Julius Nathan


Regina Beck, Regina Sichel, Julius Beck
Das Judenhaus heute
Eigene Aufnahme
Regina Beck, Regina Michel, Julius Beck
Lage des ehemaligen Judenhauses
Judenhaus Herrngartenstr. 11, Wiesbaden
Belegung des Judenhauses Herrngartenstr. 11

 

 

 

 

 

 

 


Jacob Nathan, Koblenz, Sara Hankel Nathan, Julius Nathan, Hans Nathan Maus Paula Nathan Cisinsky, Cesinsky,Jula, Julie Nathan Gottschalk, Willy Gottschalk, Karolina Frank Nathan, Julius Frank, Edith Frank, Lieselotte Frank, Theodort Nathan, Hertha Nathan Wolff, Margot Nathan, Herbert Nathan, Hedwig Nathan Stern, Fritz Stern, Ralph Stern, Herbert Stern, Grete Nathan Wolf, Albert Wolf, Isaak Nathan, Henriette Nathan Loeb, Judenhaus Wiesbaden, Herrngartenstr. 11, Juden Wiesbaden
Stammbaum der Familie Nathan
GDB

Relativ früh, d.h. unmittelbar vor der Zeit, in der die Judenhäuser in Wiesbaden eingerichtet wurden, hatte auch Julius Nathan in der Herrngartenstr. 11 eine Unterkunft gefunden, war dort aber nicht sehr lange geblieben. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon auf vielfache Weise am eigenen Leib erfahren, wie das nationalsozialistische Regime das Leben der jüdischen Mitbürger zu zerstören vermochte, wie auch seine ursprünglich in Koblenz ansässige Familie zerrissen worden war.

Jacob Nathan, Koblenz, Sara Hankel Nathan, Julius Nathan, Hans Nathan Maus Paula Nathan Cisinsky, Cesinsky,Jula, Julie Nathan Gottschalk, Willy Gottschalk, Karolina Frank Nathan, Julius Frank, Edith Frank, Lieselotte Frank, Theodort Nathan, Hertha Nathan Wolff, Margot Nathan, Herbert Nathan, Hedwig Nathan Stern, Fritz Stern, Ralph Stern, Herbert Stern, Grete Nathan Wolf, Albert Wolf, Isaak Nathan, Henriette Nathan Loeb, Judenhaus Wiesbaden, Herrngartenstr. 11, Juden Wiesbaden
Geburtsurkunde von Julius Nathan
HHStAW 518 55242 I (11)

Geboren wurde Julius Nathan am 28. Januar 1898 in Koblenz als Sohn des Kaufmanns Jacob Nathan und seiner Frau Sara, geborene Hankel.[1] Das Ehepaar lebte damals im Schlachthausweg 1, zog aber später in die Balduinstraße, wo es in ihrem Haus Nr. 28 ein Geschäft für Metzgereibedarf betrieb. Über den wirtschaftlichen Erfolg und den Geschäftsumfang liegen aber keine genaueren Angaben vor. Vermutlich gab es auch eine Kooperation mit seinem Bruder Isaak Nathan, der nur wenige Häuser weiter in der Balduinstr. 17 bereits seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein Geschäft mit dem gleichen Angebot betrieb. Möglicherweise gab es auch nur einen Laden, den sie gemeinsam führten. Leider konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden, wer die Eltern der beiden Brüder Jakob und Isaak Nathan waren und woher sie stammten.

Isaak Nathan, geboren am 31. Oktober 1871, war mit der am 15. August 1880 in Vallendar geborenen Henriette Loeb verheiratet.[2] Mit ihr hatte er die beiden Töchter Hedwig und Grete. Die am 21. Juni 1903 in Koblenz geborene Grete heiratete 1925 den Limburger Albert Wolf.[3] In der Stadt an der Lahn hatten sie sich zunächst niedergelassen. Angesichts der wachsenden Bedrohung ergriffen sie bereits 1936 die Flucht und zogen zusammen nach Holland, letztlich aber erfolglos.

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Mit Genehmigung des Stadtarchivs Koblenz

Ihr Vater Isaak war in Koblenz während der Reichspogromnacht verprügelt, verhaftet und nach Dachau gebracht worden. Nach seiner Freilassung floh auch er mit seiner Frau Henriette nach Holland zu seiner Tochter. Aber nach der deutschen Besetzung und dem Beginn der Verfolgung  wurden auch sie gefasst und in Westerbork interniert. Beide wurden 1943 nach Auschwitz deportiert. Ihr Todestag ist in Yad Vashem mit dem 5. Februar 1943 angegeben.[4] Grete und ihren Mann Albert deportierten die Nazis knapp ein Jahr später am 18. Januar 1944 zunächst nach Theresienstadt. Am 6. Oktober des gleichen Jahres brachte ein anderer Zug auch sie in die Gaskammern von Auschwitz.[5]

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Einbürgerungsantrag von Hedwig Stern
https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/3998/images/40735_1220701439_0074-00117?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=2015796

Nur die Schwester Hedwig, genannt Hede, und ihr Mann Fritz, eigentlich Friedrich Jacob Stern konnten mit ihren beiden Kindern diesem Schicksal durch ihre Flucht in die USA entkommen. Das Paar hatte am 24. Juni 1928 in Koblenz geheiratet,[6] wo auch die beiden Söhne Ralph und Herbert geboren wurden – Ralph am 13. August 1930. Herbert am 1. Februar 1932. Später hatte sich die Familie noch kurzzeitig in Essen niedergelassen, von wo aus sie aber schon im Januar 1936 in die USA emigrierte. Von New York zog man dann aber weiter nach Kalifornien, wo in Los Angeles für sie ein neues Leben begann. Bei der Volkszählung im Jahr 1940 verdiente Fred Stern den Familienunterhalt als „Polisher“ in einer Möbelfabrik. Aber zumindest den beiden Söhnen schien der soziale Aufstieg zu gelingen. Zwar ist nicht bekannt, welche Ausbildung Herbert gemacht hatte, von Ralph weiß man immerhin, dass er Zahnarzt geworden war. Aber trotz der gelungenen Flucht hatten Heda und Fred Stern auch in den USA ein trauriges und tragisches Schicksal zu erleiden. Der jüngere Sohn kam am 1.September 1959 im Alter von nur 27 Jahren bei einem Autounfall ums Leben, Ralph, der mit einer Enkelin des Filmmagnaten Goldwyn –Mayer verheiratet war, starb am 15. September 1975 mit 45 Jahren bei einem Tauchunfall.[7] Fred Stern war nur knapp ein Jahr nach dem Tod seines Sohnes Herbert am 27. Juli 1960 in Los Angeles verstorben.[8] Heda Stern, der wenigstens die fünf Enkelkinder geblieben waren und die zuletzt in der kalifornischen Metropole in einem Altersheim lebte, wurde dagegen 92 Jahre alt. Sie starb am 6. Oktober 1997.[9]

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Grab von Ralph, Heda und Fred Stern
https://de.findagrave.com/memorial/186381178/heda-n.-stern
Jacob Nathan, Koblenz, Sara Hankel Nathan, Julius Nathan, Hans Nathan Maus Paula Nathan Cisinsky, Cesinsky,Jula, Julie Nathan Gottschalk, Willy Gottschalk, Karolina Frank Nathan, Julius Frank, Edith Frank, Lieselotte Frank, Theodort Nathan, Hertha Nathan Wolff, Margot Nathan, Herbert Nathan, Hedwig Nathan Stern, Fritz Stern, Ralph Stern, Herbert Stern, Grete Nathan Wolf, Albert Wolf, Isaak Nathan, Henriette Nathan Loeb, Judenhaus Wiesbaden, Herrngartenstr. 11, Juden Wiesbaden
Grab von Herbert Stern
https://de.findagrave.com/memorial/186381222/herbert-fredrich-ster

Isaaks Bruder Jacob Nathan, der Vater des Judenhausbewohners Julius Nathan, hatte am 15. Mai 1892 in Nürnberg Sara Hankel geheiratet. Sie war in der fränkischen Metropole am 27. August 1869 geboren worden.[10] Aus der Ehe waren sechs Kinder hervorgegangen, über deren jeweiligen Lebensweg aber nur sehr wenige und eher vage Informationen vorliegen. Abgesehen von der Tochter Therese, die am 2. November 1921 im Alter von 27 Jahren in Koblenz verstarb,[11] somit die NS-Zeit nicht mehr erlebte, wurde allein Julius Opfer des Holocaust. Allen anderen gelang die Flucht in die Vereinigten Staaten.

Jacob Nathan, Koblenz, Sara Hankel Nathan, Julius Nathan, Hans Nathan Maus Paula Nathan Cisinsky, Cesinsky,Jula, Julie Nathan Gottschalk, Willy Gottschalk, Karolina Frank Nathan, Julius Frank, Edith Frank, Lieselotte Frank, Theodort Nathan, Hertha Nathan Wolff, Margot Nathan, Herbert Nathan, Hedwig Nathan Stern, Fritz Stern, Ralph Stern, Herbert Stern, Grete Nathan Wolf, Albert Wolf, Isaak Nathan, Henriette Nathan Loeb, Judenhaus Wiesbaden, Herrngartenstr. 11, Juden Wiesbaden
Todesanzeige für Jacob Nathan 1929
Stadtarchiv Koblenz

Es ist nicht bekannt, ob Julius Nathan im Ersten Weltkrieg eingezogen worden war, aber er hatte vor dem Ausbruch des Krieges offenbar eine kaufmännische Ausbildung absolviert, vielleicht sogar in den ersten Jahren der Weimarer Republik in fremden Unternehmen gearbeitet, war aber dann nach dem Tode des Vaters im Jahr 1929 in die väterliche Firma eingestiegen. Allerdings war nicht er Inhaber des Geschäfts geworden, sondern sein Schwager Willy Gottschalk, der seit 1921 mit seiner Schwester Jula / Julie verheiratet war.[12] Zwischen 1929 bis 1933 stand Julius Nathan als Handelsreisender in Diensten der beiden. Er soll damals ein wöchentliches Gehalt von etwa 30 RM plus Provisionen aus den abgeschlossenen Verträgen erhalten haben.[13] Man muss bedenken, dass das die schlimmsten Jahre der Weltwirtschaftskrise waren und eine relativ sichere Arbeitsstelle in dieser Zeit schon als Privileg angesehen werden konnte. Seine frühere Frau gab später im Entschädigungsverfahren an, dass er 1933 bei der ursprünglich elterlichen Firma entlassen wurde. Zwar war die Firma damals nicht aufgelöst worden, aber auch sie war von den ersten landesweit durchgeführten Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte betroffen und möglicherweise war die damit verbundene Aufregung auch die Ursache für den Tod der Mutter Sara Nathan am 3. April 1933.[14] Seine Schwester führte mit ihrem Ehemann noch bis 1935 den Betrieb weiter. Zur Familie gehörten inzwischen auch die beiden Söhne Hans Mathieu, geboren am 14. April 1922. und Siegfried. geboren 28. Januar 1903. Beide waren mit dabei, als sie am 8. Juli 1937 von Hamburg aus kommend in New York amerikanischen Boden betraten.[15] Als erste der Familie, die in die USA ausgewandert waren, konnten sie in den folgenden Jahren weiteren Geschwistern den Weg dorthin ebenen.

Julius Nathan hatte beim Tod der Mutter schon einige Jahre nicht mehr in Koblenz gelebt. Wann er nach Wiesbaden gekommen war, lässt sich nicht mehr genau datieren. In den einschlägigen Adressbüchern taucht sein Name in den zwanziger Jahren nicht auf. Erstmals ist er in Wiesbaden aus Anlass seiner Eheschließung mit Amalie Luise Wilhelmine Harms, die am 28. Mai 1927 stattfand, aktenkundig geworden. Seine in der Heiratsurkunde angegebene Adresse lautete damals Schwalbacherstr. 69.[16]

Seine Frau war Verkäuferin und kam aus einem evangelischen Elternhaus. Sie war am 14. Oktober 1900 in Wiesbaden als Tochter des Schuhmachermeisters Heinrich Harms und seiner Frau Louise, geborene Dorn, zur Welt gekommen. Die Mutter war bei der Eheschließung bereits verstorben, der Vater lebte als Rentner mit seinen beiden Kindern Amalie und dem Sohn Richard, der ebenfalls Schuhmacher geworden war, im Hirschgraben 28. Laut Adressbuch bewohnte jeder für sich eines von drei Stockwerken des Hauses. Auch Julius Nathan lebte mit seiner Frau fortan in diesem Haus, das oberhalb der Synagoge am Michelsberg in dem eher proletarisch geprägten Bergkirchenviertel lag. Noch im Jahr der Eheschließung wurde am 9. September der Sohn Fred Julius Jakob geboren, ihr einziges Kind.

Zu dieser Zeit konnte die Familie noch auf das Einkommen zurückgreifen, dass Julius Nathan als Reisender für die elterliche Firma mit nach Hause brachte. Ab 1933 wurde die Lage allerdings schwierig, denn nach Aussage seiner Frau bekam er seit dem Machtantritt der Nazis keine Arbeit mehr, „außer Notstandsarbeit“, d.h. kurzfristige Hilfsarbeiten.[17] Auch sie selbst sei als Ehefrau eines Juden bei der Arbeitsvergabe diskriminiert worden und habe keine Stelle mehr finden können. Gelebt hätten sie von einer sehr geringen Arbeitslosenunterstützung ihres Mannes.[18] Immerhin war das Haus in Familienbesitz und der Vater wird, sofern er die nötigen Mittel besaß, seiner Tochter in dieser schweren Zeit auch noch unter die Arme gegriffen haben.

Bis Ende 1938 hätte sie mit ihrem Mann noch in der ehelichen Wohnung zusammen gelebt, gab Amalie Harms später im Entschädigungsverfahren an. Allerdings war auch Julius Nathan im Gefolge der Verhaftungswelle während des Novemberpogroms als „Aktions-Jude“ verhaftet und – wie die meisten Wiesbadener Juden – nach Buchenwald verbracht worden. Dort trug er die Häftlingsnummer 27181. Nach seiner Entlassung am 16. Dezember 1938 kam er wieder zurück nach Wiesbaden.[19]

Wenn überhaupt, kann er sich nur noch eine sehr kurze Zeit in der Wohnung im Hirschgraben aufgehalten haben, denn er sei, so gab Amalie Harms später an, im Januar 1939 in die Geisbergstr. 24, das Gebäude des ehemaligen Jüdischen Schwesternwohnheims gezogen. Allem Anschein nach war die Ehe der beiden gescheitert. Schon wenige Monate später, am 7. März 1939, wurde sie dann auch offiziell wegen Zerrüttung per Gerichtsbeschluss aufgelöst.[20] Es waren erhebliche Vorwürfe, die Amalie Harms damals gegen ihren Ehemann vorbrachte. Er sei faul und arbeitsscheu, würde sich weder um sie, noch um den gemeinsamen Sohn kümmern und würde das wenige Geld, das sie hätten, in Wettbüros verschleudern. Überall habe er sich Geld geliehen und sie sogar schon bestohlen. Zudem habe er sie immer wieder auf übelste Weise beschimpft, weshalb sie eigentlich schon viel früher die Scheidung habe einreichen wollen. Nur aus Rücksicht auf das Kind habe sie bisher von diesem Schritt abgesehen. Julius Nathan gab im Verfahren zu, „dass er sich um die Klägerin und das Kind nicht kümmere und im Allgemeinen seinen eigenen Weg gehe“.[21]

Ein gänzlich anderes Bild dieser Scheidung zeichnete Amalie Harms – sie hatte mit dem Scheidungsurteil sofort den jüdischen Familienname Nathan abgelegt und wieder ihren Mädchennamen angenommen –[22] nach dem Krieg. Sie gab jetzt an, sie sei „fast täglich von dem Gestaposecretär Bodewig in die Paulinenstr. bestellt“ worden. „Er beleidigte, bedrohte und beschimpfte mich; wenn ich mich jetzt endlich nicht scheiden ließ, so käme mein Sohn (damals 11 Jahre) getrennt von mir ins KZ und ich ebenfalls ins KZ. Nach Rücksprache mit meinem Mann, einigten wir uns wegen der Scheidung uns unseren Sohn vor dem KZ zu retten.“[23]

Welche der beiden Versionen der Wahrheit am nächsten kommt, wird nicht mehr zu klären sein. Ganz sicher gab es diesen Druck auf Mischehen und gerade Bodewig war bekannt für solche Aktionen.[24] Aber andererseits ist auch nicht ausgeschlossen, dass Ehen scheitern, auch Mischehen sind ja nicht gefeit davor, auch wenn man aus heutiger Sicht gerade mit ihnen idealisierte Erwartungen an Treue, Zusammenstehen und Solidarität verknüpft, die in der Realität sicher oft kaum eingelöst werden konnten. Es gehörte ja gerade zum Wesen des nationalsozialistischen Herrschaftsgefüges, dass es tief in die private Sphäre hineinreichte. Daher ist ja auch nicht abwegig, wenn ein Mensch, der seinen Beruf verloren hat, keine Arbeit mehr findet, der seine Rolle als Ernährer der Familie nicht mehr erfüllen kann, abrutscht und auf Abwege gerät. Wenn dann die eigene Partnerin bzw. der Partner qua Definition des Staates als Feindin oder Feind wahrgenommen wird, dann können wenige unbedachte Worte Verletzungen erzeugen, die wiederum neue Verletzungen evozieren und schließlich ein gemeinsames Leben unmöglich machen. Sollten die Anschuldigungen von Amalie Harms zumindest partiell der Wahrheit entsprochen haben und nicht nur vorgebracht worden sein, um die Scheidung zu erreichen, dann sollte man nicht voreilig auf charakterliche Schwächen schließen, sondern darin die Wirkungsmechanismen eines Systems sehen, in dem viele zu Opfern wurden, jeder auf seine spezifische Weise.

Aber vielleicht war das Verfahren vor dem Familiengericht tatsächlich nur eine gelungene Inszenierung, um den Sohn vor dem Zugriff von Bodewig in Sicherheit zu bringen. Amalie Harms gab nach dem Krieg an, man habe trotz der Scheidung eigentlich eine gemeinsame Zukunft geplant. Laut ihrer Aussage habe er vorgehabt, über Italien und China nach Amerika zu gelangen,[25] wo seine Geschwister bereits lebten. Sie selbst und ihr Sohn – so der Plan – sollten nach der gelungenen Flucht baldmöglichst nachkommen.

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Einbürgerungsantrag von Hans Nathan
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In den USA war inzwischen nicht nur Julius’ Schwester Jula /Julie mit ihrem Mann Willy Gottschalk ansässig, auch Theodor / Theo Nathan war ihnen bereits im August 1938, also noch vor dem Pogrom mit seiner Familie gefolgt. Ihre Visa waren sogar schon im Mai 1938 in Stuttgart ausgestellt worden. Verheiratet war der am 25. Oktober 1896 geborene Theodor mit Hertha Wolff, die um aus Köln stammte, wo sie um 1903 zur Welt gekommen war. Aus der Ehe waren zwei Kinder hervorgegangen, die bei der Überfahrt 13 bzw. 9 Jahre alt waren. Geboren wurde die ältere Margot am 10. Januar 1925 in Köln, Herbert am 5. Januar 1929 in Essen, der Stadt, die die Eltern auf der Passagierliste als ihren letzten Wohnort in Deutschland angegeben hatten. Als Anlaufstelle in New York waren in der Liste Gottschalks eingetragen, die damals in der University Avenue in New York wohnten.[26] Als Kontakt in Europa hatten sie den jüngeren Bruder Hans Nathan angegeben, der 1938 mit seiner Familie noch in Leipzig in der Thomasiusstraße lebte.[27] Dort hatte der am 13. März 1902 in Koblenz geborene Drucker am 12. März 1927 auch die Ehe mit Maud / Paula Cesinsky geschlossen. Vermutlich kamen in Leipzig auch die beiden Söhne des Paares zur Welt, Ralph am 15. Dezember 1928 und Gunter am 26. Juni 1933.[28] Genau am 27sten Geburtstag von Hans Nathan war die Familie von Rotterdam aus mit dem Schiff ‚Zaandam’ dann in New York angekommen.[29]
Im April 1940 war auch die am 1. März 1893 geborene Karolina / Lina, inzwischen verheiratete Frank,[30]  mit ihren beiden Töchtern Edith, 20 Jahre alt, und Liselotte, 16 Jahre alt, von Southampton aus auf dem Schiff ‚Westernland’ ebenfalls in die USA eingereist.[31]. Vermutlich hatte sie sich schon längere Zeit in England aufgehalten, denn als Kontakt in Europa gab Karolina Frank Freunde in London an. Unklar ist allerdings, wo ihr Mann Julius Frank sich damals aufhielt, sofern er überhaupt noch lebte. Auf der Passagierliste ist er nicht zu finden. Als Anlaufstelle in den USA konnte Karoline Frank nun ihren Bruder Theo angegeben, der mit seiner Familie, wie auch sein Bruder Hans, im New Yorker Stadtteil Bronx lebte.[32]

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Überfahrt von Karoline Frank mit ihren beiden Töchtern Edith und Liselotte von England in die USA
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Ob auch Julius Nathan damals noch in ständigem Kontakt mit seinen Geschwistern in den USA stand, ist nicht bekannt. Aber seine Vorbereitungen für eine Auswanderung waren 1939 schon recht weit gediehen. Am 24 August hatte er von der Geisbergstr. 24 aus einen Antrag auf die Mitnahme von Umzugsgut gestellt und darin als unmittelbare Ziele Italien und Shanghai angegeben.[33] Die notwendigen Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Polizeibehörde und der zuständigen Reichsbankzweigstelle für die Ausstellung eines Reisepasses lagen ebenfalls vor. Sein Gepäck bestand allerdings nur aus Handgepäck, einem Koffer mit den allernotwendigsten Hygieneartikeln und einigen Kleidungsstücken.[34]

Der Plan scheiterte allerdings sehr schnell, da Julius Nathan mit weiteren österreichischen Juden bereits in Mailand aufgegriffen, verhaftet und als unwillkommener Ausländer wieder an Deutschland ausgeliefert und nach Wiesbaden zurückgebracht wurde.

Was ihr ehemaliger Mann in Italien gemacht und wovon er gelebt hatte, konnte Amalia Harms im späteren Entschädigungsverfahren nicht sicher sagen. Sie vermutete, er habe wie zuvor in Deutschland von öffentlicher Unterstützung gelebt. Sie gab auch zu, dass sie nach seiner Rückkehr nur noch „eine lose Verbindung“ zu ihm gehabt habe,[35] was insofern erstaunt, weil sie ja in dem gleichen Verfahren vorgetragen hatte, dass die Scheidung nur dem Zweck gedient habe, den Sohn vor dem KZ zu retten und man eigentlich gemeinsam in die USA habe ausreisen wollen. Die Zeit, die Julius Nathan in Italien verbrachte, war auch relativ kurz, sodass sich daraus kaum eine Entfremdung zwischen den beiden begründen lässt. Auf der Gestapokarteikarte von Julius Nathan ist seine Abreise nach Italien mit dem 16. August 1939 angegeben. Nach seiner Rückkehr war eine neue Karteikarte für ihn angelegt worden, laut der er am 29. September 1939 bereits wieder nach Wiesbaden zurückgekommen und zunächst im Haus Michelsberg 16, dann ab 2. November 1939 im zukünftigen Judenhaus Herrngartenstr. 11 untergekommen war.

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Ehemalige Gestapozentrale Wiesbaden in der Paulinenstraße
Eigene Aufnahme

Julius Nathan hatte nach seiner Rückkehr noch einmal für zwei Monate Arbeit in einer Polsterei in der Moritzstraße gefunden. Ob er dort einen regulären Lohn erhielt, ist nicht bekannt. Aus einem Vermerk der Entschädigungsbehörde, der auf der Durchsicht einer nicht mehr vorhandenen Devisenakte beruht, geht hervor, dass er im August 1940 nicht mehr in der Herrngartenstr. 11, sondern in der Hochstättenstr. 17 wohnte.[36] Ein entsprechender Eintrag auf einer seiner Gestapokarteikarten, der das bestätigen würde, ist allerdings nicht zu finden. Es liegen auch keine Informationen darüber vor, wovon er in dieser Zeit lebte. Nach Angabe seiner geschiedenen Frau war er, nachdem er die Stelle in der Polsterei verloren hatte, bis zu seiner erneuten Verhaftung wieder arbeitslos. An welchem Tag er inhaftiert wurde, ist in den Akten nicht vermerkt. Sein Sohn Fred bezeugte aber, dass dies Anfang Juli 1941 geschehen sein müsste. Er könne sich deshalb so gut erinnern, weil er damals von Bodewig extra in dessen „Residenz“ in der Paulinenstraße einbestellt worden war, um die Mitteilung zu empfangen.[37]

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Sterbeurkunde von Julius Nathan aus Oranienburg
https://collections.arolsen-archives.org/archive/4124455/?p=1&s=Julius%20Nathan&doc_id=4124455

Zunächst hatte man Julius Nathan in Wiesbaden etwa zwei Monate in Untersuchungshaft gehalten und dann erst in das Konzentrationslager Oranienburg / Sachsenhausen überstellt. In dieser Zeit, so Amalie Harms, habe sie regelmäßig in Verbindung mit ihm gestanden, denn er habe ihr alle zwei Wochen eine Nachricht auf einer der speziellen Postkarten des Lagers zukommen lassen.[38] Julius Nathan verstarb in Sachsenhausen am 24. Mai 1942 an Herz- und Kreislaufschwäche, hervorgerufen durch eine Ruhrerkrankung. Zumindest ist das die offizielle Version, die auf dem Totenschein eingetragen wurde.[39] Zweifel sind aber angebracht, denn im Frühjahr 1942 begann man auch in Sachsenhausen mit dem systematischen Ermorden der Gefangenen. Waren die Opfer bisher primär durch Seuchen, Arbeit, medizinische Versuche und einzelne Gewaltausbrüche zu Tode gekommen, so gab es ab diesem Zeitpunkt auf dem so genannten Industriehof eine Genickschussanlage und ein Krematorium. Im Totenbuch des Lagers ist sein Name mit der Häftlingsnummer 40114 aufgenommen.[40]

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Stolperstein für Julius Nathan am Hirschgraben 28
Eigene Aufnahme

Fred hatte nach der vollzogenen Scheidung und durch Fürsprache seines Onkels Heinrich Harms, der auch seine Schwester Amalie mit einer Halbtagsstelle in seinem Geschäft versorgte, nach langem vergeblichen Suchen seit April 1941 eine Lehrstelle bei der Farbenhandlung August Seibel in der Yorckstr. 14 gefunden. Im März 1944 legte Fred vor der Gauwirtschaftskammer Rhein-Main erfolgreich die Gesellenprüfung ab.[41] Amalia Harms ging nach der Scheidung keine neue Ehe mehr ein. Sie lebte auch nach dem Krieg unter eher ärmlichen Verhältnissen in dem Haus Hirschgraben 28 im zweiten Stock. In diesem Haus, das zuletzt ihr und ihrem Sohn je zur Hälfte gehörte, verstarb sie am 5. April 1961.[42]

 

Veröffentlicht: 22. 04. 2021

Letzte Revision: 20. 05. 2021

 

 

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Anmerkungen:

[1] Geburtsregister Koblenz 84 / 1898. In Thill, Lebensbilder jüdischer Koblenzer, S. 212 wird der Mädchenname der Ehefrau fälschlicherweise mit Minkel angegeben.

[2] Isaak Nathan war am 31.10.1871 wie sein Bruder in Vallendar geboren worden, siehe Residentenliste jüdischer Einwohner von Koblenz, StAK DB 6. Mein besonderer Dank gilt den Mitarbeiter*innen des Staatarchivs Koblenz, die mir bereitwillig wesentliche Lebensdaten der Familie Nathan zur Verfügung gestellt haben.

[3] Ebd.

[4] https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11598959&ind=1. und https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=4275079&ind=1, (Zugriff: 10.5.2021).

[5] https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11656622&ind=1 und https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11656390&ind=1. (Zugriff: 10.5.2021).

[6] Hedwig war am 21.6.1903 in Koblenz, ihr Mann Friedrich Jacob, der in den USA den Vornamen Fred annahm, am 22.7.1888 im rheinländischen Martinstein geboren worden. Siehe https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/1193/images/30627_151001-01464?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=4202098&lang=de-DE und https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/3998/images/40735_1220701439_0074-00107?treeid=&personid=&hintid=&queryId=9ca3552ca6b13ae22d9a7451ec82270b&usePUB=true&_phsrc=Ekt2581&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=2015786&lang=de-DE. (Zugriff: 10.5.2021). Hier sind auch die Geburtsdaten der Söhne angegeben.

[7] Thill, Lebensbilder jüdischer Koblenzer, S. 212, dazu https://de.findagrave.com/memorial/186381222/herbert-fredrich-stern und https://de.findagrave.com/memorial/186381327/ralph-h.-stern. (Zugriff: 10.5.2021).

[8] https://de.findagrave.com/memorial/186381122/fred-j.-stern. (Zugriff: 10.5.2021).

[9] https://de.findagrave.com/memorial/186381178/heda-n.-stern. (Zugriff: 10.5.2021).

[10] Heiratsregister Nürnberg 28 / 1892.

[11] Geboren wurde sie am 19.2.1894 in Koblenz, Geburtsregister Koblenz 159 / 1894.

[12] Willy / Willi Gottschalk war am 8.10.1891 in Obermendig als Sohn von Simon und Rosalie Gottschalk, geborene Mandel zur Welt gekommen. Die Ehe war am 3.3.1921 in Koblenz geschlossen worden, siehe Heiratsregister Koblenz 145 /1921.

[13] HHStAW 518 55242 I (59).

[14] Siehe Thill, Lebensbilder jüdischer Koblenzer, S. 212. Das Todesdatum ist bisher aber nicht durch standesamtliche Dokumente gesichert.

[15] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/47294_302022005557_0555-00477?treeid=&personid=&hintid=&queryId=0901d9eebad0ac6b103a09ba2d5aa1b4&usePUB=true&_phsrc=Ekt2644&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=6289888. (Zugriff: 10.5.2021). Hans Mathieu nahm in den USA den Vornamen Fred Matthew an. Als Kontakt in den USA hatten sie einen Onkel M. Mendel angegeben, der damals in New York im Hotel Marseilles wohnte, für Deutschland war die Adresse von Willy Gottschalks Mutter in Neuwied eingetragen, siehe https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6006-0454?treeid=&personid=&hintid=&queryId=bc35116615ca20c288a2d59d66ad5f3c&usePUB=true&_phsrc=Ekt2645&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=23358161. (Zugriff: 10.5.2021).

[16] Heiratsregister Wiesbaden 317 / 1927. Heinrich Harms war am 2.3.1854 geboren worden, er verstarb am 4.12.1942. Seine Frau wurde am 2.9.1858 geboren und ist am 19.1.1912 verstorben. Beide liegen auf dem Wiesbadener Südfriedhof begraben.

[17] HHStAW 518 55242 I (3).

[18] Ebd. (61).

[19] Ebd. (28).

[20] Die Scheidung erhielt am 8.4.1939 Rechtskraft. Prozessbevollmächtigter für Julius Nathan war der „Konsulent“ Berthold Guthmann, siehe ebd. (85-87).

[21] Ebd.

[22] Heiratsregister Wiesbaden 317 / 1927.

[23] HHStAW 518 55242 I (3).

[24] Charlotte Opfermann hat in ihren hinterlassenen Schriften ebenfalls auf einen solchen Fall aufmerksam gemacht, in dem sich die Eltern allerdings dem ständigen Druck des Gestapo-Beamten widersetzt hatten. Es handelte sich um das Ehepaar Leo Rubinstein, seine evangelisch getaufte Frau Margot, geborene Heineck, und den Sohn Rolf, der 1933 geboren worden war. Margot Rubinstein war eine ehemalige Schulkameradin von Bodewigs Frau. Bodewig ließ – so Charlotte Opfermann – Leo Rubinstein am 15.9.1943 nach Auschwitz und seinen Sohn Rolf noch am 14.2.1945 nach Theresienstadt deportieren. Beide konnten nach der Befreiung lebend nach Wiesbaden zurückkehren, Leo Rubinstein allerdings erst nach einem längeren Aufenthalt in einem russischen Kriegsgefangenenlager. Siehe zu ihrem Schicksal oben.

[25] HHStAW 518 55242 I (43)

[26] Bei der USC Shoa Foundation sind Bilder der Familie von Theodor Nathan hinterlegt, eingestellt von der Tochter Margot, siehe https://vhaonline.usc.edu/viewingPage?testimonyID=43934&returnIndex=0#, die später Albert Gompertz heiratete, der ebenfalls im September 1939 mit seiner Mutter Betty und seinen Brüdern Fritz und Rolf aus Gelsenkirchen kommend in die USA emigriert war, siehe https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6398-0137?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=1005426283. (Zugriff: 10.5.2021).

[27] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6195-0338?treeid=&personid=&hintid=&queryId=a51f351e489cb957a67d594c9b8b2977&usePUB=true&_phsrc=Ekt2635&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=23644053. (Zugriff: 10.5.2021).

[28] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/47294_302022005557_0597-00527?treeid=&personid=&hintid=&queryId=df7fe0d9034bc63ff42881fd65e7b3dd&usePUB=true&_phsrc=Ekt2572&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=6733479&lang=de-DE. (Zugriff: 10.5.2021).

[29] Thill, Lebensbilder jüdischer Koblenzer, S. 212 gibt den Namen von Hans Nathans Frau mit Maud, geborene Cesinsky an. Auch in seiner Einberufungsregistrierungskarte gab Hans Nathan als Kontakt seine Frau Maud Nathan an. Dass es sich um den gleichen, in Koblenz geborenen Hans Nathan handelt, der am 31.10.1939 in New York seinen Einbürgerungsantrag einreichte, darin seine in Leipzig geehelichte Frau aber Paula nennt, ergibt sich schon aus dem gleichen Geburtsdatum und –ort. Siehe https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2238/images/44027_01_00115-01401?usePUB=true&_phsrc=Ekt2567&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=193259512&lang=de-DE. (Zugriff: 10.5.2021). Als Kontakt in Europa ist auf der Passagierliste von 1939 zudem ein A. Cisinsky in Leipzig angegeben. Siehe https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6295-0121?treeid=&personid=&hintid=&usePUB=true&usePUBJs=true&pId=1007106837. (Zugriff: 10.5.2021).

[30] Geburtsregister Koblenz 210 / 1893 und Heiratsregister Koblenz 93 / 1919. Die Ehe war am 3.3.1919 geschlossen worden. Julius Frank war Teilhaber der Schuhfabrik Hoffmann & Frank in Köln-Nippes.

[31] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6461-0290?treeid=&personid=&hintid=&queryId=6edcda83da91fa21611d0ede2350246f&usePUB=true&_phsrc=Ekt2544&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=1040211065&lang=de-DE. (Zugriff: 10.5.2021).

[32] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_6461-0291?treeid=&personid=&hintid=&queryId=6edcda83da91fa21611d0ede2350246f&usePUB=true&_phsrc=Ekt2544&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=1040211065&lang=de-DE. (Zugriff: 10.5.2021).

[33] HHStAW 519/3 21445 (2).

[34] Ebd. (passim).

[35] Ebd. (61).

[36] Ebd. (33). Das Haus gehörte ursprünglich dem jüdischen Metzger Otto Sichel und seiner Frau Lina. Otto Sichel war bereits 1938 verstorben, die Witwe hatte das Haus 1939 verkauft und war zu ihrem Sohn Siegmund nach England emigriert, wo auch sie im Oktober 1940 verstarb. Wer 1940 Eigentümer des Hauses war, konnte nicht ermittelt werden.

[37] Ebd. (43).

[38] Ebd. (2).

[39] Sterberegister Oranienburg 1550 / 1942.

[40] https://www.stiftung-bg.de/totenbuch/main.php. (Zugriff: 18.4.2021).

[41] Ebd. (26). Fred Nathan blieb bis 1953 bei dieser Firma beschäftigt, wurde aber danach hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär, siehe ebd. (27, 19). Amalie Harms erwähnt in einem ihrer Briefe, dass Seibel Freimaurer gewesen sei und obwohl er dadurch bereits die besondere Aufmerksamkeit der Gestapo erregt hatte, dennoch ihrem Sohn die Lehrstelle gegeben habe, ebd. (3).

[42] HHStAW 518 55242 I (51).