Das Ehepaar Siegfried und Elisabeth Rochelsohn, geborene Mattes


Kaiser-Friedrich-Ring 65 Wiesbaden, Judenhaus, Judenhäuser Wiesbaden, Bernhard Scheidt, Rosa Scheidt Fechheimer, Minna Scheidt Kahn, Isaak Kahn, Luise Scheidt Kaufmann, Abraham Alfred Kaufmann, Frieda Wolf, Sally Wolf, Paula Helene Wolf Kassel, Julius Kassel, Ilse Betty Kassel, Friedel Scheidt Oppenheimer, Louis Oppenheimer, Eleanor Morris, Hugo Kaufmann, Helga Simon Kaufmann, Emma Scheidt Essinger, Julius Essinger, Rolf Essinger, Otto Essinger, Anna Essinger, Siegmund Scheidt, Anna Scheidt Frank, Otto Frank, Helmuth Friedrich Frank, Edith Margot Frank,Bertha Berta Scheid Blütenthal, Davis Blütenthal, Simon Frank, Therese Frank Müller, Moses Max Frank, Anna Simon Frank, Leonie Frank Landsberg, Peter Kurt Frank, Judith Eva Landsberg, Lea Landsberg, Jenny Johanna Scheidt, Felix Kaufmann, Juden Wiesbaden, Klaus Flick
Das ehemalige Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 65 heute
Eigene Aufnahme
Kaiser-Friedrich-Ring 65 Wiesbaden, Judenhaus, Judenhäuser Wiesbaden, Bernhard Scheidt, Rosa Scheidt Fechheimer, Minna Scheidt Kahn, Isaak Kahn, Luise Scheidt Kaufmann, Abraham Alfred Kaufmann, Frieda Wolf, Sally Wolf, Paula Helene Wolf Kassel, Julius Kassel, Ilse Betty Kassel, Friedel Scheidt Oppenheimer, Louis Oppenheimer, Eleanor Morris, Hugo Kaufmann, Helga Simon Kaufmann, Emma Scheidt Essinger, Julius Essinger, Rolf Essinger, Otto Essinger, Anna Essinger, Siegmund Scheidt, Anna Scheidt Frank, Otto Frank, Helmuth Friedrich Frank, Edith Margot Frank,Bertha Berta Scheid Blütenthal, Davis Blütenthal, Simon Frank, Therese Frank Müller, Moses Max Frank, Anna Simon Frank, Leonie Frank Landsberg, Peter Kurt Frank, Judith Eva Landsberg, Lea Landsberg, Jenny Johanna Scheidt, Felix Kaufmann, Juden Wiesbaden, Klaus Flick
Lage des ehemaligen Judenhauses
Belegung des Judenhauses Kaiser-Friedrich-Ring 65

 

 

 

 

 

 


Wie Moritz Rabinowicz hatte auch Siegfried Rochelsohn, der mit seiner Frau Elisabeth fast ein Jahr im Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 65 verbrachte, bevor ihm die Auswanderung gelang, seine familiären Wurzeln im Osten Europas. Allerdings stammten sie nicht aus dem russischen Zarenreich, sondern aus den östlichen Gebieten des Königreichs Preußen.

Stammbaum Rochelsohn
Stammbaum der Familie Rochelsohn
GDB
Ida Rochelson, geb. Abrahamson
GENI

Mit größter Wahrscheinlichkeit war der 1847 geborene und 1895 verstorbene Kantor Baer Rochelsohn der Vater von Siegfried Rochelsohn, und Ida, geborene Abrahamson, seine Mutter.[1] Baer Rochelsohn stammte aus dem ehemals westpreußischen Labischin im Regierungsbezirk Bromberg,[2] die Mutter aus dem früher ostpreußischen, bei Insterburg gelegenen Georgenburg. Während ihr Ehemann bereits 1895 verstorben sein soll, starb Ida Rochelsohn noch vor der Machtergreifung der Nazis am 24. April 1932 im hohen Alter von 83 Jahren in Berlin.[3] Aus der Ehe waren – die Zahl ist eher ungewiss – zwischen sieben und neun Kinder hervorgegangen,[4] von denen allerdings nur der jüngste Siegfried in Berlin geboren wurde, während alle übrigen, soweit bekannt, im deutschen bzw. polnischen Kruschwitz, heute wieder Kruswica, im ehemaligen Kreis Hohensalza zur Welt gekommen waren.[5] Offenbar war die Familie erst Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts aus dem Bezirk Posen, der damals zum Deutschen Reich gehörte, in die Metropole an der Spree gezogen.

Als erster Nachkomme war am 25. Juni 1871 noch in Kruschwitz der Sohn Erich geboren worden, der mit seinem jüdischen Namen eigentlich Elkan hieß, wie seiner Heiratsurkunde zu entnehmen ist.[6] Am 16. Juni 1910 hatte der in der Berliner Winsstr. 62 wohnende Geschäftsreisende Theresa Baschwitz geehelicht. Sie war am 2. Januar 1875 im nördlich von Posen gelegenen Nakel geborenen worden, lebte inzwischen aber auch in Berlin.[7] Am 9. Oktober 1914 kam in Berlin ihr einziges Kind zur Welt, das auf den Namen Manfred getauft wurde. Er hat seinen Vater nie mehr kennen lernen dürfen, denn Erich Elkan Rochelsohn verstarb nur zwei Wochen nach der Geburt seines Sohnes am 31. Oktober 1914 in Berlin. Es gibt aber keinen Hinweis darauf, dass er Opfer des gerade ausgebrochenen Weltkriegs gewesen war. Die Todesnachricht hatte übrigens Siegfried Rochelsohn, der spätere Bewohner des Wiesbadener Judenhauses, dem Standesamt übermittelt, was ein deutliches Indiz dafür ist, dass auch er Sohn der in der Urkunde benannten Eltern von Erich und somit ein Bruder des Verstorbenen war.[8]

Sowohl Manfred als auch seine Mutter Theresa Rochelsohn konnten sich der Verfolgung in Deutschland rechtzeitig entziehen. Sie hatten das Glück, dass ein Bruder von Theresa bereits seit vielen Jahren in den USA lebte. Ihn hatten die beiden bereits im Jahr 1923 besucht, waren aber damals wieder nach Deutschland zurückgekehrt.[9] Im Januar 1934 wanderte dann zunächst Manfred aus und ließ sich in New York nieder. Wann seine Mutter folgte, ist nicht bekannt, aber sie gelangte offensichtlich zunächst nach Kanada. Am 12. März 1937 beantragte sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. In diesem Antrag gab sie an, am 28. August 1936 von dort aus die Grenze in die USA überschritten zu haben. Beide waren somit in Sicherheit, als man in Deutschland begann, die „Endlösung der Judenfrage“ in die Tat umzusetzen.

Amerikanischer Einbürgerungsantrag von Theresa Rochelsohn, geb. Baschwitz
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/904081813:2499?tid=&pid=&queryId=11df2cb6fca9a1c0bd9c1750280a924a&_phsrc=svo22&_phstart=successSource
Amerikanischer Einbürgerungsantrag von Manfred Rochelson
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/904081813:2499?tid=&pid=&queryId=11df2cb6fca9a1c0bd9c1750280a924a&_phsrc=svo22&_phstart=successSource

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Manfred Rochelsohn, der 1943 in die amerikanische Armee eintrat, heiratete nach dem Krieg am 15. Juni 1948 in New York die deutsche Emigrantin jüdischen Glaubens Anne Stephanie Auerbach, geboren am 25. Januar 1920 in Wuppertal Elberfeld.[10] 1950 lebten Mutter, Sohn und Ehefrau – so die Eintragungen der damaligen Volkszählung – zusammen in der Stadt am Hudson River.[11] Anne verstarb am 12. Mai 1988 in New York, ihr Mann fast genau ein Jahr später am 18. Mai 1989.[12] Der Todestag von Theresa Rochelsohn ist nicht bekannt.

Während somit Erich Rochelsohn die Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr erlebte, konnte seine Familie sich retten. Dies gelang auch seinen jüngeren Schwestern Johanna und Clara, sowie seinen Brüdern Siegmund und Siegfried.

Johanna Blum, geb. Rochelsohn
https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=354316431-8-501044&action=showRecord&recordTitle=Johanna+Blum+%28born+Rochelsohn%29

Johanna, geboren am 22. März 1876 ebenfalls in Kruschwitz, war verheiratet mit dem Kaufmann Berisch Bernhard Blum, der aus dem westlich von Lemberg gelegenen ostgalizischen Jaworow stammte. Dort war er am 1. November 1876 zur Welt gekommen. Als die Ehe am 2. April 1908 in Berlin geschlossen wurde, war der Vater Huda Blum, ebenfalls Kaufmann, bereits verstorben. Die Mutter Feuda Beile, geborene Auerbach, lebte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch.[13]
Johanna und Bernhard Blum sollen nach der Hochzeit zumindest zeitweise in Dresden gewohnt haben, denn dort wurde am 18. August 1911 angeblich ihre Tochter Ruth geboren. Vermutlich war aus der Ehe noch ein Sohn hervorgegangen, der später den Namen William trug und mit einer Hilde, geborene Ritter verheiratet gewesen sein soll. Lebensdaten der beiden Personen sind aber nicht bekannt.[14]

Ruth Klein, geb. Blum
Ruth Klein, geb. Blum

Der gesamten Familie scheint 1939 die Flucht aus Deutschland gelungen zu sein, wie man britischen Einwanderungsunterlagen entnehmen kann. Auf einer Registrierungsliste aus diesem Jahr findet man Berisch und Johanna Blum, aber auch deren Tochter Ruth, die damals schon mit einem Edward, vermutlich eigentlich Eduard, Klein verheiratet gewesen sein muss. William bzw. Wilhelm Blum ist darauf zwar nicht verzeichnet, allerdings ist die dritte von fünf der Familie zugehörigen Zeilen geschwärzt, sodass sie möglicherweise dem noch unverheirateten Sohn galt. Wahrscheinlicher ist aber hier der Name des Kindes von Edward und Ruth Klein eingetragen worden. Ihnen war am 18. August 1938 eine Tochter Namens Marion Anne geboren worden.[15]

Registrierung der Familien Blum und Klein in England
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/10342616:61596

Die Liste enthält zudem einen Hinweis auf die berufliche Tätigkeit der beiden Männer. Edward Klein war Manager in einem Department Store und der allerdings inzwischen verrentete Berisch Blum war früher einmal Vertreter für Schuhwaren gewesen.[16] In Harrow, Middlesex, hatten sie zwar zunächst eine Unterkunft gefunden, waren aber dann offensichtlich nach Beginn des Krieges auf der Ilse of Man interniert worden, zumindest ist ein entsprechender Karteikarteneintrag erhalten geblieben, laut dem Johanna erst im Januar 1941 aus der Internierung entlassen wurde.[17] Eine andere Karte, datiert mit dem 20. Oktober 1939, enthält allerdings den Vermerk, dass sie zunächst von einer Internierung verschont bleiben sollte: „To be exempted until further order from internment.“[18]

Enemy – Alien – Karte aus England für Johanna Blum
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/71730:61665?tid=&pid=&queryId=3c3ae7b6be8d291835bb26e48d1dbb15&_phsrc=svo46&_phstart=successSource

Weder ist bekannt, ob es später eine entsprechende Order gab, noch, ob auch die anderen Familienmitglieder betroffen waren, was aber zumindest bezüglich der männlichen Personen zu vermuten ist. Über das weitere Schicksal der Familie ist nur wenig bekannt. Von Johanna Blum liegen dagegen Informationen vor, dass sie am 7. Juni 1946, also erst nach Kriegsende, von Southampton aus mit dem Schiff nach Südafrika ausreiste.[19] Ob ihr Ehemann bereits verstorben war, was zu vermuten ist, oder bereits zuvor England verlassen hatte, vielleicht sogar alleine zurückgeblieben war, ist nicht bekannt. Vermutlich waren aber bereits die Kinder, zumindest die Tochter mit ihrem Mann nach Südafrika ausgereist, sodass sie dort jetzt die Mutter aufnehmen konnten. Johanna Blum verstarb am 1. November 1964 in Johannesburg, fünf Jahre später verstarb ihr Schwiegersohn am 15. April 1969 in Kappstadt, wo auch Ruth Klein am 27. Februar 2009 im hohen Alter von fast 98 Jahren zu Grabe getragen wurde.[20]

 

In der Familie des nächst jüngeren Bruders Simon, auch Siegmund genannt, gelang es zumindest den Kindern Deutschland zu verlassen, bevor die Deportationen begannen. Simon war am 23. Dezember 1872 wie die meisten seiner Geschwister in Kruschwitz im Kreis Hohensalza geboren worden. Auch er hatte den Kaufmannsberuf erlernt und war in Berlin ansässig geworden. Dort heiratete er am 19. August 1909 Margarete Mirel Landsberger. Sie war die am 12. Oktober 1886 geborene Tochter des Rentiers Simon Landsberger und seiner Frau Dora Zora, geborene Mentzel.[21] Simon hatte zu dem Zeitpunkt noch mit seiner Mutter in der Winsstr. 62/63 gewohnt, war aber dann mit seiner Frau in die Schönhauser Allee 9a gezogen, wo sie auch 1930 noch wohnten. Im entsprechenden Adressbuch ist Siegmund Rochelsohn als Kaufmann und Direktor notiert. Im Berliner Handelsregister des gleichen Jahres ist eine Firma ‚Balogh Leder- und Stoffbekleidungsgesellschaft m.b.H. gelistet, die ihren ursprünglichen Sitz in Kiel hatte, dann aber nach Berlin gezogen war. Neben einem Dr. Balogh war auch Siegmund Rochelsohn als einer der beiden Geschäftsführer der Firma mit einem Kapital von 10.000 RM im Handelsregister eingetragen.[22] Als Vorsitzender der Ortsgruppe Berlin-Nord des ‚Neuen Jüdischen Gemeinde-Vereins’ engagierte er sich zudem im jüdischen Gemeindeleben der Stadt.[23]

Neuer Jüdischer Gemeinde-Verein
Jüdisches Adressbuch Groß-Berlin 1929/30
Verschiedene Rochelsohns im Berliner Adressbuch von 1930

Im Laufe der Jahre waren in der Ehe von Simon und Margarete Rochelsohn drei Kinder geboren worden, zunächst Bernhard am 8. Juli 1911, dann am 22. Juli 1914 die Tochter Gerda und zuletzt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, am 9. Januar 1921 eine weitere Tochter mit dem Namen Ilse.[24]
Wie so oft versuchten die Eltern zunächst ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, als die Lage in Deutschland immer bedrohlicher wurde. Bernhard, der älteste, verließ bereits im Jahr 1935 seine Heimat. Über Liverpool reiste er im Dezember auf dem Schiff ‚SS Britanic’ in die USA aus, wie in seinem Einbürgerungsantrag aus dem Jahr 1936 zu lesen ist. Seinen Beruf gab er damals mit ‚raw skin sorter’ an, was auf eine Tätigkeit in der Lederverarbeitung schließen lässt, ein Beruf, den er sicher im väterlichen Betrieb erlernt hatte. Am 16. Juni 1940 heiratete er die am 13. März 1915 in Chicago geborene Faye Gimple.[25] In der Stadt am Lake Michigan blieb das Paar, das in den USA den Nachnamen Rochelle annahm, in den folgenden Jahren wohnen. Dort verstarb laut GENI Bernhard am 26. Januar 1972, seine Frau im Jahr 1975.
Auch die jüngste Schwester von Bernhard, Ilse, gelangte zuletzt in die USA, nachdem sie aber zunächst vermutlich längere Zeit in Spanien notgedrungen eine Zwischenstation einlegen musste. Auf der allerdings erst nach dem Krieg erstellten Karteikarte von Juden, die sich in Spanien aufgehalten hatten, ist durch Überschreibung nicht mehr zu erkennen, ob sie im Jahr 1941 oder 1943 dort angekommen war. In Barcelona logierte sie damals in der Pension ‚Lleo‘.[26] Möglicherweise war sie damals zusammen mit ihrem Onkel Siegfried und ihrer Tante Elisabeth Rochelsohn nach Spanien gelangt, denn auch die hielten sich in diesem Zeitraum im spanischen Barcelona auf.

Die geforderten Gelder für die Einreise in die USA hatte zuvor – vermutlich noch vor ihrer Auswanderung, denn als ihre damalige Adresse ist die Wollenweberstr. 10 in Berlin vermerkt – ihr inzwischen in Amerika angekommener Bruder Bernhard hinterlegt.[27] In den Reiseunterlagen für die Überfahr, die sie am 3. August 1943 mit dem Schiff ‚Serpa Pinto‘ antrat, wurde er von ihr auch als Kontaktperson in den USA angegeben. Als Kontakt in der Heimat benannte sie die damals längst deportierten Eltern: „Margarete & Simon – somewhere in Poland“.[28]

Francis Robert Wilson

Am 27. April 1945 heiratete sie noch in Chicago, dem Wohnort ihres Bruders, den am 12. Januar 1922 geborenen Amerikaner Francis Robert Wilson,[29] mit dem sie später nach Pasadena in Kalifornien zog. Dort verstarb Ilse Wilson am 7. Oktober 1994.[30]
Anders als ihre Geschwister war Gerda Rochesohn, nicht in die USA, sondern auf unbekannten Wegen und auch zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Australien gelangt und hatte auch die dortige Staatsbürgerschaft erworben. Dies geht aus einer Unterlage hervor, laut der sie im April 1961 von London aus in die USA geflogen war, vermutlich um dort ihre Geschwister zu besuchen.[31] Nicht zu klären war, ob und mit wem Gerda Rochelsohn verheiratet war und wann sie verstarb.[32]
Die zurückgebliebenen Eltern gerieten in die Fänge ihrer Verfolger. Zuletzt hatten sie wohl ihre Wohnung in der Schönhauser Allee verlassen müssen, denn ihre letzte Adresse vor der Deportation war in Berlin-Moabit die Wullenweberstr. 10, wo mindestens 10 Jüdinnen bzw. Juden untergebracht waren, bevor sie für die Fahrt in den Tod abgeholt wurden. Schon bei der Volkszählung vom Mai 1939 waren sie mit dieser Anschrift – vermutlich handelte es sich um eine Art Judenhaus –[33] gelistet. Mit Verweis auf den Namen Rochelsohn ist im Adressbuch der Stadt Berlin von 1936 unter seinem Namen und seiner Adresse auch die „Hilfskasse f. Israel. Kantoren u. Kult.=Beamte u. d. Ww. U. Waisen i. Dtschl. E.V.“ eingetragen, eine Funktion, die Simon Rochelsohn vermutlich von seinem Vater, dem Cantor, in der Gemeinde übernommen hatte.
Im Oktober 1942 verließen insgesamt vier Transporte Berlin mit dem Ziel Theresienstadt. Der erste davon, zugleich der dritte große „Alterstransport“, verließ die Stadt am 3. Oktober, drei weitere kleinere Transporte mit jeweils 100 Menschen folgten Ende des Monats. In dem vom 30. Oktober, der die Bezeichnung ‚I/74’ trug und noch am gleichen Tag sein Zielort erreichte, saßen auch Simon und Margarete Rochelsohn.

Die Deportationsliste mit den Namen von Simon und Margarete Rochelsohn

Nachdem am Tag zuvor die Wohnungen der Gelisteten an die Gestapo übergeben worden war, waren sie anschließend mit ihrem Gepäck auff Lastwagen zum Versammlungsort in der Großen Hamburger Straße gebracht worden, wo die letzten Formalitäten erledigt wurden. Morgens um 4 Uhr wurden sie geweckt und hatten nach einem kargen Frühstück zu Fuß zum Anhalter Bahnhof gehen müssen, um am Bahnsteig 1 in die gesondert angehängten Wagen der 3. Klasse des regulären Zuges nach Dresden zu steigen. Von dort fuhr der Zug weiter nach Bohusovice / Bauschowitz in der Nähe von Theresienstadt. Die letzten 3 km in das Ghetto hatten diejenigen, die noch laufen konnten, zu Fuß zu bewältigen. Immerhin waren mehr als die Hälfte der Deportierten älter als 60 Jahre alt.[34]
Margarete Rochelsohn hielt die unmenschlichen Lebensbedingungen in dem als „Vorzeigelager“ deklarierten Ghetto lange, aber nicht auf Dauer durch. Sie kam dort nach fast zwei Jahren am 18. Juni 1944 ums Leben – über die konkrete Todesursache liegen keine Informationen vor.[35] Ihr Mann Simon gehörte zu den 16 Überlebenden des Transports vom 30. Oktober. Welchen glücklichen Umständen er das zu verdanken hatte, ist nicht bekannt. Ebenso wenig weiß man über sein Leben in den ersten Jahren nach der Befreiung. 1947 konnte er dann mit dem Schiff ‚Marine Marlin’ Deutschland verlassen und zu seinen Kindern in die USA ausreisen.[36] Es können aber nur wenige Wochen gewesen sein, die er noch mit ihnen verbringen konnte, denn schon am 18. Juli 1947 verstarb er an deren Wohnort Chicago.[37]

 

Sein jüngerer Bruder Siegfried, der ehemalige Judenhausbewohner in Wiesbaden, lebte damals in der kanadischen Stadt Toronto im Bundesstaat Ontario, wohin er nach einer langen Leidensgeschichte und letztlich dann doch noch erfolgreichen Flucht mit seiner Frau Elisabeth gelangt war. Wann und wo die beiden die Ehe, die kinderlos blieb, geschlossen hatten, ist nicht bekannt. Man kann aber vermuten, dass das geschah, nachdem Siegfried Rochelsohn seine Geburtsstadt Berlin, wo er am 20. November 1888 zur Welt gekommen war,[38] verlassen und sich im Rhein-Main-Gebiet niedergelassen hatte. Er selbst gab an, seit 1919 in Frankfurt einen Handel mit Textilerzeugnissen betrieben zu haben. Seine Frau war am 2. Oktober 1890 in Bingen geboren worden. Zwar ist der Name ihres Vaters nicht bekannt, aber wenigstens der ihrer Mutter. Johanna Mattes, deren Mädchenname Haas war, wurde um 1851 in Dörrebach im Kreis Bad Kreuznach geboren. Zuletzt wohnte sie mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Wiesbaden in der Wielandstr. 23, wo sie am 24. Mai 1930 verstarb.[39]

Siegfried Rochelsohn muss im Laufe der zwanziger Jahre von Frankfurt nach Wiesbaden gezogen sein. Er selbst gab in seinem Antrag auf Entschädigung an, er habe sein Geschäft bis 1924 in Frankfurt geführt und sei dann nach Wiesbaden gezogen. Die im Entschädigungsverfahren mit Nachforschungen beauftragte Auskunftei Blum bestätigte am 17. November 1960 an den Regierungspräsidenten, dass er „in den zwanziger Jahren nach Wiesbaden“ gekommen sei. „Er wohnte zuerst Wielandstraße in Teilmiete, dann zog er in die Pension Westminster, Rheinstrasse 8.“ In der genannten Pension hätte er als Untermieter sein Quartier beziehen müssen, da er selbst keine eigenen Möbel besessen habe. Man schätzte ihn, so schrieb er weiter, „als einen fleissigen Mann, der sich sehr viel Mühe gab und auch ständig unterwegs war. Die finanziellen Verhältnisse wurden aber als klein angesehen.“[40]

Auskunft der Stadt Wiesbaden zum früheren Geschäft von Siegfried Rochelsohn
HHStAW 518 49500 (32)

Siegfried Rochelsohn selbst bezifferte sein frühres Einkommen wesentlich höher. Er habe, so hatte er in seinem Entschädigungsantrag angegeben, bis 1932 etwa 9.000 bis 10.000 RM verdient, dann bis 1934 immer noch etwa 6.000 bis 7.000 RM und anschließend noch immer 4.000 RM. Ab 1938 habe er bis 1941 kein Einkommen mehr erzielen können, da er seinen Gewerbeschein habe abgeben müssen und ihm die Weiterführung seines Geschäfts nicht länger erlaubt worden sei.[41] Eine Rückfrage der Entschädigungsbehörde bei der Stadt ergab, dass nach deren Aufzeichnungen Siegfried Rochelsohn am 20. November 1924 eine „Textilwaren-Vertretung“ als Gewerbe in Wiesbaden angemeldet hatte, die am 15. November 1938 wieder eingestellt wurde. Die bei der städtischen Steuerbehörde damals gemeldeten Erträge des Geschäfts weichen allerdings erheblich von denen ab, die der Inhaber im Verfahren angegeben hatte. So sollen in den Jahren 1933 und 1934 überhaupt keine Gewinne erzielt worden sein, dann in den folgenden Jahren bis 1938 zwischen 1.000 und knapp 3.000 RM, wobei der höchste Ertrag mit 2.900 RM im Jahr 1938 erzielt wurde. Die Angaben über sein Einkommen in den Jahren 1936 bis 1938, die er in seinem Auswanderungsantrag 1940 machen musste, entsprechen im Groben den Angaben der Stadt.[42] Gewerbekapital habe Siegfried Rochelsohn nie besessen. Auch Blum hatte ausgesagt, dass Siegfried Rochelsohn nie Geschäfte auf eigene Rechnung gemacht habe und selbst nie ein Lager geführt habe, somit immer nur Waren für andere vermittelt habe.[43] Er ging somit einem Beruf nach, den man in der damaliger Zeit als Teilacher bezeichnete.[44]

Ursprünglich war die Geschäfts- und Privatadresse in der Wielandstr. 23. Mit dieser Anschrift erscheint er auch erstmals in den Wiesbadener Adressbüchern im Band 1926/27. Für das Jahr 1932/33 ist als Adresse die Mainzer Str. 8 angegeben und dann – für 1934/35 fehlt ein Eintrag – ab 1936 die Frankfurter Str. 17. Aber auch 1935 muss das Paar dort gemeldet gewesen sein, denn mit dieser Adresse sind er und seine Frau im Jüdischen Adressbuch von 1935 aufgeführt.

Diese Adresse ist umso erstaunlicher, als dort das ehemalige Grandhotel „Kaiserhof“ stand, mit seinem angegliederten „Victoria-Bad“ eines der führenden Etablissements der Weltkurstadt in der Kaiserzeit mit 200 Zimmern und allem nur erdenklichen Komfort.[45] Aber offensichtlich konnten die hohen Kosten nicht amortisiert werden, sodass das Haus schon vor dem Weltkrieg, in dem es als Reservelazarett genutzt wurde, in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. 1935 firmierte zwar noch eine Kaiserhof-AG als Besitzer, aber das Hotel hatte längst seinen Ruf eingebüßt und das angebaute Augusta-Victoria-Bad war zum kommunalen Schwimmbad geworden.

Kaiserhof WiesbadenFür was die vielen Zimmer des ehemaligen Hotels damals genutzt wurden, konnte nicht ermittelt werden, aber offensichtlich waren die Räume zumindest zum Teil vermietet. So hatten sich im genannten Jahr dort neben Rochelsohns mit Ellen und Heinrich Mik-Meyer ein weiteres jüdisches Ehepaar und mit Amalie Kahn, Anna Lindheimer, Seander Müller noch drei weitere jüdische Personen dort eingemietet. Judenhäuser im späteren Sinn gab es zu dieser Zeit allerdings noch nicht. 1938 wohnten dann neben Rochelsohns nur noch zwei weitere Mietparteien in dem Haus – und man kann sicher sein, dass die dort nicht mehr das Ambiente eines Grandhotels genossen. 1938 ging das Gebäude – nur das Hotel, nicht das Badehaus, das weiterhin der Stadt Wiesbaden gehörte – in den Besitz des NS-Staats über und wurde in den folgenden Jahren bis zu seiner Zerstörung durch einen alliierten Bombenabwurf für militärische Zwecke genutzt.

Offensichtlich mussten die letzten Mieter damals ausziehen. Bis 1941 wechselten Rochelsohns, sofern die Eintragungen auf der Gestapokarteikarte richtig sein sollten, noch mindestens sechsmal innerhalb von Wiesbaden ihre Unterkunft. Als erste Adresse ist auf der Karteikarte, allerdings ohne Einzugsdatum, die Adelheidstr. 18 aufgeführt, ein Haus, das dem jüdischen Weinhändler Moritz Vogel gehörte. Moritz Vogel konnte mit seiner Familie im Mai 1939 nach Schweden emigrieren, was vermutlich auch der Anlass für den erneuten Wohnungswechsel der Rochelsohns war. Laut Gestapokarteikarte sollen sie danach schon einmal in das Haus Kaiser-Friedrich-Ring 65 gezogen sein, das bald darauf zum Judenhaus wurde. Auch hier ist kein Ein- bzw. Auszugstermin angegeben. Es kann sich damals aber in jedem Fall nur um einen kurzen Aufenthalt gehandelt haben, denn ab dem 4. Mai 1939 wohnten sie für fünf Monate im Dambachtal 15. In dem Gebäude, das dem Bankhaus Krier gehörte, einem Wiesbadener Bankhaus, das den örtlichen NS-Behörden, z. B. bei der Verwaltung jüdischer Immobilien, immer bereitwillig zu Diensten stand, hatte Maria Otremba, die keine Jüdin war, ein Fremdenheim eingerichtet. Vermutlich hatten Rochelsohns schon damals die Absicht gehabt, Deutschland zu verlassen, und diese Unterkunft nur noch als letzte, eher provisorische Station vor dem Absprung angesehen. Es sollte aber noch zwei weitere Jahre dauern, bis das gelang. Am 2. Oktober 1939 bezogen sie dann wieder eine „normale“ Wohnung in der Friedrichstr. 38 im ersten Stock.[46] „Normal“ war diese Wohnung insofern nicht, als es sich bei diesem Haus um ein Judenhaus handelte, das zwar nicht auf der offiziellen Liste der Judenhäuser stand, aber dennoch diese Funktion innehatte. Sechzehn Jüdinnen und Juden waren während der Umsiedlungen dort untergebracht und für neun Bewohner war das die Adresse, wo sie entweder am 10. Juni 1942 oder am 1. September 1942 von der Gestapo abgeholt wurden, um „in den Osten evakuiert“ zu werden.
Der Karteikarte ist zu entnehmen, dass das Ehepaar Rochelsohn in der Friedrichstr. 38 in der Wohnung von „Rückersberg“ untergebracht wurde. Robert Rückersberg war ursprünglich Eigentümer des koscher geführten Hotels „Kronprinz“ in der Taunusstr. 46/48, das schon im März 1933 von Nazi-Horden völlig demoliert worden war. Nach dem Tod von Robert Rückersbergs Frau Rosa im November 1938 und der Auswanderung der beiden Söhne, konnte auch Robert Rückersberg selbst noch im Mai 1939 nach England emigrieren. Zuvor hatte er das Haus noch an das Reich verkauft, genauer: an den Reichsfiskus Luftwaffe.[47] Als Rochelsohns am 2. Oktober 1939 dort einzogen, wohnte nur die Tochter der ehemaligen Eigentümer, Ruth Rückersberg, in der Wohnung. Auch sie hatte ihre Ausreise nach Amerika bereits in Angriff genommen, kam jedoch nur noch bis Holland, wo sie im Juli 1942 verhaftet und nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde.[48]

Umzugsliste Rochelsohn
Auszug aus der Umzugsliste –
Dokumente einer gescheiterten Flucht
Umzugsliste Rochelson
HHStAW 519/3 335 (o.P.)

In der Friedrichstraße nahmen die Auswanderungspläne des Ehepaars Rochelsohn konkrete Gestalt an. Im Juli 1940 waren die notwendigen steuerlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen und die umfänglichen Listen, in denen das Umzugsgut detailliert aufgeführt werden musste, erstmals bei der Devisenstelle in Frankfurt eingereicht worden. Diese Listen sind – rot durchgestrichen – in der Behörde aufgehoben worden, tragen den mit dem 20. August 1940 datierten Vermerk, dass die genannten Positionen, sofern nicht gestrichen, mitgenommen werden dürfen. Aber dieses Genehmigungsdatum selbst wurde dann gestrichen und durch eine neue Genehmigung vom 30. Januar 1941 ersetzt.[49] Woran die damals geplante Auswanderung scheiterte, ist nicht bekannt.

Eine weiterer Versuch zur Auswanderung scheitert
HHStAW 519/3 335 (1)

Im Mai 1941 teilte die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland – Abt. Wanderung“, an die sich Siegfried Rochelsohn wohl zuvor schon mehrfach gewandt hatte, mit, dass das Ehepaar nunmehr für die „Passage auf dem Dampfer ‚Mouzinho’, Ausreise Juni 1941 vorgesehen“ sei. Also etwa zw

ei Wochen nach Erhalt des Briefes sollte die Ausreise stattfinden. Wenn man angesichts dieses engen Zeitplans den bürokratischen Aufwand bedenkt, der zu erledigen war, dann ist leicht vorstellbar, weshalb solche Pläne immer wieder zum Scheitern verurteilt waren – nicht nur bei Rochelsohns. „Wir wollen hoffen, dass sich Ihre Ausreise mit diesem Schiff wird durchführen lassen“, war der fromme Wunsch, der mit der Bitte, weitere Rückfragen zu unterlassen, den Ausreisewilligen noch mitgegeben wurde.[50] Am 5. Juni reichte Siegfried Rochelsohn die alten Listen mit dem Hinweis, er habe bereits im vorherigen Jahr die Absicht gehabt auszureisen, aber zweimal habe sich sein Plan zerschlagen, erneut zur Genehmigung ein. Angesichts des Zeitdrucks bat er um sofortige Erledigung.[51]
Aber offensichtlich reichte auch diesmal die Zeit nicht aus, um das gebuchte Schiff noch im Juni zu erreichen. Auf seiner Gestapokarteikarte heißt es, dass er erst am 12. September 1941 „nach Amerika abgewandert“ sei. Und selbst diese Angabe entspricht nicht den Tatsachen. Vermutlich hatte er mit seiner Frau an diesem Tag Wiesbaden und wohl auch Deutschland verlassen, auf welchem Weg ist aber nicht bekannt. Statt nach Amerika zu fahren, hielt er sich bis 1944 in Barcelona in Spanien auf,[52] wo auch ihre Nichte Ilse auf eine Möglichkeit wartete, nach Amerika weiterzureisen.

Beleg für den Aufenthalt von Siegfried und Elisabeth Rochelson in Spanien 1941
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/15282:1354?tid=&pid=&queryId=d919f92a4858091d58a13cf881de1738&_phsrc=OEb8&_phstart=successSource&nreg=1

Von dem zuvor deklarierten Umzugsgut hatten man so gut wie nichts mitnehmen können. Laut einer Notiz der Entschädigungsbehörde war die ursprüngliche Erlaubnis widerrufen worden und Rochelsohns hatten nur zwei Tage Zeit bis zur Abfahrt, sodass ein Widerspruch gegen den Entzug der Genehmigung aussichtslos gewesen wäre.[53] Um ihr Mobiliar wollte sich eine Frau Guckenheim kümmern.[54] Sie hatte aber keine Möglichkeit, die Sachen für die Auswanderer zu sichern, da sie selbst mit der Deportation vom 1. September 1942 nach Theresienstadt verbracht und ermordet wurde. Schon zuvor hatte sich, wie üblich, das Finanzamt das zurückgelassene Vermögen angeeignet und es über einen der Wiesbadener Auktionatoren versteigern lassen. In diesem Fall war es wohl der in dieser Hinsicht sehr aktive Auktionator Hecker, der diese Aufgabe übernommen hatte. Ob der Erlös tatsächlich auf dem gesperrten Konto von Siegfried Rochelsohn eingezahlt wurde, wie Frau Guckenheim diesem noch schriftlich mitteilen konnte, mag bezweifelt werden. Einen Einblick in das Konto wird man ihr kaum gewährt haben. Üblich war es hingegen, dass die Verwertung solchen zurückgelassenen Inventars die Finanzverwaltung zu ihren eigenen Gunsten durchführte, natürlich unter Abzug einer entsprechenden Provision für den Auktionator.[55]

Eine Entschädigung für seine Verluste wurde dem Ehepaar Rochelsohn nach dem Krieg aus formalen Gründen nicht gewährt. In einem letztinstanzlichen Urteil aus dem Jahr 1964 wurde die Zahlung wegen Nichteinhaltung vorgegebener Fristen bzw. wegen der Nichtbeachtung des Unterschieds zwischen einer Entschädigung und einer Rückerstattung verweigert.[56] 20 DM gestand man ihm für die Zahlung der sogenannten DEGO-Abgabe in Höhe von 100 RM zu.[57]

Miete Rochelsohn
Die letzte Mietzahlung im Judenhaus im Juni 1941
HHStAW 519/2 2075

Neben dem verlorenen Inventar und dem zurückgelassenen Geld auf dem Sperrkonto, etwa 500 RM,[58] hatten Rochelsohns aber noch weitere Einbußen. Denn für die erste geplante Ausreise im Jahr 1940 hatten sie für 100 $ bereits eine Schiffskarte bei der ‚Norddeutschen Lloyd’ erworben, die dann verfiel.[59] Das Geld dafür hatten ihnen amerikanische Verwandte vorgestreckt. Von wem das Geld kam, wird von Siegfried Rochelsohn in den Akten nicht erwähnt. Vermutlich war es aber ein Samuel Rochelsohn, der im New Yorker Stadtteil Brooklyn lebte. Er war zumindest derjenige, der die notwendigen Gelder für Siegfried und seine Frau im ‚Jewish Transmigration Büro’ in den USA hinterlegt hatte.[60] Dass die Familien seiner in die USA geflohenen Nichten und Neffen bereits über hinreichende Mittel verfügten, ist eher unwahrscheinlich.
Auf die finanzielle Hilfe der amerikanischen Verwandten waren Siegfried und Elisabeth Rochelsohn auch in Spanien angewiesen, wo sie kein Einkommen bezogen. Die Verwandten waren es dann auch, die 1944 die zweite Schiffspassage bezahlten, deren Preis, bedingt durch den Kriegsausbruch, nun auf 750 Dollar angestiegen war.[61]

Nicht bekannt ist, wann das Siegfried und Elisabeth Rochelsohn die USA verließen, um sich auf Dauer im kanadischen Toronto niederzulassen. Auch hier mussten sie angesichts der Tatsache, dass ihnen eine angemessene Entschädigung vorenthalten blieb, in sehr bescheidenen, wohl eher ärmlichen Verhältnissen leben. Von 1948 bis 1951 bezogen sie ein monatliches Einkommen von 200 Dollar, danach, Siegfried Rochelsohn hatte inzwischen das Rentenalter erreicht, hatten sie kein eigenes Einkommen mehr.[62] Wovon sie damals ihren Unterhalt bestritten, ist nicht bekannt. Vermutlich ist Siegfried Rochelsohn in Toronto am 15. April 1968 verstorben.[63] Über den Tod seiner Frau ist nichts bekannt.

Das Grab von Siegfried Rochelson
Das Grab von Siegfried Rochelson
https://de.findagrave.com/memorial/191763264/sigfried-rochelson?_gl=1*48g5k1*_ga*MTA0MTkzNzQxNy4xNjU2NDI1NjQx*_ga_4QT8FMEX30*MTY1NjQyODkyOC4yLjEuMTY1NjQzMDEzMS41MQ

Auch wenn die Verhältnisse, unter denen Siegfried und Elisabeth Rochelsohn ihren Lebensabend im kanadischen Exil fristeten, wohl eher elendig waren, so hatten sie doch immerhin ihr Leben retten können. Nicht allen Geschwistern von Siegfried Rochelsohn war das gelungen.

Rosa, die am 18. August 1874 geborene älteste Tochter von Baer und Ida Rochelsohn verlor ihr Leben in Theresienstadt. Über ihr vorheriges Leben ist fast nichts bekannt. Während sie laut GENI mit einem Josef Rost verheiratet gewesen sein soll, über den aber keine weiteren Angaben gemacht wurden, war sie nach Information ihrer Großnichte Simone Margret Wilson, die in Yad Vashem für sie eine ‚Page of Testimony’ hinterlegt hat, unverheiratet geblieben und hatte auch keine Kinder.[64] Dies entspricht vermutlich auch eher der Wahrheit, denn bei der Volkszählung im Mai 1939 war sie noch immer mit ihrem Mädchennamen mit der Adresse Winsstr. 72 in unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen Wohnung ihrer Eltern im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg gemeldet.[65] Und auch auf der Deportationsliste des „Alterstransports“, der am 4. August 1942 Berlin verließ, steht hinter ihrem Namen „ledig“.[66] Wie etwa zwei Monate später auch ihr Bruder Simon und ihre Schwägerin Margarete Rochelsohn, musste sie an diesem Morgen am Anhalter-Bahnhof den Zug in das Ghetto besteigen. Es handelte sich um den Transport I/37 mit 100 Personen. Vermutlich trafen die Geschwister in Theresienstadt wieder zusammen und konnten sich in den folgenden Monaten gegenseitig stützen. Fast ein Jahr hat Rosa Rochelsohn das Lager überlebt. Am 7. Juni 1943 ist sie dort umgekommen.[67]

Deportationsportliste mit dem Namen von Rosa Rochelsohn
https://collections-server.arolsen-archives.org/H/Ous_partitions/29/@Maint/ab/fc/ii/001.jpg

 

Der erste, der dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer fiel, war Louis Leo Heymann Rochelsohn. Auch über sein Leben vor dem Holocaust ist nur wenig bekannt. Laut Jüdischem Adressbuch für Groß-Berlin aus dem Jahr 1929/30 wohnte er damals in der Wohnung seiner ebenfalls ledig gebliebenen Schwester Rosa in der Winsstr. 72, wo er auch 1939 noch gemeldet war.[68] Ob er die Wohnung später noch einmal wechseln musste, ist nicht bekannt. In den verschiedenen Berliner Adressbüchern taucht sein Name nicht auf, was darauf schließen lässt, dass er all die Jahre mit seiner Schwester zusammengelebt hatte. Auch über seine berufliche Tätigkeit liegen keine Informationen vor. Man weiß einzig, dass er am 31. September 1942 in das Baltikum verschleppt wurde. Der Transport, der am 24. September in Frankfurt mit 237 Personen abfuhr, dann aber in Berlin Moabit nach seiner Ankunft am 26. um weitere 812 Jüdinnen und Juden, darunter mehr als 100 Kinder unter zehn Jahren, angefüllt wurde, brachte die Insassen nach Raasiku im heutigen Estland. Dort war kurz zuvor das Konzentrationslager Jägala errichtet worden. Wer nicht als arbeitsfähig angesehen wurde, der wurde in die nahe gelegenen Dünen geführt und sofort nach Ankunft erschossen. Aber auch die übrigen hatten kaum eine Chance zu überleben. Von dem damaligen Transport soll das nur 26 gelungen sein.[69] Louis Leo Heymann Rochelsohn gehörte nicht zu diesen, wenngleich in einer Suchanzeige in der Zeitung ‚Aufbau’, die nach dem Krieg eine Ruth Klein in England aufgab, in der sie um Informationen über den Verbleib von Louis Rochelsohn und seiner Schwester Clara bat, ein klein wenig Hoffnung auf sein Überleben durchscheint.[70] Wann er in Raasiku bzw. Jägala ermordet wurde, ist aber nicht überliefert.

 

Und auch seine ältere Schwester Clara, geboren am 10. Januar 1882, trat mit ihrem Mann, dem am 20. April 1872 in Berlin geborenen Theodor Baumgarten,[71] von seiner Geburtsstadt aus die Fahrt in die zum KZ umgewandelte ehemalige Festung Theresienstadt an. Auch sie wurden mit einem der sogenannten „kleinen Transporte“, die jeweils aus 100 Personen bestanden und als Sonderwagen an reguläre Eisenbahnzüge angehängt wurden, abtransportiert. 79 solcher Transporte hatte es allein vom Juni bis Dezember 1942 von Berlin aus gegeben. Im Januar 1943 wurde diese Praxis wieder aufgenommen. Erneut verließen am 12., am 13. am 14. am 26. am 28. und am 29. Januar solche Transporte mit jeweils 100 jüdischen Insassen die Hauptstadt mit dem Ziel Theresienstadt. Weitere folgten in den nächsten Monaten.[72] Clara und Theodor Baumgarten mussten am 26. Januar 1943 den Zug besteigen, der unter der Bezeichnung ‚I/86’ registriert wurde.

Vermutlich hatte das Ehepaar Baumgarten auch bereits geplant, in die USA auszureisen, denn noch im Mai 1937 hatten beide eine dreimonatige Reise in die USA angetreten, um dort ihre Schwägerin Theresa Rochelsohn in New York zu besuchen. Kaum vorstellbar, dass es sich in dieser Zeit um einen reinen Verwandtenbesuch handelte.[73] Hätten sie damals geahnt, welches Schicksal ihnen bevorstehen würde, wären sie vielleicht dort geblieben, auch unter Zurücklassung ihres gesamten Vermögens. So kehrten sie am 20. Juni über Plymouth in England wieder zurück nach Europa und zurück nach Berlin.[74]

Vielleicht hatten sie damals noch die Hoffnung, wenigstens einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens retten zu können. Sie gehörten unzweifelhaft zu den eher wohlhabenden jüdischen Familien in Berlin, wie man dem im folgenden Jahr ausgestellten Bescheid über die zu leistende Judenvermögensabgabe entnehmen kann. Mehr als 111.000 RM sollte das Paar insgesamt zahlen.[75] Da 25 Prozent des Gesamtvermögens gefordert wurden, muss dieses fast an die halbe Millionen RM herangereicht haben. Von daher ist es wohl verständlich, dass Theodor und Clara Baumgarten ihre Chance 1937 nicht nutzen wollten.

Familie Baumgarten
Die Familie Baumgarten – Clara in der Mitte, Theodor rechts
https://photos.geni.com/p13/4d/d9/87/cf/534448521fba8ca3/baumgarten_familie_large.jpg

Zu dem Vermögen war das Ehepaar als Besitzer eines bedeutenden Leihhauses in Berlin gekommen, dem auch ein Bankgeschäft angeschlossen war. Es konnte nicht ermittelt werden, ob Theodor Baumgarten das Geschäft selbst aufgebaut oder aber von seinem Vater übernommen hatte. Als Theodor am vierten Mai 1910 Victoria Clara Rochelsohn in Berlin ehelichte, war sein Vater, der Kaufmann Wolff Baumgarten, bereits verstorben, aber seine Mutter Pauline, geborene Friedenthal, lebte damals noch.[76] Kinder sind aus seiner Ehe, soweit bekannt, nicht hervorgegangen.
Während das Leihhaus in der Landsberger Str. 66 angesiedelt war, wohnten das Paar selbst 1930 in der Brückenallee 32.[77] 1937 waren sie dann in die Duisburger Straße umgezogen, einer kleinen, gutbürgerlichen Straße, die dadurch eine traurige Berühmtheit erlangte, als aus den insgesamt etwa 20 Häusern, aus denen die Straße bestand, von 1941 an mehr als 130 jüdische Bewohner herausgeholt und deportiert wurden.[78] Baumgartens, die im Haus mit der Nummer 8 wohnten, hatten vor ihrer Deportation noch einmal in die Bamberger Str. 5 umziehen müssen, wo sie in ihrer Wohnung ein Zimmer an die dreiköpfige jüdische Familie Kessel hatten abgeben müssen.[79]

 

 

 

 


Theodor und Clara Baumgarten auf der Deportationsliste vom 26.1.1943 nach Theresienstadt

Arolsen-Archiv

Von der Bambergerstraße traten sie im Januar 1943 die Fahrt nach Theresienstadt an,[80] aber das war noch nicht das Ende ihrer Reise. Länger als eineinhalb Jahre überlebten sie das das Ghetto, aber es zu überleben, blieb ihnen versagt. Am 28. Oktober 1944 verließ ein Zug mit der Bezeichnung ‚Ev’ und mehr als 2000 Jüdinnen und Juden Theresienstadt mit dem Ziel Auschwitz. Als der Zug am 30. dort ankam, fand zum letzten Mal auf der dortigen Rampe eine Selektion statt, bei der die noch Arbeitsfähigen in das Lager aufgenommen wurden. Theodor Baumgarten zählte offensichtlich zu den insgesamt 217 Männer und Frauen, die man einer weiteren Verwertung durch Arbeit noch zuführen wollte.[81] Es waren aber nur zwei Wochen Leben, die man ihm noch „schenkte“. Er wurde am 15. November 1944 in Auschwitz ermordet. Seine Frau Clara hatte man unmittelbar nach der Ankunft in die Gaskammer geführt.[82]

 

Veröffentlicht: 16. 07. 2022

 

 

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Anmerkungen:

[1] Zwar konnte keine Geburtsurkunde gefunden werden, die die Elternschaft der Genannten angibt, aber dass Baer und Ida Rochelsohn die Eltern seiner Geschwister waren, ist hinreichend belegt. Die genealogische Verbindung wurde auch bei GENI angenommen, https://www.geni.com/family-tree/index/6000000121124404309, (Zugriff: 15.7.2022).

[2] Sterberegister Berlin Wilmersdorf 885 / 1914.

[3] Sterberegister Berlin 905 / 1932. Wo der Vater verstarb, ist nicht bekannt, vermutlich aber auch in Berlin, denn die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt bereits dort.

[4] Zwei in GENI als Nachkommen von Baer und Ida Rochelsohn angegebene Personen, Sally und Joseph Rochelsohn, werden im Weiteren nicht berücksichtigt, da für sie keine überprüfbare Lebensdaten angegeben sind. Sally soll angeblich im gleichen Jahr wie eine Schwester Clara, über die aber genaue Geburtsangaben vorliegen, geboren worden sein. Es müsste sich also um Zwillinge gehandelt haben. Eher verwunderlich ist dann aber, wenn nur die Daten des einen überliefert wurden. Ein Saly ist allerdings als Trauzeuge bei der Eheschließung von Simon Rochelsohn aufgeführt, siehe Anm. 21. Ein Saly Rochelsohn wird daher ganz sicher in einer engen verwandtschaftlichen Verbindung zur Familie gestanden haben. Über einen bei GENI genannten Joseph Rochelsohn liegen keinerlei Daten vor.

[5] In den meisten Dokumenten ist deren Geburtsort mit Hohensalza angegeben.

[6] Heiratsregister Berlin VIII 523 / 1910.

[7] Ihre Eltern waren der Rentier Abraham Baschwitz und seine Frau Natalie, geborene Salomon, siehe ebd.

[8] Sterberegister Berlin Wilmersdorf 885 / 1914.

[9] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_3278-0017?treeid=&personid=&hintid=&queryId=9e41faea7f4d7b623da976c9efb2e6f8&usePUB=true&_phsrc=svo27&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=4027357305. (Zugriff: 15.7.2022).

[10] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/2177974:61406?ssrc=pt&tid=120201117&pid=432239337798 und https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/61406/images/47512_546458-00072?pId=2118223, (Zugriff: 15.7.2022).

[11] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/289645419:62308. (Zugriff: 15.7.2022).

[12] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/6920795:2441?tid=&pid=&queryId=edc15cabde5c629f5706e0d9d3106967&_phsrc=svo161&_phstart=successSource und https://search.ancestry.de/cgi-bin/sse.dll?indiv=1&dbid=3693&h=52792380&tid=&pid=&queryId=d60034483c2b9659f6aa401b32f4e078&usePUB=true&_phsrc=svo163&_phstart=successSource. (Zugriff: 15.7.2022).

[13] Heiratsregister Berlin VIII 258 / 1908. Ob es eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen Feuda Beile Blum, geborene Auerbach, und der Frau ihres Neffen Manfred Rochelsohn, Anna Auerbach gab, konnte nicht ermittelt werden.

[14] Für die Angaben gibt es keine amtlichen Bestätigungen, sie beruhen einzig auf den Veröffentlichungen bei GENI, siehe https://www.geni.com/family-tree/index/6000000121124404309. (Zugriff: 15.7.2022). Der Geburtstag von Ruth wird allerdings auch in den Registrierungsunterlagen in England angegeben, siehe die folgende Anmerkung.

[15] https://www.geni.com/people/Marion-Levine/6000000021663665235. (Zugriff: 15.7.2022).

[16] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/10342616:61596?lang=de-DE. (Zugriff: 15.7.2022).

[17] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/71729:61665?tid=&pid=&queryId=3c3ae7b6be8d291835bb26e48d1dbb15&_phsrc=svo45&_phstart=successSource. (Zugriff: 15.7.2022).

[18] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/71730:61665?tid=&pid=&queryId=3c3ae7b6be8d291835bb26e48d1dbb15&_phsrc=svo46&_phstart=successSource. (Zugriff: 15.7.2022).

[19] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/144821050:2997?tid=&pid=&queryId=3c3ae7b6be8d291835bb26e48d1dbb15&_phsrc=svo48&_phstart=successSource. (Zugriff: 15.7.2022).

[20] Die Sterbedaten beruhen auf den Angaben bei GENI. Dem dortigen Stammbaum ist auch zu entnehmen, dass Marion Anne, die Tochter von Ruth und Edward Klein, einen Saul Levine heiratete, und zwei Kinder und eine große Anzahl von Enkeln hatte bzw. hat. Siehe https://www.geni.com/family-tree/index/6000000121124404309. (Zugriff: 15.7.2022).

[21] Heiratsregister Berlin 362 / 1909. Als Trauzeuge fungierte u. a. Saly Rochelsohn. Das könnte dafür sprechen, dass auch er einer der Söhne von Baer und Ida Rochelsohn war, siehe Anm. 4. Es könnte sich aber auch um einen Cousin gehandelt haben. Laut Altersangabe in der Urkunde war er damals 27 Jahre alt, müsste also um 1882 geboren worden sein. Ein Sally Rochelsohn ist auch im Berliner Adressbuch von 1930 als Bewohner des Hauses Waitzstr. 16 in Charlottenburg eingetragen.

[22] https://digital.zlb.de/viewer/!image/34457317_1930/549/-/ (Zugriff: 15.7.2022).

[23] Jüdisches Jahrbuch von Groß-Berlin, 1926, S. 243.

[24] Die Geburtsdaten laut GENI https://www.geni.com/family-tree/index/6000000121124404309. (Zugriff: 15.7.2022)

[25] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/487512:61196, (Zugriff: 15.7.2022).

[26] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/15281:1354?tid=&pid=&queryId=9ef40b7a876dc309de9c153021aada7c&_phsrc=svo8&_phstart=successSource&nreg=1. (Zugriff: 15.7.2022)

[27] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/1355/images/31156_176204-00461?pId=33274. (Zugriff: 15.7.2022)

[28] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/8769/images/PAT840_177-0120?pId=868599. (Zugriff: 15.7.2022)

[29] https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/50017612/person/26138478549/facts. (Zugriff: 15.7.2022)

[30] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/7974898:5180?ssrc=pt&tid=50017612&pid=26138478549. (Zugriff: 15.7.2022)

[31] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/1277/images/42804_336493-06163?pId=12241529. (Zugriff: 15.7.2022)

[32] GENI gibt als ihren Ehemann einen Alfred Brandstätter an und nennt als ihr Sterbejahr das Jahr 1998. Siehe https://www.geni.com/people/Gerda-Rogers/6000000121119326987, (Zugriff: 15.1.2022). Laut Ancestry war sie hingegen mit einem Mann namens Rogers verheiratet, über den aber keine weiteren Angaben gemacht werden konnten. Gestorben sein soll sie am 8.12.2008 in Windsor in Australien, siehe https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/50017612/person/27787305718/facts. (Zugriff: 15.7.2022)

[33] https://siewarennachbarn.de/_clips/Nachbarn_Adressen.pdf. (Zugriff: 15.7.2022).

[34] Details zu diesem Transport siehe https://deportation.yadvashem.org/index.html?language=en&itemId=5093057, (Zugriff: 15.7.2022) und Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 337.

[35] https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11613600&ind=1. (Zugriff: 15.7.2022).

[36] https://heritage.statueofliberty.org/passenger-details/czoxMzoiOTAxMTg2ODYwODQ2NiI7/czo5OiJwYXNzZW5nZXIiOw== und https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/61704/images/0158_81650733_1?pId=81166, (Zugriff: 15.7.2022).

[37] https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/50017612/person/26140204369/facts?_phsrc=svo117&_phstart=successSource, (Zugriff: 15.7.2022).

[38] Geburtsregister Berlin 2389 / 1888.

[39] Sterberegister Wiesbaden 675 / 1930. In der Urkunde ist ihr Geburtsort fälschlicherweise mit Dörrbach angegeben.

[40] HHStAW 518 49500 (21, 45). Die Auskunftei ergänzte noch, dass er 1932 wegen einer Forderung über 75 RM verklagt worden sei und er Anfang der 30er Jahre mehrere Monate die fälligen Krankenversicherungsbeiträge nicht gezahlt hatte.

[41] HHStAW 518 49500 (20, 21).

[42] HHStAW 519/3 32433 (2). Er gab hier an 1936 2.832 RM, dann 2.900 RM und zuletzt 2.630 RM Einkommen gehabt zu haben.

[43] Ebd. (32, 45).

[44] Siehe zu diesem typisch jüdischen Berufsstand, der zwar in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Frankfurt spielt, aber ständig auch die vorausgegangenen Jahre reflektiert, den Roman von Michael Bergmann, Die Teilacher, München 2010.

[45] Das Hotel wurde im Krieg weitgehend zerstört und danach abgerissen. An seiner Stelle wurde das American Arms Hotel errichtet, das inzwischen ebenfalls abgerissen und derzeit durch eine Wohnbebauung ersetzt wird.

[46] Abweichend von dieser Eintragung auf der Gestapokarteikarte gab Siegfried Rochelsohn in seinem 1940 abgegebenen Ausreiseantrag an, er habe seit April 1838 in der Friedrichstr. 38 gewohnt, siehe HHStAW 519/3 32433 (2).

[47] Fritzsche, 300 Jahre jüdisches Badewesen, S. 139 f.

[48] Zum Schicksal der Familie Rückersberg hat das Aktive Museum Spiegelgasse ein Erinnerungsblatt erstellt, siehe http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Rueckersberg-Ruth.pdf. (Zugriff: 15.5.2022).

[49] HHStAW 519/3 335 (o.P.).

[50] Ebd. (1).

[51] Ebd. (2).

[52] HHStAW 518 49500 (19).

[53] Ebd. (4, 36).

[54] Mit größter Wahrscheinlichkeit handelte es sich um Rosa Guggenheim, geborene Grünbaum, die aus Bergen bei Hanau stammte. Sie war die Witwe des Holzhändlers Ludwig Guckenheimer.

[55] Siehe zu dem Vorgang HHStAW 518 49500 (103).

[56] Ebd. (54-57, 102-111).

[57] Ebd. (83-90). Diese Abgabe wurde vom NS_Staat für die Ausfuhr neu erworbener Güter verlangt und war vor der Ausreise zu zahlen. In diesem Fall hatten Rochelsohns später wohl nicht einmal die Möglichkeit, die Waren mitzunehmen.

[58] Ebd. (84).

[59] Ebd. (71).

[60] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/33275:1355?tid=&pid=&queryId=d919f92a4858091d58a13cf881de1738&_phsrc=OEb6&_phstart=successSource&nreg=1. (Zugriff: 15.7.2022). Ein Datum ist auf dieser Karteikarte nicht angegeben. Wer dieser Samuel Rochelsohn gewesen ist und in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu Siegfried Rochelsohn stand, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da der Name damals relativ häufig in den USA vorkam. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass es sich um den Sohn von Simeon Rochelsohn handelt, der mit seiner Familie 1907 aus Russland in die USA eingewandert war, siehe https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/122363913:7884, (Zugriff: 15.7.2022). Zumindest lebte dieser Samuel später in Brooklyn.

[61] HHStAW 518 49500 (72). Nach seinen Angaben zahlte Siegfried Rochelsohn später den Betrag an seine Verwandten zurück.

[62] HHStAW 518 49500 (20).

[63] https://de.findagrave.com/memorial/191763264/sigfried-rochelson?_gl=1*48g5k1*_ga*MTA0MTkzNzQxNy4xNjU2NDI1NjQx*_ga_4QT8FMEX30*MTY1NjQyODkyOC4yLjEuMTY1NjQzMDEzMS41MQ, (Zugriff: 15.7.2022).

[64] https://namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM///NEW_APP/20050615_1500_284_7960/67.jpg. (Zugriff: 15.7.2022). Simone Wilson ist vermutlich die Tochter von Ilse und Francis Wilson.

[65] https://www.mappingthelives.org/bio/c25a0ede-434d-4f48-980e-0bbccb93a48e. (Zugriff: 15.7.2022).

[66] https://collections-server.arolsen-archives.org/H/Ous_partitions/29/@Maint/ab/fc/ii/001.jpg. (Zugriff: 15.7.2022).

[67] https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11613601&ind=1. In den Unterlagen von Theresienstadt ist allerdings kein Todesdatum verzeichnet, siehe https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/61273-rosa-rochelsohn/. (Zugriff: 15.7.2022).

[68] https://www.mappingthelives.org/assets/background-blured.png. (Zugriff: 15.7.2022).

[69] Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 257 f.

[70] https://data.dnb.de/Aufbau_OtraAlemania/OCR_txt/1026562481_OCR.txt. (Zugriff: 15.7.2022). In welchem verwandtschaftichen Verhältnis sie zur Familie Rochelsohn stand, konnte nicht geklärt werden. Für Louis Leo Heymann Rochelsohn hat seine Großnichte Simone Wilson ein ‚Page of Testimony’ hinterlegt, siehe https://yvng.yadvashem.org/remote/namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM///NEW_APP/20050615_1500_284_7960/69.jpg?width=700. (Zugriff: 15.7.2022).

[71] Heiratsregister Berlin VIII 410 / 1910.

[72] Siehe dazu Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 346-350.

[73] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_5983-0032?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=20492868. (Zugriff: 15.7.2022).

[74] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/8953150:1518?lang=de-DE. (Zugriff: 15.7.2022).

[75] https://www.spd-wilmersdorf-nord.de/app/uploads/2021/02/Tafeln_Duisburger_Strasse.pdf. (Zugriff: 15.5.2022). Wie die Herausgeber

[76] Heiratsregister Berlin VIII 410 / 1910. In GENI https://www.geni.com/family-tree/index/6000000121120419829 sind ohne Quellenangabe als Eltern von Theodor Baumgarten Hermann und Ida Baumgarten, geborene Aron, angegeben. Das muss falsch sein. Das beigefügte Foto der Familie Baumgarten wird hier verwendet, aber angesichts des genannten Fehlers, kann es nicht als gesichert angesehen werden, dass es sich tatsächlich um die Familienmitglieder der in Rede stehenden Familie Baumgarten handelt. Auch ist nicht sicher, ob die in GENI genannten Geschwister von Theodor tatsächlich seine Geschwister sind.

[77] Adressbuch Berlin 1930. Laut Jüdischem Adressbuch von Groß-Berlin von 1929/30 wohnten sie zuvor Am Friedrichshain 33.

[78] Siehe dazu die Dokumentation der AG Gedenken der SPD Wilmersdorf-Nord https://www.spd-wilmersdorf-nord.de/app/uploads/2021/02/Tafeln_Duisburger_Strasse.pdf und den Hinweis auf der Seite des Bezirksamts Charlottenburg https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/persoenlichkeiten-und-gedenktafeln/artikel.125810.php. (Zugriff: 15.7.2022).

[79] https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/2815 (Zugriff: 15.7.2022).

[80] In diesem Zug saß auch Dr. Paul Eppstein, Mitglied des Vorstands der ‚Reichsvereinigung der Juden in Deutschland’, der nach seiner Ankunft in Theresienstadt am 31. Januar zum Judenältesten ernannt wurde. Er wurde Ende September 1944 dort ermordet.

[81] Siehe Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 440.

[82] https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/5307-theodor-baumgarten/ und https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/5294-clara-baumgarten/ (Zugriff: 15.7.2022).