Die Geschwister Hammerschmidt


Kaiser-Friedrich-Ring 43, Wiesbaden, Judenhaus, Henri Bloch, Raymonde Bloch
Das ehemalige Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 43 heute
Eigene Aufnahme
Kaiser-Friedrich-Ring 43, Wiesbaden, Judenhaus, Henri Bloch, Raymonde Bloch
Lage des ehemaligen Judenhauses Kaiser-Friedrich-Ring 43
Judenhaus Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 43,
Belegung des Judenhauses Kaiser-Friedrich-Ring 43

 

 

 

 

 

 

 


Insgesamt lebten sechs der elf Kinder von David und Berta Hammerschmidt seit den späten Jahren des Kaiserreichs in Wiesbaden, außerdem deren Mutter. Sie war diejenige, die im Jahr 1912 als erste im Wiesbadener Adressbuch mit der Adresse Schiersteiner Str. 7 aufgeführt wird. Vermutlich war sie aber schon damals nicht alleine in die für wohlhabende Ruheständler attraktive Stadt gekommen, denn die dortige Wohnung muss so groß gewesen sein, dass zuletzt auch fünf ihrer Kinder dort einen gemeinsamen Haushalt führen konnten.

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt,Fritz Hammerschmidt,Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Jastrow in einer alten Ansicht

Die Wurzeln der großen Familie Hammerschmidt lagen jedoch ursprünglich weit vom Rhein entfernt im ehemals westpreußischen Städtchen Jastrow, dem heute polnischen Jastrowie, wo zu Beginn des 17. Jahrhunderts einige jüdische Händler ein Zuhause gefunden hatten.

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt,Fritz Hammerschmidt,Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Stammbaum der Familie Hammerschmidt
GDB

 

Wann der erste Ahn der Familie Hammerschmidt dort siedelte, ist nicht bekannt, aber im 19. Jahrhundert waren dort David Hammerschmidt mit seiner Frau Berta, geborene Linde, ansässig, die Eltern der später in Wiesbaden lebenden Geschwister. Da die Mutter zuletzt in Wiesbaden wohnte, liegen zumindest von ihr die grundlegenden Lebensdaten vor. Sie war 1836 im ebenfalls wespreußischen Zempelberg als Tochter von Saul Moses und Seborah Heilmann geboren worden. Am 16. April 1920 verstarb die etwa 84jährige dann in der Stadt, in der sie die knapp letzten zehn Jahre verbracht hatte.[1] Von ihrem Mann ist nur bekannt, dass er vor dem Februar 1911 verstorben sein muss, denn im Heiratseintrag des Sohnes Wilhelm aus diesem Jahr ist er als verstorben vermerkt.[2]

In dem Buch ‚Spurensuche’, das der Urenkel von David Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, über seine Familie schrieb, hat er seinen Urgroßvater nur in einem knappen Absatz erwähnt. Er sei ein wohlhabender Bauer und Getreidehändler gewesen, dem seine Frau fünf Söhne und sechs Töchter geboren habe.[3] Vermutlich wusste auch der Urenkel nicht mehr über seine Urgroßeltern zu berichten. Leider nennt er nicht einmal die Namen der vielen Geschwister seines Großvaters, sodass auch hier nur das Schicksal von neun der insgesamt elf dargestellt werden kann. Offensichtlich war es auch so, dass die Familie spätestens nach dem Tod des Patriarchen in zwei große Gruppen zerfallen war, die nur bei ganz bedeutenden Familienfesten noch zusammentrafen. Da waren zum einen die Geschwister, die in Ostdeutschland geblieben waren und in Berlin, Stettin oder Cottbus neue Wurzeln geschlagen hatten, und dann gab es noch diejenigen, die sich im Rhein-Main-Gebiet, vor allem in Wiesbaden, aber auch in Frankfurt niederließen. Nur an zwei Stellen sind die Wiesbadener Verwandten in seinem Buch erwähnt. So schreibt er anlässlich des 75sten Geburtstags seines Großvaters Abraham Hammerschmidt:
Am 28. Januar 1933 war der Großvater 75 Jahre alt geworden. Zum letzten Mal war sein Haus in der Bahnhofstraße voller Gäste von nah und fern gewesen. Die Geschwister des Großvaters, vier Schwestern aus Wiesbaden, für mich fremde alte Damen und seine Brüder – Ärzte aus Stettin und Frankfurt -, die vielen Onkel und Tanten und Cousinen und meine Brüder waren im großen Speisezimmer um die lange, festlich gedeckte Tafel versammelt.“[4]

Bei den beiden angesprochenen Ärzten handelte es sich um Wilhelm, der in Frankfurt am Main eine Zahnarztpraxis besaß, und um Hermann, den zehn Jahre jüngeren Bruder des Gastgebers. Über ihn liegen nur wenige Informationen vor. Der am 13. Juni 1868 in Jastrow geborene und promovierte Mediziner hatte am 14. November 1898 eine jüdische Partnerin geheiratet. Frieda Ella Helene Stephan, geboren am 3. April 1872, war die Tochter des Fabrikbesitzers Gustav Stephan und seiner Frau Albertine, geborene Queitsch. Zwar fand die Eheschließung in ihrer Heimatstadt Halle statt,[5] aber das Paar wurde dort nicht sesshaft, sondern lebte im damaligen Stettin, wo Hermann Hammerschmidt auch seine Praxis betrieb. Dort wurden auch die drei bisher bekannten Kinder geboren, Gustav Stefan Siegfried Hans am 16. Juli 1900,[6] Heinz Erich Joseph am 12. Juni 1902 [7] und Alfred Friedrich Hermann am 18. August 1905.[8] Über das weitere Schicksal der Familie in der NS-Zeit ist nichts bekannt. Weder die Namen der Eltern, noch die der Kinder sind in den einschlägigen Opferlisten zu finden. Vielleicht gehörten sie zu den wenigen Überlebenden der Familie, aber sicher ist das keineswegs.

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Cover von Wolfgang Hammerschmidts Buch ‚Spurensuche‘

Weit mehr weiß man über die Familie seines ebenfalls im Osten gebliebenen Bruders Abraham Leib Louis Hammerschmidt, über dessen runden Geburtstag der Enkel in seiner Spurensuche knapp berichtete. Er war das älteste der bekannten Kinder von David und Berta Hammerschmidt und es scheint, als habe er für die folgende Generation die Rolle des Familienoberhaupts von seinem Vater übernommen. Auf dessen Geheiß hatte er nach dem Abitur ein Jurastudium aufgenommen und mit ausgezeichneten Noten abgeschlossen. In Cottbus eröffnete er 1886 eine Kanzlei, 1899 wurde er zum Notar und 1906 zum preußischen Justizrat ernannt. Dass es sich um eine starke Persönlichkeit gehandelt haben muss, die auf überkommene Konventionen keinen Wert legte, sogar den Bruch mit den Eltern in Kauf nahm, zeigte sich u. a. in der Wahl seiner Ehefrau. Bertha Hirschberg war eine völlig mittellose Vollwaise, die er nur gegen den erbitterten Widerstand der Eltern 1886 in Berlin heirateten konnte.[9] Abgesehen davon, dass er sich auch literarisch betätigte, wich er auch politisch von dem traditionellen Bild eines preußischen Justizbeamten ab. Zwar war er nur auf der kommunalen Ebene aktiv, aber als Mitglied des Liberalen Vereins, dem lokalen Vorläufer der späteren eher fortschrittlich gesonnenen liberalen Partei DDP in der Weimarer Republik, setzte er sich schon früh für eine demokratische Erneuerung des preußischen Staates ein.[10] In der Stadtverordnetenversammlung von Cottbus, der er von 1910 bis 1933 angehörte, fungierte er zeitweise sogar als deren Vorsteher.

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt,Fritz Hammerschmidt,Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Die Familie von Abraham Hammerschmidt
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/f/ff/Familie_Hammerschmidt_Cottbus.jpg

In der Ehe mit der nichtjüdischen Bertha Hirschberg wurden sechs Kinder geboren, von denen die vier Söhne Hermann, Fritz, Hans und Walter allesamt ebenfalls Juristen wurden, Hermann und Hans sogar in der Cottbuser Kanzlei ihres Vaters mitarbeiteten. Ein 1905 entstandene Fotographie, auf der jedes Mitglied durch Berührung oder Handauflegen mit einem anderen verbunden ist, inszenierte sich die Familie bewusst als Einheit.[11] Ein anderes Bild aus dem Jahr 1910 gewährt einen Blick in die Wohnung in der Bahnhofstraße 62 und dokumentiert den gediegenen Wohlstand dieser in Cottbus damals hoch angesehenen Familie.[12]

Der Tod der Mutter im November 1916 markiert die erste leidvolle Zäsur im Leben der Cottbuser Hammerschmidts.[13] Mit dem Jahr 1933 änderte sich alles, obwohl Abraham Hammerschmidt in einer sogenannten Mischehe lebte und die Kinder, nicht in der jüdischen Tradition erzogen, unter die NS-Kategorie „Mischlinge ersten Grades“ fielen. Noch durften der Vater und die beiden Söhne Fritz und Hermann als Kriegsteilnehmer ihren Beruf als Anwälte ausüben, aber die jüngeren Brüder Hans und Walter wurden unmittelbar Opfer der damals erlassenen Berufsverbote. Etwa ein Jahr nach der Übertragung der Reichskanzlerschaft an Hitler verstarb Abraham Hammerschmidt am 15. Februar 1934 in Cottbus. Sein Enkel resümiert diesen Tag in seinen Erinnerungen folgendermaßen:
“Ein Jahr – seine Freunde meinten, ein Jahr zu spät – starb Abraham Ludwig Hammerschmidt, der Patriarch einer nun in ihrer Existenz bedrohten großen Familie. Der bürgerliche ‚Cottbuser Anzeiger’, der bei Abrahams runden Geburtstagen und noch 1931 bei seinem bis zur Preußischen Regierung gefeierten 50jährigen Juristenjubiläum Hymnen auf den Sohn der Stadt angestimmt hatte, lehnte im Februar 1934 ab, die Todesanzeige im Inseratenteil zu veröffentlichen.“[14]
Durch seinen Tod in der Anfangszeit der Verfolgung musste er nicht mehr erleben, wie vier seiner sechs Kinder der Shoa zum Opfer fielen. Hermann Hammerschmidt, der Vater des Autors der ‚Spurensuche’, war bereits im Zuge des Novemberpogroms kurzzeitig verhaftet, aber nicht in ein KZ verbracht worden. Sein Büro hatte man jedoch verwüstet und er selbst durfte fortan nur noch als Konsulent für jüdische Klienten tätig werden. Im November 1944 wurde er erneut verhaftet, weil man Druck auf seinen Sohn Wolfgang ausüben wollte, der kurz zuvor aus einer Einheit von Zwangsarbeitern in Frankreich, die der Organisation Todt unterstand, desertiert war. Bei einem kurzen Besuch zu Hause hatten sich Vater und Sohn noch einmal gesehen, dann war der Vater in das so genannte Arbeitserziehungslager Schwetig / Świecko verschleppt worden, wo er im Dezember 1944 an einem unbekannten Tag ermordet wurde.[15]
Seine 1892 geborene Schwester Frieda wird in den Verzeichnissen der Holocaust-Opfer nicht erwähnt. Sie sei, schreibt Wolfgang Hammerschmidt, ohne die genaueren Umstände auszuführen, bereits 1937 in Berlin verstorben. Der jüngste Sohn von Abraham und Bertha Hammerschmidt, der am 14. Mai 1900 geborene Walter, war das erste Mitglied der Familie, das der Shoa zum Opfer fiel. Über seinen Tod, der sich im Gefolge der Novemberereignisse zutrug, schreibt Wolfgang Hammerschmidt:
“Schlimme Nachrichten kamen aus Berlin. Der jüngste Bruder meines Vaters, Walter Hammerschmidt, war sofort nach seiner Verhaftung am 9. November ins KZ Sachsenhausen überführt worden. Mit Bestechungsgeldern gelang es seiner Frau Thea, ihn zur sofortigen Auswanderung freizukaufen. Als schwerkranker Mann kehrte der 38jährige heim. Er wurde ins Krankenhaus aufgenommen, sein Körper war bedeckt von eiternden Wunden, und er starb nur wenige Wochen an einer den Ärzten rätselhaften Sepsis. Seine Urne wurde nach Cottbus überführt und im Familiengrab beigesetzt. Er sollte nicht der letzte seiner Geschwister bleiben, der den gewaltsamen Tod fand, aber er war der einzige, dessen Asche neben den Gräbern der Eltern ruhen konnte.“[16] Die Leichen der übrigen Geschwister, die im Holocaust ermordet wurden, haben sich im Rauch der Krematorien von Auschwitz verflüchtigt.

Walters älteste Schwester Hertha, geboren am 4. Oktober 1893, verheiratete Goertel, lebte zuletzt in Berlin. Laut einer von ihrem Bruder Hans, dem einzig überlebenden der Geschwister, in Yad Vashem eingereichten ‚Page of Testimony’ war sie von ihrem Ehemann wieder geschieden, als sie am 19. Februar 1943 mit dem Transport Nr. 29 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde.[17] Ihr Bruder Fritz, geboren am 21. November 1894, hatte das gleiche Schicksal zu erleiden. Er war etwa ein Jahr später, am 9. März 1944, ebenfalls von Berlin aus mit dem Transport Nr. 50 nach Auschwitz-Birkenau verbracht und umgebracht worden.[18] Und es waren nicht nur die unmittelbaren Geschwister, die deportiert wurden.
Helmut Hammerschmidt, der Bruder von Wolfgang, der seinerzeit in Berlin studierte, konnte nur vage Informationen über die damaligen Geschehnisse in Berlin nach Cottbus übermitteln. Er berichtete, „daß Onkel Fritz mit dem Söhnchen Anselm, Tante Erna und deren Mutter deportiert worden sei, desgleichen Walters Witwe Thea. Tante Hertha sei verschwunden. Auch unsere ‚Tante Friedchen’, Vaters Cousine und bis zuletzt Helferin im Konsulentenbüro, mußte ihre Sachen packen. Mit dem von Helmut geliehenen Schrankkoffer und einem großen Rucksack wurde die schmächtige Frau auf einen Lastwagen verladen. Eine letzte Postkarte kam aus dem Warschauer Ghetto – dann hörten wir auch von ihr nichts mehr.“[19]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Sterbeeintrag für Fritze Glasfeld, geb. Hammerschmidt

Tante Friedchen, eigentlich Frieda Glasfeld, war die Tochter von Abraham Hammerschmidts Schwester Fritze, die am 2. Dezember 1861 geboren worden war. Sie wurde nicht einmal dreißig Jahre alt. Vier Tage nach der Geburt ihrer Tochter, die sicher im Andenken an ihre Mutter den Namen Frieda erhielt, starb sie vermutlich an den Komplikationen, die bei der Geburt ihrer Tochter aufgetreten waren, am 15. Dezember 1890 im brandenburgischen Wittstock. Dem Sterbeeintrag ist zu entnehmen, dass sie mit dem Kaufmann Alex Glasfeld verheiratet war.[20] Ob in der Ehe bereits zuvor Kinder geboren worden waren, ist nicht bekannt. Offenbar hatte sich zunächst Abraham Hammerschmidt, dann sein Sohn Hermann um die Halbwaise gekümmert und sie nicht nur in der Kanzlei beschäftigt, sondern wohl auch zumindest ein Stück weit in ihre jeweilige Familie aufgenommen. Dass Abraham Hammerschmidt seiner ersten Tochter den Namen seiner zwei Jahre zuvor verstorbenen Schwester gab, war sicher auch ein bewusster Akt des Gedenkens.

Zu den Überlebenden der Shoa gehört die Familie von Hans Hammerschmidt. Kurz vor Kriegsbeginn hatten die Eltern ihre beiden Kinder Ursula und Georg mit einem Kindertransport nach England bringen können, für sich selbst hatten die Eltern Ausreisevisa für Ecuador. Allerdings war seine jüdische Frau Aniela dienstverpflichtet worden, wodurch ihre Ausreise unmöglich wurde. Auf ihr Drängen hin reist Hans damals alleine nach Südamerika aus. Als seine Frau in Berlin deportiert werden sollte, war sie glücklicherweise nicht zu Hause. Seit 1942 überlebte sie die Jahre des Dritten Reiches im Berliner Untergrund, geschützt von einem in „privilegierter Mischehe“ lebenden Juristenehepaar. Nach dem Ende des Krieges fand die gesamte Familie in Ecuador, ihrer neuen Heimat, wieder zusammen.[21]

 

In Cottbus wurden im September 2006 in der Bahnhofstr. 62 für Hermann, Hertha, Fritz und Walter Hammerschmidt sowie für Frieda Glasfeld Stolpersteine zur Erinnerung an das Leid der Familie gelegt. Stolpersteine, für andere Opfer in der Straße waren – kaum fassbar – nur wenige Wochen nach der Verlegung gestohlen worden und mussten noch im selben Jahr durch neue ersetzt werden. Aber auch die wurden erneut beschmiert und beschädigt.[22] Zwei Jahre später wurde in Cottbus der Jüdische Friedhof geschändet. Zwölf Grabsteine hatten unbekannte Täter aus dem neofaschistischen Milieu umgeworfen.[23]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Grabmal der Familie Hammerschmidt auf dem Jüdischen Friedhof in Cottbus, im Hintergrund das Grab von Walter Hammerschmidt
Foto von Redrobsche

Es waren nur wenige der Nachkommen von Abraham Hammerschmidt, die die NS-Zeit überlebten. Diejenigen, denen das gelang, hatten rechtzeitig den Weg ins sichere Ausland gefunden oder sie fielen – wie die Kinder von Herrmann Hammerschmidt – als „Vierteljuden nicht mehr unter die mörderischen Rassegesetze des NS-Staates. Aber selbst dieser Status bot, wie bei Wolfgang Hammerschmidt zu sehen war, keineswegs eine hinreichende Sicherheit. Es waren Freunde, Verwandte oder auch gänzlich fremde Menschen, die ihn in den letzten Wochen der Verfolgung beschützten, seine Tante Aniela sogar über mehr als zwei Jahre.

 

Abgesehen von dem obigen Zitat werden die entfernten Wiesbadener Verwandten von dem Autoren der ‚Spurensuche’ nur noch einmal in seinem Buch erwähnt, dies anlässlich der im Gefolge des Angriffs auf die Sowjetunion beginnenden systematischen Deportationen, von denen man in Berlin durch die Verwandten in Stettin erfahren hatte: „Die systematische Deportation in die Vernichtungslager begann. Aus Wiesbaden kam die Nachricht, dass die alten Tanten und Onkel meines Vaters, Abrahams fünf Geschwister, nach Theresienstadt in Böhmen gebracht worden seien. Von ihnen hörten wir nie wieder.“[24]

Auch wenn diese Angabe insofern nicht ganz richtig ist, als die jüngste der Schwestern bereits ein halbes Jahr vor den anderen nach Lublin verbracht worden war, so ist das angesichts des letztlich gemeinsamen Schicksals eher zweitrangig. Sie teilten damit auch das Schicksal vieler anderer, eher wohlhabender Juden, die besonders während der Zeit des Kaiserreichs, aber auch noch in den Jahren der Republik in die Weltkurstadt am Rhein gekommen waren, um als Rentiers einen geruhsamen Lebensabend verbringen zu können. Da die Melderegister der Stadt Wiesbaden dem Bombenkrieg zum Opfer fielen, lässt sich nicht mehr feststellen, wann die einzelnen Geschwister Hammerschmidt zu ihrer Mutter Wiesbaden gezogen waren. Aber man wird sicher davon ausgehen können, dass die damals 76jährige nicht alleine war, als sie diesen Wohnungswechsel um das Jahr 1912 vornahm.

Vielleicht hatte Wilhelm, geboren am 10. oder 11. Februar 1873,[25] seine Mutter oder auch seine Geschwister zu diesem Schritt animiert, denn er war der erste, der sich im Rhein-Main-Gebiet angesiedelt hatte. Erstmals ist er dort im Frankfurter Adressbuch von 1907 erwähnt, damals wohnhaft in der Neuen Zeil 26, wo der promovierte Zahnmediziner seine Praxis eröffnet hatte. In den folgenden Jahren zog er noch mehrfach um – Zeil 11, Zeil 107 –, um dann zu Beginn der zwanziger Jahre seine Praxis und Wohnung für einen längeren Zeitraum in der Bockenheimer Landstr. 7 im zweiten Stock einzurichten. Am 25. Februar 1911 hatte er in Frankfurt die aus Würzburg stammende Juliane Barbara Steitz, genannt Betty, geheiratet. Sie war am 3. Juli 1874 als Tochter des katholischen Ehepaars Hugo und Katharina Steitz, geborene Kube, zur Welt gekommen.[26] Eine nichtjüdische Frau zu heiraten war für Wilhelm Hammerschmidt ganz sicher kein Problem, denn er war wie auch seine anderen Geschwister in religiösen Fragen eher liberal eingestellt. In seiner Steuererklärung aus dem Jahr 1927 hatte er angegeben, seit 1896 keiner Religionsgemeinschaft mehr angehört zu haben.[27]

Wie erfolgreich die Zahnarztpraxis in den Vorkriegsjahren lief, ist nicht mehr feststellbar, aber aus den Finanzunterlagen der zwanziger Jahre geht hervor, dass er damals kaum noch Einkünfte verbuchen konnte: „Die aus meiner Privatpraxis hauptsächlich sich ergebenden Einnahmen sind so gering & gehen so stockend ein, dass bei selbst bescheidensten Verbrauch & grösster Sparsamkeit, arbeiten ohne jede Hülfe in Praxis und Haushalt, es mir nicht möglich war, die Steuerbeträge rechtzeitig abzuführen. Zahnärztliche Arbeiten werden als entbehrlich gemieden und selbst notwendige Behandlungen so lange wie möglich hinausgeschoben.“[28] Von der Krise der Nachkriegsjahre waren offenbar auch solche Berufzweige sekundär betroffen, bei denen das eigentlich nicht unbedingt zu erwarten war. Für Wilhelm Hammerschmidt verbesserte sich die Situation allerdings auch nicht mehr, als in Deutschland sich durch die drastischen Maßnahmen der Deflationspolitik allmählich eine allgemeine Stabilisierung einstellte. Im zweiten Quartal 1925 gab er gegenüber dem Finanzamt Frankfurt ein Einkommen von 436 RM an und im folgenden Jahr kam es sogar zu Pfändungen von einzelnen Möbelstücken durch das Finanzamt, dem er Steuern schuldig geblieben war. [29]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Über seine finanzielle Lage informiert Wilhelm Hammerschmidt Ende der zwanziger Jahre die Finanzbehörde
HHStAW 685 243a (80)

Die Situation verschlimmerte sich auch noch dadurch, dass er selbst schwer erkrankte und ab 1926 nicht mehr in der Lage war, die ohnehin daniederliegende Praxis aufrechtzuerhalten. Selbst die Finanzbehörde erkannte die ausweglose Situation und befürwortete die Stundung der Forderungen.[30] Die Praxis wurde von Wilhelm Hammerschmidt daraufhin am 30 Juli 1927 endgültig aufgegeben, weil die Fixkosten, besonders die für die Anmietung der Räume nicht mehr gedeckt werden konnten. Damit einher ging auch der Verlust der Wohnung in der Bockenheimer Straße, sodass er die zweite Jahreshälfte in Wiesbaden bei seinen Geschwistern in der Schiersteiner Str. 7 unterkommen musste. Einen Teil seiner Möbel hatte er verkauft, einen anderen Teil eingelagert.[31].

Er war alleine nach Wiesbaden gekommen, denn auch privat war die Situation zwischen ihm und seiner Frau, die ebenfalls schwer erkrankt war, schwierig geworden. In seiner Steuererklärung aus dem Jahr 1927 gab er an, dass er während des gesamten Jahres von seiner Frau getrennt gelebt habe und sie wieder in ihrer Heimatstadt Würzburg wohnen würde.[32] Von einer Scheidung hatten sie nur wegen beider Erkrankung abgesehen. Auch deswegen musste er nicht nur für seine eigenen Krankheitskosten, sondern auch für die seiner Frau aufkommen. Um das finanzieren zu können, hatte er auch Schulden bei seinen Wiesbadener Geschwistern aufgenommen.[33]Betty Hammerschmidt verstarb am 22. Juli 1928 in Frankfurt in der Eschersheimer Landstr. 48,[34] wo ihr Ehemann nach seiner Rückkehr aus Wiesbaden seit Dezember 1927 eine Wohnung angemietet hatte.[35] Wie lange die beiden dort noch einmal zusammengelebt hatten, ist nicht bekannt.

Wilhelm Hammerschmidt hatte schon in seiner Vermögensteuererklärung von 1922 angegeben, Hauseigentümer zu sein und einen jährlichen Mietertrag von rund 3.800 RM daraus zu erwirtschaften. Eigentlich stammte das besagte Haus in Würzburg aber aus dem Vermögen seiner Frau. In ihrem Testament hatte sie festgelegt, dass ihr Vermögen nur zur Hälfte ihrem Mann, die andere Hälfte aber ihren Geschwistern zufallen solle.[36] Dennoch muss von dem Erbe für ihn noch soviel geblieben sein, dass er sich im Sommer 1932 in Wiesbaden am Langenbeckplatz 3 ein Haus, die ‚Villa Erlenburg’, kaufen konnte. Der Preis des am 4. Juli 1932 erworbenen Hausgrundstücks betrug damals 40.800 RM, Dass dieser um etwa 8.000 RM über dem Einheitswert lag, zeigt in welch einer perspektivisch guten Lage sich die Immobilie befand. Heute, unmittelbar gegenüber der St. Josephs-Hospital gelegen, wäre ihr Wert um ein Vielfaches gestiegen.[37] Neben seiner eigenen Wohnung, die er am 6. Dezember 1932 bezog,[38] waren vier weitere vermietet, die dazu dienten, den Lebensunterhalt des Eigentümers und auch die anfallenden Hypothekenzinsen zu finanzieren.

Durch diesen Immobilienkauf kam es dazu, dass auch Wilhelm Hammerschmidt seine letzten Lebensjahre, wie die meisten seiner Geschwister, in Wiesbaden verbrachte. Aber es waren nur wenige Jahre, die er in seinem Haus am Langenbeckplatz bleiben konnte. Und die Lebensumstände wurden von Jahr zu Jahr bedrohlicher, sodass man von einer letzten, gemeinsamen, aber gewiss nicht von einer glücklichen Zeit sprechen kann.

Anders als Wilhelm, waren die Geschwister, die der Mutter nach Wiesbaden gefolgt waren, alle ledig geblieben. Abgesehen von Eduard, geboren am 13. Mai 1870,[39] waren es die vier Töchter Martha, Lina, Rosa und Caecilie, die, wie alle ihre Geschwister, ebenfalls in Jastrow zur Welt gekommen waren. Die am 9. Mai 1864 geborene Martha war von ihnen die älteste. Um das Jahr 1866 folgte Lina,[40] wiederum zehn Jahre später wurde am 5. September 1876 Rosa geboren. Caecilie, geboren am 14. Dezember 1879, war das letzte der bekannten Kinder von David und Berta Hammerschmidt.[41]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Erster Adressbucheintrag für Bertha Hammerschmidt aus dem Jahr 1912

Während die Mutter beim ihrem Umzug bereits das 75ste Lebensjahr überschritten, die älteste Tochter Martha das 50ste Lebensjahr fast erreicht hatte, stand Caecilie mit Anfang 30 noch mitten im Leben. Mit ihren diversen kulturellen Veranstaltungen und Festivitäten, dem breiten Warenangebot und dem medizinischen Kurbetrieb war das in Abgrenzung zu vielen aufstrebenden Fabrik- und Handelsstädten bewusst als „Luxusstadt“ konzipierte Wiesbaden,[42] das zumindest im Winter im Vergleich zu Westpreußen sicher auch mit einem angenehmeren Klima aufwarten konnte, für Hammerschmidts wie für viele andere Rentiers ein höchst attraktiver Altersruhesitz. Allerdings sollen die Geschwister, so Zeitzeugen nach dem Krieg, sehr zurückgezogen gelebt haben.[43]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Die Geschwister Hammerschmidt im Jüdischen Adressbuch von 1935

Zumindest zu den Zeiten ihres Umzugs konnten sie sich die höheren Lebenshaltungskosten in Wiesbaden leisten, wenngleich man sie nicht zu der besonders reichen Oberschicht der Stadt zählen kann, die sich in Hotels oder eigenen Villen niederließ. Vermutlich hatten aber auch sie, wie ihr Bruder in Cottbus, einen nicht unerheblichen Teil ihres Vermögens durch die Nachkriegsinflation Anfang der zwanziger Jahre verloren. Dieser konnte die Verluste mit seiner gut gehenden Kanzlei wieder wettmachen,[44] anders bei den Wiesbadener Geschwistern, die zumindest weitgehend von dem noch vorhandenen Vermögen lebten. Wenn Besucher der Hammerschmidts in Wiesbaden später von den herrlichen Möbeln, den echten Perserteppichen und –brücken schwärmten, dann waren das sicher die Überbleibsel aus besseren Zeiten. Zumindest in den späten Jahren der Republik gehörten die Geschwister zu den Wohlhabenden, aber ganz sicher nicht mehr zur finanziellen Oberschicht.
Auch ist nicht mehr rekonstruierbar, wie das Vermögen, das David Hammerschmidt angesammelt hatte, nach seinem Tod verteilt worden war. Von seiner Witwe liegen in Wiesbaden keine Finanzakten vor. Spätestens nach ihrem Tod im Jahr 1920 muss es zur Verteilung des Vermögens gekommen sein. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass die Geschwister, als der NS-Staat begann, die jüdischen Vermögenswerte systematisch zu kontrollieren, alle über annähernd gleiche Beträge verfügten. Auch die Briefe, Eingaben und ausgefüllten Formulare der vier Geschwister sind nahezu identisch, oft sogar von der gleichen Hand geschrieben. Leider liegen keine Finanzakten aus den zwanziger und frühen dreißiger Jahren vor, sodass nicht nachvollziehbar ist, ob und wie sich die Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Geschwister in diesen Jahren verändert hatten. Es gibt nur ein Schreiben jeweils von Eduard, Martha, Rosa und Caecilie, laut dem sie jeweils zum Stichtag 31. Dezember 1934 weniger als 10.000 RM besaßen.[45] Eigenartig ist allerdings die bei allen Geschwistern auf einem Formular zu findende Eintragung, sie seien steuerlich bis 1935, bei Rosa sogar bis 1936 in Wiesbaden nicht geführt worden.[46] Der Grund dafür ist völlig unklar, denn es steht außer Frage, dass sie spätestens nach dem Tod der Mutter 1920 in Wiesbaden in der Schiersteiner Str. 7 gemeldet waren. Allerdings besaßen sie auch Konten bei der Deutschen Bank in Berlin, sodass sie möglicherweise dort auch steuerlich erfasst worden waren. Erst ab 1938, als die Kontrollen des Staates intensivier wurden, liegen detaillierte Vermögenserklärungen auch mit den in Bankdepots hinterlegten Wertpapieren in Wiesbaden vor. Diesen Unterlagen ist zu entnehmen, dass die vier Geschwister über jeweils etwa 13.000 RM verfügten, zumeist angelegt in Aktien, aus deren Verzinsung sie ihren Lebensunterhalt bestritten. Das Einkommen, das z.B. Eduard daraus 1939 bis 1941 erzielte, nahm kontinuierlich ab. Waren es 1938 noch etwa 480 RM gewesen, so betrug es 1941 nur noch 260 RM. Nicht viel anders wird das Einkommen der Schwestern gewesen sein. Eduard Hammerschmidt bezog daneben noch eine Vorzugsrente aus einer Staatsanleihe in Höhe von 90 RM jährlich.[47]

Für das Jahr 1938 ist bei ihm eine weitere Einnahme, nämlich die des Verwalters der Häuser Kaiser-Friedrich-Ring 43 und Faulbrunnenstr. 12 in Höhe von 600 RM eingetragen. Beide Immobilien gehörten Henri Bloch, der schon seit vielen Jahren in Frankreich lebte. Wie es dazu kam, dass Eduard Hammerschmidt von Henri Bloch mit dieser Aufgabe betraut wurde, ist völlig unklar. Eduard Hammerschmidt, dessen Beruf auf der Gestapokarteikarte mit Kaufmann angegeben wurde, war kein professioneller Hausverwalter. Die beiden Häuser von Henri Bloch sind auch die einzigen, die er betreute. Man muss also vermuten, dass es eine eher private Verbindung, vielleicht auch über verschiedene Ecken gab, die die beiden Männer zusammengebracht hatte. Laut den Adressbüchern übte er diese Funktion seit 1934/35 aus. Ob sie immer in gleicher Höhe entgolten wurde, ist den Unterlagen nicht zu entnehmen. Ab 1939 durfte er die Aufgabe nicht mehr ausüben, die ihm bis dahin ein größeres Einkommen beschert hatte als die Verzinsung der Wertpapiere. Der NS-Staat hatte im Juli 1938 ein Gesetz erlassen, laut dem Juden nicht mehr als Makler oder Hausverwalter arbeiten durften.[48]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Das Haus in der Schiersteiner Str.7, in dem die Geschwister über viele Jahre wohnten, heute
Eigene Aufnahme

Am 21. Dezember 1938 wurde von der Zollfahndungsstelle Mainz das Verfahren zum Erlass einer Sicherungsanordnung gegen alle vier in der Schiersteiner Straße lebenden Geschwister Hammerschmidt eingeleitet.[49] Begründet wurde sie auf dem vorgedruckten Formular mit der üblichen Formel: „Um zu verhindern, dass bei einer Auswanderung, mit der bei Juden unter den heutigen Verhältnissen jederzeit gerechnet werden muss, Vermögenswerte entgegen den Devisenbestimmungen ins Ausland verbracht werden, habe ich (…) eine vorläufige Sicherungsanordnung erlassen.“ Der Erträgnisse der jeweiligen Depots und zusätzlich 150 RM sollten zur freien Verfügung der Eigentümer freigestellt werden.[50]
Diese vorläufigen Maßnahmen wurden dann von der Frankfurter Devisenstelle im Juli 1939 bestätigt.[51]In welcher finanziellen Notsituation die Geschwister inzwischen waren, zeigt ein Brief, den Rosa Hammerschmidt im August 1939 an die Devisenstelle schrieb. Sie bat darin 157,50 RM freizugeben, die bisher auf einem Berliner Konto lagen und gesperrt worden waren: „Da wir in den nächsten Monaten nur ganz geringe Erträgnisse aus unseren Vermögenswerten zu erwarten haben, gebrauchen wir diesen Betrag zum Lebensunterhalt.“[52]

Die Erträgnisse waren auch deshalb zurückgegangen, weil die Geschwister selbstverständlich auch zu Abgabe der sogenannten Sühneleistung für die während der Reichspogromnacht entstandenen Schäden herangezogen wurden. Bei allen vier war jeweils ein Vermögen von 13.432 RM zur Berechnung zu Grunde gelegt worden, was bei einem abzugebenden Viertel für jeden ein Betrag von zunächst 2.600 RM in jeweiligen Raten von 650 RM bedeutete. Insgesamt belief sich die Summe, vor der zusätzlichen fünften Rate, somit auf 13.000 RM. Das bedeutete nicht nur einen Vermögensverlust, sondern auch ein Einkommensverlust, da die geforderte Summe nur durch den Verkauf von Wertpapieren aufzubringen war.[53]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Dr. Wilhelm Hammerschmidt bittet um die Freigabe von Geld aus seinem gesicherten Konto
HHStAW 519/3 762 (9)

Von der Sühneleistung war selbstverständlich auch der Bruder Wilhelm betroffen. In einer ersten Berechnung der zu leistenden Sondersteuer war das Finanzamt Wiesbaden am 19. Januar 1939 auf ein Vermögen von rund 40.000 RM gekommen, wobei das Haus mit einem Wert von 36.000 RM angesetzt war. Allerdings waren auch die Schulden in Höhe von 12.300 RM in Anschlag gebracht worden, sodass die zu zahlende Summe auf einer Vermögensbasis von 27.000 RM berechnet wurde. 5.400 RM sollte er in vier Raten von seinem Vermögen an den NS-Staat abtreten.[54] Es war ihm unmöglich diesen Betrag aufzubringen, ohne sein vor wenigen Jahren erst erworbenes Haus wieder zu verkaufen. Aber nicht nur er, sondern auch seine Geschwister waren zur Bezahlung der dritten Rate der Vermögensabgabe auf das Geld angewiesen, das sie ihrem Bruder zuvor geliehen hatten. Es handelte sich immerhin um 3.200 RM, die er ihnen schuldete.[55]
Ein Käufer für die begehrte Immobilie war schnell gefunden. Bereits am 18. Dezember 1938 kam ein Kaufvertrag mit einem pensionierten Polizeirat Karl Heinrich von Hausen aus Kaiserslautern zustande, der allerdings noch der Genehmigung durch den Regierungspräsidenten bedurfte. Da es sich, wie einer Aufstellung über Grundstückserwerbungen aus jüdischem Besitz zu entnehmen ist, bei dem Käufer um einen „Pg“, also um ein NSDAP-Parteigenossen, handelte,[56] war die Zustimmung sicher zu erwarten. Der vereinbarte Preis von 36.000 RM lag zwar etwa 10 Prozent über dem Einheitswert, allerdings auch um die 4.000 RM unter dem Preis, den Wilhelm Hammerschmidt wenige Jahre zuvor noch gezahlt hatte.[57] Am 12. April 1939 wurde der Vertrag vom Regierungspräsidenten genehmigt, allerdings, wie schon zuvor von Zollfahndungsstelle Mainz und Devisenstelle Frankfurt gefordert, nur unter der Bedingung, dass der Restbetrag von 26.000 RM, der nach Übernahme der Hypothek durch den Käufer in Höhe von 10.0000 RM, noch beim Verkäufer verbliebe, auf ein gesichertes Konto fließen müsse.[58] Nicht nur war das Geld damit dem Zugriff seines Eigentümers entzogen, die Summe verminderte sich auch noch dadurch, dass dieser die Kosten für die Abwicklung des Verkaufs zu tragen hatte. Auf Bitten von Wilhelm Hammerschmidt war das Finanzamt dann immerhin bereit, die ursprüngliche Berechnung der Judenvermögensabgabe zu revidieren. Statt der ursprünglichen 5.400 RM, sollte er jetzt „nur“ noch 4.800 RM abgeben.[59]

Mit dem Verkauf des Hauses hatte Wilhelm Hammerschmidt auch seine Wohnung verloren. Ob der neue Eigentümer damals selbst dort eingezogen war oder die Wohnung anderweitig vermietet hatte, ist nicht bekannt. Seit dem 5. September 1939 wohnte Wilhelm Hammerschmidt laut Eintrag auf seiner Gestapokarteikarte im späteren Judenhaus Lorzingstr. 7.

Zu seinen Geschwistern in der Schiersteiner Str. 7 konnte nicht mehr ziehen, denn auch die hatten inzwischen die Wohnung wechseln müssen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die schmelzenden Vermögenswerte auch für sie ein wesentlicher Grund waren, am 2. Mai 1939 aus ihrer bisherigen Wohnung in das zukünftige Judenhaus am Kaiser-Friedrich-Ring 43 zu ziehen. Das Datum ist sowohl in den Gestapokarteikarten der Vier als auch in einem Schreiben des Wohnungsamts vermerkt, das in den Finanzakten enthalten ist. Vielleicht gab es aber in dem Haus in der Schiersteiner Straße auch entsprechende Anfeindungen, in jedem Fall ermöglichte das neue, gerade erst im April 1939 verabschiedete Mietgesetz dem Hauseigentümer, sich problemlos von den unliebsamen Mietern zu trennen. Dass es dann nahe liegend war, in ein Haus zu ziehen, das Eduard Hammerschmidt zuvor über mehrere Jahre verwaltet hatte und zu dessen Eigentümer ein gewisses Vertrauensverhältnis bestand, liegt nahe. Eine behördliche Zwangseinweisung zu diesem Zeitpunkt ist dagegen eher unwahrscheinlich.

In der neuen Wohnung, wo die Geschwister Hammerschmidt neben den Schwestern Jenny und Paula Marx im Erdgeschoss wohnten, verfügten sie immerhin auch noch über vier Zimmer.[60] Auch das spricht eher dafür, dass das Mietverhältnis damals nicht erzwungen worden war.

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Eduard Hammerschmidt bittet um Erlass der 5. Rate der Judenvermögensabgabe
HHStAW 685 240b (17)

Als im Winter 1939/40 der nationalsozialistische Staat von den Juden zusätzlich eine fünfte Rate der Vermögensabgabe forderte, versuchten die Geschwister in ähnlich lautenden Briefen dies abzuwenden. So schrieb Eduard Hammerschmidt am 7. November 1939: „Nach Zahlung der vier Raten Vermögensabgabe von zusammen R.M. 2.600,00 hat sich mein Vermögen so weit vermindert, dass die kleinen Erträgnisse daraus zu meinem Lebensunterhalt nicht ausreichen. Eine Verdienstmöglichkeit ist durch Alter und Krankheit ausgeschlossen.“[61] Wie zu erwarten, wurden alle Anträge negativ beschieden.

Auch Wilhelm unternahm einen Versuch, sich dieser zusätzliche Abgabe zu entziehen, ebenfalls erfolglos. Sein Einkommen aus seinem Vermögen von etwa 16.000 RM betrage nur noch 680 RM im Jahr, wovon er noch einmal 74 RM als Vermögensteuervorauszahlung abzutreten habe. [62] Seinen Bedarf bezifferte er auf etwa 230-240 RM monatlich, wovon etwa ein Viertel für die Miete aufzubringen war. Der Freibetrag wurde daraufhin umgehend von den ursprünglich im Mai 1939 festgelegten 400 RM auf nur noch 250 RM reduziert.[63]

Als die Devisenstelle im November 1940 erneut eine Vermögenserklärung und eine Aufstellung der Lebenshaltungskosten von den am Kaiser-Friedrich-Ring 43 wohnenden Geschwistern forderte, gaben die Vier an, jeweils über etwa 11.500 RM zu verfügen, ihr Jahreseinkommen bezifferten sie jeweils auf 420 RM bzw. Eduard Hammerschmidt auf 510 RM und ihre monatlichen Ausgaben auf 150 RM, 30 RM für die Miete und 120 RM für die übrigen Ausgaben.[64] Das bedeutet, dass in nicht einmal einem Vierteljahr jeder sein Einkommen aufgebraucht hatte und nur durch den Verkauf des Substanzkapitals überleben konnte. Der bisher gewährte Freibetrag von 150 RM – jetzt ausschließlich, d.h. ohne die zuvor ebenfalls freigestellten Zinserträge – wurde daraufhin für alle bestätigt. Selbst die Bitte, aus Kostengründen ein gemeinsames Sicherungskonto führen zu dürfen, wurde abgelehnt.[65]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Zellenleitermeldung über arbeitseinsatzfähige Juden in der Zelle 8, darunter Wilhelm Hammerschmidt
HHStAW 483 10127 (136)

Inzwischen waren im Verlauf des Jahres 1940 aus den Häusern, in denen die fünf Geschwister wohnten, auch offiziell Judenhäuser geworden. Hatten in der Lorzingstr. 7, in der Wilhelm Hammerschmidt untergebracht war, bei einer ersten Erhebung durch den Zellenwart im Februar 1941 nur zwei jüdische Einzelpersonen und ein Ehepaar gelebt, so war das Haus bis zum November mit weiteren vier Einzelpersonen und drei weiteren Paaren aufgefüllt worden, sodass jetzt insgesamt vierzehn jüdische Personen dort wohnten.[66] Auch im Haus am Kaiser-Friedrich-Ring waren die jüdischen Bewohner inzwischen von zwei auf knapp zehn Personen angewachsen.[67] Die Vorbereitungen für die Deportation der Wiesbadener Jüdinnen und Juden war in vollem Gange, auch wenn nur wenige ahnten, was das für sie bedeuten würde.

Caecilie, die jüngste der Geschwister und neben ihrem Bruder Wilhelm die einzige, auf deren Gestapokarteikarte der Vermerk „arbeitsfähig“ stand, war die erste, die in den Osten abgeschoben wurde. Auf ihre Arbeitsfähigkeit legte man allerdings keinen Wert mehr. Der Transport, der am 10. Juni 1942 Wiesbaden mit etwa 370 Personen verließ, in Frankfurt auf insgesamt etwa 1250 Menschen aufgefüllt wurde, erreichte sein vorläufiges Ziel Lublin zwei Tage später. Hier wurden nur etwa 200 bis 250 arbeitsfähige Männer zum Aufbau des Konzentrationslagers Majdanek aussortiert, die übrigen wurden weiter nach Sobibor gebracht, wo seit Mai 1942 die Gaskammern für den Massenmord bereitstanden.[68] Weil der genaue Todestag von Caecilie Hammerschmidt nicht bekannt ist, wurde er offiziellauf den 8. Mai 1945, dem Tag des Kriegsendes, festgelegt.

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt, Fritz Hammerschmidt, Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Dr. Wilhelm Hammerschmidt zieht zu seinen Geschwistern in das Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 43
HHStAW 519/3 762 (19)

Bald nach Caecilies „Evakuierung“, wie die Tarnbezeichnung für die Deportationen lautete, war ihr Bruder Wilhelm in das Haus Kaiser-Friedrich-Ring 43 eingezogen. Er selbst meldete diesen Umzug der Devisenstelle in Frankfurt am 29. Juni 1942, auf seiner Gestapokarteikarte ist der Einzug ungenau mit Juli 1942 vermerkt.[69] Man wird davon ausgehen können, dass dieser Wohnungswechsel von den Geschwistern selbst initiiert worden war und es keiner behördlichen Einweisung, bestenfalls einer Genehmigung bedurfte.

Es waren noch etwa zwei Monate, die die übrigen Geschwister zusammen im Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 43 verbrachten. Irgendwelche Dokumente, die Auskunft über diese letzte Lebensphase in Wiesbaden Auskunft geben könnten, existieren nicht. Die Geschwister gehörten zu den hauptsächlich älteren Jüdinnen und Juden, die mit der letzten großen Deportation am 1. September 1942 deportiert wurden. Nur wenige Sachen durften mitgenommen werden, warme Kleidung, festes Schuhwerk, Essgeschirr und andere Kleinigkeiten für die Fahrt.[70] Alles Übrige musste in der Wohnung bleiben und wurde versiegelt, darunter auch die Möbel und anderen Einrichtungsgegenstände, die – so ein Zeuge, der am Vorabend des Transports beim Verpacken der Sachen geholfen hatte – später vom Finanzamt Wiesbaden verkauft wurden.[71] Per Verfügung hatte die Devisenstelle bestimmt, dass die zurückgelassenen Vermögenswerte vom Deutschen Reich eingezogen seien, was natürlich nicht nur die Wohnungseinrichtung, sondern auch die noch vorhandenen Wertpapiere betraf.[72]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt,Fritz Hammerschmidt,Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick
Der Hof der Synagoge in der Friedrichstr. 33 diente als Sammelstelle für die Deportation am 1. Sept. 1942
HHStAW 3008/2 16559

Schon am Wochenende vor dem Fahrtantritt hatten sich alle in der Synagoge in der Friedrichstraße einfinden müssen, um unter dem Kommando der SS die geforderten Formalien zu erledigen. Es war zugleich eine Einstimmung auf das, was sie an ihrem Zielort Theresienstadt erwarten sollte: Kollektive Demütigung und Entmenschlichung, degradiert zu einer Nummer im Prozess des industriellen Massenmords. Die damals von einem SS-Mann aufgenommenen Fotos zeigen die Menschen mit um den Hals gehängten Schildern, auf denen ihre jeweilige Transportnummern geschrieben stand. Die etwa 350 Wiesbadener Juden wurden in Frankfurt mit den dort zum größten Teil im Jüdischen Altersheim in der Rechneigrabenstr. 18-20 gesammelten Juden aus dem gesamten Wiesbadener Regierungsbezirk zusammengeführt. Nicht sicher ist, ob sie ebenfalls zunächst in das Altersheim gebracht wurden oder ob ihr Zug direkt an den auf dem Gleis 40 hinter der Großmarkthalle bereitstehenden Zug angekoppelt wurde.[73] Ziel der mit insgesamt etwa 1110 Personen besetzten Waggons war Theresienstadt, ein Ghettostadt, der man das Image einer Modellstadt für Juden zugeschrieben hatte. Was die Ankommenden erwartete, war jedoch das Gegenteil: „Die im Ghetto vorgefundenen Zustände überstiegen alle Befürchtungen – selbst die der Pessimisten. Theresienstadt, wo früher 7.000 Menschen gelebt hatten, war im Juli 1942 auf 21.000 Zwangsbewohner angewachsen. Mit dem Eintreffen der Transporte älterer deutscher Juden verdoppelte sich bis August die Zahl der Einwohner. Die Neuankömmlinge wurden auf bis dahin als unbewohnbar geltenden Dachböden notdürftig untergebracht, die gehunfähige kranke Menschen nicht verlassen konnten. Sanitäre Anlagen fehlten, die hygienischen Verhältnisse waren unzureichend, die Versorgung mit Essen bereitete große Probleme, Krankheiten grassierten und Läuse waren eine Plage. Im September 1942 stieg mit der Belegungs- auch die Sterberate auf den Höchststand.“[74]

Rosa war die erste, die an diesen Verhältnissen zu Grunde ging. Sie starb nicht einmal drei Wochen nach ihrer Einlieferung am 18. September 1942 an einem akuten Darmkatarrh.[75] Ihre Geschwister schafften es, über das Jahresende hinweg am Leben zu bleiben. Martha – so die offizielle Todesfallanzeige – soll am 11. Januar 1943 an Altersschwäche verstorben sein.[76] Die gleiche Todesursache ist bei Eduard angegeben, der einen Monat später am 10. Februar 1943 dahingerafft wurde.[77] Fünf Tage später kam auch Wilhelm Hammerschmidt in Theresienstadt ums Leben. Ihm wurde von dem Arzt, der den Tod feststellte, ein Schenkelhalsbruch und eine Lungenentzündung attestiert.[78]

David Hammerschmidt, Berta Linde Hammerschmidt, Martha Hammerschmidt, Lina Hammerschmidt, Eduard Hammerschmidt, Wilhelm Wolff Hammerschmidt, Rosa h, Caecilie Cäcilie Hammerschmidt, Abraham Leib Louis Hammerschmidt, Hermann Hammerschmidt, Fritze Frieda Hammerschmidt, Hertha Hammerschmidt,Fritz Hammerschmidt,Hans Hammerschmidt, Walter Hammerschmidt, Thea Therese Hammerschmidt, Erna Hammerschmidt, Anselm Hammerschmidt, Ulrich Hammerschmidt, Wolfgang Hammerschmidt, Helmut Hammerschmidt, Frieda Glasfeld, Aniela Hammerschmidt, Juden Cottbus, Juden Jastrow, Juden Wiesbaden, Judenhäuser Wiesbaden, Judenhaus, Klaus Flick

 

 

 

 

 

Todesfallanzeigen für die nach Theresienstadt deportierten Geschwister Hammerschmidt
Quelleangaben siehe Anm. 75-78

Für die Geschwister sind vor ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz in der Schiersteiner Str. 7 bzw. dem Langenbeckplatz 3 Stolpersteine verlegt worden. Auch eine Gedenkplatte auf dem Grab ihrer Schwester Lina, die durch ihren frühen Tod eine würdige Grabstätte auf dem Jüdischen Friedhof an der Platter Straße erhielt, erinnert an die ermordeten Geschwister.

 

Veröffentlicht: 23. 06. 2021

 

 

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Anmerkungen:

 

[1] Sterberegister Wiesbaden 636 / 1920.

[2] Heiratsregister Frankfurt 122 / 1911.

[3] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 85. Fotos von David und Berta Hammerschmidt sind abgedruckt auf dem Erinnerungsblatt des Aktiven Museums Spiegelgasse, http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Hammerschmidt.pdf (Zugriff: 16.6.2021).

[4] Ebd. S. 110.

[5] Heiratsregister Halle 966 / 1898.

[6] Geburtsregister Stettin I 2936 / 1900.

[7] Geburtsregister Stettin I 1531 / 1902.

[8] Geburtsregister Stettin I 1707 / 1905.

[9] Heiratsregister Berlin II 44 / 1886, dazu Hammerschmidt, Spurensuche, S. 87 f.

[10] Von seinem Sohn Helmut wurde die Anekdote kolportiert, Abraham Hammerschmidt habe sich mit den Worten „der kann mich mal“ geweigert, bei der Überreichung der Urkunde zur Ernennung zum Justizrat einen Frack anzuziehen und sei deshalb auch nicht bereit gewesen, zum Empfang zu erscheinen. Als ein Gendarm kam, um ihm erneut die entsprechende Einladung zu überreichen und man ihm deutliche machte, dass eine solche Einladung einem königlichen Befehl gleichkomme, dem er sich nicht entziehen könne, soll er geantwortet haben: „Ich kann, und die Gendarmerie kann mich.“ „Herr Rechtsanwalt, ich stehe hier auf Befehl Seiner Majestät“ –  „Kann mich auch.“ Ein darauf in die Wege geleitetes Standesgerichtsverfahren verlief wohl im Sande. Diese Haltung gegenüber der monarchischen Autorität soll dann nach der Revolution von 1918 den Cottbuser Arbeiter- und Soldatenrat dazu animiert haben, ihm ein Ministeramt anzutragen. Der Abordnung des Rates soll er mit ähnlichen Worten das Angebot abgelehnt haben: „Na dann sagen Sie mal Ihrem Arbeiter- und Soldatenrat, er kann mich auch.“ Ebd. S. 91 f.

[11] Ebd. S. 89.

[12] Ebd. S. 90. Siehe das Foto auf dem Cover des Buches ‚Spurensuche‘.

[13] Um ihr Grab entstand der Neue Jüdische Friedhof in Cottbus.

[14] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 116. In dem Artikel von 1931 hatte es noch geheißen, dass das „arbeitsame Leben“ des Jubilars „nicht nur dem engeren beruflichen Leben und dem Ausbau des persönlichen Lebenskreises galt“, sondern das er in seinem Leben „in vorbildlicher Weise sich für das Wohl der Allgemeinheit“ eingesetzt habe. Cottbuser Anzeiger vom 6.3.1931, zit. nach Hammerschmidt, Spurensuche, S. 101.

[15] Hermann Hammerschmidt war am 21.8.1887 in Cottbus geboren worden. Siehe dazu Hammerschmidt, Spurensuche, S. 29-35, die Daten nach Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de831109, (Zugriff: 16.6.2021). Wolfgang Hammerschmidt beschreibt in seinem Buch sehr intensiv, wie er nach seiner Flucht im Untergrund von Berlin die Monate bis zur Befreiung trotz erneuter Verhaftung im Februar 1945 überlebte. Im Besonderen waren es Mitglieder der Bekennenden Kirche, die ihm damals das Leben retteten.

[16] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 142 f. Siehe dazu den Sterbeeintrag des Standesamts Berlin Mitte 393 / 1939. Daraus geht auch hervor, dass die Ehe mit seiner Frau Therese, geborene Neumann, am 29.3.1934 in Allenstein geschlossen worden war.

[17] https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=4100174&ind=3, dazu https://namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM///18021620_287_0777/138.jpg. (Zugriff: 16.6.2021).

[18] https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=4103144&ind=2, (Zugriff: 16.6.2021).

[19] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 161 f. Fotos der Ermordeten sind im Buch auf S. 164 abgebildet. Zu Fritz https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=4103144&ind=2, zu dem 10jährigen Anselm https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11515822&ind=1. Die Mutter Erna Hammerschmidt, geborene Frischmann, war am 5.2.1902 in Lodz geboren worden. Sie war sowohl im KZ Ravensbrück, als auch in Auschwitz, siehe https://www.mappingthelives.org/bio/b1549a74-1e70-4eb5-878d-364ace7a0358, (Zugriff: 16.6.2021), aber in den Opferlisten ist sie nicht zu finden. Möglicherweise gehört sie zu den Überlebenden.

[20] Sterberegister Wittstock 133 / 1900. Im Sterbeeintrag ist der Vorname der Verstorbenen mit Fritze angegeben. Vermutlich handelt es sich dabei aber nur um einen Kosenamen und ihr tatsächlicher Vorname wird ebenfalls Frieda gewesen sein.

[21] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 48.

[22] Lausitzer Rundschau vom 13.12.2006.

[23] http://www.alemannia-judaica.de/cottbus_friedhof.htm. (Zugriff: 16.6.2021).

[24] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 161.

[25] In seiner Heiratsurkunde ist sein Geburtstag mit dem 10.2.1873, angegeben, auch in der Steuererklärung von 1921, ebenso in der Ummeldung nach Wiesbaden im Jahr 1932, in den Steuererklärungen der Jahre 1927 und 1933 hatte er dann selbst den 11.2.1873 eingetragen. Auch die Zollfahndungsstelle Mainz nennt dieses Datum. In der Vermögensteuererklärung des Jahres 1940 ist sogar der 20.2.1873 eingetragen. Auf der Gestapokarteikarte ist wiederum der 10.2. vermerkt, wogegen die Datenbank jüdischer Bürger des Stadtarchivs Wiesbaden den 11.2.1873 übernommen hat. Ein Geburtseintrag, der Sicherheit bringen könnte, liegt nicht vor. Ein Foto von Wilhelm Hammerschmidt ist auf dem Erinnerungsblatt des Aktiven Museums Spiegelgasse, http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Hammerschmidt.pdf (Zugriff: 16.6.2021) abgedruckt.

[26] Heiratsregister Frankfurt 122 / 1911. Eigenartigerweise ist in der Heiratsurkunde der Name von Wilhelm Hammerschmidt mit Wolff Hammerschmidt angegeben, ein Vorname der ansonsten nur noch einmal, nämlich in dem Sterbeeintrag seiner Frau verwendet wird, siehe Sterberegister Frankfurt 841 / 1928. Auch wenn Wilhelm in beiden Urkunden nicht einmal als Zweitname erwähnt wird, besteht kein Zweifel daran, dass es sich um dieselbe Person handelt.

[27] HHStAW 685 243a (76).

[28] Ebd. (24).

[29] Ebd. (41, 49).

[30] Ebd. (53).

[31] Ebd. (80).

[32] Ebd. (76).

[33] Ebd. (84).

[34] Sterberegister Frankfurt 841 / 1928.

[35] HHStAW 685 243a (73).

[36] HHStAW 685 243b (44).

[37] Heute steht an Stelle des früheren Gebäudes dort ein eher unansehnlicher Nachkriegsbau.

[38] HHStAW 685 243a (107).

[39] HHStAW 685 240 (passim), auch Gestapokarteikarte.

[40] Im Sterbeeintrag von 1935 ist nur ihr Alter von 69 Jahren, nicht aber ihr Geburtsdatum angegeben, siehe Sterberegister Wiesbaden 1417 / 1935.

[41] Die Geburtsangaben sind der Datenbank jüdischer Bürger des Stadtarchivs Wiesbaden entnommen, stimmen aber auch mit den Angaben in den verschiedenen Akten des Hauptstaatsarchivs, i.B. den Devisenakten, überein.

[42] Zum Konzept Luxusstadt siehe Kulturdenkmäler in Hessen, Wiesbaden, Bd. I.2, S. 29.

[43] http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Hammerschmidt.pdf. (Zugriff: 16.6.2021)

[44] Hammerschmidt, Spurensuche, S. 96.

[45] HHStAW 685 240b (11), HHStAW 685 241b (11), HHStAW 685 242a (12), HHStAW 685239 (12).

[46] HHStAW 685 239a (13), HHStAW 685 240b (11a), HHStAW 685 241b (12), HHStAW 685 242a (13).

[47] HHStAW 519/3 776 (34).

[48] Bopf, Diskriminierung und Enteignung, S. 190 f., dazu RGBl. I 1938, S. 823.

[49] HHStAW 519/3 776 (4, 5, 6, 7).

[50] Ebd.

[51] Ebd (10, 11).

[52] Ebd. (17).

[53] HHStAW 685 239; HHStAW 685 241b (o.P.).

[54] HHStAW 685 243c (4).

[55] HHStAW 519/3 762 (9).

[56] Aufstellung über Grundstückserwerbungen aus jüdischem Besitz, HHStAW 483 10127. Die Liste wurde zwar erst 1946 angefertigt, beruht aber auf Dokumenten aus dem Bestand der NSDAP. So heißt es im vorliegenden Fall: „Hausen von, Pg., erwarb das Haus Langenbeckplatz 3 des jüd. Besitzers Dr. Hammerschmidt lt. Schr[eiben], v. 23.7.41“

[57] HHStAW 685 243b (62, 63).

[58] Ebd. (64, 66, 67). Den Steuerakten ist zu entnehmen, dass Hans Hammerschmidt, der einzige Überlebende der Familie, Sohn von Abraham Hammerschmidt, nach dem Krieg ein Rückerstattungsantrag für das Haus gestellt hatte. Über das Ergebnis des Verfahrens gibt die Akte jedoch keine Auskunft.

[59] HHStAW 685 243c (6).

[60] Liste X 3.

[61] HHStAW 685 239a (21).

[62] HHStAW 685 243c (8, 12).

[63] HHStAW 519/3 762 (7, 17).

[64] HHStAW 519/3 731 (3, 4), HHStAW 519/3 732 (4, 5), HHStAW 519/3 733 (6, 7), HHStAW 519/3 776 (31, 29).

[65] HHStAW 685 240b (17, 18).

[66] HHStAW 483 10127 (48, 136).

[67] Zwar liegen für den Kaiser-Friedrich-Ring 43 keine Unterlagen der Zellenwarte vor, aber die Anzahl lässt sich aus anderen Akten, in denen Datum und Anschriften angegeben sind, in etwa erschließen.

[68] Wienert, Sobibor, S. 84.

[69] HHStAW 519/3 762 (19, 20).

[70] Das gesamte Dokument ist abgedruckt in Bembenek / Ulrich, Widerstand und Verfolgung, S. 301 ff.

[71] http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Hammerschmidt.pdf, (Zugriff: 16.6.2021). Eine genaue Quellenangabe fehlt leider.

[72] HHStAW 519/3 776 (35), HHStAW 519/3 762 (21), HHStAW 519/3 733 (9) und HHStAW 519/3 731 (5).

[73] Siehe zu diesem Transport, Kingreen, Großmarkthalle, S. 174 ff.

[74] Ebd. S. 180.

[75] https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/83319-hammerschmidt-rosa-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/.(Zugriff: 16.6.2021)

[76] https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/14029-martha-hammerschmidt/. (Zugriff: 16.6.2021).

[77] https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/94458-hammerschmidt-eduard-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/. (Zugriff: 16.6.2021)

[78] https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/94863-hammerschmidt-wilhelm-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/. (Zugriff: 16.6.2021)