 ff.

[24] https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/83854-kaufmann-sally-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/, (Zugriff: 10.7.2021).

[25] https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/84280-kleineibst-hugo-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/. (Zugriff: 10.7.2021).