Lina Neu


Felix Kaufmann, Jenny Kaufmann, Juden Wiesbaden
Das ehemalige Judenhaus Adolfsallee 30 heute
Eigene Aufnahme
Adolfsallee 30 Judenhaus
Lage des ehemaligen Judenhauses
Felix Kaufmann, Jude, Wiesbaden
Belegung des Judenhauses Adolfsallee 30

 

 

 

 

 

 


Stammbaum der Familie Neu und von Kunitzki
GDB

Das Leben der jüdischen Witwe Lina Neu, geborene Weißenfeld, die am 18. März 1942 in die Adolfsallee 30 einzog, ist, wie in zu vielen anderen Fällen, heute kaum mehr hinreichend zu rekonstruieren. Aus dem Eintrag im amtlichen Sterberegister Wiesbadens von 1942 kennt man zumindest die Namen ihrer Eltern, den Vater Philipp Weißenfeld und die Mutter Doris, geborene Lehmann. Ihnen war Lina am 11. November 1867 in Nürnberg geboren worden.[1] Sie hatte auch den Kontakt nach Nürnberg bis zuletzt aufrechterhalten, hatte vermutlich sogar bis zu ihrem Umzug nach Wiesbaden dort gelebt.

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzky, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von KUnitzki Neu, Norbert von Kunitzky Neu, Isolde von Kunitzky Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Ludwig Neu, der Ehemann von Lina Neu, geborene Weißenfeld

Ob ihre Eltern auch aus Nürnberg stammten, konnte nicht ermittelt werden, aber auf dem dortigen Jüdischen Friedhof gibt es ein Grab für eine Doris Weißenfeld, die 1832 geboren worden war und im Jahr 1914 verstarb.[2] Es könnte sich um das Grabmal ihrer Mutter handeln, aber gesichert ist das bisher nicht. Sie selbst, die nach Angaben von Nachfahren ebenfalls aus einer Bankiersfamilie kam, hatte am 11. März 1889 in Nürnberg den Bankier Ludwig Neu geheiratet.[3] In dieser Ehe war, soweit bekannt, nur ein Kind, nämlich am 25. Dezember 1889 der Sohn Hans geboren worden.[4]

Aus den Militärregistern der bayrischen Armeen geht hervor, dass er 1914 seine akademische Laufbahn unterbrochen und sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte.[5]

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzky, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von KUnitzki Neu, Norbert von Kunitzky Neu, Isolde von Kunitzky Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Hans Neu im Ersten Weltkrieg
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Taufnachweis für Hans Neu von 1914
Aus privaten Dokumenten

Bereits zuvor, am 13. Februar 1914, hatte er sich, weil in Bayern damals Juden die Offizierslaufbahn verwehrt war, von der jüdischen Glaubensgemeinschaft losgesagt und sich taufen lassen.[6] In den Militärunterlagen wurde er als Rechtspraktikant geführt, der zu diesem Zeitpunkt schon verheiratet und bereits auch Vater zweier Kinder war. Wann die Ehe mit der Nichtjüdin Antje Margarete Mackh geschlossen wurde, ist nicht bekannt, aber die erste Tochter Inge war im Jahr 1912 geboren worden, ihre Schwester Hertha am 16. Juni 1914 in Bamberg nur wenige Wochen vor Ausbruch des Krieges. Die Ehe war am 23. September 1925 durch Scheidung wieder aufgelöst worden, sodass Hans Neu am 24. Juni 1926 in Berlin, wo er damals als Anwalt tätig war, eine zweite Ehe mit der in der Hauptstadt geborenen Frigga von Kunitzki eingehen konnte.[7]

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzki, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von Kunitzki Neu, Norbert von Kunitzki Neu, Isolde von Kunitzki Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Hans und Frigga von Kunitzki
Aus Privatbesitz von N. Morocutti

Anders als der Name suggeriert war sie nicht adeliger Abstammung, sondern stammte aus dem Berliner Arbeitermilieu. Sie war am 10. März 1900 dort als Frida Amanda Jenny und Tochter des evangelischen Arbeiters Carl Friedrich Wilhelm Domcke und seiner Frau Anna Emilie Pauline, geborene Büttner, zur Welt gekommen.[8] Den neuen Namen hatte sie in zwei Schritten erhalten. Zunächst wurde ihr am 6. Juli 1925 durch Anordnung des Amtsgerichts Berlin Pankow erlaubt, statt des bisherigen Vornamens Frida den Namen Frigga zu tragen, möglicherweise zunächst ein Künstlername, da sie – so die Vermutung von Nachkommen – damals als Tänzerin in einer der Revuen auftrat, die das Berlin der zwanziger Jahre einst so attraktiv machten. Vielleicht hatte sie so auch den Kaufmann August von Kunitzki aus Münster in Westfalen kennen gelernt, der sie etwa ein Jahr später, am 17. Mai 1926 adoptierte und ihr damit zu dem wohlklingenden Namen Frigga Amanda Jenny von Kunitzki verhalf.[9]

Hans Neu Kunitzki, Frigga von Kunitzki
Heiratsurkunde von Hans Neu und Frigga von Kunitzki
Hans Neu Kunitzki, Frigga von Kunitzki
Heiratsregister Berlin-Schöneberg 400 / 1900

Interessanterweise war auch ihr zukünftiger Ehemann Hans Neu kurz vor der Eheschließung adoptiert worden, sodass auch er – allerdings mit dem Doppelnamen von Kunitzki-Neu diesen Adelsnamen tragen durfte. So erscheint er auch im Leipziger Adressbuch von 1930 bis 1933, wo der promovierte Jurist zuletzt eine Anwaltskanzlei in der Albertstr. 36 betrieb und als Rechtsanwalt am dortigen Amts- und Landgericht zugelassen war.[10]

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzky, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von KUnitzki Neu, Norbert von Kunitzky Neu, Isolde von Kunitzky Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Eintrag im Leipziger Adressbuch von 1933

Da er auch der gesetzliche Vertreter  seiner beiden noch minderjährigen Töchter aus erster Ehe war – nach damaliger Rechtsauffassung hatte seine frühere Frau das Scheitern der Ehe zu verantworten -, hießen auch Inge und Hertha seit diesem Zeitpunkt mit Nachname von Kunitzki-Neu.

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Unterlagen über die Adoption von Hans Neu, seinen Kindern sowie von Frigga Domcke

Private Dokumente von N. Morocutti

Obwohl Hans von Kunitzki-Neu als Kriegsteilnehmer eigentlich noch länger als andere jüdische Anwälte seine Zulassung hätte behalten dürfen, erkannte er schon früh, dass er in Deutschland auf Dauer keine berufliche Zukunft haben würde. Noch im Oktober 1933 reiste er mit seiner Frau nach Luxemburg aus. Es ist nicht bekannt, ob er in dieser Phase, in der die Nazis primär ihre politischen Gegner und noch nicht so sehr die Juden bekämpften, persönlich bedroht worden war, oder ob er in diesem Staat einfach nur nicht länger leben wollte. In Deutschland zurück geblieben war aber die älteste Tochter Inge, die, so ist der Devisenakte ihrer Großmutter zu entnehmen, damals in München ein Sprachstudium absolvierte. Hertha, die zweite Tochter aus der ersten Ehe, damals 19 Jahre alt, ging mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter mit in das Nachbarland.

Von den drei Kindern aus der zweiten Ehe, verließ auch die am 26. April 1929 noch in Leipzig geborene Luitgard Maria Elisabeth Wunibalde Justine, genannt Molly, Deutschland mit ihren Eltern. Bei dem Grenzübertritt war Frigga von Kunitzki bereits schwanger mit dem am 25. März 1934 dann in Luxemburg geborenen Sohn Norbert Ludwig August Gneomar Maximin. Dort kam dann am 6. Juni 1935 auch ihr letztes Kind zur Welt, für das man, wie schon bei den anderen zuvor,  noch eine Reihe äußerst extravaganter Vornamen fand. Sie wurde auf den Namen Isolde Maria Pauline Viktoria Hildegunde getauft.[11] Dass die vorausgegangene Adoption der Eltern aber mehr als ein formaler Akt war, ergibt sich schon daraus, dass der Kontakt zu August von Kurnitzky auch nach der Auswanderung aufrechterhalten wurde und zumindest die in der zweiten Ehe geborenen Kinder den Adoptivvater der Eltern als ihren wirklichen Großvater ansahen und auch später nur sehr liebevoll über ihn sprachen.

Nicht bekannt ist, ob auch er die Familie, die in ihrem Exilland mit allen Mühen eines Flüchtlingslebens fertig werden musste, finanziell unterstützte bzw. unterstützen konnte. Hans von Kunitzki-Neu konnte mit seinem deutschen Jurastudium in Luxemburg keine Anstellung finden, sodass die große Familie zunächst ohne Einkommen und auf solche Hilfe angewiesen war.

Die damals noch recht vermögende Lina Neu gewährte diese Hilfe, wie sowohl aus dem Entschädigungsantrag von Frigga von Kunitzki als auch aus der Devisenakte von Lina Neu hervorgeht. Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1926 kümmerte sich die Großmutter im Besonderen um die beiden aus der ersten Ehe ihres Sohnes hervorgegangenen Töchter. Die ältere Inge wird in der Korrespondenz von Lina Neu mit der Devisenstelle mehrfach erwähnt. Sie sei mittellos und werde seit 15 Jahren von ihr unterstützt, schrieb ihr Steuerberater im Zusammenhang mit dem Erlass der Sicherungsanordnung im September 1938 an die Devisenstelle.[12] Die Anordnung war ergangen, weil die Zollfahndung gerade wegen des ausgewanderten Sohnes fürchtete, die Mutter habe vielleicht die Absicht ebenfalls auszureisen, zumindest ihr Vermögen ins Ausland zu schaffen. Es ging dabei um einen Betrag von knapp 60.000 RM, der in einem Wertpapierdepot bei der Dresdner Bank in Nürnberg eingelagert war.[13] Man hatte ihr zwar die Erträge freigestellt, da diese aber nur etwa 2.500 RM pro Jahr erbrachten, bat sie darum, jährlich Papiere aus ihrem Depot in der Höhe von 4.500 RM verkaufen zu dürfen, um ihren eigenen Lebensbedarf und ihre Verpflichtungen gegenüber der Familie finanzieren zu können. Die jährlich benötigte Summe gab der Steuerberater mit 6-7000 RM an. Explizit wird in diesem Schreiben auf die Enkelin Inge, ein „Mischling 1. Grades“,  in München verwiesen.

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzki, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von Kunitzki Neu, Norbert von Kunitzki Neu, Isolde von Kunitzki Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Schreiben von Lina Neu an die Devisenstelle, in dem sie um Bewilligung der Unterstützung für ihre Enkelkinder bittet
HHStAW 519/3 5698 (32)

Auch in den folgenden Jahren 1940 und 1941 bat sie um die Freigabe zusätzlicher Geldmittel zu deren Unterstützung.[14] In einem weiteren Schreiben vom Juni 1942, in dem Lina Neu erneut der Devisenstelle ihre Lebenshaltungskosten mitteilen musste, gab sie jetzt an, dass sie, abgesehen von den 190 RM, die sie für sich selbst benötige, monatlich 125 RM an festen Ausgaben zur Unterstützung ihrer Enkel habe. Hier ist zunächst wieder Inge erwähnt, die noch immer in München ihre Ausbildung als Sprachlehrerin absolvierte. Es werden jetzt aber auch die drei weiteren minderjährige Enkelkinder aus der zweiten Ehe, ebenfalls „Mischlinge ersten Grades“ erwähnt, die bei der „deutschblütigen Mutter, Frau Fricka (sic !) von Kunitzki in Luxemburg“ leben würden.[15]
Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass die Annahme des zudem adeligen Namens von Kunitzki die Kinder vor antisemitischen Anfeindungen geschützt haben wird. Vermutlich hatten sie selbst aber keinen Bezug zum Judentum, haben sich wahrscheinlich nicht einmal als solche begriffen, da ja auch ihr Vater offensichtlich keinen Bezug mehr dazu hatte und die Mutter nie einen solchen gehabt hatte. Von Norbert von Kunitzki  ist bekannt, dass er bis zuletzt jüdische Wurzel seiner Familie leugnete.

Nach den Kategorien der NS-Juristen lebten die von Kunitzkis in einer privilegierten Mischehe, weshalb die Devisenstelle die Bitten der Großmutter, dem Enkel und den Enkelinnen Geld übertragen zu dürfen, weitgehend erfüllte, obgleich sie das deutsche Staatsgebiet längst verlassen hatten.[16]
Frigga von Kunitzki gab in ihrem Entschädigungsantrag an, von der Schwiegermutter monatlich 200 RM erhalten zu haben. Da sie selbst keine Arbeitsgenehmigung besaß, habe sie damals im Namen einer Luxemburgerin in Heimarbeit Hemden genäht, um so das Einkommen ein wenig aufzubessern. Die Zuwendungen von Lina Neu habe sie mit ihrem Mann geteilt, der am 4. Dezember 1936 nach Frankreich gegangen war, in der allerdings vergeblichen Hoffnung, dort eine Anstellung zu finden. Stattdessen wurde er unmittelbar nach Kriegsausbruch am 3. September 1939 in Paris verhaftet und in das südfranzösische Lager Camp du Vernet eingeliefert, wo er bis zum Juli 1941 blieb.

Hans Kunitzki-Neu, Judenhaus Wiesbaden, Lina Neu, Bahnhofstr. 30
Sterbeeintrag für Hans Kunitzki-Neu aus Groß-Rosen mit dem Vermerk „Auf der Flucht erschossen“
Standesamt Groß-Rosen 311 / 1942

Auf Betreiben des Roten Kreuzes wurde er, körperlich völlig zerrüttet, im Juli 1941 aus dem Lager entlassen und in ein Pariser Krankenhaus gebracht. Eine Befreiung bedeutete das aber keineswegs. Nachdem er wieder hergestellt war, wurde er – so seine Frau später – zurück nach Deutschland in das KZ Sachsenhausen verbracht. Von dort soll er zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Groß-Rosen überstellt worden sein.

Über diese Zeit, die er in deutschen Konzentrationslagern verbrachte, liegen keine näheren Informationen vor. Allerdings existiert im Familienbesitz der Nachkommen ein kleines Medaillon, das eine aus Knochen geschnitzte Landschaft darstellt und von Hans von Kunitzki in Groß-Rosen selbst geschnitzt oder von einem Mitinsassen abgekauft worden sein soll.

Am 10. April 1942 wurde Hans von Kunitzki in dem niederschlesischen KZ angeblich„auf der Flucht erschossen“.[17] Seiner Frau war mit der Nachricht vom Tod ihres Ehemanns das Angebot übermittelt worden, ihr gegen eine entsprechende Gebühr die Asche des Toten zuschicken zu wollen. Sie habe das aber – so die Überlieferung innerhalb der Familie – mit den Worten, „sie könne sehr gut auf diese Tannenbaumasche verzichten“, abgelehnt.

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzki, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von Kunitzki Neu, Norbert von Kunitzki Neu, Isolde von Kunitzki Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Weiteres Schreiben von Lina Neu mit der gleichen Bitte
HHStAW 519/3 5698 (36)

Wenn diese Geschichte stimmt, dann waren nicht nur Frigga von Kunitzki und ihre Kinder, sondern sicher auch Lina Neu von der Ermordung ihres Sohnes unterrichtet. Kontakt zwischen der Schwieger- bzw. Großmutter in Wiesbaden und den Verwandten in Luxemburg hat es zumindest bis in den Sommer 1942 noch gegeben. Der letzte Antrag auf Freigabe von Mitteln für die Enkelinnen ist mit 6. Juli 1942 datiert, kurz bevor sie in den Osten „evakuiert“ werden sollte.[18]

Wie lange Lina Neu in Wiesbaden gelebt hatte bzw. wann sie überhaupt nach Wiesbaden kam, gehört zu den bisher ungeklärten Fragen ihrer Biographie. Die Unterlagen aus Nürnberg nennen den 30. Juli 1940 als Tag der Ummeldung, auf ihrer Gestapokarteikarte ist zumindest zeitnah der 8. Juli 1940 vermerkt.[19] Zwar ist in keinem der Wiesbadener Adressbücher ihr Name eingetragen, aber sicher ist, dass sie bereits viel früher als in den genannten Unterlagen angegeben, sich in der Kurstadt niedergelassen hatte. Die Korrespondenz mit den Ämtern ermöglicht zumindest ansatzweise eine Rekonstruktion ihrer Wohnhistorie. Im Jüdischen Adressbuch von 1935 ist sie erstmals verzeichnet, damals noch mit der Adresse Rheinstr. 4, einem Haus, das damals recht viele jüdische Bewohner beherbergte. Der Brief der Mainzer Zollfahndung vom August 1938 war an die Adresse Taunusstr. 51 gerichtet. Wann sie dann in die Parkstr. 4 umzog, ist nicht sicher, aber am 1. November 1938 hatte sie erneut ein Brief der Zollfahndung unter dieser neuen Adresse erreicht. Die Frankfurter Devisenstelle war darüber aber nicht informiert, fragte deshalb am 13. Februar 1940 beim Wiesbadener Meldeamt nach, ob Frau Neu inzwischen in der Parkstr. 4 wohne.[20] Aus der Antwort geht hervor, dass sie mittlerweile erneut verzogen war, nämlich am 16. November 1939 in die Bertramstr. 10, wo sie bei der jüdischen Witwe Bella Schestowitz und deren Tochter Margarete eine Unterkunft gefunden hatte. [21] Hier erreichte sie dann am 19. Februar 1940 auch die Aufforderung der Devisenstelle eine Vermögens- und Bedarfsaufstellung zu übermitteln. Ebenfalls wurde ihr mitgeteilt, dass die bisher eher lockere Regelung bezüglich der Freibeträge geändert werde, sie zukünftig nur noch mit 300 RM rechnen könne.[22]

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzki, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von Kunitzki Neu, Norbert von Kunitzki Neu, Isolde von Kunitzki Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Vermögenserklärung von Lina Neu aus dem Jahr 1940
HHStAW 519/3 5698 (20)

Ihr Vermögen hatte sich innerhalb der letzten eineinhalb Jahre nahezu halbiert, zudem waren davon etwa 14.000 RM als Reichsfluchtsteuersicherung dem Zugriff gänzlich entzogen, sodass formal noch knapp 19.000 RM geblieben waren. Auch die Erträge aus den Papieren reduzierten sich und sollten im Steuerjahr 1940 vermutlich bei rund 2.000 RM liegen.

Die zunächst letzten Spuren von Lina Neu in Wiesbaden betreffen den Raub ihrer Wertgegenstände, ihres Schmucks und ihrer Edelmetalle. Wie alle anderen Juden war auch sie durch ein Gesetz vom 21. Februar 1939 verpflichtet, nach Aufforderung innerhalb von 14 Tagen diese Wertsachen bei den dafür speziell eingerichteten städtischen Pfandleihanstalten gegen eine „Entschädigung“ abzuliefern.[23] Der wahre Wert der abgelieferten Gegenstände ist nicht bekannt, aber die Pfandleihanstalt teilte ihr Ende März 1940 mit, dass sie „in Kürze“ eine Entschädigung in Höhe von knapp 1.400 RM zu erwarten habe.[24] Ob sie diese tatsächlich jemals erhalten hat, geht aus den Unterlagen nicht hervor.

Zwischen diesem Schreiben vom März 1940 und dem nächsten klafft in der Akte eine Lücke von exakt zwei Jahren. Wo sich Lina Neu in dieser Zeit aufhielt, ist nicht bekannt. Innerhalb der Familien der Nachkommen wird gemunkelt, sie habe sich damals in einem Konzentrationslager befunden. Das würde zwar die Überlieferungslücke erklären, erscheint aber im Hinblick auf den Zeitraum wenig wahrscheinlich. Wieso hätten die Nazis 1940, als die Wannsee-Konferenz die „Endlösung der Judenfrage“ bereits beschlossen hatte, eine über siebzigjährige Jüdin noch einmal in die Freiheit entlassen sollen?
Der Brief, in dem der Devisenstelle Frankfurt von der Dresdner Bank mitgeteilt wurde, dass Lina Neu ab dem 28. März 1942 in Wiesbaden im Judenhaus in der Adolfsallee 30 im Parterre wohne, wurde genau an dem Tag geschrieben, als sie laut Eintragung auf ihrer Gestapokarteikarte dort eingezogen war.[25] Dass es sich hier zu diesem Zeitpunkt um eine Zwangseinweisung handelte, kann als sicher angenommen werden. Wie die anderen ebenfalls allein stehenden Personen hatte auch sie ein Zimmer in der Wohnung der jüdischen Eigentümer Kaufmann oder zumindest in der gleichen Etage erhalten. Für Miete „einschließlich Bedienung“ – was immer das heißen mag – zahlte sie monatlich 45 RM. Diese Angabe machte sie in der Aufstellung der Lebenshaltungskosten, die die Devisenstelle unmittelbar nach ihrem Umzug angefordert hatte.[26]

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzki, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von Kunitzki Neu, Norbert von Kunitzki Neu, Isolde von Kunitzki Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Sterbeeintrag für Lina Neu
Sterberegister Wiesbaden 1815 / 1942

Wenige Tage vor dem 1. September, an dem auch Lina Neu den Zug nach Theresienstadt besteigen sollte, nahm sie sich am Nachmittag des 26. Augusts 1942 in ihrem Zimmer in der Adolfsallee das Leben. Sie war, wie dem Sterbeeintrag zu entnehmen ist, mittels Gift in den Tod geflohen,[27] um so den Leidensweg abzukürzen, den die Nazis ihr zugedacht hatten, sicher auch, um so ihre Würde als Mensch zu wahren.

Der Oberfinanzpräsident in Kassel war als amtlicher Leichenfledderer auch auf einen solchen Fall rechtlich vorbereitet:
„Auf Grund des §1 der VO des Herrn Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28.2.1933 beschlagnahme ich hiermit mit Wirkung vom 1.8.1942 die gesamten inländischen Vermögenswerte folgender Juden, die nach Eröffnung der Evakuierungsvfg. verstorben sind: Neu, geb. Weisenfeld, Lina Sara, geb. 11.1.67, zuletzt in Wiesbaden Adolfsallee 30 wohnhaft, verstorben am 26.8.1942.“[28]

Lina Weißenfeld Neu, Hans von Kunitzki Neu, Frigga von Kunitzki, Inge von Kunitzki Neu, Hertha von Kunitzki Neu, Luitgard Mary von Kunitzki Neu, Norbert von Kunitzki Neu, Isolde von Kunitzki Neu, Judenhäuser Wiesbaden, Adolfsallee 30
Das Leben von Lina Neu wird ausgestrichen
https://collections.arolsen-archives.org/G/SIMS/01020401/0019/114713860/001.jpg

 

Nicht völlig geklärt werden konnte bisher das Schicksal der hinterbliebenen Verwandten von Lina und Hans von Kunitzki-Neu. Die Shoa überlebt hat die nichtjüdische Frigga von Kunitzki. Sie ist nach Aussage ihres Enkels am 23. April 1967 in Luxemburg verstorben. Ihre drei leiblichen Kinder haben als „Halbjuden“ den Holocaust ebenfalls überlebt.[29] Die älteste der drei, Luitgard Mary, war mit Raymond Fischbach verheiratet. Vermutlich war das aber nicht die erste Ehe, denn am 8. November 1945 hatte sie sich mit Bennett Call verheiratet, der aber nach etwa zwei Jahren in Virginia die Scheidung einreichte.[30] Ob Mary Luitgard ebenfalls in die USA gegangen war, ist nicht bekannt. Verstorben ist sie nach Angaben ihres Neffen im Jahr 1991.
Norbert von Kunitzki, der mit der Belgierin Therese Hubert verheiratet war, gelang nach dem Krieg eine bedeutende Karriere als Wirtschaftswissenschaftler und Manager in der Stahlindustrie. Er kam am 25. November 2005 durch einen Unfall in Vietnam bei einer Bergwanderung ums Leben. Anlässlich dieses Todes erschien im flämischen „De Standaard“ ein Artikel über ihn, in dem es fälschlicherweise heißt, dass sein Vater, Hans von Kunitzki-Neu, im KZ Dachau ums Leben gekommen sei.[31]
Isolde, die zuletzt geborene Enkelin von Lina Neu, heiratete den am 27. Februar 1926 geborenen Mario Morocutti. Beide sind inzwischen verstorben, er starb bereits am 18. Mai 1966 in Luxemburg, sie selbst am 31. Mai 1994 im französischen Vandoeuvre.[32] Aber sie haben Kinder hinterlassen, die inzwischen ebenfalls Familien gegründet haben. Das gilt auch für Hertha von Kunitzki, die Gustav Herrmann heiratete und ihm drei Kinder schenkte. Sie verstarb im Jahr 1982.
Gänzlich unbekannt ist aber das Schicksal von Inge von Kunitzki, der ältesten Tochter aus erster Ehe, um die sich Lina Neu so intensiv kümmerte. Möglicherweise hat auch sie überlebt, zumindest lässt sich ihr Name weder im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz, noch in den einschlägigen Listen von Yad Vashem finden.

 

Veröffentlicht: 14. 12. 2017

Letzte Revision: 19. 12. 2021

 

 

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Anmerkungen:

 

1] Sterberegister Wiesbaden 1942 / 1815.

2] https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20119/Nuernberg%20Friedhof%20a404.jpg. (Zugriff: 3.1.2021).

[3] Stadtarchiv Nürnberg; Personenstandsregister Heiratsregister; Bestand: Signatur: C 27/III Nr. 164. Er war eines von sieben Kindern von Raphael Rudolph Neu und seiner Frau Bertha / Betty, geborene Simonsfeld. Seine Eltern waren wiederum Hirsch und Dina Neu, geborene Aub. Betty Simonsfelds Eltern waren Samuel und Nanny Löb, geborene Heidenheimer.

[4] Ebd. Signatur: C 27/IV Nr. 346, Geburtsregister Nürnberg – Sebald 4908 / 1889. An der dortigen katholischen St. Sebaldkirche ist übrigens die bekannte und Aufsehen erregende antisemitische „Judensau“-Darstellung angebracht.

[5] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/1631/images/32301_BH15587-00020?treeid=&personid=&hintid=&queryId=a5dd631836d26c5300f16e35b6fcd724&usePUB=true&_phsrc=Ekt1002&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=2920866&lang=de-DE und https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/1631/images/31433_bh11244-00073?treeid=&personid=&hintid=&queryId=a5dd631836d26c5300f16e35b6fcd724&usePUB=true&_phsrc=Ekt1000&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=10651661&lang=de-DE. (Zugriff: 3.1.2021). Studiert hatte er nach Angaben seiner späteren Frau Frigga von Kunitzki in München, Heidelberg und Erlangen. Siehe den Entschädigungsantrag von Frigga Kunitzki, aus einem privaten Nachlass.

[6] Die Gründe für seine Konvertierung wurden mir von Norbert Morocutti mitgeteilt. Ihm, einem Urenkel von Lina Neu und Sohn von Isolde Morocutti, geborene von Kunitzki, verdanke ich viele wichtige Informationen und auch Dokumente zur Familiengeschichte.

[7] Heiratsregister Berlin Schöneberg 400 / 1926. Eigenartigerweise ist hier der Name des Bräutigams noch mit Hans Neu angegeben, obwohl die Adoption bereits im Mai stattgefunden hatte. Möglicherweise war sie aber noch nicht rechtskräftig geworden.

[8] Geburtsregister Berlin 914 / 1900.

[9] Dokumente aus privatem Nachlass.

[10] Entschädigungsantrag von Frigga Kunitzki, aus einem privaten Nachlass.

[11] Informationen von Norbert Morocutti.

[12] HHStAW 519/3 5698 (3).

[13] Ebd. (1).

[14] HHStAW 519/3 (20, 22, 28).

[15] HHStAW 519/3 5698 (32). In der Heiratsurkunde ist der Vorname mit der Schreibweise „Frigga“ angegeben.

[16] HHStAW 519/3 5698 (32) Die Großmutter hatte auf den „Mischlingsstatus“ der Enkel sicher in der Hoffnung verwiesen, dadurch ihren Wunsch eher genehmigt zu bekommen, was tatsächlich auch geschah. Im Februar 1939 hatte sie zudem um die Freigabe von zusätzlichen 500 RM gebeten, um damit die Auswanderung einer namentlich nicht genannten Nichte zu ermöglichen; auch dieser Betrag wurde ihr zugestanden. Siehe HHStAW 519/3 5698 (12).

[17] Angabe nach Entschädigungsantrag von Frigga von Kunitzki. Sein Name ist auch auf der Verstorbenenliste der Gedenkstätte Groß-Rosen vermerkt, siehe https://de.gross-rosen.eu/baza-zmarlych-wiezniow/przegladaj-baze/. (Zugriff: 3.2.2021). Eigenartigerweise ist aber weder im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz, noch in Yad Vashem seiner gedacht.

[18], HHStAW 519/3 5698 (36).

[19] https://collections.arolsen-archives.org/G/wartime/02010101/0379/1204196/001.jpg. (Zugriff: 3.1.2021).

[20] Mit dieser Adresse ist sie auch bei der Volkszählung im Mai 1939 registriert.

[21] HHStAW 519/3 5698 (5, 13). Auf der Gestapo-Karteikarte sind diese beiden Adressen verzeichnet, aber nur bei der Bertramstr. 10 sind das Einzugsdatum und der Name der Vermieter, nämlich Bella Schestowitz angegeben. Bella Schestowitz gelang 1939 die Flucht in die USA, während ihre Tochter Margarete am 10.6.1942 nach Lublin deportiert und in Sobibor ermordet wurde.

[22] HHStAW 519/3 5698 (14).

[23] Dritte Anordnung auf Grund der Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden, RGBl 1 vom 21.2.1939 S. 282.

[24] HHStAW 519/3 5698 (25, 27). Unter den Wertsachen war vermutlich auch eine Münzsammlung im Wert von alleine 3.000 RM. Diese hatte sie 1934 laut einem Schreiben der Reichsbankhauptstelle Nürnberg damals in ihrem Besitz behalten dürfen, siehe ebd. (1).

[25] HHStAW 519/3 5698 (29). Das gleiche Einzugsdatum ist auch auf der Gestapo-Karteikarte festgehalten.

[26] HHStAW 519/3 5698 (32).

[27] Sterberegister Wiesbaden 1815 / 1942. Das ist die offizielle Todesursache. Ob sie den Tatsachen entspricht, ist ungewiss. Nach der Information eines Urenkels von Frigga von Kunitzki, d.h. eines Ururenkels von Lina Neu, hatte sich diese laut der innerfamiliären Überlieferung nicht mit Gift umgebracht, sondern aus dem Fenster gestürzt.

[28] HHStAW 519/2 1381.

[29] Die folgenden Angaben verdanke ich Norbert Morocutti.

[30] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/9280/images/43071_162028006053_0474-00134?treeid=&personid=&hintid=&queryId=0f6ffc8cd248a5c90ace294720ea52a0&usePUB=true&_phsrc=Ekt1931&_phstart=successSource&usePUBJs=true&pId=2009868. (Zugriff: 3.2.2021).

[31] Siehe http://www.standaard.be/cnt/g2nktdbn. Der Artikel hat folgenden Wortlaut, die Übersetzung erfolgte maschinell:
“Von Kunitzki (71) rutschte am Freitag bei einer Wanderung aus, die er mit einer belgischen Gruppe von Hobbywanderern im Hochgebirge unternahm. Er war auf der Stelle tot.
Der unkonventionelle, aber brillante Luxemburger wurde 1986 zum Chef des flämischen Stahlunternehmens Sidmar ernannt. Später wurde er Vorsitzender des Vorstands, den er bis 1998 innehatte.
Zwanzig Jahre lang war er auch sehr aktiv in der Telindus-Gruppe, die er durch ihre schwierigen Jahre steuerte und wo er immer noch stellvertretender Vorsitzender war. Nach dem Tod von John Cordier war er kurzzeitig Vorsitzender des Verwaltungsrats von Mobistar.
Von Kunitzki verlor als Kind seinen deutschen Vater, der im Konzentrationslager Dachau starb. Nach einem Wirtschaftsstudium an der Ruca in Antwerpen trat er 1958 als Angestellter in den luxemburgischen Stahlkonzern Arbed ein. Er stieg durch die Ränge auf, wurde 1970 Finanzdirektor und vier Jahre später Mitglied des Managementkomitees.
Als er nach Zelzate geschickt wurde, hatte er zwanzig Jahre lang kein Niederländisch gesprochen, aber er polierte seine Kenntnisse mühelos auf. Neben seiner Muttersprache sprach er perfekt Deutsch und Niederländisch, ausgezeichnetes Portugiesisch (er war in den 1980er Jahren Mitglied des Verwaltungsrats von Brasilinvest in Sao Paulo), Englisch und Französisch und mehr als ausreichend Spanisch und Italienisch.
Von Kunitzki wagte es, sehr unverblümte Positionen zu vertreten, und tat dies mit Bravour. Er war zum Beispiel ein Befürworter der „Festung Europa“, die er als eine Insel der hohen Einkommen und hohen Preise sah. Paul Matthys, der ihm als Geschäftsführer von Sidmar folgte, beschreibt von Kunitzki als einen Mann mit “funkelnder Intelligenz“ und einem angenehmen Umgang.
Er war Vorsitzender des Institut d’études européennes et internationales du Luxembourg und ehemaliger Vorsitzender des Centre Universitaire de Luxembourg und der Fondation Européenne de la Culture. In Belgien war er Präsident der Handelskammer von Ostflandern und des Internationalen Clubs von Flandern. Er erhielt außerdem die Ehrendoktorwürde der Universität Gent.“

[32] https://www.ancestry.com/family-tree/person/tree/29214194/person/12147538129/facts. (Zugriff: 3.2.2021).