Das Ehepaar Glogowski kam als letztes in das Judenhaus in der Lanzstr. 6. Nur ein halbes Jahr blieben die beiden dort, dann stand auch für sie die Deportation nach Lublin und in das Vernichtungslager Sobibor an.[1]
Wann die beiden sich in Wiesbaden niederließen, ist auf Grundlage der dort vorhandenen Unterlagen nicht genau datierbar. In den Wiesbadener Adressbüchern der späten 30er Jahre sind sie überhaupt nicht aufgeführt, obwohl es außer Frage steht, dass sie ihre letzten vier Lebensjahre in der Stadt verbrachten. Und auf ihrer Gestapokarteikarte ist leider kein Zugangsdatum vermerkt, aber Gertrud Lewinbergs Bruder Fritz, der nach dem Krieg ein Entschädigungsverfahren beantragte, gab an, sie hätten seit 1937 in Wiesbaden gelebt.[2] Das ist nicht ganz richtig, denn laut der Meldekartei von Göttingen hatten sich Arnold und Gertrud Glogowski erst am 4. Januar 1938 aus der Stadt an der Leine nach Wiesbaden abgemeldet.[3]
Aber nicht nur die letzten Jahre in Wiesbaden, sondern auch das Leben des Paares zuvor ist bisher nur bruchstückhaft zu rekonstruieren. Geboren wurden beide in dem heutigen Polen, Arnold Glogowski in Kempen, dem heutigen Kepno, auf halbem Weg zwischen Breslau und Posen gelegen. Früher gehörte die Kleinstadt zum preußischen Regierungsbezirk Posen, als Arnold Glogowski am 20. Februar 1888 geboren wurde,[4] war sie Teil des 1871gegründeten Deutschen Reichs. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs fiel die Region dann an die Republik Polen.
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert gab es in Kempen ein blühendes jüdisches Leben. Die etwa 3500 Juden stellten damals in der viertgrößten jüdischen Gemeinde Preußens sogar 80 Prozent der Bevölkerung.[5] Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zogen allmählich immer mehr von dort weg, viele nach Berlin, eine große Zahl ging aber auch nach Amerika.
Inwieweit die Vorfahren von Arnold Glogowski auch alle aus Kempen stammten, lässt sich nicht mehr sagen, aber zumindest sein Vater Max Manasse Glogowski war um 1850 dort geboren worden. Seine Vorfahren wiederum lassen sich noch zwei weitere Generationen weiter zurückverfolgen. Der Großvater des Genannten trug ebenfalls den Vornamen Manasse und soll um 1780 zur Welt gekommen sein. Verheiratet war er mit einer Ernestine, deren Mädchenname aber nicht bekannt ist. Einer ihrer Söhne war Meier Moses Nissen Glogowski, geboren 1805, der zuletzt in Schildberg im Bezirk Posen, etwa 20 km von Kempen entfernt gelebt hatte.[6] Nach seiner ersten Ehe mit Rosalie Wolf, ging er eine zweite Ehe mit Ernestine Brodek ein. Aus dieser zweiten Ehe sind drei Kinder bekannt, von denen der Vater von Arnold, der um 1850 geborene Max Manasse, das zweite war.[7] Seine Mutter war die ebenfalls um 1850 geborene Rosa Adam. Ob Arnold weitere Geschwister hatte, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Auch wenn wenig über die Vorfahren und den sozialen Status der Familie in Kempen bekannt ist, so lässt doch allein die Tatsache, dass der Stammbaum so weit zurückverfolgt werden kann, auf eine eher gehobene Stellung schließen. Auch kam schon Arnolds Vater in den Genuss einer akademischen Ausbildung. Er durfte Medizin studieren, eines der Fachgebiete, zu denen auch Juden damals Zugang hatten. Als promovierter Sanitätsrat ließ er sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Görlitz nieder, wo er in der Augustastr. 30 seine Praxis betrieb. Im Görlitzer Adressbuch ist er erstmals im Jahr 1906/07 eingetragen.
Er verstarb am 11. Juli 1912 bei einem Aufenthalt in Berlin.[8] Im Görlitzer Adressbuch von 1913/14 ist erstmals nur seine Witwe Rosa Glogowski als Bewohnerin der genannten Adresse vermerkt.
Auch ihr Sohn Arnold besuchte vermutlich in Görlitz die höhere Schule und nahm nach dem Abitur ein Studium auf. Zwar hatte Görlitz damals selbst noch keine Hochschule, aber im benachbarten Zittau gab es seit dem 17. Jahrhundert eine Höhere Schule, die im Laufe der Zeit zu einer Gewerbe- und Höheren Handelschule ausgebaut wurde. Sie war eine der wichtigsten Ausbildungsstätten für die später so bedeutende Industrieregion Sachsen, sicher auch geeignet für einen zukünftigen Mathematiker.
Die vage Vermutung, dass er möglicherweise schon in Görlitz bzw. Zwickau sein Studium aufgenommen und sich als junger Mann im dortigen kulturellen Leben engagiert hatte, gründet auf einen Dokument in den späteren Steuerakten, auf die in einem anderen Zusammenhang noch zurückzukommen sein wird. Als Teil seines Vermögens wurde in den 30er Jahren eine Hypothek über 4.000 RM gewertet, die er zu einem nicht bekannten Zeitpunkt der Loge „Victoria“ in Görlitz gewährt hatte. Sie war als Sicherungshypothek auf das der Loge gehörende Hausgrundstück Bismarckstr. 16 in Görlitz eingetragen worden. Es handelte sich bei der Loge „Victoria“ um eine rein jüdische Loge, die zum Verband der Großloge B’nai B’rith gehörte, die noch heute weltweit tätig ist.[9] Zwar gibt es keinen Beleg dafür, dass Arnold Glogowski Mitglied dieser Loge war, aber wieso sollte er ihr damals sonst einen so hohen Betrag geliehen haben? Nicht ausgeschlossen ist aber auch, dass bereits sein Vater diese Hypothek gewährt hatte und sie nach dessen Tod auf den Sohn übertragen worden war.
Wenn er denn in Görlitz bzw. Zittau seine akademische Laufbahn begonnen haben sollte, so kann er aber nur kurz dort geblieben sein, denn der Einundzwanzigjährige wurde schon 1909 aus Görlitz kommend erstmals in Göttingen registriert.[10] Aus einem Verzeichnis der Studierenden des Jahres 1911 an der dortigen „Königl. Georg-August Universität“ geht hervor, dass Arnold Glogowski, dessen Heimatstadt darin noch mit Görlitz angegeben ist, sich damals im Fach Mathematik eingeschrieben hatte.[11]
Sein Studium wurde bald vom Ersten Weltkrieg unterbrochen. 1915 wurde er eingezogen und in Hildesheim stationiert. Ob er auch an der Front eingesetzt wurde, ist den Eintragungen auf der Meldekartei nicht zu entnehmen.
Nach dem Krieg scheint er zunächst wieder nach Görlitz zurückgekehrt zu sein, denn erst 1920 meldete er sich von seiner Heimatstadt kommend erneut in der Universitätsstadt an. Im Adressbuch von 1925 ist er als „Studienassessor a. D.“ gelistet, wohnhaft in der Weender Landstr. 25 I. Aber schon in den beiden folgenden Jahren heißt der Zusatz nicht mehr „a. D.“, sondern „a. W.“, also war er inzwischen zum Studienassessor auf Widerruf ernannt und leistete demnach sein Referendariat ab. Dies allerdings offenbar nicht an einer normalen Schule, sondern am Institut für mathematische Statistik.[12] Offenbar stand er vor einer wissenschaftlichen Karriere an der Göttinger Universität.
Obwohl er inzwischen allein von seinem Assessorengehalt lebte, konnte er bereits 1927 in Göttingen ein Haus im damaligen Kirchweg 1d für 44.000 RM erwerben, was nicht nur auf ein entsprechendes – vermutlich ererbtes – Vermögen, sondern auch auf die Absicht, in Göttingen auf Dauer zu bleiben, schließen lässt.[13] Im Jahr 1929 beendete er seine akademische Ausbildung mit einer Doktorarbeit im Fach Mathematik mit dem Thema „Beiträge zur Auffindung verborgener Periodizitäten“ ab.[14]
Vielleicht zur Fertigstellung seiner Promotion, möglicherweise aber auch um dort eine Lehrerstelle anzutreten, hatte sich Arnold Glogowski trotz des gerade erworbenen Hauses im Oktober 1928 nach Bad Frankenhausen am Kyffhäuser abgemeldet. Erst nach etwa acht Jahren, in denen sich die politischen Verhältnisse, aber auch seine privaten Lebensumstände grundlegend verändert hatten, kehrte er nach Göttingen zurück.
Ein Jahr nach Erlangung der Doktorwürde heiratete er am 2. August 1930 in Berlin Wilmersdorf Gertrud Lewinberg.[15] Die Braut stammte ebenfalls aus dem östlichen Teil des damaligen Deutschen Reiches. Sie war am 25. Mai 1888 in dem damals pommerischen Biziker, dem heute polnischen Biesiekierz, etwa 10 km südöstlich von Köslin gelegen, zur Welt gekommen. Ihre Eltern Shlomo Sally und Lina Lewinberg, geborene Löwenberg, waren beide um 1850 geboren worden. Später verzogen sie nach Berlin, wo Lina am 8. Dezember 1914 und Sally am 7. Dezember 1929 verstarben.[16]
Gertrud war die vierte von insgesamt vermutlich sechs Geschwistern, die alle in Biziker bzw. in der benachbarten Stadt Köslin geboren wurden. Einen großen Anteil am wirtschaftlichen Aufstieg von Köslin, einem bedeutenden Handelzentrum an der Ostsee, hatten gerade auch jüdische Händler und Unternehmer, darunter auch die große Familie Lewinberg. So gab es dort neben einer Papierfabrik und einer Brauerei in jüdischer Hand, auch ein „Bank- und Getreidegeschäft Moritz Lewinberg“.[17] Auch wenn nicht klar ist, wie diese Lewinbergs mit der Braut von Arnold Glogowski verwandt waren, so kann man doch davon ausgehen, dass auch Gertrud aus einer gutbürgerlichen Familie stammte.
Noch in der Endphase der Weimarer Republik soll dem Paar ihr einziges Kind, der Sohn Wilhelm geboren worden sein, der aber schon im folgenden Jahr verstarb.[18]. Vermutlich lebte Arnold Glogowski die meiste Zeit als Rentier von seinem Ruhegehalt in der Höhe von etwa 4.000 RM, das ihm auch nach dem Machtantritt der NSDAP erhalten blieb. Dennoch muss er bald nach dem Machtwechsel mit seiner Frau nach Frankreich emigriert sein. Unklar ist aber, ob er die Absicht hatte, Deutschland auf Dauer zu verlassen. Seine Einkommensteuererklärung für das Jahr 1935 gab er am 7. Februar 1936 von Paris aus ab, damals wohnhaft in der Rue du Cardinal 59.[19] Aber noch im gleichen Jahr waren die beiden am 20. September wieder nach Göttingen zurückgekehrt, wohnten jetzt zur Miete, aber wieder in unmittelbarer Nähe zur Universität im Nikolausberger Weg 56 a. Auch bezog er von diesem Zeitpunkt an wieder seine monatliche Pension. [20]
Bald danach muss sich etwas ereignet haben, was zur Folge hatte, dass Arnold Glogowski verhaftet und nach Dachau überführt wurde. Etwas länger als ein halbes Jahr verbrachte er im dortigen KZ, wurde dann am 1. Oktober 1937 entlassen.[21] Leider konnten die Hintergründe für diese Inhaftierung nicht ermittelt werden, aber mit großer Wahrscheinlichkeit war das der Anlass dafür, seinen Wohnsitz und den seiner Frau nach Wiesbaden zu verlegen. Nach seiner Entlassung verbrachte er zunächst noch zehn Tage in der Göttinger Goethe-Allee 22/23, bevor er noch für ein Vierteljahr sein eigenes Haus im Kirchweg 1d bezog. Am 4. Januar 1938 meldete sich das Paar dann nach Wiesbaden ab. Hinter dem entsprechenden Eintrag auf der Meldekarte ist mit Bleistift „Bei Abmeldung polit. Abtg Nachricht geben“ notiert. Diese Anweisung kann nicht allein auf Grund der Tatsache, dass Arnold Glogowski Jude war, gegebenen worden sein, ganz offensichtlich war er auch wegen seiner politischen Haltung ins Visier der Gestapo geraten. Der konkrete Anlass dafür, muss aber weiterhin offen bleiben. Es ist auch nicht bekannt, ob die entsprechende Weisung ebenfalls nach Wiesbaden weitergeleitet wurde. Über Maßnahmen zu seiner Überwachung an seinem neuen Wohnort, ist bisher nichts bekannt.
Die Steuererklärung für das Jahr 1937, abgegeben 11. Februar 1938, wurde dann schon beim Finanzamt Wiesbaden abgegeben. Als Adresse ist auf dem Formular die Lanzstr. 11 parterre, eingetragen.[22] Im Adressbuch der Stadt Wiesbaden von 1938, der letzten Ausgabe vor dem Ende des Krieges, ist er nicht mehr verzeichnet. Wie auch das Judenhaus, in dem das Paar zuletzt wohnte, lag auch die stattliche Villa mit der Nummer 11 in der gleichen Straße in dem begehrten Wohngebiet am Südhang des Nerobergs.
Auch wenn das Vermögen der beiden nicht besonders groß war, so konnten sie sich allein mit ihrem monatlichen Einkommen eine solche Unterkunft leisten. 1937 bezogen sie ein Einkünfte von 2.550 RM aus dem Ruhegeld und dazu weitere 580 RM Mieteinnahmen aus dem vermieteten Haus in Göttingen im Kirchweg.[23] In den beiden folgenden Jahren stiegen die Einkünfte aus beiden Quellen sogar weiter an. 1938 erhielt er ein Ruhegehalt von knapp 3.000 RM und im folgenden Jahr 1939 betrug dieses sogar 3.500 RM. Das Haus im Kirchweg erbrachte 1938 Bruttoerträge von 4.700 RM. Diesen standen allerdings auch erhebliche Aufwendungen für den Erhalt der Immobilie gegenüber, sodass Netto nur noch ein Betrag von etwa 700 RM zu versteuern war. Allein die Grund- und Hauszinssteuern schlugen mit fast 1.200 RM zu Buche. 1939 blieben ihm nach Abzug der Kosten von diesen Einkünften noch 2.000 RM, allerdings für den kürzeren Zeitraum von Januar bis August. Zum 1. September 1939 war Arnold Glogowski im Gefolge der Reichspogromnacht und der damit auferlegten Judenvermögensabgabe gezwungen, die Immobilie zu veräußern. [24]
Das Ehepaar Glogowski wurde bei einem zu Grunde gelegten Vermögen von 32.000 RM mit einem Betrag von 6.400 RM zur „Sühneleistung“ herangezogen.[25] Die erste Rate über 1.600 RM war am 15. Dezember 1938 fällig. Da Arnold Glogowski nicht über die entsprechenden Barmittel verfügte, bot er dem Finanzamt einen Hypothekenbrief an, ausgestellt auf sein Göttinger Hausgrundstück. Eigentlich wäre durch diese Hinterlegung seine Schuld weit über den fälligen Betrag hinaus abgesichert gewesen.[26] Das Finanzamt lehnte diesen Vorschlag dennoch ab. Arnold Glogowski überwies daraufhin zunächst nur eine kleine Anzahlung von 300 RM, verband diese aber mit einem neuen Vorschlag. Er bot an, die ihm eigentlich durch Gerichtsbeschluss zustehende Entschädigung für die ausgefallene Hypothekenforderung an die ehemalige, inzwischen enteignete Görlitzer Loge „Victoria“ von 4.000 RM an den Fiskus abzutreten. Das Vermögen der Loge war 1933 durch den NS-Staat eingezogen worden, wodurch auch seine Forderung nicht mehr realisierbar war und vom Staat entschädigt werden sollte. In der Berechnung der Judenvermögensabgabe war dieser Anspruch noch als Vermögenswert zu Grunde gelegt worden, gleichwohl in all den folgenden Jahren nicht zur Auszahlung gelangt. Das Finanzamt Wiesbaden, das auch diesen Vorschlag nicht akzeptierte, drohte stattdessen mit Pfändung der Mieteinnahmen aus dem Haus in Göttingen. Arnold Glogowski blieb daher keine andere Möglichkeit, als sich von der Immobilie zu trennen, was natürlich den eigentlichen Absichten der Finanzverwaltung entsprach. Am 5. April 1939 war ein Vertrag zustande gekommen, laut dem das Haus für 36.000 RM an den Kaufmann Adolf Luers aus Aachen verkauft werden sollte.[27] Am 13. Juni 1939 erhielt dieser Vertrag dann die erforderliche Genehmigung durch den Regierungspräsidenten und die nach Abzug aller Spesen und Lasten verbliebene Summe von 25.100 RM wurde auf das gesicherte Konto von Arnold Glogowski überwiesen, auf das er selbstverständlich keinen freien Zugriff hatte. [28]
Deshalb bat er darum, ihm zu erlauben, monatlich 1.000 RM von diesem Konto abheben zu dürfen, um damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Nicht nur das wurde bewilligt, auch die Bitte, einmalig eine Summe von 300 RM abzuheben, wurde gestattet. Das Geld, so hatte sein Konsulent Guthmann wissen lassen, sollte zur Deckung der Kosten für einen Aufenthalt in Ahlem bei Hannover dienen, wo Arnold Glogowski einen Englischintensivkurs belegt hatte, der, so ist zu vermuten, als Vorbereitung für eine geplante Auswanderung gedacht war.
In diesem Zusammenhang ist wohl auch eine weitere Rechnung von Interesse, laut der Glogowskis bereits bei einer Göttinger Spedition Mobiliar eingelagert hatten.[29] Demnach wäre der Aufenthalt in Wiesbaden von Anbeginn an nur als Überbrückungsphase gedacht gewesen. Die Gründe, weshalb sie dazu gerade Wiesbaden wählten, können wiederum nur vermutet werden. In der Kurstadt gab es schon seit dem 19. Jahrhundert eine Familie Lewinberg, die, wie Gertrud Glogowski, ebenfalls aus Köslin stammte. Siegmund Lewinberg, geboren 1833 in der pommerschen Stadt, besaß in der Moritzstr. 31 eine Apotheke. Mit seiner Frau Ulrike, geborene Behrend, hatte er sechs Kinder, von denen allerdings laut Jüdischem Adressbuch von 1935 nur die Tochter Anna in den 30er Jahren noch in Wiesbaden wohnte.[30] Eine weitere Schwester Ella Selma war allerdings in Mainz mit dem Weinhändler Leo Cahn verheiratet. Während diese beiden noch 1941 in die USA ausreisen konnten, wurde die ledige Anna mit dem gleichen Transport wie das Ehepaar Glogowski 1942 nach Sobibor deportiert. Bisher ist es nicht gelungen, die familiären Verbindungen zwischen der damals bereits in Wiesbaden ansässigen Familie Lewinberg und der der Ehefrau von Arnold Glogowski zu rekonstruieren, aber man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass es eine solche gibt. Und diese verwandtschaftlichen Verbindungen werden wahrscheinlich zumindest auch ein Grund gewesen sein, weshalb man die Kurstadt am Rhein damals als Wohnort erwählte.
In Wiesbaden kämpfte Arnold Glogowski lange um die Reduzierung seiner ihm auferlegten Judenvermögensabgabe. Er argumentierte, dass aufgeführte Hypothek über 4.000 RM an die „Victoria“-Loge nicht mehr zurückgezahlt werden könne und die zugesagte Entschädigung ebenfalls kaum mehr zu erwarten sei. Von den Finanzbeamten wurde dieser Einspruch mit dem Hinweis, der Bescheid sei am 4. Februar 1939 rechtskräftig geworden, abgelehnt.[31] Interessant ist allerdings, dass die vorgesetzte Behörde, der Oberfinanzpräsident in Kassel, die Entscheidung der hiesigen Beamten nicht teilte und die Beschwerde von Arnold Glogowski allerdings allein aus formalen Gründen – es habe keine Rechtsmittelbelehrung stattgefunden – für rechtmäßig erklärte. Dem Wiesbadener Amt wurde aufgetragen, zu überprüfen, ob die festgesetzte Entschädigung möglicherweise doch noch ausgezahlt werden würde, was vom zuständigen Regierungspräsident Liegnitz verneint wurde.[32] Trotz eines längeren Briefwechsels in dieser Angelegenheit – Albert Glogowski bat darum, wenigstens bis zur endgültigen Entscheidung ihm die Zahlung der 5. Rate zu stunden – blieb die Behörde hart. Am 4. November 1939 ließ sie abschließend verlauten, die Bemessungsgrundlage der Judenvermögensabgabe sei das Vermögen am 12. November 1938 gewesen, und zu diesem Zeitpunkt hätten die 4.000 RM noch nicht in Frage gestanden.[33] Er musste den zunächst geforderten Betrag von 6.400 RM zahlen, genauer sogar 6.580 RM, da ihm zusätzlich noch 180 RM an Pfändungskosten auferlegt worden waren.[34] Auch die 5. Rate blieb ihm nicht erspart, sodass sich seine „Sühneleistung“ insgesamt auf 8.180 RM summierte.[35]
Auf seiner Lohnsteuerkarte des Jahres 1939 ist jetzt als Arbeitgeber die Jüdische Gemeinde Wiesbaden angegeben, von der er als Lehrer an der Jüdischen Schule angestellt war und einen Jahresverdienst von etwa 900 RM bezog.[36] Insgesamt betrug sein 1939 zu versteuerndes Einkommen etwa 4.100 RM.[37] Das blieb im folgenden Jahr auf etwa der gleichen Höhe.[38] Auch 1940 unterrichtete er noch an der Schule in der Mainzer Straße und bezog sogar in diesem Jahr daraus ein Einkommen von mehr als 1.600 RM.[39]
Im folgenden Jahr gingen dann seine Einkünfte deutlich zurück. Sein Ruhegehalt war offensichtlich gekürzt worden und betrug nur noch etwa 3.000 RM. Durch Privatunterricht konnte er sich noch 200 RM hinzuverdienen. Aber mit seinem Gesamteinkommen von 3650 RM war er noch immer weit besser gestellt, als viele andere seiner Glaubensbrüder und –schwestern in Wiesbaden.[40]
Im März 1940 forderte die Devisenstelle von Arnold Glogowski eine aktuelle Vermögenserklärung und eine Aufstellung über seine damaligen Lebenshaltungskosten. Auf seinem Konto befanden sich noch etwa 16.500 RM und sein Einkommen bezifferte er auch weiterhin auf etwa 4.100 RM. Unter den Kosten von 420 RM, die er monatlich benötige – 100 RM für die Wohnung und 300 RM für den übrigen Lebensunterhalt – führte er auch einen Betrag von 20 RM an, mit dem er seinen Schwager Fritz Lewinberg in Berlin monatlich unterstützte.
Der entsprechende Freibetrag von 420 RM wurde am 29. März 1940 bewilligt.[41] Bewilligt wurde auch die Zahlung der Rechnung für das eingelagerte Mobiliar in Göttingen für den Zeitraum vom Juli bis zum Ende des Jahres 1940. Danach wurden die Auswanderungspläne offenbar aufgegeben, denn im Juni 1941 wurden die eingelagerten Möbel nach Wiesbaden transferiert.[42]
Im März 1941 beantragte die Gestapo Frankfurt die Ausbürgerung von Arnold Glogowski,[43] vermutlich in dem Glauben, er befände sich immer noch in Frankreich. Offenbar waren auch die NS-Behörden bei ihren Überwachungsanstrengungen nicht immer erfolgreich. Das Finanzamt Wiesbaden meldete zurück, dass über ein „volksschädliches Verhalten“ des Genannten in Wiesbaden nichts bekannt sei.[44] Entsprechend wurde das Vorhaben offenbar nicht weiter verfolgt.
Am 7. Januar 1942 meldete Arnold Glogowski der Devisenstelle seinen Umzug in das Judenhaus Lanzstr. 6.[45] Laut dem Eintrag auf seiner Gestapokarteikarte hatte der Umzug sogar schon am 16. Dezember, also etwa drei Wochen zuvor stattgefunden. Die Hintergründe für diesen Wohnungswechsel sind nicht bekannt, aber es spricht sehr viel dafür, dass er durch das Wohnungsamt erzwungen wurde. Hätte der nichtjüdische Hauseigentümer, 1938 ein Kaufmann namens Diel, seinen jüdischen Mieter herausschmeißen wollen, dann hätte er das schon längst tun können. Nicht auszuschließen ist aber auch die Möglichkeit, dass das Paar angesichts der wachsenden Anfeindungen in das Nachbarhaus zog, um dort unter Seinesgleichen zu sein.
Allerdings war dieses auch 1942 kein „reines“ Judenhaus , denn seit Mai 1941 wohnte dort auch die ausgebombte nichtjüdische Familie van Hees, sodass es in dem ursprünglich als Einfamilienvilla konzipierten Haus inzwischen auch recht eng geworden sein muss. Zu den sieben jüdischen Bewohnern kam nach der vierköpfigen arischen Familie van Hees, wobei der Ehemann allerdings meist an der Front war, im Februar 1942 noch eine weitere nichtjüdische Witwe hinzu, die im Untergeschoss drei Zimmer erhielt. Angesichts dieser Enge wird man kaum von einem freiwilligen Wohnungswechsel der Glogowskis ausgehen können, ausgeschlossen ist aber dennoch nicht.
Wo sie im Haus untergebracht wurden, ist nicht bekannt. Aber in der Liste über den nach der Deportation vom Juni in Wiesbaden freigewordenen Wohnraum ist festgehalten, dass ihnen dort zwei Zimmer und eine Notküche zur Verfügung gestanden hatten.[46] Auch liegen keine Dokumente über das letzte halbe Jahr, das sie in dem Haus verbrachten, vor, über Konflikte mit ihren nichtjüdischen Mitbewohnern, über Anfeindungen außerhalb des Hauses oder dergleichen mehr.
Allerdings enthält eine nach dem Krieg erstellte Aufstellung über Zwangsarbeit in der Idsteiner Leder-Firma „Landauer & Donner“ neben vielen anderen auch den Namen von Arnold Glogowski. Er soll in dieser Firma, die unzählige jüdische, aber auch osteuropäische Zwangsarbeiter ausnutzte, nach deren eigenen Angaben vom 3. März 1942 bis zu seiner Deportation beschäftigt worden sein.[47] Welchen Lohn er dort erhielt, ist nicht vermerkt. Sein letzter Arbeitstag war der 8. Juni. Zwei Tage später saßen er und seine Frau in dem Zug, der sie mit weiteren 371 Jüdinnen und Juden zunächst nach Frankfurt, dann am folgenden Tag, nun mit einem Transport, der etwa 1250 Menschen umfasste, nach Lublin brachte, wo eine größere Zahl arbeitsfähiger Männer zum Aufbau des Lagers Majdanek abkommandiert wurde.
Albert und Gertrud Glogowski gehörten zu denjenigen, die der Zug weiter in das Vernichtungslager Sobibor brachte. Vermutlich wurden sie dort unmittelbar nach ihrer Ankunft auf barbarischste Weise in den dort eingerichteten Gaskammern ermordet.[48]
Als Todeszeitpunkt wurde durch Beschluss des Amtsgerichts Wiesbaden vom 18. Juni 1948 für beide der 31. Dezember 1942 festgesetzt.[49]
Nach dem Krieg strengte der frühere Bankkaufmann Fritz Lewinberg, der am 22. Mai 1894 geborene jüngere Bruder von Gertrud, im Februar 1951 ein Entschädigungsverfahren für die materiellen Verluste seiner ermordeten Verwandten an. Er selbst überlebte die NS-Zeit als Partner in einer Mischehe in Berlin. Dort hatte er am 29. März 1928 Doris Elsa Gerhardt geheiratet, die am 20. Dezember 1887 in Riesa geboren worden war.[50] Insgesamt etwa 27 Jahre war er – wie man damals sagte – als Bankbeamter beschäftigt, zumindest zeitweise auch bei der Darmstädter Bank.[51] Von Darmstadt war er 1923 nach Berlin gekommen, wo er zunächst in der Brückenallee 23 wohnte. Nach seiner Heirat zog er dann mit seiner Frau in die Rathenower Str. 24, wo die beiden auch nach dem Krieg noch gemeldet waren.[52]
Fritz Lewinberg bezifferte den seiner Schwester zugefügten Schaden – er bezog sich ausdrücklich nur auf die Vermögenswerte seiner Schwester und nicht auf die seines Schwagers –[53] auf mehr als 6.000 RM. Die Einrichtung der gut ausgestatteten Zwei-Zimmer-Wohnung hätte damals zurückgelassen werden müssen und sei versteigert worden. Ebenso mehrere Pelze, ein größere Wäschesammlung und eine ganze Reihe wertvoller Bücher. Ihr Schmuck hatte bereits zuvor abgeliefert werden müssen. Viele weitere Wertgegenstände, wie Teppiche, Geschirr und dergleichen mehr, seien von ihm bei der Berechnung gar nicht einbezogen worden.[54] Auch die zuletzt noch vorhandenen Papiere im Depot im Wert von knapp 10.000 RM hatte sich der Staat mittels der scheinlegalen Einzugsverfügung, basierend auf der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz, angeeignet. Fritz Lewinberg musste sich, wie viele andere Überlebende auch, bei seinem Kampf um Entschädigung durch einen Wust bürokratischer Bestimmungen und juristischer Finessen kämpfen und war immer wieder mit erniedrigenden Rückfragen und Zweifeln an seinen Angaben konfrontiert.
Dieser Kampf war umso dringender, aber auch umso belastender, als er selbst durch das erlittene Leid arbeitsunfähig geworden und ohne eigenes Einkommen war. Auch er war nach der Reichspogromnacht inhaftiert und im Konzentrationslager Sachsenhausen festgehalten worden – wie lange, ist nicht bekannt.[55] Auch liegen keine Informationen darüber vor, wie das Paar die Jahre der Diktatur in Berlin überhaupt überstand, ob auch er, wie viele Partner in sogenannten Mischehen zu Zwangsarbeit verpflichtet worden war. Dass es ihm und seiner Frau aber schlecht ging, ergibt sich schon daraus, dass die beiden von Arnold Glogowski – wie bereits erwähnt – monatlich mit einer kleinen Summe finanziell unterstützt werden mussten. Unmittelbar nach dem Krieg, in den Jahren, in denen er seinen Kampf mit der Entschädigungsbehörde führte, musste er sich mehreren schweren Operationen unterziehen.[56] Bevor ihm dann das erste Geld tatsächlich zugesprochen wurde – bisher hatte er nur Abschläge erhalten -, war er am 29. März 1954 in Berlin verstorben.[57]
Gertrud Glogowskis ältester Bruder war Wilhelm Lewinberg, genannt Willy, geboren am 31. Dezember 1873. Er, damals noch Handelsgehilfe, heiratete am 2. Oktober 1903 in Berlin die vermutlich evangelische Anna Emilie Elisabeth Semrau.[58] Am 15. September 1906 wurde ihr Sohn Karl Heinz geboren. Während der Vater noch vor der NS-Herrschaft am 14. Mai 1932 in Berlin im Krankenhaus Moabit verstarb,[59] überlebten seine Frau und auch der Sohn die Jahre der Diktatur. 1939, zum Zeitpunk der Volkszählung, wohnten sie zusammen in Berlin in der Malmöer Str. 24 am Prenzlauer Berg. Da Wilhelms Frau trotz ihrem Übertritt zum Judentum keine „Rassejüdin“ war, blieb sie und auch ihr „halbjüdischer“ Sohn von der Deportation verschont.
Karl Heinz lebte nach dem Krieg im Ostteil der Stadt und war offenbar überzeugt davon, dort auf der richtigen Seite des historischen Prozesses zu stehen. Er verzichtete freiwillig auf den ihm eigentlich zustehenden Anteil an der Entschädigung seiner Tante. Er „weigere sich“, so ließ er verlauten, „aus politischen Gründen eine Vollmacht für den Westen auszustellen“, was zur Folge hatte, dass er aus dem Entschädigungsverfahren von der Behörde ausgeschlossen wurde, „da er mit den Gesetzen der Bundesrepublik nichts zu tun haben will“.[60]
Auch ihre Schwester Fanny, geboren am 31. Oktober 1875, soll schon 1926 in Berlin verstorben sein.[61] Ihr erster Ehemann, der jüdische Kaufmann Bruno Blankenstein, war am 6. November 1865 in Danzig geboren worden. Die beiden waren am 11. April 1902 aber in Köslin getraut worden. Nachdem Bruno Blankenstein am 1. Januar 1923 in Kolberg in Pommern verstarb, ging die Witwe am 18. August 1925 in Berlin noch eine zweite Ehe mit dem Drogisten Isidor Löwinski ein.[62] Aber schon im folgenden Jahr wurde diese Ehe durch ihren Tod wieder aufgelöst.
Nach Fanny war in der Ehe von Sally und Lina Lewinberg mit Alfred wieder ein Sohn geboren worden. Sein Geburtstag fiel auf den 23. November 1877. Wann er seine Frau, die um 1884 in Oldenburg geborene Käthe Lefebre / Lefevre geheiratet hatte, ist nicht bekannt, aber am 17. September 1905 wurde in Köslin ihr erstes Kind, der Sohn Ernst Karl geboren.[63] Es folgten mit Edith Rosa, Heinz Walter und Albert Otto noch mindestens drei weitere Kinder, wobei die letzten beiden in Berlin bzw. in Stolp zur Welt kamen.[64] Offenbar war es der Familie samt ihren Kindern und Schwiegertöchtern bzw. –söhnen gelungen, durch die Emigration nach Südafrika ihr Leben zu retten. Welchen Berufen sie dort nachgingen und wie ihr Leben insgesamt verlief, konnte im gegebenen Zusammenhang nicht genauer recherchiert werden. Aber zumindest haben die Kinder inzwischen selbst eine große Zahl von Nachkommen, sodass zumindest dieser Zweig der Lewinbergs als gerettet angesehen werden kann.
Nur wenig ist über den am 25. Mai 1880 geborenen Bruder Erich bekannt. Auch er war von Beruf Kaufmann und lebte in Berlin, als er am 21. Juni 1919 in Köslin Elsbeth Preuß heiratete. Sie war am 3. August in Ramelow, Kreis Kolberg, zur Welt gekommen, wohnte aber inzwischen mit ihren Eltern Louis und Sara Preuß, geborene Meyer, in Köslin.[65] Dort lebte das Paar auch noch, als sie im Dezember 1938 die Zwangsnamen Israel und Sara annehmen mussten und auch bei der Volkszählung im Mai des folgenden Jahres waren sie dort noch unter der Adresse Neuetorstr. 26 gemeldet.[66] Ihr weiteres Schicksal bleibt bisher im Dunklen. In keiner der bekannten Opferlisten sind ihre Namen verzeichnet, aber dass sie den Holocaust tatsächlich überlebten, ist eher unwahrscheinlich. In dem Entschädigungsverfahren, das Erichs Bruder Fritz nach dem Krieg anstrengte, wird der Name seines eigentlich ebenfalls erbberechtigten Bruders nicht erwähnt. Offensichtlich ging Fritz Lewinberg davon aus, dass die beiden tot waren. Ob sie – mehr oder weniger natürlich – verstorben waren oder doch zu den Opfern der Shoa gehörten, konnte bisher nicht geklärt werden.[67]
Veröffentlicht: 20. 02. 2024
Anmerkungen:
1] Zum Gedenken an Arnold Glogowski und seine Frau Gertrud hat das Aktive Museum Spiegelgasse 2019 ein Erinnerungsblatt herausgegeben, siehe https://www.am-spiegelgasse.de/offline/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Glogowski-Arnold.pdf. (Zugriff: 20.2.2024).
[2] HHStAW 518 38621 (1).
[3] Meldekarte von Arnold Glogowski, die dem Verfasser freundlicherweise vom Stadtarchiv Göttingen zur Verfügung gestellt wurde.
[4] 1988 war das berühmte Dreikaiserjahr, in dem Friedrich der III. nach Wilhelm I. kurzzeitig deutscher Kaiser wurde, aber noch im gleichen Jahr einem Krebsleiden erlag, weshalb Wilhelm II. dann die Regentschaft übernahm. Friedrich III. wurde wegen seiner liberalen Gesinnung von vielen Juden sehr verehrt. Angeblich machte 1888 sogar eine jüdische Musikkapelle aus Kempen seine Aufwartung in Berlin, um ihm ein Ständchen zu bringen. Siehe https://agoff.de/?p=21899. (Zugriff: 20.2.2024).
[5] https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1039-kempen-posen. (Zugriff: 20.2.2024).
[6] Das ist im Sterbeeintrag seines Sohnes Max vermerkt, siehe Sterberegister Berlin Charlottenburg III 1231 / 1912.
[7] Zur Welt kam er in dem damaligen deutschen Schildberg, dem heutigen polnischen Ostrzesow. Die Namen der bekannten Geschwister sollen Matthäus und Jenny gewesen sein. Siehe https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/191204172/person/142487908445/facts. (Zugriff: 20.2.2024). Die Angaben sind allerdings mit Vorsicht zu behandeln, da die Geburtsdaten der drei genannten Geschwister immerhin 25 Jahre auseinander liegen. Die Mutter hätte den genannten Matthaeus bereits mit 16 Jahren bekommen. Aber ausgeschlossen ist das natürlich nicht.
[8] Sterberegister Berlin Charlottenburg III 1231 / 1912. Da es keine Hinweise darauf gibt, dass sich das Paar getrennt hatte, muss man wohl davon ausgehen, dass er während eines Besuchs in Berlin verstarb.
[9] Die Loge wird auch in dem von der Landeszentrale für politische Bildung 1995 herausgegebenen Buch „’Auftrag für die Zukunft’ – Juden und Synagoge in Görlitz“ knapp erwähnt. Sie sei neben der Chevra Kadischa und dem 1870 gegründeten jüdischen Frauen-Hilfsverein eine wichtige Institution des jüdischen Gemeindelebens gewesen. Siehe S. 38, dazu auch die Anm. 27 auf S. 75.
[10] Diese wie die folgenden Angaben zu seinen Lebensstationen bis zum Umzug nach Wiesbaden beruhen, wenn nicht anders angegeben, auf den Eintragungen der Meldekarte von Arnold Glogowski aus dem Stadtarchiv Göttingen.
[11] In Görlitz gab es 1926 eine Lederhandlung am Ring 38, deren Inhaber ein Joseph und Max Glogowski waren. Es könnte sein, dass dieser Max Arnolds Vater und Joseph der Halbbruder von Max, ein Sohn aus erster Ehe war. Joseph war 1941 geboren worden. Siehe http://library.fes.de/breslau/schlesische-arbeiterzeitung/pdf/1926/1926-293.pdf. (Zugriff: 20.2.2024). Diese Lederhandlung meldete in der Weltwirtschaftskrise 1932 Konkurs an. Siehe Ostdeutsche Wirtschaftszeitung 22 vom 29.1.1932, http://sbc.org.pl/Content/686175/iii302880-1931_1932-22-0001.pdf. (Zugriff: 20.2.2024).
[12] Siehe die Adressbücher Göttingen 1927 und 1928. Den Hinweis verdankt der Verfasser Herrn Schröer vom Stadtarchiv Göttingen.
[13] HHStAW 685 190 a (38), Einheitswert des Haus 1939 betrug 33.600 RM, ebd. (35). Der Kirchweg grenzte damals unmittelbar an das Universitätsgelände und ist später in Humboldtallee umbenannt worden.
[14] https://catalog.crl.edu/Record/30d9b6a6-7678-55a7-957a-ea31971a96e2. (Zugriff: 20.2.2024).
[15] Ein amtlicher Heiratseintrag konnte nicht gefunden werden. Die Datumsangabe beruht auf der Angabe von Arnold Glogowski in seiner Einkommensteuererklärung von 1936, HHStAW 685 190 a (11). Wo die Eheschließung stattgefunden hatte, ist nicht vermerkt. Gertruds Bruder Fritz hat im Verfahren zur Todeserklärung seiner Schwester und seines Schwagers 1948 darauf hingewiesen, dass er nicht in der Lage sei, deren Heiratsurkunde vorzulegen, da die Personenstandsregister von Wilmersdorf noch „verlagert“ seien, HHStAW 469/ 33 2221 (7). Demnach hätten die beiden in Berlin Wilmersdorf die Ehe geschlossen. Dies wie auch das Datum der Heirat wird auch durch einen Eintrag in der Meldekartei der Stadt Göttingen bestätigt.
[16] Sterberegister Berlin 1275 / 1914 und 877 / 1929. Aus dem jeweils angegebenen Alter erschließt sich grob das Geburtsjahr.
[17] https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1108-koeslin-hinterpommern. (Zugriff: 20.2.2024).
[18] Die Angabe beruht ausschließlich auf einem Eintrag bei Ancestry, siehe https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/191204172/person/142487833373/facts (Zugriff: 20.2.2024) und ist durch kein amtliches Dokument gesichert.
[19] HHStAW 685 190a (7). Die Steuererklärung wurde eingereicht durch seinen Vertreter Paul Heyder, der in Arnold Glogowskis Haus im Kirchweg 1d wohnte.
[20] Ebd. (11, 13).
[21] https://collections-server.arolsen-archives.org/G/SIMS/01010607/0001/56292482/001.jpg und https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/442988:61764?tid=&pid=&queryId=2fe8b76c-4de0-45b4-8ad6-5dfe17ad6c80&_phsrc=svo3178&_phstart=successSource. (Zugriff: 20.2.2024).
[22] Ebd. (22).
[23] Ebd. (25).
[24] Ebd. (28, 35, 37).
[25] HHStAW 685 190b (7).
[26] Ebd. (4, 8).
[27] HHStAW 519/3 2145 (4f.).
[28] Ebd. (10). Auch Konsulent Guthmann erhielt für seine Bemühungen 145 RM.
[29] Ebd.
[30] Das Aktive Museum Spiegelgasse hat zur Erinnerung an Anna Lewinberg ein Erinnerungsblatt herausgegeben, siehe https://www.am-spiegelgasse.de/offline/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Lewinberg-Anna.pdf. (Zugriff: 20.2.2024).
[31] HHStAW 685 190 b (15).
[32] Ebd. (20).
[33] Ebd. (36).
[34] HHStAW 685 190 c. (9).
[35] HHStAW 518 38621 (38).
[36] HHStAW 685 190 a (39, 40).
[37] Ebd. (42).
[38] Ebd. (48).
[39] Ebd. (57).
[40] Ebd. (56). In diesem Jahr scheint er aber nicht in der Jüdischen Schule tätig gewesen zu sein, ein entsprechender Eintrag auf seiner Lohnsteuerkarte ist nicht vorhanden, siehe ebd. (59).
[41] HHStAW 519/3 2145 (15, 20).
[42] Ebd. (21, 23, 24). Aus den Rechnungen geht nicht hervor, ob die Möbel dann hier in Wiesbaden eingelagert wurden oder in die Wohnung in der Lanzstraße 11 gebracht wurden.
[43] HHStAW 519/3 25920 (1)
[44] Ebd. (44, 45), dazu auch HHStAW 519/3 25920 (1).
[45] HHStAW 519/3 2145 (27). Versehentlich datierte er die Karte statt mit 1942 auf das gerade abgelaufene Jahr 1941. Da der Eingangsstempel aber der 9.1.1942 ist, kann an diesem Jahr kein Zweifel bestehen.
[46] Unbekannte Liste X 3.
[47] https://collections-server.arolsen-archives.org/G/wartime/02010101/0684/1228776/001.jpg. (Zugriff: 20.2.2024).
[48] Zu dem Transport siehe umfassend Kingreen, Deportation der Juden aus Hessen, S. 117-122, dazu Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 214.
[49] HHStAW 469/33 2221 (15). Der Bitte von Fritz Lewinberg, den Todeszeitpunkt von Arnold Glogowski vor den seiner Frau zu legen, wurde nicht entsprochen. Damit hatte er keine Erbansprüche an das Vermögen von Arnold Glogowski, etwa Ansprüche die sich aus der Arisierung des Hauses in Göttingen ergaben.
[50] Heiratsregister Berlin 102 / 1928. Wie aus dem Eintrag hervorgeht, in dem sie als geschiedene Hergert bezeichnet wird, handelte es sich für sie um die zweite Ehe.
[51] HHStAW 518 38621 (26).
[52] https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/11215639?s=Fritz%20Lewinberg&t=2575414&p=0. (Zugriff: 20.2.2024).
[53] HHStAW 518 38621 (24).
[54] Ebd. (25).
[55] https://collections-server.arolsen-archives.org/G/SIMS/01013801/0011/112488713/001.jpg. (Zugriff: 20.2.2024).
[56] Siehe dazu insgesamt die Entschädigungsakte HHStAW 518 38621 passim, zu den Operationen ebd. (7, 17).
[57] Sterberegister Berlin 481 / 1954. Immerhin konnte die Witwe dieses Geld noch entgegennehmen.
[58] Heiratsregister Berlin 867 / 1903. Anna Semrau war am 12.10.1877 im heute brandenburgischen Spremberg geboren worden. In der Urkunde ist ihre Religion zunächst mit „evangelisch“ angegeben, dann aber durch Beischreibung durch „mosaisch“ ersetzt worden. Vermutlich war sie bei der Eheschließung zum jüdischen Glauben konvertiert.
[59] Sterberegister Berlin Tiergarten 481 / 1954.
[60] HHStAW 518 38621 (41, 62).
[61] https://www.geni.com/people/Fanny-Blankenstein/6000000183977079883. (Zugriff: 20.2.2024).
[62] Heiratsregister Berlin VIII 642 / 1925. Der Name des Ehemanns ist mitunter auch als Lewinski geschrieben.
[63] Geburtsregister Köslin 408 / 1905.
[64] Die folgenden Angaben sind GENI entnommen und können daher nicht als gesichert angesehen werden. Edith Rosa soll am 15.12.1906 in Köslin geboren worden sein, verheiratet war sie mit Hans Levysohn und verstorben ist sie am 22.1.1966 in Johannesburg in Süd-Afrika. Heinz Walter, geboren am 15.5.1909 in Berlin, war mit Hildegard Margarete Schnelle verheiratet. Er soll nach dem Krieg nach Deutschland zurückgekehrt und im März 1994 verstorben sein. Albert Otto, geboren am 29.4.1912 in Stolp, verheiratet mit Reisla Jekel, starb am 29.9.1981 in Johannesburg. Siehe https://www.geni.com/family-tree/index/6000000002409831811. (Zugriff: 20.2.2024).
[65] Heiratsregister Köslin 146 / 1919. Trauzeuge war neben einem Verwandten der Braut der Schwager Bruno Blankenstein.
[66] https://www.mappingthelives.org/bio/cb05a16e-0933-4e7c-a472-180a6423c485. (Zugriff: 20.2.2024).
[67] HHStAW 518 38621 (24) Erbschein. . Auch ein neuer in den in den 90er Jahren gestarteter Versuch des Enkels Simon Golin, Gewissheit über den Verbleib seiner Großeltern zu finden, scheiterte. Das Arolsen Archiv besaß noch immer keine Kenntnisse über das Schicksal der beiden, die zuletzt bis zu ihrer Deportation in Köslin in der Neutorstr. 29 lebten. Zumindest Erich Lewinberg war zuletzt zur Zwangsarbeit im Straßenbau herangezogen worden. Siehe Arolsen Archiv ITS Korrespondenzakte T/D 916249.