Gustav Louis Berenz und seine Frau Emma standen, wie auch ihr Arbeitgeber Jakob Guthmann auf der Deportationsliste vom 1. September 1942. Als Adresse des Ehepaars ist das Judenhaus Bahnhofstr. 25 angegeben, ob sie aber beide tatsächlich zuletzt dort wohnten, kann nicht als gesichert angenommen werden.
Familie Berenz
Ursprünglich stammte Gustav Louis Berenz aus der osthessischen Gemeinde Bönstadt, die heute im Wetteraukreis gelegen ist. Am 12. November 1893 war er dort als Sohn des Kaufmanns Adolph Berenz und seiner Frau Bertha, geborene Kahn, zur Welt gekommen.[1] In dieser kleinen Kommune, in der es etwa seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine ebenfalls kleine jüdische Gemeinde gab, übten deren Mitglieder als Metzger und Viehhändler die traditionellen Gewerbe des Landjudentums aus, die auch jeweils an die Nachkommen tradiert wurden.
Auch der am 12. August 1891 geborene älteste Sohn Albert von Adolf und Bertha Berenz hatte als Metzger und Viehhändler einen dieser Berufe erlernt und in seiner Heimatgemeinde ausgeübt.[2] Obwohl es ihm, seiner Frau Irene, geborene Schiff,[3] und ihren beiden Söhnen zunächst gelungen war, aus Deutschland herauszukommen, wurde die gesamte Familie dennoch im Holocaust ausgelöscht. Albert hatte sich mit seiner Frau zunächst in Offenbach am Main niedergelassen, wo auch die beiden Söhne Ernst am 1. Juli 1918 und Hans am 14. Mai 1922 geboren wurden.[4] Hier betrieb die Familie eine Pferdemetzgerei im Biergrund 6. Vielleicht liefen die Geschäfte nicht so gut, denn Albert Berenz unternahm – allerdings alleine – 1927 eine Reise in die USA, möglicherweise um Perspektiven für eine dauerhafte Auswanderung zu eruieren.[5] Offensichtlich haben sich die Pläne aber wieder zerschlagen, denn 1928 verzog die Familie nach Frankfurt, wo sie zuletzt in der Schnurgasse 38 ihr Geschäft hatte, aber in der Mainzer Landstr. 68 wohnte.[6]
Schon am 8. Dezember 1935 war sie dann nach Holland emigriert, wo sie zusammen in Amsterdam in der Uithoonstraat 20 eine Unterkunft gefunden hatte. Nach der Okkupation Hollands durch die deutschen Truppen gerieten sie alle in die Fänge der Gestapo.
Gefangenenkarteikarten für Albert Berenz sowie die Söhne Ernst und Hans, ausgestellt in Amsterdam
Arolsenarchiv
Die beiden Söhne wurden im Zuge der großen Razzia festgenommen, die im Februar 1941 im Gefolge der Proteste gegen die neuen antijüdischen Maßnahmen im jüdischen Viertel von Amsterdam durchgeführt worden war. Damals wurden hunderte jüdischer Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren verhaftet, in Westerbork gesammelt und dann am 27. Februar von dort aus zunächst nach Buchenwald verbracht. 340 von ihnen transportierte man zur „Sonderbehandlung“ weiter nach Mauthausen.
Keiner der Deportierten hat die mörderischen Strapazen im Steinbruch von Mauthausen überlebt, auch Ernst und Hans nicht. Auf der Gefangenenkarteikarte von Ernst ist als Todesursache „auf der Flucht erschossen“ vermerkt. Ob er tatsächlich einen Fluchtversuch unternahm oder einfach so ermordet wurde, ist nicht bekannt. Beide Brüder wurden später mit dem Todesdatum 2. Oktober 1941 für tot erklärt.[7]
Am 4. Februar 1943 wurden auch die Eltern verhaftet und nach Westerbork verbracht. Am 21. April des gleichen Jahres verließ ein Transport mit ausschließlich deutschen Juden das Sammellager mit dem Ziel Theresienstadt. Unter den knapp 300 Deportierten befanden sich auch Irene und Albert Berenz. Die folgenden eineinhalb Jahre verbrachten sie im dortigen „Altersghetto“. Als im Herbst 1944 vor dem Hintergrund einer immer prekäreren militärischen Lage der NS-Staat mit aller Konsequenz sein großes Ziel, ein judenfreies Europa zu hinterlassen, zu realisieren versuchte, rollten innerhalb von etwa vier Wochen elf „Liquidationstransporte“ von Theresienstadt nach Auschwitz und führten etwa 18.000 Menschen den dortigen Gaskammern und Krematorien zu. Beim siebten Transport am 9. Oktober wurde auch das Ehepaar Berenz zusammen mit 1600 weiteren Opfern in den Tod getrieben.[8]
Auch die Familie des jüngsten Sohnes von Adolf und Bertha Berenz fiel dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer.[9] Der am 5. Oktober 1898 in Bönstadt geborene Max hatte ebenfalls den Metzgerberuf erlernt,[10] war aber auch als Handelsvertreter tätig. Im Ersten Weltkrieg wurde er durch einen Lungendurchschuss schwer verwundet. Spätestens durch seine Heirat mit der aus Reichelsheim im Odenwald stammenden Erna Meyer, geboren am 5. August 1912, hatte es ihn nach Süddeutschland verschlagen. In der Ehe wurden drei Kinder geboren, zunächst die Zwillinge Abraham und Menasse am 27. November 1937 in Darmstadt. Danach muss die Familie in den schwäbischen Raum gezogen sein, denn im Gefolge der Novemberpogrome war auch Max Berenz am 15. November 1938 verhaftet und für zwei Wochen im KZ in Welzheim interniert worden. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente Max Berenz danach bis zur Deportation in mehrfach wechselnden Anstellungen als Bauarbeiter oder als Gartenbaugehilfe in Stuttgart und Umgebung. Inwieweit es sich dabei bereits um Zwangsarbeiten handelte, konnte nicht ermittelt werden, ist aber sehr wahrscheinlich. Möglicherweise veranlasst durch die wachsende Bedrohung der Juden in Südwestdeutschland nach der Wagner-Bürckel-Aktion im Herbst 1940, entschloss sich die Familie Stuttgart zu verlassen und nach Oberdorf / Bopfingen an der bayrischen Grenze zu ziehen, vielleicht um dort unterzutauchen. Geholfen hat die Flucht allerdings nicht mehr. Wenige Wochen vor der Deportation wurde in Bopfingen am 7. März 1942 noch die Tochter Bela geboren. Als die Familie am 23. April 1942 abgeholt und drei Tage später nach Izbica deportiert wurde, war Bela gerade einmal sieben Wochen alt und vermutlich das jüngste Opfer des Holocaust aus dem süddeutschen Raum.[11]
Weder ihre Eltern, noch ihre beiden vierjährigen Brüder überlebten die Shoa, sie blieben alle verschollen. 1949 wurden sie mit dem Datum 31. Dezember 1942 für tot erklärt.
Über den am 27. Mai 1896 geborenen jüngeren Bruder von Gustav Louis Berenz, Leopold,[12] liegen keine gesicherten Informationen vor. Laut einem Eintrag bei GENI soll er bereits vor dem Machtantritt der Nazis im Jahr 1932 verstorben sein.[13] Dem widerspricht allerdings die Aberkennung seiner deutschen Staatsbürgerschaft am 15. November 1939.[14] Eine solche Aberkennung wurde ausgesprochen, wenn jemand das deutsche Staatsgebiet verlassen und sich im Ausland niedergelassen hatte. Deshalb ist eigentlich davon auszugehen, dass Leopold zu den Überlebenden der Familie Berenz gehört.
Die Nachkommen von Hajum Weisbecker
Auch in der weitläufigen und sehr alten Familie Weisbecker aus Fischborn, einer heute zur Gemeinde Birstein im Main-Kinzig-Kreis gehörenden Ortschaft, der Emma Weisbecker, die Ehefrau von Gustav Louis Berenz, entstammte, fielen viele dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer. Es führen sogar zwei Linien der Familie, die bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, nach Wiesbaden. Die Urgroßeltern von Emma Berenz, Salomon und Esther Weisbecker, hatten mindestens die beiden Söhne Hajum und Simon, vermutlich aber – wie damals üblich – noch weitere Kinder. Ein Enkel von Hajum und seiner Frau Lisbeth, der damals in Frankfurt lebende, promovierte Jurist Willy Weisbecker, geboren am 27. August 1885 in Fischborn, heiratete am 7. Februar 1917 Rosa Ackermann aus Wiesbaden-Biebrich.[15] Das Paar hatte zwei Söhne, zunächst den am 21. Oktober 1918 geborenen Fritz.[16] Im folgte am 20. Juli 1925 noch Hans.[17] Der Familie war es bereits 1936 gelungen, zunächst über Genua nach Palästina auszuwandern, um dann aber von dort aus in die USA zu emigrieren.[18] Zunächst war der Vater mit dem älteren, 17jährigen Fritz im August 1936 von Tel Aviv über Genua nach New York gekommen.[19] Ein Jahr später fuhr Willy Weisbecker erneut nach Palästina und holte seine Frau und Hans ab. Ihr Schiff verließ den französischen Hafen Le Harve am 1. September 1937.[20]
Auch seine ältere, am 18. Juni 1874 geborene Schwester Betty, die am 11. Juni 1899 den Viehhändler Leopold Servos geheiratet hatte, gelang 1938 von Rotterdam aus die Flucht nach Amerika, wo der Bruder von Leopold Servos bereits wohnte.[21]
Zwei Geschwister von Willi Weisbecker waren bereits verstorben, bevor den Nazis die Macht in Deutschland zufiel. Die kleine Emma, geboren am 20. Juli 1880 in Fischborn, starb einen Tag nach ihrem zweiten Geburtstag.[22] Marianne verstarb mit 33 Jahren, eineinhalb Jahre nachdem sie am 17. Februar 1920 den Kaufmann Berthold Rothschild aus Frankfurt geheiratet hatte.[23]
Zu den Opfern der Shoa gehörten aber Leopold Weisbecker und seine Frau Evy, auch Emmy oder Emma genannt. Leopold, ein promovierter Arzt, der am 15. März 1872 in Fischborn geboren worden war, hatte am 30. April 1907 die drei Jahre jüngere Evy Kulp aus Frankfurt geheiratet.[24] Ihrem Sohn, der im Jahr nach der Hochzeit geboren worden war, gelang die Flucht nach Palästina, die erst 1914 geborene Tochter verstarb bereits im Alter von vier Jahren. Leopold Weisbecker war ein angesehener Arzt, der seit 1902 in der Hanauer Landstr. 15 eine Praxis betrieb, nebenbei aber auch über Impfstoffe gegen Masern forschte. Zunächst verlor er 1935 seine Kassenzulassung, aber auch seine Privatpraxis musste er 1938 schließen.[25] Drei Jahre später standen er und seine Frau auf der Deportationsliste für den Transport, der am 20. Oktober 1941 mehr als 1000 Frankfurter Juden nach Litzmannstadt / Lodz bringen sollte. Man hatte für diesen Transport laut Kingreen besonders die reicheren Juden ausgewählt, die in großen Wohnungen, z.B. im Westend lebten. Sie hat die Ereignisse an diesem Wochenende im Oktober, dem ersten von einer Reihe großer Transporte genauestens recherchiert und eindrucksvoll geschildert. Es müssen sich im Vorfeld, in der Sammelstelle in der Großmarkthalle, auf dem Transport selbst und erst recht im Zielort Ghetto Litzmannstadt grauenhafte Szenen abgespielt haben.[26]
Leopold Weisbecker hatte als Arzt alle Möglichkeiten, diesen Leidensweg nicht gehen zu müssen. Zwar heißt es in der offiziellen Sterbeurkunde des Standesamtes Frankfurt, das die Todesnachricht vom Polizeipräsidenten erhalten hatte, dass er am 19. Oktober 1941 in der Großmarkthalle einem Herzschlag erlegen sei, was bei all der Aufregung nicht ausgeschlossen werden kann. Aber Kingreen hatte herausgefunden, dass am Morgen des 20. Oktober 20 Leichen von jüdischen Selbstmördern auf den Friedhof gebracht worden waren.[27] Vermutlich gehörte auch Leopold Weisbecker zu denjenigen, die einen solchen Entschluss gefasst hatten. Für die entsprechenden Möglichkeiten hatte er als Arzt mit Sicherheit vorgesorgt, vielleicht sogar für andere, die sich ebenfalls diesen Weg anstelle der Fahrt in den Osten entschieden hatten. Seine Frau aber bestieg den Zug, in welcher seelischen Verfassung ist kaum vorstellbar. Wann und unter welchen Umständen sie ihr Leben verlor, ist nicht bekannt. Sie musste nach dem Krieg für tot erklärt werden.
Die Nachkommen von Simon Weisbecker
Die weitere Linie der Familie, diejenige, die in einem Wiesbaden Judenhaus endete, entsprang der zweiten Ehe von Simon Weisbecker. In erster Ehe, geschlossen 1845, war er mit Sprinz Bär verheiratet, die, geboren 1838, schon am 19. Mai 1853 im Alter von 36 Jahren verstarb.[28] In seiner zweiten Ehe mit Elisa Hess, die zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau zustande kam, wurden ihm noch einmal mindestens fünf Kinder geschenkt. Das erste, der am 26. November 1855 geborene Bernhard Baruch, sollte später der Vater der Judenhausbewohnerin Emma Berenz werden. Auch Bernhard musste wie sein Vater zwei Ehen eingehen, da seine erste Frau, Sara Stuhler oder Stühler, die er am 13. Oktober 1880 in Wächtersbach geheiratet hatte,[29] ihr Leben bei der Geburt eines ihrer Kinder verlor. Wie der Grabinschrift auf dem jüdischen Friedhof von Birstein zu entnehmen ist, war sie am 4. Januar 1894 verschieden.[30] Die besondere Tragik der Ereignisse offenbart sich, wenn man liest, dass auf dem Grabstein auch des Sohnes Max gedacht wird, der nicht einmal eine Woche zuvor am 29. Dezember 1993 gestorben war.[31] Es handelt sich dabei nicht um den bei der Geburt ums Leben gekommenen Säugling, sondern um einen Sohn, der bereits am 14. September 1888 geboren worden war und bald nach seinem fünften Geburtstag verstarb.[32] Es waren somit gleich drei Todesfälle, die die Familie in diesen Tagen des Jahreswechsels 1893/94 verkraften musste.
Aber zuvor war bereits am 30. Mai 1887 Jakob und nach Max noch die Tochter Emma am 22. Dezember 1890 in dieser ersten Ehe zur Welt gekommen. Zuletzt wurde am 12. Oktober 1893 noch Mina geboren.[33] Nach dem Tod seiner Frau Sara heiratete Bernhard Baruch Weisbecker die Schwester der Verstorbenen, Lena Stuhler / Stühler, die ihm noch sechs weitere Kinder schenkte.[34]
Nach dem im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Simon wurde am 16. Januar 1898 die Tochter Elsa geboren.[35] Der folgende Sohn, geboren am 29. April 1901, erhielt wieder den Namen Max.[36] Ihm folgten noch die drei Töchter Senni, geboren am 17. August 1903, Nani, die allerdings nach einem halben Jahr am 23. Juni 1906 bereits verstarb, und zuletzt Lina, geboren am 18. September 1908.[37] Zwei Geschwister und vier Halbgeschwister von Emma Weisbecker erlebten die Zeit nationalsozialistischer Herrschaft. Ihre Schicksale, manchen war die rechtzeitige Flucht noch gelungen, sollen im gegebenen Zusammenhang zumindest grob skizziert werden.
Der älteste Bruder Jakob gehörte zu denjenigen, die rechtzeitig Deutschland verlassen hatten. Mit seiner Frau Gütel Bertha Fuld, die er am 7. Februar 1921 in Weiskirchen im heutigen Kreis Offenbach am Main, ihrer Heimatgemeinde, geheiratet hatte, beantragte er im Juli 1939 in New York für sich und seine Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft.[38] Noch in Deutschland war ihnen am 28. Juni 1922 die Tochter Sidy geboren worden. Am 25. November 1938 hatten sie in New York amerikanischen Boden betreten und sich dort auch niedergelassen. Jakob Weisbecker, der in der Heiratsurkunde noch als Kaufmann bezeichnet wurde, musste in seiner neuen Heimat sich seinen Lebensunterhalt als Fabrikarbeiter verdienen.
Zu den Opfern der Verfolgung gehörte aber Emmas jünger Schwester Mina / Minna. Sie hatte im Juni 1922 den Kaufmann Berthold Rothschild aus Zierenberg, den Sohn von David und Doretta Rothschild, geborene Löbenstein, geheiratet.[39] Zuvor war er bereits mit einer anderen Partnerin aus der großen Familie Weisbecker verheiratet gewesen. Am 17. Februar 1920 hatte er Marianne Weisbecker geehelicht, die Tochter von Salomon und Karoline Weisbecker.[40] Marianne war aber am 21. Juli 1921 nur eineinhalb Jahre nach der Vermählung verstorben.
Zuletzt hatten Mina und Berthold Rothschild in Kassel gewohnt. Die Eintragung auf dem in Zierenberg in der Mittelstr. 51 eingelassenen Stolperstein „unfreiwillig verzogen“ legt nahe, dass man das Paar aus Zierenberg vertrieben hatte.[41] In Kassel, wo sie nach der Pogromnacht gezogen waren und wo sie zuletzt in der Großen Rosenstr. 18 untergebracht waren, muss es ihnen finanziell so schlecht gegangen sein, dass sie von der öffentlichen Wohlfahrt leben mussten.[42] Am 2. Juli 1941 starb Berthold Rothschild in seiner Wohnung an einem Darmkatarrh.[43] Ob dieser Katarrh Folge des bisher ertragenen Leids war oder ihm das noch größere, kommende Leid ersparte, sei dahingestellt. Vermutlich ist beides richtig.
Ein Brief, den Berthold Rothschild am 28. Februar 1941 an die Devisenstelle in Frankfurt richtete, gewährt einen Einblick in das bisher ertragene Leid der Familie. Er selbst, der von Beginn des Ersten Weltkriegs bis zum Ende an der Front war, hatte zwar, anders als sein Bruder, den Krieg überlebt, hatte aber an dessen Folgen nicht nur körperlich in den zwanziger Jahren schwer zu tragen. Neben dem inflationsbedingten Vermögensverlust litt er an verschiedenen Krankheiten und offenbar auch an Depressionen. Zwar konnte die Tochter Doris / Dora am 10. Januar 1939 in die USA auswandern[44] und auch der am 5. Juni 1923 geborene Sohn Heinz David am 30 März 1939 mit einem Kindertransport zunächst nach Holland gebracht werden, aber gerettet werden konnte er letztlich nicht. Den Vater hatte man wegen eines Devisenvergehens angeklagt – das war der Anlass für seinen Brief an die Behörde -, weil man dem Sohn ein kleines Päckchen gesendet hatte. Der hatte damals völlig überstürzt aufbrechen müssen, weshalb man vergessen hatte, ihm auch wärmere Winterkleidung mitzugeben. Als dieser seinen Eltern schrieb, wie sehr er im kalten holländischen Winter frieren würde, hatten sie, nicht wissend, dass sie sich damit würden strafbar machen, ihm ein kleines Paket mit selbst gebackenen Plätzchen und einer langen Hose geschickt. Die Bitte von Berthold Rothschild, von einer Bestrafung Abstand zu nehmen, blieb unerfüllt. Er musste ein Bußgeld von 30 RM zahlen.[45] Heinz David Rothschild wurde 1942 von Westerbork aus nach Auschwitz überstellt, wo er am 30. September 1942 ermordet wurde.[46]
Seine Mutter Mina, die nach dem Tod ihres Mannes in das Judenhaus Schillerstr. 9 umziehen musste,[47] war bereits einige Wochen zuvor am 1. Juni 1942 von Kassel aus „in den Osten“ deportiert worden. Der Zug, der zunächst etwa 500 Juden aus Kassel aufgenommen hatte, wurde in Chemnitz noch weiter aufgefüllt und erreichte vermutlich am 3. Juni, nachdem er Lublin und Izbica passiert hatte, sein eigentliches Ziel: Die Gaskammern von Sobibor. Unmittelbar nach ihrer Ankunft wurde darin auch Mina Rothschild, geborene Weisbecker, ermordet.[48]
Elsa Weisbecker endete in den Gaskammern von Auschwitz. Sie hatte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt den Anstreicher und Glaser Salomon Franken aus Friesheim geheiratet.[49] Er war dort am 16. März 1890 als Sohn von Jacob und Henriette Franken, geborene Keller, geboren worden. Salomon Franken hatte schon einiges Leid in seinem Leben erfahren müssen. Aus dem Ersten Weltkrieg kam er schwer verwundet wieder nach Hause, wofür man ihm zum Trost das Eiserne Kreuz verlieh. Im Zuge der Verhaftungswelle nach der Reichspogromnacht war das aber erst einmal vergessen und auch er wurde, wie nahezu alle männlichen Juden von der Gestapo verhaftet.
Das Paar hatte drei Kinder, von denen die Tochter Yaffa und der Sohn Simon dem Holocaust entkommen konnten – wie ist nicht bekannt. Sie haben aber in Yad Vashem ‚Pages of Testamony’ für ihre Eltern und ihren kleinen Bruder Jacob hinterlegt. Der am 10. Februar 1938 in Köln geborene war gerade vier Jahre alt, als man ihn mit seinen Eltern am 15. Juni 1942 vom Messebahnhof in Köln Deutz nach Theresienstadt deportierte. Da der Transport zusätzlich eingeschoben worden war, verwendete man, was damals bei Transporten aus dem Deutschen Reich nicht üblich war, ausnahmsweise Güterwagen. Man hatte der Familie die Transportnummern 14, 15 und 16 zugeteilt.[50] Mehr als zwei Jahre gelang es den drei, im dortigen Ghetto zu überleben. Am 6. Oktober 1944 wurden sie wieder zusammen in einen Zug gesetzt, angeblich diesmal sogar ein Personenzug, der sie nach Auschwitz brachte. Anders als bei den übrigen so genannten „Herbsttransporten“, die alle das gleiche Ziel anfuhren, um in Theresienstadt Platz zu schaffen und um das Programm der „Endlösung“ zu forcieren, dauerte die Fahrt diesmal nicht nur – wie sonst – einen Tag, sondern drei Tage. Man kann sich kaum vorstellen, von welchen Ängsten und Befürchtungen die Insassen in diesen Tagen geplagt waren, ganz abgesehen davon, dass eine angemessene Versorgung selbstverständlich nicht zur Verfügung stand.
Auf der Rampe von Auschwitz fand die Selektion statt, bei der nach Gottwaldt / Schulle „191 Frauen und mehrere Dutzend Männer“ von den insgesamt 1550 Insassen zum Arbeitseinsatz ausgewählt wurden.[51] Salomon, Elsa und Jacob Franken wird man vermutlich diese Frist nicht mehr gegeben haben. Sie werden alle drei am 9. Oktober 1944 im Gas von Auschwitz ihr Leben unter grausamsten Umständen verloren haben.
Dem jüngeren Bruder Max gelang dagegen rechtzeitig die Flucht. Er reiste bereits 1934 nach Palästina aus, wo er mit seiner Frau und den drei Kindern ein neues Leben begann.[52] Wann und wen Max Weisbecker heiratete, ist nicht bekannt. Aber die Familie wird vermutlich bereits in Deutschland gegründet worden sein, denn als seine Nichte Elli, die Tochter seiner Schwester Emma, 1940 nach Palästina kam, hatten Max Weisbecker und seine Frau bereits die drei Kinder. Als er im Januar 1956 eine eidesstattliche Erklärung im Rahmen des Entschädigungsverfahrens seiner Schwester abgab, die aber über ihn selbst kaum Angaben enthält, lebte er als Milchverteiler in Givataim in der Nähe von Tel Aviv.[53]
Wesentlich mehr Informationen liegen über das Schicksal der nächst jüngeren Schwester Senni vor, die vermutlich auch dazu beigetragen hatte, dass Emma Berenz nach Wiesbaden kam. Sie war bereits 1938 als Haushälterin bei dem verwitweten Jakob Guthmann, dem Vater von Berthold Guthmann, in der Bahnhoftstr. 25 angestellt. Seit wann sie dort tätig war, ist allerdings nicht bekannt.[54] Charlotte Opfermann, die damals 13jährige Tochter von Berthold Guthmann, erwähnt Senni mehrmals im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938, allerdings meist mit einem eher abfälligen Unterton. Ob der gerechtfertigt war, erscheint mehr als fraglich. Senni half bei den Aufräumungsarbeiten, nachdem der Mob die Wohnung und das Büro der Guthmanns gestürmt hatte,[55] und sie war auch zugegen, als Berthold Guthmann verhaftet wurde. Am deutlichsten kommt ihre ablehnende Haltung gegenüber Senni im folgenden Zitat zum Ausdruck:
„Senny was in one of her moods, distracted and upset. She had four siblings in Cologne, with no way of reaching them. She scolded me for splashing toothpaste on the bathroom mirror. I glared at her in silence. From that first morning, she kept her distance from our personal war zone, sticking to her own tidy little domain. Although a Jew herself, she wanted nothing to do with us. Like the Ostjuden, we were stained, marked, easy targets.”[56]
Diese letzte Behauptung hat geradezu denunziatorischen Charakter, denn Senni Weisbecker hat sich in keinster Weise von ihren jüdischen Glaubensbrüdern und –schwestern distanziert, schon gar nicht, wenn sie Opfer faschistischer Gewalt geworden waren. Am 28. Dezember 1938 heiratete sie nämlich in Wiesbaden Hermann Kaiser aus Frankenberg, den während der Reichspogromnacht mindestens ein gleich schlimmes Schicksal ereilte, wie die Guthmanns.[57]
Der am 14. Februar 1898 in Frankenberg geborene Hermann war der Sohn von Josef Kaiser und seiner ersten Frau Veilchen, geborene Dilloff.[58] Nach seiner Schulausbildung, die er mit dem Zeugnis der Mittleren Reife und dem Besuch der Handelsschule abgeschlossen hatte, war er zunächst in das Metallwarengeschäft seines Vaters Josef Kaiser eingetreten. Nach dem Krieg, in dem man auch ihm das Eiserne Kreuz verliehen und dem Vater Aufgaben zur Sicherung der Rohstoffversorgung anvertraut hatte, gründete Hermann einen Pferdehandel – es soll einer der größten im nordhessischen Raum gewesen sein – und ein Geschäft für agrarische Rohprodukte. Ab 1933 begannen aber auch in Frankenberg die antisemitischen Anfeindungen und bürokratische Maßnahmen behinderten zusehends die Geschäftstätigkeit der Juden. All das, was man in den Jahren zuvor für das so genannte „Vaterland“ geleistet hatte, war plötzlich vergessen.
Nachdem am Morgen des 10. November der Landrat des Kreises Frankenberg von der Stapo-Leitstelle Kassel den Funkspruch erhalten hatte, die in seiner Gemeinde lebenden männlichen Juden festzunehmen, schwärmten die Landjäger aus und nahmen u. a. Hermann Kaiser und seinen Vater Josef in Haft. Der damals 40jährige Hermann und sein 69jähriger Vater wurden mit 34 anderen in eine einzige Zelle des Amtsgerichtsgefängnis von Frankenberg gesperrt und am nächsten Tag nach Kassel in die Polizeikaserne in der Hohenzollernstr. 106 verbracht, die als Sammelstelle für die nordhessischen Juden diente. Die nächste Station war das KZ-Buchenwald, wo sie wie alle dorthin Gebrachten den Erniedrigungen, Schikanen und Quälereien der Wachmannschaften ausgeliefert waren. Diese traumatischen Erfahrungen, auch wenn sie nur wenige Wochen dauerten, haben bei vielen der Opfer so tiefe Spuren hinterlassen, dass sie sich bereits aufgegeben hatten, bevor die Waggons in die Vernichtungslager rollten. Josef Kaiser wurde nach etwa 14 Tagen mit anderen älteren Männern entlassen, seinen Sohn Hermann ließ man erst am 14. Dezember 1938 gehen, nachdem er seine Auszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg nachgewiesen hatte, allerdings mit der Auflage, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Während der Haft war er von einem SS-Mann durch einen Schlag mit einem Knüppel ins Gesicht schwer misshandelt worden. Die Verletzung, die danach nie richtig behandelt wurde, heilte nie aus und blieb eine ewig schmerzhafte Erinnerung an diese grauenhaften Tage in Buchenwald.
Wenn nur sechs Wochen nach Hermann Kaisers Entlassung die Ehe mit Senni Weisbecker geschlossen wurde, dann wird man sicher davon ausgehen können, dass die beiden auch schon zuvor ein Paar gewesen waren. Im April 1939 konnten sie dann – unter Zurücklassung einer Reihe wertvoller Einrichtungsgegenstände – endlich in die USA ausreisen.
Gemäß dem Schicksal vieler Emigranten mussten sie sich zunächst mit diversen Gelegenheitsarbeiten am Leben erhalten, bis sie dann im Haushalt einer begüterten jüdischen Familie im Staat New York eine feste Anstellung als Gärtner und Chauffeur bzw. als Haushälterin und Köchin erhielten. 1944 beantragten sie die amerikanische Staatsbürgerschaft.[59] Trotz allem Leid, das sie erfahren hatten, trotz aller gesundheitlichen Schäden, die Hermann Kaiser davongetragen hatte, wurden beide sehr alt. Er verstarb 1994 im Alter von 96 Jahren, sie 1998 Im Alter von 94 Jahren in New York.[60]
Auch Lina Weisbecker, die jüngste, fast 20 Jahre jüngere Halbschwester von Emma, war kurzeitig Bewohnerin der Bahnhofstr. 25. Mit dieser Adresse wurde 1939 unter ihrem Namen eine Devisenakte, allerdings eigenartigerweise keine Gestapokarteikarte angelegt. Diese Adresse war die letzte Station auf ihrem Weg in das sichere Ausland.
Lina, die am 18. September 1908 in Fischborn geboren worden,[61] war, hatte ihren Vornamen später, vermutlich erst in den USA, in Lena ändern lassen. In ihrem Heimatort besuchte sie bis zum 14. Lebensjahr zunächst die Volksschule und ging anschließend dann als junges Mädchen nach Roth bei Nürnberg in die Lehre. Im Geschäft des jüdischen Händlers für Tuche und Weißwaren Julius Weinschenk, der in der dortigen jüdischen Gemeinde im Vorstand saß, erlernte sie den Beruf einer Verkäuferin. Nebenbei besuchte sie in Nürnberg die Handelsschule, um sich weiter zu qualifizieren. Nach ihrem Lehrabschluss fand sie zunächst eine Anstellung in Düsseldorf, ab 1929 war sie Verkäuferin bei der Firma Josef Wolff in Frankfurt. Nachdem dieses Geschäft 1936 arisiert wurde, konnte sie noch einmal eine Arbeitsstelle bei dem renommierten Wäschespezialgeschäft E. Fuld & Co. in der Goethestraße finden. Während des Novemberpogroms wurden die Geschäftsräume zerstört und Emanuel Fuld musste den Laden an einen seiner arischen Mitarbeiter verkaufen.[62]
Auch für Lina Weisbecker hatten die damaligen Ereignisse schwerwiegende Folgen. Nicht nur verlor sie ihren Arbeitsplatz, bei einem gewalttätigen Angriff von SA-Leuten auf die jüdische Pension Rosenberg, wo sie täglich ihr Essen einnahm, wurde sie schwer misshandelt. Zeitlebens hatte sie von diesem Tag an unter Kopfschmerzen zu leiden.[63] In Frankfurt war sie aber vermutlich auch ihrem zukünftigen Ehemann Hermann Wertheimer begegnet. Er war am 7. Januar 1904 in Sinsheim südlich von Heidelberg als Sohn von Julius und Amalie Wertheimer, geborene Oppenheimer, zur Welt gekommen.[64] Lina gab im Entschädigungsverfahren an, neben vielen Einrichtungsgegenständen und ihrer gesamten Aussteuer auch Gegenständen aus Edelmetall und Schmuck zurückgelassen zu haben, darunter auch ein Diamantring im damaligen Wert von 800 RM, den ihr ihr damaliger Verlobter vor seiner Ausreise geschenkt hatte.[65] Hermann Wertheimer war bereits im Januar 1937 von Hamburg aus mit der ‚Washington’ nach New York gefahren, [66] wobei aber nicht bekannt ist, ob es für diese relativ frühre Flucht besondere Gründe gab. Im April hatte er dann in den USA einen Antrag auf Einbürgerung gestellt.[67]
Lina selbst, die bisher in Frankfurt im Sandweg 6 gewohnt hatte, zog Anfang Mai 1939 nach Wiesbaden in die Bahnhofstr. 25 in das Zimmer, das im April ihre Schwester Senni durch ihre Auswanderung frei gemacht hatte. Sie brachte auch ihre bisher genutzten Möbel aus Frankfurt mit und übernahm auch die zurückgelassene Einrichtung ihrer Schwester, darunter ein großes relativ neues Schlafzimmer mit Doppelbett, das ursprünglich von Senni mit in die USA genommen werden sollte. Vermutlich übernahm Leni von ihrer Schwester auch die Anstellung als Haushaltshilfe bei Jakob Guthmann, obgleich sie selbst angab, nach der Entlassung im November 1939 keine Arbeit mehr gefunden zu haben. Offiziell war dem sicher auch so.
Sie blieb ohnehin nur knapp vier Wochen in der Bahnhofstraße, denn schon im Juni 1939 konnte sie nach England ausreisen. Laut ihrer Devisenakte besaß sie zu diesem Zeitpunkt keinerlei Vermögen mehr. Was sie mitnehmen wollte und konnte, war zuvor der Devisenstelle in mehreren Listen aufgeführt und von dieser genehmigt worden. Ihr Gepäck bestand nur aus ihrer Kleidung und wenigen kleinen Gegenständen, für die man keinen Lift, keine Spedition benötigte,[68] In England angekommen bekam sie durch die Vermittlung einer jüdischen Hilfsorganisation in der Gemeinde Fishpool in der Grafschaft Nottinghamshire eine Anstellung als Hausgehilfin, für die sie allerdings kein Geld, sondern ausschließlich kostenfreie Unterkunft und Verpflegung erhielt.
Etwas mehr als ein Jahr musste sie warten, bis sie endlich das Schiff besteigen konnte, dass auch sie endgültig in die Freiheit brachte. Die Ausreise hatte sich durch den inzwischen erfolgten Kriegsausbruch verzögert. Sie hatte noch von Deutschland aus eine Passage gebucht, die sie aber nicht antreten konnte, da wegen des Krieges das Visum nicht rechtzeitig nach England gelangte. Die Kosten für das verfallene Ticket wurden nicht ersetzt, sodass Senni, die selbst in ärmlichen Verhältnisse lebt, ihr das Geld für eine neue Schiffskarte vorstrecken musste. Am 21. August 1940 betrat die damals 31jährige amerikanischen Boden. Mit der ‚Samaria’ war sie von Liverpool aus nach New York gefahren, wo sie im Mai 1941 ebenfalls einen Antrag auf Einbürgerung stellte.[69] Auch konnte sie dort nun Hermann Wertheimer heiraten, von dem sie seit drei Jahre – und das waren drei Jahre völliger Unsicherheit – getrennt war. Am 26. August 1945 wurde die Ehe geschlossen,[70] vermutlich nachdem ihr Mann aus dem Krieg heimgekehrt war, nachdem er 1942 in die amerikanische Armee eingetreten war.[71]
Wahrscheinlich war Leni damit bald nach ihrer Ankunft in den USA wieder alleine auf sich gestellt. Auch deswegen bedeutete Amerika für sie nicht nur Freiheit und Sicherheit, sondern auch wirtschaftliche Not und soziale Deklassierung. In ihren biografischen Angaben schrieb sie 1957 über diese Zeit:
“Hier konnte ich zunächst nur Stellungen im Haushalt erhalten und war auf diese Weise bis 1944 zu einem laecherlichen geringen Einkommen taetig. Von 1944 – 1948 arbeitete ich als ungelernte Arbeiterin mit Unterbrechungen, in denen ich arbeitslos war, in einer Parfumfabrik. Seit 1948 bin ich Angestellte in einer Textilfabrik. Mein Einkommen ist jedoch immer noch ausserordentlich niedrig.“[72]
Bald nachdem sich die wirtschaftliche Situation stabilisiert hatte, erkrankte Lina Wertheimer. Neben den ständigen Kopfschmerzen traten zunehmend Sprachhemmungen, Schwindel und Atemnot auf. Was zunächst als Folge der Lebensgeschichte einer Verfolgten erschien, erwies sich dann aber als ein Hirntumor. Zwar konnte dieser operativ entfernt werden, aber erholt hat sich Lina Wertheimer von dieser Krankheit und von dem Eingriff nie mehr vollständig. Sie blieb für den Rest ihres Lebens arbeitsunfähig und leidend. Lena Wertheimer verstarb im Oktober 1994 in New York. Ihr Mann war bereits zuvor am 24. Februar 1991 verschieden.[73]
Gustav Louis und Emma Berenz, geborene Weisbecker
Gustav Louis, geboren am 12. November 1893 in Bönstadt, war der zweitälteste Sohn von Adolph und Bertha Berenz. Über sein Leben vor seiner Heirat mit Emma Weisbecker im Jahr 1920 ist nichts bekannt, aber man wird davon ausgehen können, dass er wie seine Brüder den Beruf des Vaters erlernte, somit Kaufmann war und mit allem handelte, wofür es im kleinen dörflichen Wirtschaftsraum Bedarf gab. Nach der Eheschließung waren dem Paar drei Töchter geboren worden. Ilse, die älteste, war am 23. September 1922, Susanne am 9. Oktober 1924 und Elli am 20. Oktober 1927 zur Welt gekommen.[74]
Weil Emmas Bruder Max Weisbecker zu den Überlebenden des Holocaust zählte und er bis zu seiner Ausreise nach Palästina unmittelbaren, später eine zeitlang weiterhin brieflichen Kontakt zu seiner Schwester und seinem Schwager unterhielt, konnte er nach dem Krieg im Entschädigungsverfahren auch Informationen über deren weiteres Schicksal liefern. Diese seien „um das Jahr 1929“ von Bönstadt in das benachbarte Assenheim gezogen, weil Gustav Louis sein Handelsgeschäft habe ausweiten wollen.[75] Tatsächlich hatte der Umzug aber erst am 1. März 1930 stattgefunden, knapp einen Monat bevor sein Vater Adolph Berenz am 26. März noch in Bönstadt verstarb.[76] In Assenheim bezogen sie laut Meldeunterlagen zunächst in die Hauptstr. 3 und erst später in der Metzgergasse 1 eine Wohnung.[77] Nach dem Tod ihres Mannes war auch die verwitwete Mutter von Gustav Berenz dort eingezogen. Sie verschied am 4. Januar des folgenden Jahres in Assenheim.[78]
Die Familie Berenz hatte ihren Handelsbetrieb im neuen Wohnort Assenheim stärker spezialisiert und unterhielt dort das einzige Textilgeschäft. Die Waren – Kleider, Wäsche und Stoffe – wurden aber auch mittels Pferd und Wagen in den umliegenden Ortschaften angeboten. Daneben war Gustav Louis Berenz auch weiterhin im Viehhandel aktiv.[79] Das Geschäft muss nach der Erinnerung von Max Weisbecker in den ersten Jahren nach dem Umzug einen beträchtlichen Aufschwung genommen haben, denn die Familie seiner Schwester habe in Assenheim zuletzt eine sehr gut eingerichtete 4-Zimmer-Wohnung bewohnt,[80] ein gut bürgerliches Leben geführt und sich auch jährlich einen Erholungsurlaub leisten können. Max Weisbecker schätzte das Einkommen seines Schwagers vor 1933 auf etwa 10.000 RM jährlich.[81] Da man einen koscheren Haushalt geführt habe, sei auch das gesamte Geschirr in zweifacher Ausführung vorhanden gewesen, so die Tochter Elli. Eigens für Pessach habe man zudem ein besonderes Geschirr besessen.[82]
Nach dem Umzug der Eltern besuchten die Töchter in Assenheim zunächst die dortige Volksschule, bis ihnen das verwehrt wurde. Susanne, genannt Susi, und Elli gingen ab 1937 oder Frühjahr 1938 in die neu gegründete Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim. Die Schwestern waren damals nach Angabe von Edna Berkovits dort in einem nahe gelegenen Hotel untergebracht.[83]
In dieser Zeit begann nicht nur die wirtschaftliche Basis der Familie zu zerbrechen, auch sie selbst brach allmählich auseinander. Bereits 1935 hatte man aus finanziellen Gründen in eine kleinere 3-Zimmer-Wohnung umziehen müssen. Von dort aus versuchte man die Geschäfte, so gut wie nur möglich weiter zu betreiben. Ein Warenregal im Wohnzimmer diente als notdürftiges Lager. 1939 wurde der Handel endgültig aufgegeben.[84]
Neben den Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte wird für diesen Entschluss auch die schwere Erkrankung von Gustav Louis Berenz verantwortlich gewesen sein.[85] Er war nach Angaben seiner Tochter Elli bereits im Dezember 1938 nach Frankfurt vermutlich in eine Pflegeeinrichtung verzogen.[86] Ein Jahr später, am 19. Dezember 1939, meldete er sich offiziell von Assenheim nach Darmstadt ab.[87]
Bei der angegebenen neuen Adresse, Darmstadt, Eschollbrücker Str. 4 ½, handelte es sich um ein jüdisches Alten- und Pflegeheim. Das Gebäude beherbergte ursprünglich eine Privatklinik für Chirurgie und Gynäkologie des jüdischen Arztes Dr. Rosenthal, der 1939 verstorben war. Die Jüdische Gemeine hatte den Komplex erworben und dort 1940 das Heim eingerichtet, weil immer mehr ältere Juden versorgt werden mussten, nachdem die jüngeren Familienmitglieder Deutschland verlassen hatten. Nach der Zerstörung der Synagoge wurden dort auch die Gottesdienste abgehalten.[88] Wie lange Gustav Berenz dort blieb, ist nicht bekannt, aber nachdem im Februar 1940 eine Sicherungsanordnung an seine Frau ergangen war, schrieb sie der Devisenstelle, dass ihr Mann, unheilbar erkrankt, sich in besagtem Heim in Darmstadt befände und dort von der Jüdischen Wohlfahrt unterhalten werde.[89] Zumindest zu diesem Zeitpunkt lebte er noch in Darmstadt.
Auch die Töchter waren inzwischen von Assenheim weggegangen bzw. weggeschickt worden. Susanne war mit einem Kindertransport 1939 in die Schweiz gelangt und konnte dort die folgenden Jahre bis zum Kriegsende unbeschadet überstehen.[90] Elli war ebenfalls 1939 von ihrer Mutter von Assenheim nach Offenbach gebracht worden, nachdem die Fenster in ihrer Wohnung von einem Steinwurf durchschlagen worden waren. In der Zeit bis der ausgewanderte Onkel Max ihr 1940 die Einreise nach Palästina ermöglichte, war sie in Offenbach in einer Pension beherbergt worden. Nur die ersten Monate konnte sie in Palästina in der Eineinhalb-Zimmerwohnung der fünfköpfigen Familie des Onkels unterkommen, danach wurde die Zwölfjährige in einem Kinderdorf untergebracht.[91] Nach dem Krieg fanden die beiden Schwestern Elli und Susi wieder zusammen und gründeten später in Israel eigene Familien. Susanna, die in Israel den Namen Shoshanna annahm, heiratete Josef / Pepi Grünenberger. Ihre beiden Kinder haben inzwischen eigene Familien mit mehreren Kindern gegründet. Elli ehelichte den 1923 geborenen Robert Grünspan und auch aus dieser Beziehung sind neben Edna Berkovits inzwischen eine Reihe weiterer Nachkommen hervorgegangen.[92] 1957 war die Familie von Israel in die USA ausgewandert.
Die älteste Schwester Ilse jedoch konnte sich nicht mehr retten, wenngleich auch sie eine Auswanderung nach Palästina geplant hatte. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt war sie nach Köln-Wesseling gegangen, wo in dem Ortsteil Urfeld seit 1934 im Dietkirchener Hof ein Kibbuz oder auch Hachschara-Zentrum eingerichtet worden war, in dem auswanderungswillige, junge Juden die notwendigen Qualifikationen erhielten, um den restriktiven Einwanderungsbestimmungen der Engländer gerecht zu werden. Jugendliche, die eine handwerkliche oder landwirtschaftliche Ausbildung vorweisen konnten, hatten in jedem Fall größere Chancen, ihre Alija, ihre Auswanderung nach Palästina, zu realisieren. Es handelte sich bei der Einrichtung in Urfeld, die den Namen „Bamaaleh“, „Aufstieg“, trug, um das größte Zentrum dieser Art in Deutschland. Getragen wurde es von der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation „Hechaluz“, „Pionier“, die den früheren „Dietkirchener Hof“, das Wohnhaus des Urfelder Architekten Albrecht Döring angemietet hatte. Der jüdische Textilfabrikant Arthur Stern aus Rheydt kam für die Kosten des Projekts auf. Neben der praktischen Ausbildung erwarben die Teilnehmer auch theoretisches Wissen, lernten die hebräische Sprache, erhielten landeskundliche Informationen und wurden im Sinne der Träger auch in die marxistische Theorie eingeführt. Die Einrichtung war zunächst älteren Jugendlichen ab 18 Jahren vorbehalten, später wurden verstärkt 15 bis 17jährige aufgenommen. Der bereits in einem anderen Zusammenhang zitierte Brief von Emma Berenz an die Devisenstelle Frankfurt, in dem sie den damaligen Aufenthalt der Tochter in Urfeld erwähnt, stammte vom 9. Februar 1940.[93] Nach der Auflösung des Zentrums im April 1940 verlieren sich auch die Spuren von Ilse Berenz, aber es gibt Hinweise darauf, dass sie sich zuletzt in Paderborn bzw. Bielefeld befand. Ihre Schwester Elli hat für sie in Yad Vashem eine ‚Page of Testimony’ hinterlegt,[94] in der Paderborn als letzte Station vor der Vernichtung angegeben ist. Zumindest bis September 1942 hatte sie brieflichen Kontakt mit Ilse, die ihr in einem Brief vom 23. September 1942 die Deportation der Eltern mitgeteilt hatte. Vermutlich war Ilse Insasse eines Transports, einem Güterzug, der Juden aus verschieden Städten Deutschlands, darunter Bielefeld, Hannover, Erfurt, Dresden und Paderborn aufnahm und die insgesamt etwa 1500 Menschen am 3. März 1943 in Auschwitz ablieferte. Ilse Berenz gehörte möglicherweise zu den 99 Opfern, die man zuvor in Paderborn im Zwangsarbeitslager am Grünen Weg festgehalten hatte. Nach Auflösung des Lagers Ende Februar waren die jüdischen Insassen nach Bielefeld in die Sammelstelle „Kyffhäuser“ verbracht und dann nach Auschwitz deportiert worden.[95] An welchem Tag sie dort ermordet wurde, ist nicht bekannt.
Nachdem die Töchter Assenheim verlassen hatten, ihr erkrankter Mann Gustav Louis im Darmstädter Heim untergebracht worden war, hatte auch Emma Berenz sich am 13. Juni 1939 von Assenheim nach Wiesbaden in die Bahnhofstr. 25 abgemeldet.[96] Die Wohnungseinrichtung musste sie bei diesem Umzug zurücklassen. Was mit dieser im Weiteren geschah, konnte im späteren Entschädigungsverfahren nicht geklärt werden. Aber in Wiesbaden stand ihr das Mobiliar ihrer beiden inzwischen ausgereisten Schwestern Senni und Leni zur Verfügung.
Vermutlich war ihr Umzug von Anfang an mit der Anstellung als Haushälterin bei dem Hausmiteigentümer Jakob Guthmann verknüpft, wo schon zuvor ihre Halbschwester Senni beschäftigt war. Die Gestapo-Karteikarte nennt als Zugangsdatum in Wiesbaden den 16. Juni 1939 und schon bei Erstellung der Karte wurde unter Beruf „Hausangestellte“ eingetragen.[97] Termin wie auch die weiteren Umstände sprechen somit dafür, dass es sich hier um keine Zwangseinweisung gehandelt haben kann, zumal zu diesem Zeitpunkt die Einrichtung der Judenhäuser in Wiesbaden noch nicht realisiert worden war.
Emma Berenz bewohnte eines der drei Zimmer, die ihr Arbeitgeber im zweiten Stock des Hauses zur Verfügung hatte.[98] Für ihre Tätigkeit erhielt sie 50 RM im Monat, wie sie der Devisenstelle mitteilte, als man ihr am 5. Februar 1942 eine Sicherungsanordnung übersandt hatte. Weil sie sonst kein Einkommen und Vermögen besaß, verzichtete man auf diese Kontrolle, erlaubte ihr „sogar“, das Gehalt in bar entgegennehmen zu dürfen.[99] Dies sind die einzigen Informationen, die die dünne Akte über die etwa zwei Jahre, die sie in dem Judenhaus verbrachte, enthält.
Bevor ihre Tochter Elli nach Palästina auswanderte, hatte sie die Mutter im Dezember 1939 noch einmal in Wiesbaden besucht. Später erzählte sie ihrer Tochter Edna Berkovits, dass damals Jakob Guthmann mit ihr per Rheindampfer zur Loreley gefahren sei. Aber auch weit unerfreulichere Erinnerungen hatte sie an diesen letzten Besuch. Beim Aussteigen aus dem Bus waren sie von einer Horde Jugendlicher angegriffen worden. Auch in Wiesbaden gehörte der militante Antisemitismus inzwischen offensichtlich zum Alltag und bedeutete für die potentiellen oder auch tatsächlichen Opfer ein Leben in ständiger Angst und Unsicherheit.
Fast zwei Jahre blieb Emma Berenz noch in der Bahnhofstr. 25. Am 1. September 1942 deportierte die Gestapo sie und ihren Arbeitgeber Jakob Guthmann mit dem letzten großen Transport aus Wiesbaden nach Theresienstadt, wo Jakob Guthmann schon nach zwei Wochen verstarb. Fünf Monate nach ihrer Ankunft, am 29. Januar 1943, brachte der vierte „Januartransport“ – er hatte die Zugnummer „Da 107“ – Emma Berenz in das Vernichtungslager Auschwitz. Von den insgesamt etwa 1000 Insassen des Zuges wurden noch auf der Rampe 783 direkt in das Gas geschickt und ermordet. Vermutlich war Emma eine von ihnen. Aber auch wenn sie zu den 95 Frauen gehört hätte, die zunächst noch einmal in das Lager eingewiesen wurden, hat sie Auschwitz nicht mehr lebend verlassen.[100]
Auch ihr Mann wurde in der Shoa ermordet. Unklarheiten bestehen im Hinblick auf die letzten Lebenswochen, vielleicht auch Monate. Unter Vermerke ist auf der Gestapo-Karteikarte seiner Frau Emma neben dem Eintrag „Arbeitsfähig“ mit anderer Hand noch „Mann ?“ notiert. Eigenartigerweise ist auch auf dem Deckblatt der Devisenakte Emma Berenz als „Wwe“, als Witwe, ausgegeben. Zumindest bei Anlage der Akte muss man in Frankfurt anscheinend von seinem bereits eingetretenen Tod ausgegangen sein.
Irritierend ist weiterhin ein handschriftlicher Eintrag auf der Rückseite der oben erwähnten Rücknahme der Sicherungsanordnung von Emma Berenz. Es handelt sich hierbei um die Verfügung vom 5. Oktober1942, nach der „Evakuierung“ von Emma Berenz die Akte zu schließen. Darunter ist ebenfalls handschriftlich noch vermerkt: „In Evak.-Liste steht dabei: Gustav Louis Isr. Berenz, geb. 12.11.93, vermutlich Ehemann.“ Man hatte also in Frankfurt ganz offensichtlich keine sicheren Informationen darüber, wer Gustav Berenz war und wo er sich die Jahre über befunden hatte, obwohl seine Frau der Devisenstelle dies in ihrem Schreiben vom 9. Februar 1940 mitgeteilt hatte.[101]
Die Unklarheiten bezüglich seiner Person werden zudem dadurch vergrößert, als auch für ihn in Wiesbaden eine eigene Gestapo-Karteikarte erstellt wurde, auf der aber – außer der Wohnanschrift Friedrichstr. 33 – leider keine Daten eingetragen sind. Somit bleibt unklar, wann der schwerkranke, an einen Rollstuhl gefesselte Gustav Louis Berenz noch einmal nach Wiesbaden gekommen war und wo er dort zuletzt gewohnt hatte. Elli Grünspan war sich jedenfalls sicher, dass er dort nicht lebte, als sie ihren letzten Besuch in Wiesbaden abstattete. Sie hatte sich noch in Frankfurt, wohin er von Assenheim verzogen war, von ihm verabschiedet. Wenn er auf der Deportationsliste vom 1. September 1942 mit der gleichen Adresse wie die seiner Frau aufgelistet ist, dann kann es sich dabei vermutlich nur um eine relativ kurze Zeit gehandelt haben, in der die beiden noch einmal in dem Zimmer in der Bahnhofstr. 25 zusammen lebten, vielleicht war es auch nur eine Art Kontaktadresse. Trotz aller Unklarheiten muss man aber davon ausgehen, dass auch Gustav Louis Berenz am 1. September 1942 von der Viehverladestation am Wiesbadener Hauptbahnhof aus die Reise in den Tod antrat. Nur wenige Tage nach Ankunft in Theresienstadt, am 6. September, ist der schwer kranke Mann dort gestorben.[102]
Veröffentlicht: 23. 09. 2018
Letzte Revision: 02. 11. 2020
Anmerkungen:
1] Geburtsregister Bönstadt 9 / 1893.
[2] Geburtsregister Bönstadt 6 / 1891.
[3] Geburtsregister Vilbel 36 / 1893. Irene Schiff war am 18.3.1893 als Tochter des Metzgermeisters Samuel Schiff und seiner Frau Gertrude, geborene Schönmann in Vilbel geboren worden.
[4] Für das Geburtsdatum von Ernst siehe u.a. den Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz, aber auch die verschiedenen Unterlagen des Arolsen Archivs. Für Hans siehe die Sterbeurkunde des Sterberegisters Arolsen 117 / 1951.
[5] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/47294_302022005557_0424-00125?treeid=&personid=&hintid=&queryId=234dc8aa658ebe5da342d99a5f86de2b&usePUB=true&_phsrc=Ekt1611&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=6584038&lang=de-DE, (Zugriff: 3.2.2021).
[6] Die Angaben zu den Wohnsitzen sind der Datenbank „Deportierte Juden aus Frankfurt am Main entnommen, (Zugriff: 3.2.2021). Im Frankfurter Jüdischen Adressbuch des Jahres 1935 ist ebenfalls ein Metzger A. Berenz, wohnhaft in der Mainzer Landstr. 68 aufgeführt. Dagegen heißt es in dem Eintrag der Alemannia Judaica zu Bönstadt, dass die Familie noch 1933 dort gewohnt habe, siehe http://www.alemannia-judaica.de/boenstadt_synagoge.htm. (Zugriff: 20.9.2018). Möglicherweise hatte sie sich in Bönstadt nicht abgemeldet. Für Albert Berenz enthalten die Angaben des Gedenkbuchs allerdings keinen Hinweis auf einen Aufenthalt in Offenbach, stattdessen ist hier Frankfurt als Wohnort angegeben.
[7] Siehe zum Todesdatum die jeweiligen Einträge im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz. Zu den Ereignissen im Frühjahr 1941 in den Niederlanden siehe Hirschfeld, Gerhard, Niederlande, in Benz, Wolfgang, Dimensionen des Völkermords, S. 141, Poliakov, Léon; Wulf, Joseph, Das Dritte Reich und die Juden, Frankfurt, Berlin 1983, S. 442-445.
[8] Zu den Herbsttransporten aus Theresienstadt im Jahr 1944 siehe Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 437-440.
[9] Das Schicksal der Familie wurde von der Stolpersteingruppe Stuttgart aufgearbeitet. Die folgenden Ausführungen orientieren sich an deren Recherche. Siehe dazu https://www.stolpersteine-stuttgart.de/index.php?docid=510&mid=0. (Zugriff: 20.9.2018).
[10] Geburtsregister Bönstadt 17 / 1898.
[11] Auf der genannten Seite der Stolpersteingruppe Stuttgart ist der Geburtstag von Bela fälschlicherweise mit dem 7. April statt dem 7. März, das Alter von sieben Wochen zum Zeitpunkt der Deportation dagegen richtig angegeben.
[12] Geburtsregister Bönstadt 7 / 1896 .
[13] https://www.geni.com/people/Leopold-Berenz/6000000024740729984?through=6000000012566763624#/tab/discussion. (Zugriff: 3.2.2021)
[14] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2027/images/32323_063844-01947?treeid=&personid=&hintid=&queryId=b433c850ae805d4cd6c45e9070e6fcc0&usePUB=true&_phsrc=Ekt2139&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=14721. (Zugriff: 3.2.2021)
[15] Heiratsregister Biebrich 7 / 1917. Die Eltern von Willy Weisbecker waren Salomon Weisbecker und Karolina, geborene Grünebaum. Beide verstarben 1917.
[16] Geburtsregister Wiesbaden 816 / 1918.
[17] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2494/images/40356_320214636_0093-00372?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=61159. (Zugriff: 3.2.2021).
[18] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/47294_302022005557_0539-01007?treeid=&personid=&hintid=&queryId=363760a0f2a6a04c224f2facb20b02ca&usePUB=true&_phsrc=Ekt1840&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=6676956&lang=de-DE, (Zugriff: 3.2.2021).
[19] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_5849-0770?treeid=&personid=&hintid=&queryId=9f630d8c66f484cecea55fe562d955ef&usePUB=true&_phsrc=Ekt1843&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=22855904&lang=de-DE, (Zugriff: 3.2.2021).
[20] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6041-0047?treeid=&personid=&hintid=&queryId=c40cff0eba5209d83208e2d35cc81e00&usePUB=true&_phsrc=Ekt1845&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=23825434&lang=de-DE, (Zugriff: 3.2.2021).
[21] Siehe zu den Geburtsdaten und der Familie dein Heiratseintrag Unterreichenbach 7 / 1890. Zur Ausreise https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6231-0679?treeid=&personid=&hintid=&queryId=d65bdbe9cc5886c8e7456b52c37aed40&usePUB=true&_phsrc=Ekt1881&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=24035841, (Zugriff: 3.2.2021). Zwar hatten sie als Ort ihres letzten Aufenthalts Rempen genannt, der aber anders als in der Passagierliste angegeben, nicht in Deutschland, sondern der Schweiz liegt.
[22] Geburtsregister Unterreichenbach 45 / 1880 und Sterberegister Unterreichenbach 45 / 1882.
[23] Marianne war 29.2.1888 in Fischborn geboren worden, sie verstarb am 21.7.1921 in Zierenberg, wo ihr Mann am 10.1.1862 zur Welt gekommen war. Siehe Geburtsregister Unterreichenbach 13 / 1888, Sterberegister Zierenberg 14 / 1921 und Heiratsregister Unterreichenbach 8 / 1920. Berthold Rothschild heiratete nach ihrem Tod ihre Großcousine Mina Weisbecker, die Enkelin ihres Großonkels Hajum Weisbecker.
[24] Heiratsregister Frankfurt 307 / 1907. Evy Kulp – so ist ihr Name hier angegeben – war am 28.5.1875 dort als Tochter des Metzgers Isaak Kulp und seiner Frau Emilie, geborene Langenzehn, zur Welt gekommen.
[25] Biographische Angaben laut Datenbank „Deportierte Juden aus Frankfurt am Main“ des Jüdischen Museums Frankfurt.
[26] Kingreen, Großmarkthalle, S. 153-164.
[27] Ebd. S. 156.
[28] HHStAW 365 169 (8) und https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/18/sn/juf?q=Weisbecker, (Zugriff: 3.2.2021)
[29] Sara Weisbecker war eine geborene Stühler, Tochter des Metzgers Baruch Stühler und seiner Frau Babette, geborene Schild.
[30] https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/1/sn/juf?q=Weisbecker, (Zugriff: 3.2.2021). Es heißt dort:
Hier ruht die sittsame Frau. Ihre ganze Herrlichkeit ist im Inneren, sie war eine gute Hausfrau. Und es kamen ihre Wehen und Schmerzen und sie starb bei der Geburt zum Schmerz ihres Mannes und ihrer Verwandten. Das ist Frau Sara, Ehefrau des Baruch Weisbecker aus dem Dorf Fischborn. Sie starb am 26. Tewet, wurde begraben am 27. Tewet, am Rüsttag des heiligen Schabbat des Jahres [5] 654 n.d.k.Z. Ihre Seele sei eingebunden im Bunde des Lebens.“
Sie verstarb am 4.1.1894 in Fischborn.
[31] Ebd. Es heißt dort: „Der Knabe Mordechai, Sohn des Baruch. Gestorben am 20. Tewet am Rüsttag des heiligen Schabbat, begraben am 22. [5] 654. Seine Seele sei eingebunden im Bunde des Lebens.“
[32] Geburtsregister Unterreichenbach 57 / 1888, Sterberegister Unterreichenbach 64 / 1893.
[33] Geburtsangabe für Jakob, siehe Heiratsregister Weißkirchen 3 /1921, für Emma Geburtsregister Unterreichenbach 76 / 1890 und für Mina Geburtsregister Unterreichenbach 59 / 93.
[34] Ein Eintrag im Heiratsregister konnte nicht gefunden werden, da aber ihr erster Sohn Simon am 23.6.1896 zur Welt kam, wird die Hochzeit spätestens im Spätsommer 1895 stattgefunden haben, siehe Sterberegister Unterreichenbach 32 / 1916. Simon war am 15.6.1916 im Ersten Weltkrieg kurz vor seinem zwanzigsten Geburtstag gefallen.
[35] Für Elsa Geburtsregister Unterreichenbach 5 / 1898. Simon war am 23.6.1896 geboren worden und am 15.6.1916 gefallen. Siehe Geburtsregister Unterreichenbach 40 / 96 und Sterberegister 32 / 16.
[36] HHStAW 518 28409 (13).
[37] Für Senni, Hecker, Jüdisches Leben in Frankenberg, S. 421, für Nani, Sterberegister Unterreichenbach 25 / 1906 und für Lina, HHStAW 518 55577 (24).
Information von Edna Berkovits, Urenkelin von Baruch Weisbecker.
[38]Heiratsregister Weiskirchen 3 / 1921, dazu der Antrag https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/47294_302022005557_0589-00754?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=51713302&lang=de-DE. (Zugriff: 3.2.2021).
[39] Geburtsregister Zierenberg 5 / 1882, dazu Heiratsregister Unterreichenbach 15 / 1922.
[40] Heiratsregister Zierenberg 14 / 1920. Siehe dazu oben.
[41] https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stolperstein_Berthold_Rothschild,_1,_Mittelstra%C3%9Fe_51,_Zierenberg,_Landkreis_Kassel.jpg. (Zugriff: 3.2.2021).
[42] Sterberegister Kassel 1636 / 1941, dazu https://collections.arolsen-archives.org/G/wartime/02010101/0655/1258005/001.jpg. (Zugriff: 3.2.2021). In der unmittelbaren Nachbarschaft, der Großen Rosenstr. 22 befanden sich das jüdische Gemeindehaus, die Volksschule und ein Altersheim, das als Judenhaus genutzt wurde.
[43] https://collections.arolsen-archives.org/G/wartime/02010101/0654/1258692/001.jpg. (Zugriff: 3.2.2021).
[44] Doris Rothschild war am 5.2.1921 in Zierenberg geboren worden. Die verheiratete Loeb starb 1998 in New York, Zierenberg – Erinnern und Gedenken. Jüdische Stimmen aus Vergangenheit und Gegenwart, hg. AG Erinnerungskultur Zierenberg, Zierenberg 2020, S. 132.
[45] HHStAW 519/3 35769, dazu Zierenberg – Jüdische Stimmen, S.
[46] https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955338. (Zugriff: 3.2.2021).
[47] Die Familie bzw. zuletzt Minna hatte in Kassel vor ihrer Deportation in vier verschiedenen Wohnungen gelebt, siehe dazu Zierenberg – Jüdische Stimmen, S. 132.
[48] Zum Transport Gottwalct / Schulle, Judendeportationen, S.211, dazu https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11619705&ind=1. (Zugriff: 3.2.2021).
[49] Die Darstellung des Schicksals der Familie Franken folgt weitgehend der Recherche von Familienbuch Euregio, siehe http://www.familienbuch-euregio.de/genius/php/show.php?tab=1&tid=&sub=PublicAll&det=154639&ssm=&bar=0&sid=354b92adf79e090597d870f1fa9f695c&rid=&mod=0&print=&findlist=&lis=&tm=1612805572379. (Zugriff: 3.2.2021). Hier sind auch umfassend entsprechende Quellenverweise angegeben.
[50] https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/10748-else-franken/, https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/10757-salomon-franken/ und https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/10750-jakob-franken/, (Zugriff: 3.2.2021). Siehe zu dem Transport auch Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 291 f.
[51] Ebd. S. 438.
[52] HHStAW 518 28409 (13).
[53] Ebd.
[54] Im Jüdischen Adressbuch von 1935 ist sie noch nicht erfasst.
[55] Wie Charlotte Opfermann allerdings einschränkend bemerkt: “Senny, Grandfather’s housekeeper, was reluctant to get her hands dirty, but did her share too.” Opfermann, Holocaust Memoir, S. 22. Auch in den folgenden Zitaten kommt das eher belastete Verhältnis zwischen der Tochter und der Hausangestellten zum Ausdruck: „Senny fixed a light supper in Grossvater’s undamaged kitchen. None of us had an appetite. Grandfather invited me to stay with him for the time being, while Mother and Paul camped out in the rubble below. I was grateful for the invitation, although Senny was not terribly pleased to have a guest in the house”, ebd. S. 24 f. oder an anderer Stelle: “Curled up beneath Grossmutter’s comforter, I could not conjure up any way to liberate myself from the day’s events. Attacked in broad daylight, in the center of town, on one of the busiest streets. No one objected. No one helped. Our home ruined. Father in custody. The synagogue gone. I cried myself to sleep. Mother was standing guard over the rubble below with Paul. Grandfather and Senny were indifferent to my sobs as I fell asleep.” Ebd. S. 26.
[56] Ebd. S. 26. Für die Angabe, dass sie vier Geschwister in Köln hatte, konnten keine Belege gefunden werden. Einzig Elsa und ihre Familie lebten, soweit bekannt, in Köln.
[57] Die Darstellung des Schicksals der Familie Kaiser folgt der Aufarbeitung von Hecker, Jüdisches Leben in Frankenberg. Zu den Ereignissen in der Reichspogromnacht siehe S. 175 ff., zum Schicksal von Josef Kaiser siehe S. 189 ff. S. 301 ff, ebenfalls zu Josef Kaiser und seinem Sohn Hermann.
[58] Ebd. S. 421. Veilchen Dilloff war am 16.1.1867 ebenfalls in Frankenberg geboren worden. Sie verstarb dort am 7.10.1919.
[59] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7733/images/imusany1824_1635-00208?treeid=&personid=&hintid=&queryId=3c3b3af1dd58efea3eba41086aa13702&usePUB=true&_phsrc=Ekt1731&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=2903110. (Zugriff: 3.2.2021).
[60] Josef Kaiser wurde am 31. 8.1942 in Mauthausen umgebracht, seine zweite Frau Mary, geborene Josefs aus Jever, starb am 12. 10. 1944 in Auschwitz. Er hatte es im Mai 1942 gewagt, sich in eine Schlange einzureihen, die für frischen Fisch anstand. Die Gestapo verhaftet ihn und lieferte ihn zunächst in das Lager Breitenau ein, von dort wurde er am 25.8.1942 nach Mauthausen geschickt, wo er zu Tode kam. Seine Frau wurde am 6.9.1942 nach Theresienstadt deportiert und am 9.10.1944 mit dem gleichen Transport wie Sennis Schwester Elsa Franken mit ihrem Mann Salomon und dem Sohn Jacob von dort nach Auschwitz überstellt.
[61] Geburtsregister Unterreichenbach 50 / 1908. In ihrem Entschädigungsantrag und auch in den weiteren Dokumenten dieser Akte gab sie als ihren Voramen „Lena (früher Lina)“ an. Die folgenden Ausführungen zu ihrer Biografie folgen weitgehend, wenn nicht anders vermerkt, einer von ihr 22.7.1957 im Entschädigungsverfahren abgegebenen eidesstattliche Erklärung, siehe HHStAW 518 55577 (4).
[62] Ihm selbst gelang 1939 unter Zurücklassung seines Vermögens die Flucht nach Argentinien.
[63] Ebd. (69).
[64] Ebd. (27).
[65] Ebd. (67 f.).
[66] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_5932-0807?treeid=&personid=&hintid=&queryId=9069c33e3a5adfa11d532b568be05d0a&usePUB=true&_phsrc=Ekt2103&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=24717822. (Zugriff: 3.2.2021)
[68] HHStAW 519/3 18917 (passim).
[69] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/47294_302022005557_0644-00827?treeid=&personid=&hintid=&queryId=b191d8c10e7a925587ca33959843abe3&usePUB=true&_phsrc=Ekt1809&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=6259708&lang=de-DE, (Zugriff: 3.2.2021).
[70] HHStAW 518 55577 (27).
[71] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_5932-0807?treeid=&personid=&hintid=&queryId=9069c33e3a5adfa11d532b568be05d0a&usePUB=true&_phsrc=Ekt2099&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=24717822. (Zugriff: 3.2.2021).
[72] HHStAW 518 55577 (4). Ihr Jahreseinkommen belief sich 1945 auf 454 $, 1945 auf 1471 $ und 1946 auf 1160 $, ebd. S. (31). Hier sind auch die Einkommen der Jahre bis 1956 nachzulesen, die erst ab den 50er Jahren besser wurden.
[73] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/800558594:60901?tid=&pid=&queryId=e15d51ef34cd511e2165b6078f59e27c&_phsrc=Ekt1798&_phstart=successSource und https://search.ancestry.de/cgi-bin/sse.dll?dbid=3693&h=66485284&indiv=try&o_vc=Record:OtherRecord&rhSource=2238, (Zugriff: 3.2.2021).
[74] Zu den Geburtsdaten siehe die Angaben in den Entschädigungsakten HHStAW 518 28409 (1, 3), das Geburtsdatum von Ilse beruht auf der Angabe im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz. Das Jahr der Eheschließung nennt Max Weisbecker in HHStAW 518 28409 (13).
[75] Ebd.
[76] Sterberegister Bönstadt 1 / 1930. Der Sohn Leopold hatte damals die Todesnachricht dem Standesamt überbracht.
[77] HHStAW 518 28409 (57).
[78] Sterberegister Assenheim 1 / 1931.
[79] HHStAW 518 28409 (22, 25, 86).
[80] Die Tochter konnte anlässlich des Entschädigungsverfahrens eine sehr detaillierte Skizze der Wohnung mit den entsprechenden Einrichtungsgegenständen liefern, ebd. (23, 24). Vermutlich waren sie noch einmal umgezogen.,
[81] Ebd. (22). Die Entschädigungsbehörde vermutete hingegen, dass das Jahreseinkommen höchstens 5.000 RM betragen haben konnte und ging bei der Berechnung der Entschädigung von dieser reduzierten Summe aus, siehe ebd. (95).
[82] Ebd. (22).
[83] http://www.vor-dem-holocaust.de/index_suche.php?ortswahl=B%F6nstadt. (Zugriff: 20.9.2018). Hier ist auch ein Bild von Susanne Berenz eingestellt. Leider ist die Seite inzwischen passwortgeschützt und nicht mehr allgemein zugänglich.
[84] HHStAW 518 28409 (22).
[85] Die nichtjüdische Ehefrau von Dr. Rosenthal, Frau Johanna Rosenthal aus Mainz, die sich nach dem Krieg an die Aufnahme von Gustav Louis Berenz erinnern konnte, gab an, er habe unter einer „Schüttellähmung“, also Parkinson, gelitten. Diese Angabe, die in der Entschädigungsakte steht, ist wohl falsch, denn der ihn in Wiesbaden behandelnde Arzt hatte 1957 gegenüber dessen Tochter Elli Grünspan angegeben, dass er vielmehr an einem Tremor erkrankt gewesen sei. Mitteilung von Edna Berkovits, der Enkelin von Gustav Louis Berenz, in einer Mail vom 27.9.2018.
[86] HHStAW 518 28409 (22).
[87] Ebd. (57). Die Tochter Elli hielt die Jahresangabe des Bürgermeisters für einen behördlichen Irrtum. Sie sei sich sicher, dass ihr Vater bereits im Dezember 1938 aus Assenheim weggezogen war und im Dezember 1939 kein Familienmitglied mehr in dem Ort gewesen sei, um eine solche Abmeldung vorzunehmen, siehe ebd. (64).
[88] Siehe zu dem Haus und seinen Eigentümern Stolpersteine in Darmstadt, hg. Reuss, Jutta, Hoppe, Dorothee, Darmstadt 2013, S. 27-29. Die Autoren schreiben, dass seit der Umwandlung der Klinik in ein Altersheim hier ältere Juden aus dem ganzen Volksstaat Hessen eingewiesen wurden, die dann auch samt ihren jüdischen Pflegern und Schwestern in drei Schüben in die Lager im Osten deportiert wurden. Allein bei der zweiten Deportation aus Darmstadt am 27.9.1942 nach Theresienstadt hatten 75 die Adresse Eschollbrücker Str. 4 ½.
[89] HHStAW 519/3 2378 (3). Die Darmstädter Adressbücher nennen für die Jahre 1940-1942 jeweils etwa 15 bis 20 Namen mit dieser Adresse, Gustav Louis Berenz ist zwar in keinem der Bücher namentlich aufgeführt, was aber nicht bedeuten muss, dass er als Patient dort nicht gewesen ist. Das Adressbuch 1939 ist noch nicht digitalisiert und konnte daher bisher nicht eingesehen werden.
[90] Siehe die Angaben in der Bildunterschrift des Portraits von Susi Berenz auf http://www.vor-dem-holocaust.de/index_suche.php?ortswahl=B%F6nstadt. (Zugriff: 20.9.2018 – inzwischen nicht mehr möglich). Über die genaueren Umstände ihres dortigen Lebens konnte bisher nichts in Erfahrung gebracht werden.
[91] HHStAW 518 28409 (9, 13, 22). Max Weisbecker war in Palästina bzw. Israel als Milchverteiler tätig und verfügte sicher nur über ein geringes Einkommen.
[92] Der 1923 geborene Robert Grünspan verstarb nach Angaben seiner Tochter Edna Berkovits im Jahr 2007.
[93] HHStAW 519/3 2378 (3).
[94] https://namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/16021523_285_0471/204.jpg. (Zugriff: 20.9.2018).
[95] Siehe zu dem Transport Gottwaldt, Schulle, Judendeportationen, S. 411. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz wird Ilse Berenz ebenfalls diesem Transport zugeordnet. Siehe auch http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/p-r/1552-paderborn-nordrhein-westfalen. (Zugriff: 20.9.2018).
[96] HHStAW 518 28409 (57).
[97] Möglicherweise kam die Verbindung auch über den ebenfalls in Wiesbaden lebenden Weinhändler Ludwig Berenz zustande, allerdings konnte die verwandtschaftliche Verbindung zwischen Emma Berenz und der Familie Ludwig Berenz noch nicht geklärt werden. Auf der Gestapo-Karteikarte ist ein Ludwig Berenz fälschlicherweise als ihr Vater angegeben.
[98] Liste X 1.
[99] HHStAW 519/3 (4).
[100] Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 404, dazu der Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz. Ihre Tochter Elli wie auch ihre Enkelin haben in Yad Vashen Pages of Testimony hinterlegt, siehe https://namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/NEW_APP/20060101_1709_450_8003/237.jpg. und https://namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/16021523_285_0471/205.jpg, (Zugriff: 20.9.2018).
[101] HHStAW 519/3 (3, 4).
[102] HHStAW 518 28409 (20).