Isidor Ganz


Hirschkind, Dora
Das Judenhaus in der Albrechtstr. 13 heute
Eigene Aufnahme
Judenhaus Wiesbaden, Liebmann, Albert
Lage des ehemaligen Judenhauses Albrechtstr. 13
Albrechtstrf. 13, Judenhaus, Wiesbaden
Belegung des Judenhauses Albrechtstr. 13

 

 

 

 

 

 


Der Witwer Isidor Ganz verbrachte das letzte Dreivierteljahr seines Lebens im Judenhaus in der Albrechtstr. 13. Geboren worden war er am 25. Juli 1875 auf der anderen Rheinseite in Mainz Weisenau als Sohn von Jakob und Anna Ganz, geborene Löwenstein, einer in Mainz und gerade auch im damals noch selbständigen Stadtteil Weisenau sehr bekannten, weit verzweigten und seit Generationen dort verwurzelten jüdischen Familie.[1] Jakob Ganz, von Beruf „Althändler“, war am 14. September 1911 in Weisenau im Alter von 72 Jahren verstorben.[2] Seine etwa zwei Jahre ältere Frau Anna, geboren am 5. Juli 1836 im rheinhessischen Schornsheim, war bereits vor ihrem Ehemann verschieden.[3]

 

Die Geschwister von Isidor Ganz

Stammbaum Ganz
Stammbaum der Familien Ganz und Bender
GDB

Aus der Ehe der beiden waren insgesamt sechs Kinder hervorgegangen, wobei allerdings die beiden am 15. Juli 1873 geborenen Zwillinge Moritz und Markus nur wenige Wochen am Leben blieben.[4]

Zunächst war am 24. September 1863 die Tochter Eva zur Welt gekommen.[5] Offenbar hatte ihr Vater den Beruf eines Althändlers, wie es in seiner Sterbeurkunde heißt, erst am Ende seines Lebens ausgeübt, denn zum Zeitpunkt der Geburt seines ersten Kindes wird er noch als Metzger bezeichnet.[6]
Am 24. Mai 1893 heiratete Eva in ihrer Heimatgemeinde den aus Lommersum bei Euskirchen stammenden Handelsmann Michael Stock, Sohn von Seligmann Stock und seiner Frau Helena, geborene Seligmann. Beide verstarben in Lommersum bevor sie Opfer der nationalsozialistischen Rassenpolitik werden konnten, Eva Stock bereits am 12. November 1924, ihr Ehemann am 9. April 1930. Sie fanden auf dem jüdischen Friedhof in Lommersum ihre letzte Ruhe.

Aus den Geburtsorten der insgesamt fünf Kinder des Paares ist zu schließen, dass Eva und Michael Stock sich zunächst in der nur wenige Kilometer nördlich von Euskirchen gelegenen Ortschaft Großbüllesheim niederließen, denn dort kam am 21. Mai 1894 die erstgeborene Tochter Eva zur Welt, die wohl wegen des gleichlautenden Namens der Mutter meist Emma oder auch Emmi gerufen wurde. Am 9. März 1935 wurde sie selbst Mutter einer Tochter, die ebenfalls Eva hieß, aber noch die Beinamen Maud und Edith erhielt. Wer ihr Vater war, ist nicht bekannt, aber es soll angeblich kein Jude gewesen sein.
Die übrigen Kinder wurden im Geburtsregister von Euskirchen eingetragen. Walter am 28. September 1903, Martha am 14. November 1904, Richard Jakob am 5. Juni 1907 und zuletzt Ernst Ludwig am 15. Januar 1909. Die Familie war inzwischen nach Lommersum, dem Heimatort des Vaters, gezogen, wo die Kinder nach dem Tod der Eltern 1933 in der Walramstr. 17 gemeinsam einen Viehhandel betrieben. Spätestens mit dem erzwungenen Verkauf des Hauses nach der Reichspogromnacht wurde ihre Situation lebensbedrohlich.
Zwar konnten zumindest Martha und ihr Bruder Richard Jakob zu einem unbekannten Zeitpunkt noch in die USA entkommen [7] und Ernst Ludwig am 12. Dezember 1939 nach Zimbabwe, dem damaligen Rhodesien, ausreisen,[8] Die zwei anderen Geschwister aber fielen der Shoa zum Opfer.

Eva Stock
Stolperstein für Eva Stock in Köln
https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?s=2523&sfrom=1204&stid=1292&vgr=Juden/J%C3%BCdinnen#prettyPhoto

Tragisch müssen die letzten Monate von Eva Stock und ihrer kleinen Tochter Eva Edith gewesen sein, denn die Mutter war am 30. Oktober 1941 mit ihrer Tochter zunächst in das Ghetto Litzmannstadt / Lodz deportiert, dann aber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt wieder entlassen worden, um anschließend vom 4. Juni 1942 bis zum 1. Februar 1943 im Gefängnis Anrath bei Viersen, dem ehemaligen „Weibergefängnis“, inhaftiert zu werden. In der inzwischen in „Frauenzuchthaus“ umbenannten Anstalt wurden sowohl Frauen aus politischen, aber auch aus rassistischen Gründen unter übelsten Bedingungen festgesetzt. Was der Grund für ihre dortige Inhaftierung war, ist nicht bekannt.
Am 1. Februar 1943 wurde Eva Stock von dort aus in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und gut zwei Monate später am 15. April 1943 ermordet.[9]

Transport von Kindern aus dem Ghetto Lodz nach Chelmo
https://www.sonderkommando.info/index.php/themes-lies/lieux/lodz

Ihre Tochter – bei der Deportation nach Litzmannstadt gerade einmal sechs Jahre alt – war vermutlich alleine dort geblieben. Vielleicht konnte sie aber auch in der Obhut – wenn man von so etwas unter den Bedingungen eine Ghettos überhaupt sprechen kann – ihres Onkels Walter bleiben, der mit dem gleichen Transport dort eingeliefert worden war. Vielleicht konnte er seine kleine Nichte sogar bis zuletzt begleiten, denn er und Eva Edith wurden am 10. Mai 1942 weiter in die Vernichtungsanstalt Kulmhof / Chelmo gebracht, wo sie beide mit großer Wahrscheinlichkeit unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurden.[10]

Ludwig, der am 11. Januar 1865 geborene jüngere Bruder von Eva, ist offiziell kein Opfer des Holocaust, aber dennoch wurde zu Recht auch für ihn ein Stolperstein vor seinem früheren Wohnsitz in der Mainzer Taunusstr. 13 gelegt. Er sei „gedemütigt“ und „entrechtet“ worden, ist darauf zu lesen.[11] Zudem muss in Frage gestellt werden, ob dem kranken Mann am Ende alle ärztliche Hilfe zuteilwurde, die er gebraucht hätte, um sein Leben zu retten.

Anzeige der Gebrüder Gans
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Am 20. Juni 1893 hatte er die in Schöneberg im Kreis Stromberg geborene Rosa Gans geheiratet, die aber inzwischen im saarländischen St. Johann wohnte.[12] Ihr Vater war an einem Familienunternehmen beteiligt, den „Gebrüder Gans & Cie“, das mit Schrott handelte. Diese Firma war aber nicht irgendein kleiner Hinterhofschrotthandel, sondern ein Großunternehmen, das als eines der größten in dieser Sparte im Saarland galt. Ihren Hauptsitz hatte sie in Saarbrücken, dazu viele Filialen in ganz Deutschland, etwa in Mannheim und Essen, aber auch Agenturen in ganz Europa, sogar in China.[13]
In der Ehe von Ludwig und Rosa Ganz war am 27. Mai 1894 in Mainz ein Sohn geboren worden, der den Namen Arthur erhielt.[14]

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/93220-ganz-isidor-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/
Kennkarte von Ludwig Ganz
https://zentralarchiv-juden.de/fileadmin/user_upload/bis2016dateien/B_5.1_Abt_IV_0166.pdf

Ludwig Ganz war, wie sein jüngerer Bruder Isidor, Weinhändler geworden, hatte sogar in den Jahren 1904 bis 1909 den 1898 gegründeten Betrieb mit diesem gemeinsam in der Gaustr. 16 geführt. Mehrfach war Ludwig Ganz in Mainz umgezogen, sowohl privat als auch mit seiner Firma. 1924 kaufte er dann ein Haus in der Taunusstr. 13, in der dann auch das Geschäft untergebracht wurde. Sein Sohn, der nach seinem Abitur im Jahr 1912 ein Jurastudium absolviert und mit einer Promotion abgeschlossen hatte, war nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, an dem er als Soldat teilgenommen hatte, wieder nach Mainz zurückgekehrt und in die elterliche Firma eingestiegen, die nun als „Weinhandlung Ludwig und Arthur Ganz“ firmierte. Daneben übte der Jurist als Syndikus bei der Frankfurter Zementplattenfabrik „Lohr A.G.“ noch einen weiteren, seinen eigentlichen Beruf aus.
Am 12. Juni 1929 ehelichte er in Frankfurt Irmgard Henrietta, genannt Jetta, Brumlik. Sie war die am 1. Februar 1910 geborene Tochter von Otto Brumlik und seiner Frau Esther Lisel, geborene Wollrauch, die in der Mainmetropole das später arisierte, zuvor sehr lukrative Teppich- und Gardinenhaus ‚TEGA’ betrieben.[15] Arthur und seine Frau hatten sich wohl ebenfalls dort niedergelassen, denn dort kam am 5. August 1931 ihr Sohn Claus Dieter / Claude zur Welt.[16]

Jacob Heymann, Gütchen Simon Heymann, Julius Heymann Heuer, Emma Culp Heymann Heuer, Elsa Heuer, Julius Hirsch, Hermann Heymann Johanna Levitta Heymann, Franz Josef Heymann, Frank Joseph Heyman, Fritz Karl Heymann, Rosa Heymann, Sophie Heymann, Moritz Heymann, Elisa Cahn Heymann, Betti Heymann Frank, Ernst Friedrich Frank, Rosi Ruth Heymann, Margarethe Grete Heymann David, Theodor David, Emil Heymann, Rosa Heymann, Melanie Heymann, Melanie Weyl, Melanie Altschul, Judenhaus Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Ring 64, Moritzstr. 15, Juden Wiesbaden, Klaus Flick
Illustration im ‚Stürmer‘-Hetzartikel vom Mai 1936 über die jüdischen Weinhändler

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde das bisher so erfolgreiche berufliche Leben von Ludwig Ganz, wie auch das seines Sohnes, schnell erschüttert. Letzterer verlor seine Arbeit bei der „Lohr-AG“ und auch das Geschäft seines Vaters konnte von der antisemitischen Hetze nicht unberührt bleiben. Aber nicht erst seit dem Machtantritt der Nazis begegnete man den jüdischen Weinhändlern, gerade auch in Mainz, mit sehr viel Neid und Missgunst. Man unterstellte ihnen Betrug mit gepanschtem Wein, Wucher und unlauteren Wettbewerb. In Mainz kam es in den Jahren zwischen 1935 und 1938 zu verschiedenen „Weinbetrüger-Prozessen“, geführt mit dem Ziel, die jüdische Konkurrenz auszuschalten.[17] Hatte man sich 1938 noch darüber beklagt, dass die Arisierung des Weinhandels wegen seines besonderen Charakters als Versandhandel bisher nicht so vorangekommen sei, wie in der übrigen Wirtschaft, so änderte sich dies in der folgenden Zeit mit der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ vom November 1938 sehr schnell. Schon in der Pogromnacht war der Mob in die Wohnung des Ehepaars Ganz in der Taunusstraße eingedrungen und hatte darin gewütet und wertvolle Gegenstände geraubt. Im Juni des folgenden Jahres war Ludwig Ganz genötigt, sein Unternehmen aufzugeben und sein Haus zu verkaufen, sprich: es wurde arisiert. Er selbst und seine Frau waren gezwungen in das Judenhaus Kaiserstr. 53 zu ziehen, wo ihnen nur noch ein kleines Zimmer zur Verfügung stand. Küche und Bad mussten sie sich mit den Mitbewohnern teilen.

Sterbeeintrag Ludwig Ganz
Sterberegister Frankfurt a.M. 755/V / 1942

Ludwig Ganz selbst blieb, wenn man so will, von der Deportation verschont. Er war schon längere Zeit an Diabetes erkrankt. Als ihm im April 1942 im Jüdischen Krankenhaus in der Gagernstraße in Frankfurt ein Bein amputiert werden sollte, verstarb er an einem Kreislaufzusammenbruch. Sein Todestag war der 29. April.[18] Seine Frau Rosa dagegen musste den Leidensweg der Deportation auf sich nehmen. Sie wurde am 27. September 1942 über Darmstadt nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 1. März 1943 verstarb.[19]

Arthur, ihr Sohn, konnte sich und seine Familie rechtzeitig in Sicherheit bringen. Wie ihm das gelang, ist nur vage nachvollziehbar. Schon nach seiner Entlassung bei ‚Lohr’ war er mit seiner Familie von Frankfurt wieder nach Mainz zurückgekehrt, wo er im Haus der Eltern eine 3-Zimmer-Wohnung bezog. Aber schon 1934 soll die Familie in das Nachbarland Frankreich weiter gezogen sein, wohin inzwischen auch die Eltern von Jetta geflohen waren. Nach der Besetzung des Landes durch die deutschen Truppen im Frühsommer 1940 wurden sie in einem der von der Petain-Regierung den Besatzern bereitwillig zur Verfügung gestellten Lagern interniert. Wo das war und ob die Familie zusammenbleiben konnte, ist nicht bekannt. Im September 1942 gelang es ihnen, auf unbekannten Wegen und zu Fuß in das Land der Eidgenossen weiterzuziehen. Laut einer Liste schweizer Immigranten kam die Familie dort am 21. September 1942 an.
Nach dem Ende der NS-Herrschaft traten alle am 15. Februar 1947 auf dem Schiff ‚America’ von Cherbourg aus die Fahrt nach New York an. Ihren letzten Aufenthaltsort in Europa hatten sie in den Schiffspapieren und den Unterlagen zur Einbürgerung in den USA mit Davos angegeben.[20] Mit an Bord waren auch die Eltern von Irmgard, als deren letzter Aufenthaltsort allerdings Paris eingetragen war. [21] Nicht bekannt ist, wie sie dort die Zeit der deutschen Okkupation überstanden hatten.
Arthur GanzIrmgard Henriette Ganz Brumlik

 

 

 

 

 

 

Einbürgerungsanträge von Arthur und Irmgard Henriette Ganz in den USA
https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/3998/images/005197640_00628?pId=3854024 und
https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/3998/images/005197640_00618?pId=3854011

In den USA gelang es Arthur Ganz und seiner Frau nicht mehr an ihre erfolgreiche berufliche Karriere anzuknüpfen, sodass sie weitgehend auf die finanzielle Unterstützung von Jettas Eltern angewiesen blieben.
Arthur verstarb in San Franzisko am 15. Juni 1979,[22] seine Frau ebenfalls dort am 9. Februar 1988.[23]

Isidor hatte mit der am 29. April 1869 ebenfalls in Weisenau zur Welt gekommenen Bertha noch eine weitere ältere Schwester, die aber vor der Zeit des Nationalsozialismus verstorben war.[24] Am 24. Oktober 1894 hatte sie den aus Zülpich bei Köln stammenden Leopold Herz geheiratet, ein Sohn von Jakob und Gudula Herz, geborene Juhl, [25] zwei Familien, die schon lange in dieser Region ansässig waren. Dem Paar wurden acht Kinder geschenkt, von denen Leopold das dritte war. Nach der Eheschließung wohnten Leopold und Bertha wohl längere Zeit im Heimatort des Ehemanns, zumindest wurden dort die beiden Kinder – Arthur am 22. April 1896 und Else am 28. Dezember 1897 – geboren.[26] Später müssen sie aber wieder nach Mainz zurückgekehrt sein, denn dort verstarb schon am 24. Februar 1914 Bertha Herz.[27]
Über den Sohn Arthur konnten keine Informationen gefunden werden. Als die Volkszählung im Mai 1939 durchgeführt wurde, lebte er zumindest in Deutschland nicht mehr. Ob er auswandern konnte oder aber tatsächlich verstorben war, ließ sich nicht ermitteln.
Anders seine Schwester Else. Sie heiratete am 30. April 1919 in Mainz den aus Russland stammenden Handelsmann Jakob Simon Schlivka, geboren am 31. Dezember 1897 in Zarky. Bei der Trauung fungierten die jeweiligen Väter – Leopold Herz und Gerson Schlivka – als Trauzeugen.[28] Dem Eintrag ist allerdings auch zu entnehmen, dass die Ehe am 25. November 1929 wieder aufgelöst worden und Else im folgenden Jahr eine zweite Ehe mit dem am 1. September 1900 in Düsseldorf geborenen Kaufmann Alfred Sabel eingegangen war.[29] Der am 1. März 1920 in Mainz geborene Sohn Walter aus der ersten Ehe von Else nahm offensichtlich den neuen Familiennamen an. Vermutlich lebten sie damals in Duisburg, zumindest für den Ehemann ist das gesichert. Er wurde nach der Reichspogromnacht am 17. November dort verhaftet und nach Dachau verbracht.

Gefangenenbuch aus Dachau
https://collections-server.arolsen-archives.org/V/Ous_partitions/33/01010602/aa/ah/cu/001.jpg

Genau vier Wochen blieb er dort. Nach seiner Entlassung flüchtete zumindest er am 2. Januar 1939 zunächst nach Holland.[30] Vermutlich war das Verlassen des Landes Bedingung für seine Freilassung gewesen. Für Else Sabel und ihren Sohn Walter fehlen in der Residentenliste Angaben, vermutlich waren auch sie vor dem Stichtag im Mai aus Deutschland ausgereist. Am 30. Januar hatte Else aber noch in Deutschland den Zwangsnamen Sara angenommen, wie auf dem Heiratseintrag ihrer ersten Eheschließung vermerkt ist. Ein knappes Jahr müssen die drei sich dann in den Niederlanden aufgehalten haben. Erst am 24. November 1939 wurden sie als Passagiere auf dem Schiff ‚Statendam’ registriert, das an diesem Tag von Rotterdam aus nach New York auslief. Am 5. Dezember erreichten sie dann die Stadt, die ihnen ein Leben in Freiheit versprach.[31]

Überfahrt von Alfred, Else und Walter Sabel
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/1005921100:7488

Als Kontakt in der Heimat hatten sie in den Papieren Elses Vater Leopold Herz angegeben, der damals noch in Mainz in der Margaretenstr. 31 lebte. Bereits im Januar 1939 war für den darin so bezeichneten „Althändler“ eine Kennkarte mit dem großen „J“ ausgestellt worden.[32]
Im Arolsen-Archiv ist auch eine Gefangenenkarte von ihm erhalten geblieben.

Kennkarte von Leopold Herz aus Mainz
https://zentralarchiv-juden.de/fileadmin/user_upload/bis2016dateien/B_5.1_Abt_IV_0696.pdf.

Leider geht aus ihr aber nicht hervor, wo und über welchen Zeitraum er inhaftiert wurde.[33] Vermutlich war auch er nach der Reichspogromnacht in eines der Konzentrationslager eingeliefert worden. Quer über die Karte hat man später den Todestag von Leopold Herz geschmiert. Er erlag am 17. September 1942 im Jüdischen Krankenhaus in Mainz einem Darmverschluss.[34] Für den 27. September 1942 war eine Deportation von Mainz nach Theresienstadt geplant. Neben dem Namen seiner Schwägerin Rosa Ganz hätte mit großer Sicherheit auch der Name von Ludwig Herz auf der Liste gestanden.[35]

 

Isidor Ganz

Isidor Ganz, der wie seine Geschwister in Weisenau geboren worden war, hatte in Wiesbaden am 14. Januar 1904 Berta Elise Bender geheiratet. Sie war eine Tochter des dort ansässig gewordenen Metzgers und / oder Kaufmanns Isaak Bender und seiner Frau Regine, geborene Jakob.[36] Berta Elise war am 1. Januar 1878 in Oberstein, dem heutigen Idar-Oberstein, geboren worden, wo die Eltern ursprünglich gewohnt hatten und auch die beiden anderen Kinder Johanna und Max zur Welt gekommen waren.[37] Zum Zeitpunkt der Hochzeit ihrer Tochter lebten die Benders aber schon in der Wiesbadener Moritzstraße 37.

Die junge Familie Ganz blieb aber zunächst in Mainz, wo am 18. Januar 1905 auch ihre Tochter Marie Margarete zur Welt kam.[38] Im Wiesbadener Adressbuch von 1908 ist Isidor Ganz erstmals als Einwohner Wiesbadens vermerkt.[39] Er wohnte damals mit seiner Familie im Haus Kaiser-Friedrich-Ring 57 II. Während in den folgenden Jahren mit dieser Adresse immer eine normale Weinhandlung verbunden war, wurde ab dem folgenden Jahr 1909 in der Kirchgasse 29 eine Weingroßhandlung etabliert, die unter „Ganz & Cie“ firmierte. Inhaber dieses Unternehmens war ebenfalls Isidor Ganz. Nicht bekannt ist, wer die weiteren Kapitalgeber waren, aber es wäre nicht verwunderlich, wenn auch sein Bruder Ludwig daran beteiligt gewesen wäre.

Berta Elise Bender Ganz, Isidor Ganz, Johanna Ganz, Max Ganz, Johanna Paula Gathermann, Marie Margarete Ganz Rosenthal, Robert Rosenthal, Renate Mirjam Rosenthal, Ludwig Ganz, Rosa Ganz Gans, Moritz Ganz, Jakob Ganz, Anna Löwenstein Ganz, Judenhaus Wiesbaden, Albrechtstr. 13
Liquiditätsprobleme der Weinhandlung Ganz in der Weltwirtschaftskrise
HHStAW 685 185

Wie alle Geschäfte, so hatten auch die Weinhandlungen von Isidor Ganz ganz erheblich unter der Weltwirtschaftskrise zu leiden. Immer wieder musste er in den frühen dreißiger Jahren beim Finanzamt Wiesbaden um Steuerstundungen bitten, die man in den ersten Jahren im Allgemeinen auch gewährte. Erst ab 1938 wurden solche Anträge abgelehnt. Die erwirtschafteten Gewinne schwankten in all den Jahren erheblich, sie lagen z.B. im schlechtesten Jahr 1933 bei nur 315 RM, im folgenden aber dann bei etwa 2.800 RM und sogar im Jahr 1937, als die Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte wieder intensiviert wurden, bei immer noch etwas mehr als 2.000 RM. Ein Grund dafür werden die Geschäftsverbindungen ins Ausland gewesen sein. Mehrfach sind in den Akten Anträge auf die Ausstellung von Reisebescheinigungen ins Ausland gestellt und genehmigt, u.a. nach Holland, wohin es offensichtlich gute Geschäftsbeziehungen gab.[40] Die dafür notwendigen steuerlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen wurden gewährt, obwohl der Antragsteller –„weil er Jude ist“ – als steuerlich unzuverlässig galt. Bei seinem Antrag im September 1938 ordnete man sogar eine „eingehende Prüfung an“, weil man zunächst den Verdacht hegte, dass Isidor Ganz auswandern wolle. Aber auch dieser Antrag, der über die IHK Wiesbaden eingegangen war, wurde letztlich genehmigt.[41]

Dennoch halbierten sich die Umsätze des Geschäfts zwischen 1931 und 1937.[42] Im Jahr 1938 waren Verluste in Höhe von 1.366 RM aufgelaufen und unabhängig davon zwangen die Arisierungsgesetze Isidor Ganz ohnehin zur Geschäftsaufgabe. Zum 31. Dezember 1938 stellte die Weinhandlung „Ganz & Cie“ ihre Geschäftstätigkeit ein.[43]

Auch das Ehepaar Ganz hatte das Problem, dass ihr Vermögen, das sie 1928 mit insgesamt etwa 18.000 RM angegeben hatten, weitgehend gebunden war, zum einen in einem Weinberg in Laubenheim und zum anderen im Betriebsvermögen der Weinhandlung. Darüber hinaus besaß Isidor Ganz noch einen Anteil an einem Grundstück in Mainz, das er sich mit seinem Bruder Ludwig teilte.[44]

Das Vermögen, das der Berechnung der Judenvermögensabgabe 1939 zugrunde gelegt worden war, betrug jetzt noch 8.000 RM, woraus eine Abgabeverpflichtung in Höhe von zunächst 1.600 RM, zahlbar in vier Raten, resultierte.[45]

Mit dem Verkauf des Weinbergs in Laubenheim im November 1938 für 300 RM sollten vermutlich auch die nötigen liquiden Mittel zur Zahlung der ersten Rate der „Sühneleistung“ beschafft werden.[46] Im gleichen Monat ließ Isidor Ganz sich seine Lebensversicherung auszahlen – sofort wurde der Devisenstelle Frankfurt der Hinweis auf eine mögliche Steuerflucht gegeben – und zuletzt, im Dezember 1940, wurde auch das Mainzer Grundstück verkauft.[47] Inzwischen war im Januar 1940 auch eine Sicherungsanordnung ergangen, die ihm einen Freibetrag von 300 RM gewährte.

https://zentralarchiv-juden.de/fileadmin/user_upload/bis2016dateien/B_5.1_Abt_IV_0166.pdf
Vermögenserklärung von Isidor Ganz 1940
HHStAW 519/3 1878 (4).

In der damit verbundenen Vermögenserklärung konnte er im Januar nur noch ein Vermögen von knapp 5.000 RM angeben. Seinen Lebensbedarf bezifferte er auf 262 RM, was zu Folge hatte, dass der zuvor gewährte Betrag entsprechend angepasst wurde.[48] Die im Formular gemachte lapidare Angabe, dass sein Haushalt inzwischen nur noch aus einer Person bestehe, lässt nicht erkennen, welche Schicksalsschläge damit verbunden waren.

Die Tochter Marie Margarete hatte am 20. Mai 1924 den aus Wetzlar stammenden Juristen Dr. Robert Rosenthal geheiratet.[49] Das Paar war danach in die Parkstr. 43 III gezogen, eine der bevorzugten Wiesbadener Adressen oberhalb des Kurparks. Hier war dem Paar am 3. August 1925 die Tochter Renate Mirjam geboren worden.[50]

Nach einem zunächst „recht wechselvollen beruflichen Werdegang“ – wie Rönsch schreibt -, der ihn nach seinem Examen nach Halle, Eltville und erneut nach Halle führte, erhielt er 1923 sowohl für das Amts- als auch das Landgericht Wiesbaden seine Zulassung. Mit dem Rechtsanwalt Dr. Seligsohn betrieb er in den ersten Jahren in der Gerichtsstraße, ab 1929 mit dem bekannten jüdischen Anwalt Arnold Kahn in der Kirchgasse eine gemeinsame Praxis. Aber schon zu Beginn der 30er Jahre muss sein zunächst recht gutes Einkommen – es soll in den späten 20er Jahren um die 20.000 RM im Jahr gelegen haben[51] – deutlich zurückgegangen sein. Es häufen sich Bitten um Steuerstundungen beim Finanzamt Wiesbaden und im März 1932 teilte er der Behörde mit: „Ich bin völlig vermögenslos und habe zur Beleihung meiner Lebensversicherung schreiten müssen, die ich längst nicht mehr bezahlen kann.“ Um die einfachsten Lebensbedürfnisse befriedigen zu können, habe er schon Schulden aufnehmen müssen.[52]

War die finanzielle Situation also schon vor dem Machtantritt der Nazis recht prekär, so wurde sie danach völlig desolat. Am 11. September 1933 schrieb er erneut um Steuerstundung bittend an das Finanzamt: „Auf Grund behördlicher Maßnahmen ist, der ich Nichtarier bin und auch nicht Kriegsteilnehmer war, meine Zulassung zur Rechtsanwaltschaft rückgängig gemacht und mir das Amt als Notar genommen worden. Dies ist im Mai dieses Jahres geschehen. Einen anderen Beruf oder eine andere Tätigkeit habe ich bisher nicht finden können, sodass ich zur Zeit keinerlei Einkommen habe.“[53]

Berta Elise Bender Ganz, Isidor Ganz, Johanna Ganz, Max Ganz, Johanna Paula Gathermann, Marie Margarete Ganz Rosenthal, Robert Rosenthal, Renate Mirjam Rosenthal, Ludwig Ganz, Rosa Ganz Gans, Moritz Ganz, Jakob Ganz, Anna Löwenstein Ganz, Judenhaus Wiesbaden, Albrechtstr. 13
Dr. Robert Rosenthal emigriert 1933 mit seiner Familie nach Frankreich
HHStAW 469/33 2855

Zwei Monate später verließ die Familie Deutschland mit dem Ziel Paris.[54] Wovon, wo und wie sie hier lebten, ist nicht bekannt. Ein Jahr später zogen sie weiter nach Holland, wohin möglicherweise Isidor Ganz durch seine Geschäftsverbindungen die nötigen Kontakte hergestellt hatte.

Bis zum Frühjahr 1941 habe es noch einen regelmäßigen Briefkontakt zwischen der Tochter und Isidor Ganz gegeben, danach sei eine Korrespondenz trotz aller Bemühungen nicht mehr möglich gewesen, bezeugte später Paula Bender, die Schwägerin von Isidor Ganz, im Entschädigungsverfahren.[55]
Die Ungewissheit über das Schicksal seiner Tochter, der Enkelin und des Schwiegersohns war das eine, hinzu kam, dass am 15. Oktober 1938 seine Frau Berta Elisa im Alter von 60 Jahren verstorben war und er nun weitgehend auf sich gestellt diese schwierige Zeit bewältigen musste.[56]

Zuvor war das Ehepaar am 1. Februar 1937 noch in die Adolfsallee 26 I gezogen. Nach dem Tod seiner Frau wechselte Isidor Ganz erneut die Wohnung. Am 1. Februar 1939 mietete er sich in der Bertramstr. 25, einem Haus, das nicht in jüdischem Besitz war, im ersten Stock ein. Sein letzter Umzug am 18. Dezember 1941 in das Judenhaus Albrechtstr. 13 wird aller Wahrscheinlichkeit nach erzwungen worden sein. Seine Schwägerin Paula Bender hatte ihn dort im Winter 1941/42 noch besucht und später berichtet, dass er dort in sehr beengten Verhältnissen hatte leben müssen.[57]

Berta Elise Bender Ganz, Isidor Ganz, Johanna Ganz, Max Ganz, Johanna Paula Gathermann, Marie Margarete Ganz Rosenthal, Robert Rosenthal, Renate Mirjam Rosenthal, Ludwig Ganz, Rosa Ganz Gans, Moritz Ganz, Jakob Ganz, Anna Löwenstein Ganz, Judenhaus Wiesbaden, Albrechtstr. 13
Todesfallanzeige für Isidor Ganz aus Theresienstadt
https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/93220-ganz-isidor-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Im März 1942 kontaktierte ihn noch einmal die Devisenstelle Frankfurt und forderte eine aktuelle Aufstellung seiner Lebenshaltungskosten. Obwohl er 225 RM angab, wurden ihm nur 200 RM bewilligt.[58] Über das letzte halbe Jahr seines Lebens liegen keine Informationen mehr vor.

Am 1. September 1942 wurde er zusammen mit Johanna Windmüller – Liebmanns hatten sich wenige Tage zuvor das Leben genommen – aus der Albrechtstraße nach Theresienstadt deportiert. Knapp vier Monate hat er das Lager überlebt. Am 24. Januar 1943 verstarb er dort laut Eintrag in der Todesfallanzeige an Blutvergiftung.[59]

 

Das Schicksal der Familie seiner Tochter Margarete hat er nicht mehr erfahren. Alle drei fielen trotz der zunächst gelungenen Flucht in die Hände der Nazi-Schergen. Zuletzt hatten sie in Amsterdam eine Bleibe gefunden, wo Robert Rosenthal die Familie nur notdürftig mit Aushilfstätigkeiten ernähren konnte – u. a. arbeitete er aber auch als Lektor bei einer Filmgesellschaft.[60] Spätestens seit dem Einmarsch der deutschen Truppen trat neben die finanzielle Unsicherheit die Angst um Leib und Leben. Seit dieser Zeit mussten sie im Untergrund leben. Genaueres darüber ist aber nicht bekannt.

Westerbork
https://www.google.com/url?sa=i&url=https%3A%2F%2Fde.m.wikipedia.org%2Fwiki%2FDatei%3ABoulevard_des_Mis%25C3%25A8res_Westerbork.jpg&psig=AOvVaw3P14u8n1bq9_Ts3Nm06pse&ust=1707395410889000&source=images&cd=vfe&opi=89978449&ved=0CBIQjRxqFwoTCODwx9mdmYQDFQAAAAAdAAAAABAE

Laut Unterlagen des Niederländischen Roten Kreuzes wurden alle drei 1943 in Amsterdam gefunden, inhaftiert und in das Durchgangslager Westerbork verbracht. Zumindest für Mirjam ist das Einlieferungsdatum in das Lager bekannt. Es soll der 24.Juli 1943 gewesen sein.[61] Demnach war die Familie zu diesem Zeitpunkt schon getrennt, oder aber Mirjam hatte zunächst Glück und konnte der Gestapo entkommen, denn am Tag ihrer Gefangennahme waren die Eltern bereits ermordet worden. Auf der Transportliste des Zuges, der drei Wochen zuvor am 6. Juli 1943 mit 2417 Gefangenen Westerbork mit dem Ziel Sobibor verlassen hatte, standen die Namen von Margarete und Robert Rosenthal.[62] Alle Deportierten, so die Auskunft des IRK, seien unmittelbar nach der Ankunft „vergast und kremiert“ worden, sodass man den 9. Juli 1943 als vermutlichen Todestag annehmen müsse.

Mirjam, inzwischen knapp achtzehn Jahre alt, wurde fünf Wochen nach ihrer Gefangennahme am 31. August 1943 von Westerbork aus mit 1003 anderen Opfern direkt nach Auschwitz deportiert und unmittelbar nach Ankunft am 3. September umgebracht.[63]

 

 

Veröffentlicht: 15. 11. 2017

Letzte Revision: 16. 10. 2024

 

 

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Anmerkungen:

[1] Neben einem älteren, als Musikerfamilie Ganz bekannter Zweig in Weisenau, spielte für das Mainzer Wirtschafts- und Kulturleben der Zweig des zum protestantischen Glauben konvertierten Möbelhändlers Felix Ganz eine herausragende Rolle. Das Möbelhandelsunternehmen, das als Aktiengesellschaft firmierte, betrieb in der Stadt Mainz ein großes Geschäft an der Ecke Schillerplatz / Ludwigstraße. Auch in Wiesbaden gab es an der Ecke Langgasse / Bärenstraße eine Niederlassung des Unternehmens. Das Schicksal dieser Firma wurde auch in der Ausstellung „Legalisierter Raub“ des Fritz-Bauer-Instituts aufgearbeitet, siehe https://www.rlp.de/fr/service/presse/einzelansicht/news/detail/News/ausstellung-legalisierter-raub-der-fiskus-und-die-auspluenderung-der-juden-in-hessen-und-rheinhesse/. (Zugriff: 3.1.2021). Einen Einblick in diese Familie und die ihr geraubten Kunst- und Vermögenswerte gewährt ebenfalls eine jüngst entstandene Präsentation auf youtube https://www.youtube.com/watch?v=dhJHfTZ5rEs. (Zugriff: 3.1.2021), in der ein Urenkel von Felix Ganz, Adam Ganz, anhand von Dokumenten und Bildern die Geschichte und das Schicksal der Familie und des Unternehmens erläutert.

Ludwig u Felix Ganz Wiesbaden

[2] Sterberegister Weisenau 71 / 1911. Seine Eltern waren Ludwig und Mine Ganz.

[3] Sie verstarb im Alter von 71 Jahren am 24.1.1908 in Weisenau, Sterberegister Weisenau 3 / 1908.

[4] Geburtsregister Weisenau 68 / 1873 und 69 / 1873. Markus verstarb am 8.8.1873, sein Bruder Moritz am 23.8.1873. Siehe Sterberegister Weisenau 43 / 1873 und 48 / 1873.

[5] Die folgenden Angaben zu den Lebensdaten von ihr und ihrer Familie folgen weitgehend Kürten, Vergangenheit unvergessen. S. 184 f..

[6] Geburtsregister Weisenau 68 / 1863.

[7] https://mappingthelives.org/bio/b2067553-3a3f-4947-a60d-593e1a67e52c und https://mappingthelives.org/bio/a02ffe17-3a12-4255-b76e-649a9fd0f688. (Zugriff: 10.10.2024).Martha war mit Charles Benjamin verheiratet, ob sie gemeinsam ausreisten ist so wenig bekannt, wie der Zeitpunkt der Eheschließung. Es könnte sein, dass die Ehe erst in den USA geschlossen wurde. In Mapping the Lives ist ihr Geburtsjahr mit dem Jahr 1914 angegeben, statt mit 1904, wie bei Kürten. Welches die richtige Angabe ist, konnte nicht geklärt werden.

[8] https://mappingthelives.org/bio/a594a19e-0007-472e-8579-b567517cb52e. (Zugriff: 10.10.2024).

[9] https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de586692, dazu https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?sfrom=1214&s=2460&id=10987&buchstabe=S. (Zugriff: 10.10.2024).

[10] https://mappingthelives.org/bio/08d1b8ca-f922-4f30-8f02-e5fd00f5a226 und https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?sfrom=1214&s=2460&id=10977&buchstabe=S. (Zugriff: 10.10.2024).

[11] https://stolpersteine-mainz.de/index.php/stolpersteine-in-mainz/biografien/ludwig-und-rosa-ganz/. (Zugriff: 10.10.2024). Auf der Seite ist eine recht umfassende Biografie über ihn und seine Familie zu finden, auf die hier im Folgenden auch Bezug genommen wird.

[12] Heiratsregister St. Johann 68 / 1893. Rosa Gans war die am 10.11.1897 geborene Tochter von Heinrich und Johannetta Kann.

[13] https://gedenkbuch.saarbruecken.de/fakten_und_erklaerungen/juden_in_saarbruecken/juden_in_der_wirtschaft/schrott_und_eisenhandel. (Zugriff: 10.10.2024).

[14] Geburtsregister Mainz 881 / 1894. Arthur Gans ist in GENI fälschlicherweise als Sohn von Bertha und Leopold Herz eingetragen.

[15] Aus dieser Frankfurter Familie Brumlik stammt auch der Publizist, emeritierte Professor für Erziehungswissenschaften und engagierte Jude Micha Brumlik, der über viele Jahre auch die Leitung des Fritz Bauer Instituts innehatte. Über seine Familie siehe den von ihm verfassten Aufsatz in: Archiv – Nachrichten aus Hessen 21/2 2021, S.8-12.

[16] https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/80980108?s=Arthur%20Ganz&t=3161941&p=3. (Zugriff: 10.10.2024).

[17] Siehe dazu Hedwig Brüchert, „,Arbeitsschlacht’, ‚Arisierung’, „Arbeitssklaven’ – Aspekte des Mainzer Wirtschaftslebens in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Der Nationalsozialismus in Mainz 1933-45. Terror und Alltag, hg. v. d. Stadt Mainz, Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 36, Mainz 2008, S. 6. Laut Brüchert waren die Prozesse sogar dem „Stürmer“ eine Titelseite wert. Sogar einen eigenen Motivwagen auf dem Rosenmontagszug 1936 soll es dazu gegeben haben. Ebd. S. 6.

[18] Sterberegister Frankfurt V 755 /1942.

[19] Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz.

[20] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/3998/images/005197640_00628?pId=3854024 und https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/3998/images/005197640_00618?pId=3854011. (Zugriff: 10.10.2024).

[21] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/7488/images/NYT715_7287-0106?pId=3022078653. (Zugriff: 10.10.2024).

[22] https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/119380228/person/162165645799/facts. (Zugriff: 10.10.2024).

[23] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/2557539:5180?ssrc=pt&tid=119380228&pid=162165645882. (Zugriff: 10.10.2024).

[24] Geburtsregister Weisenau 45 / 1869.

[25] Heiratsregister Weisenau 34 / 1894. Jakob Herz, geboren 1825, verstarb am 1.7.1911 in Zülpich, seine Frau Gudula, geboren am 27.1.1834 in Adendorf, verstarb am 8.9.1901 ebendort. Siehe zu den Familien http://familienbuch-euregio.de/genius/php/show.php?tab=1&sub=PublicAll&bar=0&rlg=&eworec=0&sid=39f94bf78054be7fdf480fd8954c9f2e&rid=&print=0&mod=0&winfo=&showAB=&findlist=&res=1920&tm=1728661364264&det=163303&sps=163037. (Zugriff: 10.10.2024).

[26] http://familienbuch-euregio.de/genius/php/show.php?tab=1&sub=PublicAll&bar=0&rlg=&eworec=0&sid=39f94bf78054be7fdf480fd8954c9f2e&rid=c3ab789afeeebb266ad910f635a3aa5d&print=0&mod=0&winfo=&showAB=&findlist=&res=1920&tm=1728661845480&det=178460&sps=0. (Zugriff: 10.10.2024).

[27] Sterberegister Mainz 284 / 1914.

[28] Heiratsregister Manz 238 / 1919.

[29] Heiratsregister Mainz 383 / 1930.

[30] https://www.mappingthelives.org/bio/65760c80-c95a-400d-86e7-087083119000. (Zugriff: 10.10.2024).

[31] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/1005921100:7488. (Zugriff: 10.10.2024). Walter Sabel beantragte am 23.4. 1940 die amerikanische Staatsbürgerschaft, siehe https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/6725530:2280. (Zugriff: 10.10.2024).

[32] https://zentralarchiv-juden.de/fileadmin/user_upload/bis2016dateien/B_5.1_Abt_IV_0696.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).

[33] https://collections-server.arolsen-archives.org/G/SIMS/01020401/0011/114673026/001.jpg. (Zugriff: 10.10.2024).

[34] Sterberegister Mainz 1778 / 1942.

[35] Am 19.2.1943 fragte die Gestapo Darmstadt bei der Devisenstelle Frankfurt an, ob es noch irgendwelche Vermögenswerte von Ludwig Herz gäbe, die „als volks- und staatsfeindlich“ eingezogen werden könnten. Die Devisenstelle Frankfurt leitete die Anfrage an die zuständige Stelle in Darmstadt weiter und schloss die Devisenakte, die ohnehin nur aus dieser knappen Korrespondenz bestand. Siehe HHStAW 519/3 29078.

[36] HHStAW 469-33 2855 (15) Heiraturkunde.

[37] In der Geburtsurkunde von Max Bender, HHStAW 469-33 2855 (4) wird der Beruf von Isaak Bender mit Metzger angegeben, in der Heiratsurkunde von Berta Elisa und Isidor Ganz dagegen, ebd. (15), wird er als Kaufmann bezeichnet.
Johanna Bender wurde am 13.11.1874 geboren. Geburtsregister Oberstein 392 / 1874. Sie blieb ledig und verstarb am 9.9.1942 im Jüdischen Krankenhaus in der Gagernstr. 36 in Frankfurt, Sterberegister Frankfurt 1522 / 1942. Sie hatte die letzten Wochen ihres Lebens aber in Wiesbaden in der Geisbergstr 24 verbracht, siehe  HHStAW 69-33 2855 (10). Der Bruder Max Bender wurde am 29.1.1882 geboren. Er verstarb am 23.4.1946 in Berlin. Siehe HHStAW 469-33 2855 (5), Sterberegister Berlin 2756 / 1946. Seine Frau Paula Johanna, geb. Gathermann, die Schwägerin von Isidor Ganz betrieb nach dem Krieg das Entschädigungsverfahren für die ermordeten Familienmitglieder. Vermutlich war sie keine Jüdin, was auch erklären würde, dass ihr Mann Max während des Krieges in Berlin überleben konnte.

[38] HHStAW 469-33 2855 (12), Geburtsregister Mainz 158 / 1905.

[39] Eigenartigerweise meldet die Devisenstelle Darmstadt den Frankfurter Kollegen erst am 29. 12.1939 diesen Umzug, siehe HHStAW 519/3 1878 (1).

[40] HHStAW 685 185b (15), auch besaß Isidor Ganz schon 1933 neben 5.000 Schweizer Franken auch 1.000 holländische Gulden, ebd. (10). Siehe generell zum Einkommen die Steuerakten HHStAW 685 185 passim.

[41] HHStAW 685 185b (16, 18, 20, 22).

[42] HHStAW 685 185 c (passim). Interessant im Hinblick auf die steuerliche Diskriminierung ist in diesem Zusammenhang, dass die fällige Umsatzsteuer über all die Jahre in etwa gleich blieb.

[43] HHStAW 685 185a (o.P.). Die im Briefkopf verwendete Abkürzung ‚Cie’ entspricht unserem heutigen ‘Co.’.

[44] HHStAW 685 185b (1, 13).

[45] HHStAW 685 185b (40).

[46] HHStAW 685 185a (72).

[47] HHStAW 685 185b (23, 48).

[48] HHStAW 519/3 1878 (4).

[49] Siehe zu seiner Biographie Karin Rönsch, Dr. Robert Rosenthal, Rechtsanwalt und Notar, in: Faber, Rönsch, Wiesbadens jüdische Juristen, S. 159-161. Seine Eltern, der Kaufmann Julius und Mathilde Rosenthal, geborene Levy, hatten neben Robert noch die Kinder Max, ebenfalls später Jurist in Wiesbaden, Siegfried, Bernhard und Mathilde. Max Rosenthal verstarb bereits 1925 in Wiesbaden, seine Frau Theodora Blumenthal 1934. Ihre drei Kinder überlebten den Holocaust zum Teil im amerikanischen Exil. Siehe zu Max Rosenthal ebd. S. 158.

[50] HHStAW 469-33 2855 (6).

[51] HHStAW 518 38260 (23).

[52] HHStAW 685 677 (102 ff, 108).

[53] HHStAW 685 677 (140), dazu auch die Bestätigung des Landgerichtspräsidenten, dass Robert Rosenthal am 22. bzw. 26.6.1933 aus der Anwaltsliste gestrichen und auch als Notar entlassen wurde, siehe HHStAW 518 38259 (6).

[54] HHStAW 685 677 (o.P.) polizeiliche Abmeldung, datiert 7.11.1933.

[55] HHStAW 469-33 2855(3).

[56] Sterberegister Wiesbaden 1622 / 1938.

[57] HHStAW 469-33 2855 (3), auch HHStAW 519/3 1878 (21).

[58] HHStAW 519/3 1878 (23, 24, 25).

[59] http://www.holocaust.cz/databaze-dokumentu/dokument/93220-ganz-isidor-oznameni-o-umrti-ghetto-terezin/. (Zugriff: 15.11.2017). In der Sterbeurkunde des Sonderstandesamts Arolsen vom 13.12.1957 ist der Todestag von Isidor Ganz allerdings mit dem 26.1.1943 angegeben, siehe HHStAW 469/33 2855 (30). Bereits am 6.10.1942 hatte man sein Vermögen eingezogen, siehe HHStAW 519/3 1878 (26).

[60] HHStAW 518 38260 (114).

[61] HHStAW 518 38259 (11).

[62] HHStAW 518 38260 (24).

[63] 518 38259 (10). Zum Transport vom 31.8.43 https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/chronicles.html?page=4.
Mirjams Tante Nora Rosenthal hat in Yad Vashem eine ‚Page of Testimony’ hinterlassen, in der sie folgende Angabe macht. „Deported to Sobibor & then separatetd from her parents & sent to a German labour camp.“ http://yvng.yadvashem.org/remote/namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/08031124_339_3271/222.jpg?width=700 Eingereicht wurde das Dokument am 22.Oktober 1977 in London. Über die Quelle ihres Wissens ist aber nichts bekannt. Nicht nur die Unterlagen des holländischen Roten Kreuzes widersprechen dieser Annahme, sondern auch das Schicksal der Transporte, die nach Sobibor gingen. Keiner von den Ankommenden hatte die Chance noch in ein anderes Lager zu kommen. Dass die Angaben der Tante bzw. Schwägerin nur auf sehr vagen Kenntnissen beruhen, ist schon daran zu erkennen, dass auch das Geburtsdatum ihrer Nichte nicht richtig angegeben ist und auch in dem Testimony für ihren Schwager Robert als Geburtsort fälschlicherweise Gießen statt Wetzlar eingetragen ist. Siehe die Page of Testimony für Mirjam: und für Robert Rosenthal:

http://yvng.yadvashem.org/remote/namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/08031132_341_3272/175.jpg?width=700 . Auch für Maria Margarethe hat sie ein solches, von den Fakten her allerdings richtiges Erinnerungsblatt in Yad Vashem eingereicht:

http://yvng.yadvashem.org/remote/namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM/08031110_329_3269/47.jpg?width=700.

Laut Beschluss des Amtsgerichts Wiesbaden wurde Maria Margarete, Robert und Mirjam Rosenthal am 19.8.1950 für tot erklärt. Als Todesdatum wurde der 8.5.1945 festgelegt, siehe HHStAW 469/33 2855 20a.