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Das Judenhaus im Nerotal 53, das dem Ehepaar Bruno und Anna Netter, geborene Herz, gehörte, beherbergte noch andere Mitglieder des weitläufigen Familienverbandes,[1] durch die zudem Verbindungen zu anderen, nicht weniger bedeutenden jüdischen Familien der Kurstadt zustande gekommen waren. Aber anders als den Eigentümern des Hauses selbst, gelang diesen nicht die Flucht. Sie fielen dem Morden der Nazis zum Opfer.

GDB
Es handelt sich zum einen um das Ehepaar Josef und Käthe Heymann, geborene Laser, zum anderen um Auguste Rosa Herz, geborene Hertz, die eine Cousine von Käthe Heymann war.
Käthe Heymann, eigentlich Katharina, war am 2. Februar 1877 in Wiesbaden als zweites von insgesamt drei Kindern des Ehepaars Louis Levi und Julie Laser, geborene Hertz, geboren worden.[2] Sie war die Schwester des bekannten Wiesbadener Arztes Eduard Laser, der mit Lina Lilly Herz verheiratet war. Auch ihr Leben endete im Ghetto von Theresienstadt.[3]
Der Vater Louis Levi Laser, geboren am 20. März 1843, stammte aus der ostpreußischen Kleinstadt Marggrabowa, die damals noch den Namen Treuburg trug. Der Kaufmann brachte offenbar alle Qualifikationen mit, um nach seiner Eheschließung mit Julie Hertz am 22. Oktober 1874 in Wiesbaden in das Unternehmen seines Schwiegervaters Jesaias Hertz einzusteigen. Wie seinem Sterbeeintrag zu entnehmen ist, war Jesaias Hertz am 22. Juni 1793 in Altstadt bei Hachenburg auf dem Westerwald zur Welt gekommen und später nach Wiesbaden gezogen, wo er mit der dort geborenen Käthe Rechele Hirsch eine Ehe einging.[4] Jesaias Hertz, der als junger Mann noch an der Schlacht von Waterloo teilgenommen haben soll,[5] betrieb in Wiesbaden ein Geschäft für Langwaren, d.h. für Tuche und Stoffe, die heute als Meterware bezeichnet werden.

HHStAW 685 257a (1)
Wann genau er nach Wiesbaden kam, ist nicht mehr feststellbar. Erstmals ist er im Adressbuch von 1860 mit der Adresse Marktstr. 8 verzeichnet, aber er muss sich schon viele Jahre zuvor in der Stadt niedergelassen haben. Auf der Fassade des späteren Geschäftshauses in der Langgasse 20 konnte man noch in den Zwanziger Jahren „Gegründet 1832“ lesen. Die späteren Briefköpfe der Firma verweisen ebenfalls auf dieses Gründungsjahr. Auch war sein erstes Kind Henriette bereits am 11. Mai 1833 in Wiesbaden geboren worden und dort auch im Alter von nur 17 Jahren verstorben.[6] Am 25. Dezember 1834 kam ihr Bruder Hermann, der spätere Vater des Holocaust-Opfers Auguste Rosa zur Welt.[7] Sein jüngerer Bruder Bernhard erreicht nicht einmal das erste Lebensjahr.[8] Julie, geboren am 27. Dezember 1839, wurde später die Ehefrau von Louis Levi Laser, dem zukünftigen Teilhaber am Geschäft seines Schwiegervaters.[9] Auch der nächste Bruder, Eduard Israel, geboren am 14. Dezember 1841, verstarb, bevor er eine eigene Familie gründen konnte am 7. August 1867.[10] Am 4. August 1843 kam mit Max Maier ein weiterer Sohn zur Welt, der statt mit seinen beiden ihm möglicherweise zu jüdisch erscheinenden Geburtsnamen in den Adressbüchern und sonstigen Unterlagen nur als Mori(t)z Hertz in Erscheinung trat. Die Vermutung gründet auf seinem Sterbeeintrag, in dem der ledig gebliebene und am 23. Dezember 1908 verstorbene als „konfessionslos“ bezeichnet wird.[11]

Eigene Aufnahme
Das Geschäft des Vaters war 1860 in der Marktstr. 8 angesiedelt – seit wann, ist nicht bekannt, da für die vorausgegangenen Jahre keine Adressbücher vorliegen. Im folgenden Jahr zog man um in die nur wenige Schritte entfernte Metzgergasse 1, der heutigen Wagemannstraße. 1863 eröffnete dort sein ältester Sohn Hermann einen eigenen Laden für Konfektionswaren, und Jesaias betrieb sein Geschäft jetzt für zwei Jahre in der Marktstr. 13. Zuvor war sein Sohn am 30. März 1863 in die Bürgerschaft der Stadt aufgenommen worden,[12] was vermutlich die Voraussetzung für die Eröffnung des eigenen Geschäfts, aber wohl auch für die am 27. Februar 1868 geschlossene Ehe mit Johanna Pauline Löwenherz war.[13]
Zwar ist nicht bekannt, welche Rechtsform die beiden Geschäfte von Vater und Sohn hatten, aber vermutlich waren beide sehr eng miteinander verbunden. Um 1867/68 verlegt Jesaias Hertz seinen Laden erneut, jetzt in das im selben Jahr erworbene Haus Langgasse 8e, wo ab 1870 auch Hermann mit seiner Frau wohnte. Ihr Geschäft behielten sie aber weiter in der Metzgergasse 1. Außer Hermanns Familie, die sich in den folgenden Jahren durch die Geburt ihrer Kinder Henriette, Auguste Rosa, Wilhelm Hermann und Eduard, der allerdings nach wenigen Tagen verstarb, erheblich vergrößerte, war in das Haus auch noch ihr Sohn Moriz eingezogen. Auch die Familie ihrer Tochter Julie, die am 22. Oktober 1874 den aus Ostpreußen stammenden Textilhändler Louis Levi Laser geheiratet hatte, fand in dem Haus in der Langgasse 8e eine Unterkunft. Da auch in dieser Ehe in den folgenden Jahren mit Eduard, Katharina / Käthe und Gertrud Henriette drei weitere Bewohner geboren wurden, muss es in dem zwar recht großen Gebäude doch recht beengt zugegangen sein. Durch den Tod der Eltern in den 70er Jahren – Käthchen Hertz starb am 26. November 1875, Jesaias Hertz am 10. März 1879 –[14] wird sich die Wohnsituation insgesamt allerdings ein wenig entspannt haben.

Nach dem Tod des Geschäftsgründers wurden Moriz Hertz und sein Schwager Louis Levi Laser Inhaber der „Manufacturwaarenhandlung“ in der Langgasse, die aber weiterhin als ‚J. Hertz’ firmierte. Ob auch Hermann etwa als stiller Teilhaber Kapitalanteile daran besaß, ist nicht bekannt, aber allein die Tatsache, dass sein Bruder Moriz Prokura für dessen Geschäft in der Metzgergasse besaß, zeigt, dass die beiden Läden wohl als ein großes Familienunternehmen geführt wurden. Ende der siebziger Jahre ist in den Adressbüchern erstmals ein Hinweis auf die Spezialisierung auf Damenkonfektionswaren zu finden. Etwa zu diesem Zeitpunkt waren alle Familienmitglieder mit dem Geschäft in das Haus in der Langgasse mit der Nummer 18 umgezogen, zunächst auch Hermann und seine Familie. Ab 1884/85 war er mit Frau und den drei, inzwischen größer gewordenen Kindern für etwa zehn Jahre mit der Adresse Grabenstr. 2 II gemeldet. Sein Laden blieb aber in all den Jahren weiterhin an der Ecke Marktstraße / Metzgergasse. Auch Moriz Hertz verließ Anfang der 90er Jahre die Wohnung in der Langgasse und zog zunächst an den Luisenplatz 3 II, dann wenige Jahre später in die Moritzstr. 30, sodass zuletzt nur noch die Familie Laser in der Langgasse wohnte.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam es durch den Tod von Moriz Hertz am 23. Dezember 1908 zu einer Veränderung in der Unternehmensführung.[15] Er hatte sich bereits etwa seit 1893 zurückgezogen, zumindest ist er seitdem in den Adressbüchern als Rentner geführt. Seine Schwester Julie Laser überlebte ihn um vier Jahre.[16] Louis Laser, der nach dem Ausscheiden von Moriz Hertz kurzzeitig alleiniger Inhaber des Geschäfts wurde, nahm aber um 1897 seinen Schwiegersohn Josef Heymann als Teilhaber in das Unternehmen auf. Um diese Zeit – erstmals im Adressbuch von 1894/95 aufgeführt – war das Geschäft in das deutlich größere Nachbarhaus, das Doppelhaus in der Langgasse 20-22 gezogen, das Louis Levi Laser damals erworben hatte.

Stadtarchiv Wiesbaden, unbekannter Fotograf
Das bisherige Geschäftshaus blieb zunächst weiterhin bis zu seinem Tod im Besitz von Moriz Hertz. Da er keine Kinder hatte, ging es anschließend in den Besitz der Erbengemeinschaft über. 1911 wurde es an Bertha Goldschmidt verkauft, die dort bereits seit mehr als zehn Jahren wohnte. Um ihr den Kauf zu ermöglichen, gewährte man ihr ein Darlehen, das als Hypothek im Grundbuch eingetragen wurde. Die bisherigen Geschäftsräume des Textilgeschäfts bezog das Schuhgeschäft ‚J.Speier Nachf.’, zu denen aber offenbar auch Goldschmidts gehörten, denn im Adressbuch von 1906/07 sind M. und H. Goldschmidt – dem Namen nach vermutlich ein jüdisches Ehepaar – als Inhaber des Schuhladens genannt.[17] Der Arzt Eduard Laser, der Bruder von Käthe Heymann, betrieb ebenfalls noch einige Jahre seine Praxis in dem Haus.
Familie Heymann
Durch die am 9. Oktober 1895 in Wiesbaden geschlossene Ehe zwischen Käthe Laser mit dem Kaufmann Josef Heymann,[18] trat dieser nicht nur in eines der renommiertesten Textilgeschäfte der Stadt ein, sondern dadurch entstand zugleich die Verbindung zwischen dem Familienverband Hertz / Laser und einer der ältesten Wiesbadener, genauer: Dotzheimer, jüdischen Familien, die dort seit dem 18. Jahrhundert nachweisbar ist.[19]
Familienstammbuch der Familie Heymann mit dem Heiratseintrag von Josef und Katharina Heymann, geborene Laser
HHStAW 518 15721 (99)
Ein Isaac Heyum, der um 1783 in Dotzheim geboren worden war und später den Namen Heymann annahm, gilt als ältester bekannter Ahn dieser Familie. Welche Waren der Handelsmann auf dem lokalen Markt anbot, ist nicht bekannt, da aber verschiedene Nachkommen später als Metzger in Erscheinung traten und nebenbei mit Vieh handelten, könnte auch er diesen für Juden damals typischen Beruf ausgeübt haben. Sein Sohn, der Kaufmann Hayum Heymann, geboren am 27. Februar 1817, und in erster Ehe verheiratet mit Ida Schlesinger aus Oppenheim, war der Vater von Josef Heymann. Während in dessen erster Ehe fünf Kinder zur Welt kamen,[20] wurden in seiner zweiten, am 13. Februar 1859 geschlossenen Ehe mit Adelheid Hiffelsheimer, genannt Elise,[21] nur noch zwei Söhne, geboren, zunächst am 11. August 1860 Eduard,[22] dann am 4. Oktober 1862 Josef, der spätere Ehemann von Käthe Laser.[23]
Seine Mutter Adelheid Hiffelsheimer, geboren um 1832 in Trebur, war die Tochter von Abraham Salomon Hiffelsheimer und der aus Schierstein stammenden Therese Karolin, geborene Strauß. Es gab somit schon seit längerer Zeit eine Verbindung von Wiesbaden zur Treburer Familie Hiffelheimer. Möglicherweise war diese durch Isaac Jacob Hiffelsheimer begründet worden, der für die Wiesbadener Bädergeschichte insofern eine bedeutende Rolle spielte, als er am Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhundert das jüdische Traditionshotel und Badehaus ‚Zum Rebstock’ erworben, es umgebaut und modernisiert hatte. Allerdings musste es dann nach wenigen Jahren aus Geldmangel wieder verkaufen.[24]
Auch Adelheid, Hayum Heymanns zweite Frau und Mutter von Josef Heymann, verstarb am 9. Juni 1892 mehr als zehn Jahre vor ihrem Ehepartner, der am 8. Juli 1905 zu Grabe getragen wurde.[25] Louis Levi Laser, der Vater von Käthe Heymann, war derjenige aus der Elterngeneration, der noch am längsten lebte. Er verstarb am 18. November 1921 im Alter von 78 Jahren in Wiesbaden.[26] Die Nachfolge im Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst sein Schwiegersohn angetreten.

Von links: Lilly Laser, Josef Heymann, Käthe Heymann, Dr. Eduard Laser
Archiv AMS
Zwar war das Paar nach der Heirat zunächst in die Kapellenstraße, zunächst in die Nummer 7, dann in die Nummer 9, gezogen, hatte aber dann um 1910 eine Wohnung im Geschäftshaus in der Langgasse im zweiten Stockwerk bezogen. Dort blieben sie bis zum Beginn der NS-Zeit und der Arisierung des Geschäfts wohnen.
Über die tatsächliche Geschäftsentwicklung des Unternehmens in der Zeit des Kaiserreichs und der frühen Jahre der Weimarer Republik liegen keine konkreten Daten mehr vor, aber die ersten Zahlen des Finanzamts Wiesbaden zeigen, dass auch die Jahre zuvor für die Inhaber sehr erfolgreich verlaufen sein müssen. Allerdings muss sich vermutlich nach dem Ersten Weltkrieg eine Veränderung in der Eigentümerschaft ergeben haben. Das zuletzt als O.H.G. geführte Unternehmen hatte mit dem Kaufmann Konrad Matthaei einen familienfremden Kapitalgeber aufgenommen, der Mitte der zwanziger Jahre die Hälfte des Kapitals eingebracht hatte und entsprechend auch die Hälfte des Gewinns für sich beanspruchen konnte. Wer dieser Konrad Matthaei war und in welchem Verhältnis er zu der Familie Heymann stand, konnte leider nicht ermittelt werden. Dass es 1925 dem Unternehmen gut ging und sich das Invest für Matthaei gelohnt hat, zeigen die Zahlen. Aus dem Unternehmen war in diesem Jahr ein Ertrag von mehr als 100.000 RM erwirtschaftet worden, den sich die Gesellschafter Konrad Matthaei und Josef Heymann teilten.[27]
Vermutlich handelt es sich aber bei diesem Jahr um eines der ertragreichsten während der Weimarer Epoche, denn die Krise am Anfang der Republik wird an dem Kaufhaus so wenig vorbeigegangen sein, wie die Krisenjahre, die auf die Stabilitätsphase der mittleren zwanziger Jahre folgte. In den Jahren nach 1925 gingen die Gewinne jeweils um 10.000 RM zurück und erreichten schon unmittelbar vor der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 nur noch etwas mehr als 60.000 RM.[28] Noch härter wurden die Jahre von 1930 bis 1934. Nach Auskunft der IHK Wiesbaden konnte 1933 nur noch ein Gewinn von 10.000 RM erwirtschaftet werden.[29]

HHStAW 685 257a (1)
Schon zuvor sah man sich, vermutlich verursacht durch den Tod des Gesellschafters Matthaei im Jahr 1927, zu einer weiteren Umstrukturierung im Unternehmen gezwungen. Seine Witwe Anna Matthaei, geborene Wenker, deren Kapitaleinlage in der im gleichen Jahr in eine KG umgewandelten Gesellschaft 80.000 RM betrug, trat als neue Gesellschafterin in das Unternehmen ein.[30] Im Jahr der Auflösung hielt sie noch ein Viertel des Kapitals.[31]
Ein gewisses Rätsel gibt ein Max Weitz auf, der seit dem 26. März 1932 ebenfalls Teilhaber der Firma war.[32] Er muss sogar einen beträchtlichen Anteil besessen haben, denn in einem Schreiben des Steuerberaters der ‚J.Hertz KG’ vom 29. September 1933 heißt es, dass ihm vom Gewinn des Unternehmens im Jahr 1932 in Höhe von 26.743 RM, 18.000 RM zufallen würden, Josef Heymann hingegen nur 8.743.[33] Seit wann und wie lange Max Weitz Mitinhaber war, ließ sich nicht feststellen, auch nicht, woher er kam und in welcher Beziehung er zu den Alteigentümern stand. In dem betreffenden Jahr wohnte er in Wiesbaden im Nerotal 75. Er muss aber bald danach nach Berlin verzogen sein, wie einem Schreiben des dortigen Finanzamts an das Wiesbadener Amt vom 27. Oktober 1934 zu entnehmen ist.[34]
Der wirtschaftliche Niedergang des Traditionsunternehmens noch während der Weltwirtschaftskrise war offensichtlich. Ob dieser allein den allgemeinen Bedingungen geschuldet oder auch Folge antisemitischer Aktionen war, ist nicht mehr feststellbar. Aber in einem politischen Klima, in dem Juden allerorten und immer häufiger als Volksschädlinge und Schmarotzer angegriffen wurden, bedurfte es sicher keiner besonderen Aktionen gegen einzelne Geschäfte, um eine wachsende Zahl von Kunden am Betreten von deren Läden abzuhalten.
Eine solche zielgerichtete Aktion gab es dann am sogenannten Boykotttag, am 1. April 1933, nachdem Hitler und seiner Partei die Macht in Deutschland übertragen worden war.

Nach Angabe von Eduard Lasers Schwiegertochter Margarete Laser, später Kutschenreuter, standen an diesem Tag uniformierte Posten mit den bekannten Schildern „Kauft nicht bei Juden!“ auch vor dem Eingan in der Langgasse und hielten potentielle Kunden vom Betreten des Ladens ab.[35] Als andere jüdische Geschäftsleute noch hofften, es würde sich um eine einmalige Aktion handeln und der Spuk würde bald vorüber gegen, entschloss sich Josef Heymann zur Aufgabe. Er hatte das 70ste Lebensjahr gerade überschritten, hatte keine Kinder und verfügte über genügend finanzielle Reserven, die ihm einen ruhigen und zurückgezogenen Lebensabend ermöglichen würden – so vermutlich seine Überlegungen und Erwartungen.

Etwa ein halbes Jahr nach dem Boykott verkaufte Josef Heymann am 1. September 1933 das Modehaus ‚J. Hertz’ an den Kaufmann Walter Bender. Gegenstand des Vertrags war damals allerdings nur das Geschäft, nicht aber die Immobilie. Die Geschäftsräume wurden dem Käufer nur verpachtet, wobei vereinbart worden war, dass die Pachtsumme dreieinhalb Prozent des Jahresumsatzes, bzw. mindestens 15.000 RM und höchstens 30.000 RM betragen solle. Über die Pacht für die Einrichtung konnte kein Einvernehmen getroffen werden, da Bender der Meinung war, diese sei in der vereinbarten Summe bereits enthalten.[36] Mit dem arisierten Geschäft konnte der Neueigentümer bald wieder Gewinne erzielen, von 7.000 RM im Jahr 1935 stiegen sie auf 55.600 RM im Jahr 1942.[37]

Foto: Hans Scheffler, Stadtarchiv Wiesbaden, Digitales Multimediaarchiv Foto 014329
Nach der Geschäftsaufgabe verließ das Ehepaar Heymann auch die Wohnung in der Langgasse und mietete den zweiten Stock in der repräsentativen Villa Nerotal 34 an. Einen umfassenden Überblick über die frühere Einrichtung der 5-Zimmerwohnung hat im späteren Entschädigungsverfahren eine langjährige Hausangestellte aufgelistet.[38] Heymanns waren damals noch hinreichend vermögend, um sich eine solche Unterkunft leisten zu können. Im Berechnungsbogen für die Vermögensteuer des Jahres 1935 hatten sie ein Gesamtvermögen von 320.500 RM deklariert.[39]

HHStAW 685 283 j (21)
Das war in etwa auch noch immer der Wert, der der Berechnung der ‚Judenvermögensabgabe’ zugrunde gelegt wurde. Mit dieser ‚Sühneleistung’ sollten die Juden nach der Reichspogromnacht 1938 für den von den Nazis angerichteten Schaden am deutschen „Volksvermögen“ aufkommen. Zusammen sollten Käthe und Josef Heymann knapp ein Viertel ihres Vermögens, d.h. 65.000 RM in vier Raten mit je 16.150 RM abgeben. Die fünfte Rate in gleicher Höhe wurde auch ihnen nachträglich auferlegt, da angeblich bisher zu wenig Geld zusammengekommen war.[40] Auch der Einbehalt der Reichsfluchtsteuer in der Höhe von knapp 57.000 RM durch den Fiskus konnte im Entschädigungsverfahren nachgewiesen werden.[41]
Die Zollfahndungsstelle Mainz war unter Einbeziehung verschiedener Hypothekenforderungen im Sommer 1938 sogar auf einen Vermögenswert von rund 420.000 RM gekommen und hatte mit Verweis auf eine im Ausland lebende Schwester von Käthe Heymann – gemeint ist Gertrud Henriette Sternheim, geborene Laser ,- eine Sicherungsanordnung bei der Devisenstelle in Frankfurt beantragt.[42] Es bestehe „der Verdacht, dass die Eheleute Heymann plötzlich unangemeldet auswandern und Vermögenswerte entgegen den Devisenbestimmungen ins Ausland verbringen“, hieß es in dem Antrag, dem die Devisenstelle am 6. Oktober 1938 Folge leistete.[43] Über die Erträgnisse des Vermögens, d.h. Mieteinnahmen und Zinsen, konnten sie zunächst weiterhin frei verfügen. Sollten Vermögenswerte veräußert werden, so musste das Geld auf ein gesichertes Konto eingezahlt werden, auf das sie nur noch mit Genehmigung der Devisenstelle Zugriff hatten. Im Dezember 1938 wurde der Betrag präzisiert, über den das Ehepaar frei verfügen durfte. Ihnen war ein Betrag von monatlich 1.500 RM zugestanden worden, wesentlich mehr, als die normalerweise gewährten 300 RM.[44]

HHStAW 519/3 534 (12)
Die Entscheidung, sich von dem Haus in der Langgasse zu trennen, war vermutlich durch die geforderte „Sühneleistung“ herbeigeführt worden, von der nicht nur Heymanns betroffen waren, sondern die gesamte Erbengemeinschaft der Kinder von Louis Levi Laser, bestehend aus dem Ehepaar Josef und Käthe Heymann, Dr. med. Eduard Laser, dem Ehepaar Dr. Ludwig und Gertrud Sternheim. Ihnen gehörte das Grundstück nach dem Tod Louis Laser gemeinsam. Am 12. Januar 1939 kam ein Kaufvertrag mit dem bisherigen Pächter des Geschäfts Walter Bender zustande, laut dem er das Geschäftsgrundstück für insgesamt 165.000 RM erwarb.[45] Der 1935 festgestellte Einheitswert betrug zwar nur 140.200 RM, aber eine neue Taxierung aus dem Jahr 1938 hatte diesen Wert inzwischen auf 177.000 RM angehoben.[46] Der gezahlte Preis lag somit deutlich unter dem aktuellen Einheitswert, vom tatsächlichen Geschäftswert ganz zu schweigen.
Auf Josef Heymann entfiel von der Summe ein Anteil von etwa 40.000 RM, zudem erhielt er noch 2.000 RM aus der Hypothek, die auf das Hausgrundstück in der Langgasse 18 eingetragen war, das früher einmal Frau Goldschmidt gehörte, aber inzwischen ebenfalls arisiert worden war.[47]
Man fragt sich unweigerlich, wieso das finanziell gut gestellte und weitgehend ungebundene Ehepaar Heymann die Möglichkeit einer Flucht aus Deutschland nicht längst ergriffen hatte und stattdessen nach der Aufgabe ihres Geschäfts 1933 noch immer in Wiesbaden ausharrte. Vermutlich hatten auch sie den Ernst ihrer Lage lange nicht richtig eingeschätzt, vielleicht war es angesichts ihres fortgeschrittenen Alters auch die verständliche Angst vor einem Neubeginn in einem fremden Land, die sie vor diesem Schritt abhielt. Auch hätten sie einen beträchtlichen Teil ihres damals noch unangetasteten Vermögens, das zum Teil aus der Immobilie in der Langgasse bestand, zurücklassen müssen. Und wenn man die Angaben über das Einkommen der Heymanns aus unterschiedlichen Quellen in den Jahren zwischen 1932 und 1941 betrachtet, das immer zwischen 10.000 RM und 20.000 RM, sogar 1941 noch bei fast 10.000 RM lag,[48] dann wird das zögerliche Verhalten doch auch verständlich. Auch wenn sie nach der Sicherungsanordnung nicht mehr die Möglichkeit hatten, frei darüber zu verfügen, so musste eine Auswanderung bzw. Flucht zunächst als das viel größere Risiko erscheinen. Dass sie abgewartet hatten, ist nur aus der Perspektive derjenigen unbegreiflich, die wissen, was danach geschah.
Bis zum 10. Juli 1939 konnten Heymanns noch in ihrer komfortablen Wohnung im Nerotal bleiben, dann zogen sie in das nicht weit entfernte Haus ihres Verwandten Bruno Netter im Nerotal 53, der mit seiner Familie im Mai 1939 zunächst nach Belgien, später dann in die USA ausgereist war. Da das Haus zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Judenhaus deklariert worden war, muss man davon ausgehen, dass der Umzug freiwillig stattfand und nicht auf einer amtlichen Einweisung beruhte. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass der bisherige Vermieter dem jüdischen Ehepaar auf Grund der neuen Mietgesetze gekündigt hatte und sie somit doch zu einem Umzug gezwungen waren.
Dass Josef und Käthe Heymann dort einziehen konnten, basierte auf der engen, wenn auch etwas komplizierten verwandtschaftlichen Verbindung zwischen den beiden Familien. Anna Netter, geborene Herz, war die Schwester von Eduard Lasers Frau Lina Lilly, Käthe Heymann wiederum die Schwester von Eduard Laser. Welcher Wohnraum ihnen dort zunächst zur Verfügung stand, ist nicht bekannt. Aber mit der Umwandlung der Villa in ein Judenhaus wurde der ganz sicher im Laufe der Zeit reduziert. Zuletzt, nach der Deportation vom 10. Juni 1942, bewohnten sie nur noch zwei Mansardenräume im dritten Stockwerk.[49]
Aber nicht nur die Wohnsituation veränderte sich nach 1939, auch ihre finanziellen Möglichkeiten wurden weiter eingeschränkt. Wie alle Jüdinnen und Juden mussten auch sie im Frühjahr 1939 zunächst ihren Schmuck bei der örtlichen Pfandleihe gegen einen minimalen Anteil des tatsächlichen Wertes abliefern.[50] Im Juni 1940 halbierte die Devisenstelle dann ihren Freibetrag auf 750 RM. Über seine Bank, die Deutsche Bank, versuchte Josef Heymann unter Hinweis auf seine monatlichen Kosten, seinen Spielraum zu erweitern und beantragte, über wenigstens 1.200 RM verfügen zu dürfen.[51] Die Devisenstelle reduzierte daraufhin den Betrag vorläufig erst einmal auf 500 RM und verlangte von ihm eine detaillierte Aufstellung seiner finanziellen Verhältnisse: Vermögen, Jahreseinkommen und monatliche Ausgaben waren in einem Formblatt anzugeben. Diese Aufstellung ging am 28. Juni 1940 bei der Behörde ein.

HHStAW 519/3 534 (26)
Sein Vermögen belief sich noch auf insgesamt 222.000 RM, fast alles angelegt in Wertpapieren; Grundvermögen besaß er nicht mehr. Die Erträge aus der Verzinsung der Papiere schätzte er für das laufende Jahr auf etwa 11.500 RM. Seine monatlichen Ausgaben bezifferte er auf 1.140 RM. Nur 820 RM, die für seinen eigenen Haushalt angesetzt waren, wurden von der Devisenstelle akzeptiert. Die weiteren Ausgaben, alles Unterstützungsgelder für Not leidende Verwandte, wurden zunächst gestrichen und ein Nachweis über deren tatsächliche Bedürftigkeit verlangt.[52] Bei den genannten Personen handelte es sich ausnahmslos um Cousinen, wie er in einem späteren Schreiben vom März 1942 gegenüber der Devisenstelle angab.[53]

Eigene Aufname
Aufgeführt waren im Einzelnen die Cousine Auguste Rosa Her(t)z, die verwitwete Tochter von Hermann und Johanna Hertz, die monatlich 45 RM erhielt.[54]
Dann Laura Riess, deren genaue verwandtschaftliche Beziehung zu Heymanns nicht geklärt werden konnte. Da sie mit Geburtsname Laser hieß, muss sie eine Verwandte von Käthe gewesen sein.[55] Sie bekam monatlich 30 RM. In Wiesbaden lebte die über 80-jährige Witwe bis zum 1. September 1942 in der Pagenstecherstr. 1. Von dort war sie noch nach Frankfurt in das Jüdische Krankenhaus in der Gagernstraße eingeliefert worden.

Allerdings wurde sie nicht, wie auf dem Namensband der Gedenkstätte am Michelsberg fälschlicherweise eingraviert ist, von Frankfurt aus nach Polen verbracht, sondern man überstellte sie am Ende sogar noch einmal in die Heil- und Pflegeanstalt nach Bendorf-Sayn bei Bonn. Erst von dort wurde sie am 14. Juni 1942 nach Sobibor deportiert, wo sie dann ermordet wurde.[56]
Für beide Frauen legte die Jüdische Wohlfahrt Bescheinigungen vor, dass die Genannten mittellos seien und von ihr unterstützt würden.[57]
Bert(h)a Levit(t)a, eine Cousine von Josef Heymann, erhielt ebenfalls 25 RM.[58] Sie war als „Dauerinsassin“ im jüdischen Altersheim in Mainz in der Breitenbacherstr. 25 untergebracht und der genannte Betrag diente teilweise zur Abdeckung der Kosten, wie das Heim am 22. Juli 1940 bestätigte.[59] Die am 3. April 1866 in Wiesbaden geborene Bertha Heymann, Tochter von Abraham Isaak und Eva Heymann und verheiratet mit Isaak Levita aus Dörmberg bei Dietz, inzwischen verwitwet, war laut ihrer Gestapokarteikarte am 29. Juni 1939 aus dem Kaiser-Friedrich-Ring 16 in das Mainzer Altersheim eingeliefert worden. Von dort wurde sie am 27. September 1942 über Darmstadt nach Theresienstadt verbracht. Am 11. November 1942 soll sie dort einem Herzschlag erlegen sein.[60]

Auch eine Anne Scheinmann, seit August 1935 ebenfalls Bewohnerin eines jüdischen Altenheims in Berlin, Gerlachstr. 18/21,[61] wurde von Josef Heymann monatlich mit 25 RM bedacht. Sie war am 28. Juni 1865 als Anna Her(t)zfeld in Marggrabowa / Treuburg in Ostpreußen, dem Geburtsort von Käthes Vater Louis Levi Lasers, geboren worden. Welche Verbindung ansonsten zur Familie bestand, konnte nicht geklärt werden. Aber auch sie fiel dem Morden der Nazis zum Opfer. Am 17. August 1942 wurde sie von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 6. September 1942 angeblich an einem Darmkatarrh verstarb.[62]
Gertrud Damus war die nächste auf der Liste von Josef Heymann, die von ihm Geld erhielt. Auch hier konnten die Verbindungen nicht präzise geklärt werden, aber auch sie stammte aus dem Umfeld der Familie Laser. Am 20. Juli 1865 wurde sie in Königsberg als Tochter des Arztes Falk Josua Laser und seiner Frau Sophie geboren.[63] Am 6. Juni 1922 heiratete sie, die inzwischen Privatlehrerin geworden war, im Alter von 56 Jahren in Berlin den Angestellten Erich Bruno Damus. Die Ehe wurde allerdings am 9. November 1933 wieder geschieden.[64] Ein halbes Jahr nachdem Josef Heymann die Liste der Namen der Devisenstelle unterbreitet hatte, verstarb Gertrud Damus am 22. Januar 1941 in Berlin.[65]
Monatlich unterstützte Josef Heymann seine Verwandten mit 145 RM, im Jahr insgesamt somit mit 1.750 RM. Seit wann er diese Summe, die sicher im Laufe der Zeit auch variierte, aufbrachte, ist nicht bekannt. Die verschiedenen Schreiben über die Unterbringung der Verwandten in Heimen wurden von der Devisenstelle nicht als Beleg für Bedürftigkeit anerkannt. Man schrieb ihm am 27. Juli 1940: „Im übrigen dürfte ein monatlicher Freibetrag von 1000 RM [für ihn und seine Frau – K.F.] ausreichend sein.“[66]

HHStAW 519/3 534 (39)
Im Januar 1942 wurde Josef Heymann erneut zur Abgabe einer Aufstellung über seine Lebenshaltungskosten aufgefordert.[67] Er entschuldigte sich, dass er wegen eines Umzugs das Formular nicht fristgerecht habe übermitteln können. Die Devisenstelle machte ein rotes Fragezeichen hinter das Wort Umzug, weil Heymanns weiterhin im Haus Nerotal 53 wohnten. Allerdings ist jetzt der zweite Stock angegeben, es handelte sich daher um einen internen Wohnungswechsel, wie später auch von Josef Heymann auf Nachfrage der Devisenstelle bestätigt wurde.[68]
In seiner Aufstellung, die er am 5. Februar 1942 einreichte, sind als Mitglieder des Haushalts neben Heymanns selbst auch die Haushälterin Lina Neumann, 56 Jahre alt, aufgeführt. Für sie musste er monatlich 67 RM aufwenden. Miete samt Nebenkosten beliefen sich auf 133 RM und die übrigen Lebenshaltungskosten auf 260 RM.

HHStAW 519/3 (40)
Auch die Unterstützung der oben genannten Verwandten schlug weiterhin mit 125 RM zu Buche. Für weitere Ausgaben, etwa Instandhaltung und Reinigung der Wohnung, und Spenden an jüdische Vereinigungen setzte er einen Pauschalbetrag von ebenfalls 125 RM ein. Insgesamt ergaben sich somit Kosten von 710 RM.[69] Zugestanden wurde im aber nur ein Freibetrag von 550 RM.[70] Mit diesem Betrag, so schrieb er, könne er die bisherigen Unterstützungszahlungen für seine bedürftigen Verwandten nicht länger aufrechterhalten. Er solle über seine Devisenbank einen entsprechenden Antrag stellen, wurde auf der Rückseite seines Schreibens notiert.[71] Ob er die Antwort noch erhielt, ist nicht gewiss, zumindest liegen keine weiteren Dokumente über den Vorgang mehr vor. Das nächste und letzte Dokument in der Akte beinhaltet den Vermögenseinzug von Josef und Käthe Heymann und ist datiert auf den 7. Oktober 1942.[72] Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ermordet worden.
Am 1. September ging der letzte große Transport vornehmlich älterer Wiesbadener Juden nach Theresienstadt. In diesem Zug saßen Jpsef und Käthe Heymann und auch ihre Mitbewohnerinnen Auguste Herz und Hermine Löwensberg begleiteten sie auf dieser letzten Fahrt. Ihre Haushälterin Lina Neumann war schon am 10. Juni abgeholt und in Sobibor ermordet worden.

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Josef Heymann war beim Abtransport fast 80, seine Frau 70 Jahre alt. In der angeblichen Vorzugsghetto von Theresienstadt hatten sie keine Chance, länger zu überleben, zumal sie auf einem der kalten, zugigen Dachböden untergebracht worden waren, Josef Laser im Gebäude Q 802, Käthe in L 514. Dort verstarben beide kurz hintereinander, zunächst Josef Heymann am 16. September 1942 angeblich an Altersschwäche und Herzversagen, seine Frau drei Tage später am 19. an einem Darmkatarrh.[73]
Auguste Rosa Herz, geborene Hertz
Wie bereits erwähnt, war auch Hermann, der Bruder von Julie Laser, in das Textilunternehmen des Vaters Jesaias Hertz integriert, wenngleich er von Anbeginn immer auch sein eigenes Geschäft in der Metzgergasse betrieb. Durch seine Ehe mit Johanna Pauline Löwenherz kam die Verbindung mit einer Familie zustande, die in mehrfacher Hinsicht eine ganz entscheidende Rolle für die Entwicklung der Stadt Wiesbaden spielte.
Die Ehe zwischen den beiden war ganz sicher nicht allein auf Liebe, sondern auch auf geschäftlichen Interessen begründet worden. Johanna war die Tochter von Hermann Löwenherz, einem der Pioniere für die industrielle Textilproduktion im hiesigen Raum.[74] Ihr Vater Naftali Hermann, der Sohn des vermögenden Limburger Schutzjuden und Kaufmanns Menachem Mendel Löwenherz und seiner Frau Gutle / Gütle Bär,[75] war um 1833 nach Wiesbaden gekommen und hatte mit einer Anzeige im Wiesbadener Wochenblatt vom 17. August 1833 mit folgenden Worten sein neu eröffnetes Geschäft angepriesen:
“Hermann Löwenherz , wohnhaft am Eck der Saalgasse, macht einem verehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß er sich als Tuch = Wollen = Waren = Fabrikant hiert etabliert hat, und alle in dieses Fach gehörige Artikel verfertigt, als: wollene Tücher in allen Sorten, so wie auch Bieber, Boys und Flanell.
Zugleich empfiehlt er sich auch wollene, seidene und baumwollene Frauentücher zu pressen, so wie auch schon getragene wollene Kleidungsstücke neu zu appretieren, und bittet um geneigten Zuspruch.“[76]
Eigentlich war er als Naftali Herz Mendel zur Welt gekommen, hatte aber anlässlich seiner Eheschließung mit Sarah Speyer, die am 9. September 1829 in deren Geburtsstadt Frankfurt stattfand, sich selbst auch einen herzoglichen Schutzbrief ausstellen lassen, der ihm auf den Namen Hermann Löwenherz wenige Wochen vor der Hochzeit erteilt wurde.[77] Dass er den jüdischen Namen Herz durch den urdeutschen Namen Hermann ersetzte und damals schon, obwohl erst ab 1841/42 erforderlich, bereits einen festen Familiennamen annahm, zeigt seine große Bereitschaft, sich der Mehrheitsgesellschaft anzupassen, zeigt den starken Wunsch, in diese aufgenommen zu werden – ein Bedürfnis, das ganz sicher nicht allein von geschäftlichen Opportunitätserwägungen motiviert war. Er blieb ungeachtet dessen auch ein aktives Mitglied der örtlichen jüdischen Gemeinde, begleitete sogar zeitweise die Stellung des Gemeindevorsitzenden.
Noch in Limburg war nach der Eheschließung wahrscheinlich der Sohn Bernhard zur Welt gekommen,[78] die weiteren Kinder Adelheid, Wilhelm Hermann, Johanna Pauline, Agathe Katinka und Jakob Josef wurden dann in Wiesbaden geboren.[79] Aber daraus lässt sich kein sicherer Zeitpunkt des Umzugs der Familie nach Wiesbaden ableiten, denn nach Dickel hatte das Familienoberhaupt zunächst nur ein temporäres Aufenthaltsrecht in der Landeshauptstadt und arbeitete, bevor er die Fabrik eröffnete, noch als Tucharbeiter. Der Weg in die Selbstständigkeit wurde ihm dann durch das Kapital seines Vaters ermöglicht. Mit der Gründung der ersten Fabrik in Wiesbaden überhaupt gelang ihm, parallel zum Aufblühen der Stadt insgesamt, ein rapider sozialer Aufstieg. Schon Ende der 30er Jahre wurde er in der höchsten Steuerklasse für Juden geführt. Dieser Erfolg führte zum einen dazu, dass sein jüngerer, am 1. Februar 1815 in Limburg geborener Bruder Samuel,[80] ebenfalls nach Wiesbaden kam und in das Unternehmen einstieg. Er hatte – Dickel vermutet aus finanzstrategischen Gründen – zuvor am 13. Mai 1838 Sophia Goldschmidt, die Tochter des sehr vermögenden Frankfurter Kaufmanns Moritz Goldschmidt geheiratet. Mit dem Vermögen des Vaters, einer großen Bürgschaft des Schwiegervaters und einem Kredit der Berlé-Bank, konnten die beiden nun die Expansion des Unternehmens in Angriff nehmen. Im selben Jahr erhielten die Brüder die Genehmigung der städtischen Behörden, im Nerotal eine Weberei mit mehreren Webstühlen zu errichten. Der Bachlauf lieferte zum einen die Antriebsenergie für die mechanischen Webstühle und konnte zugleich als Brauchwasser zur Reinigung der Wolle und zum Abtransport der Abwässer genutzt werden. Zwar hatte die Stadt von Anbeginn Umweltauflagen gemacht, dennoch kam es wegen der Wassernutzung und der Abwässer bald zu Konflikten mit anderen Anliegern. Ein schnell fließender Flutgraben zum Antrieb einer neuen Turbine eskalierte in einem offenen Konflikt, der zu Bestechungsversuchen und gewaltsamen Auseinandersetzungen führte. Auch wenn nicht bewiesen werden konnte, dass der Brand der Fabrik 1848 Folge einer bewussten Sabotage war, so liegt die Vermutung doch nahe. Allerdings war der Schaden eher gering und man konnte schon bald die Produktion wieder aufnehmen. Hermann Löwenherz zog damals aus dem Nerotal weg und erwarb ein Haus am Michelsberg 7, während sein Bruder weiterhin im Nerotal 8, dem Haus unmittelbar neben der Fabrik, wohnen blieb.
Die Konflikte mit den Anwohnern waren aber nicht die einzigen Erschütterungen in der damaligen Zeit, die aus den Umbrüchen eines Agrar- zum Industriestaat resultierten. Während der 48er-Revolution waren die beiden Brüder – obwohl Juden ! – auch in der Bürgerwehr organisiert. Aber dieses Gremium war keineswegs eine revolutionäre Organisation, sondern trat primär als Ordnungsmacht auf, die das revolutionäre Aufbegehren der vom Wandel betroffenen unteren Bevölkerungsschichten in ruhige und geordnete Bahnen leiten wollte. Ihr Ziel bestand darin, in Deutschland, zumindest in Hessen, eine konstitutionelle Monarchie zu errichten. Beide Brüder engagierten sich in diesen Jahren in dem „Deutschen Verein“, der genau diese Programmatik verfolgte.
Aber 1848 war nicht nur das Jahr, in dem es um die politische Verfasstheit des Staates ging, es war auch das Jahr, in dem das ‚Kommunistische Manifest’ erschien, das Werk, in dem von Marx die mit der Industrialisierung einhergehenden sozialen Konflikte erstmals ihrem Wesen nach analysiert wurden. Verschärft wurden Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit durch die britische Konkurrenz, die mit ihren billigen Produkten, besonders die der Textilbranche, den europäischen Markt überflutete. Als die Brüder Löwenherz versuchten, die Arbeitskosten zu drücken, indem sie ihren Arbeitern den noch aus der handwerklichen Tradition stammenden ‚Blauen Montag’ nehmen wollten, kam es zum ersten Arbeitskampf in der Stadt – ein weiteres Novum der Wiesbadener Stadtgeschichte, das mit dem Namen Löwenherz verbunden ist. Wie lange der Streik dauerte, ist nicht bekannt, und er war ganz sicher nicht der Grund für den weiteren Niedergang des Unternehmens. Überall geriet die gerade erst entstehende Industrie in Deutschland aufgrund der mangelnden Reformbereitschaft der politischen Eliten unter Druck. Nur dank hoher Kredite ihrer Hausbank Berlé und ständiger Finanzspritzen des Schwiegervaters Goldschmidt konnte die Produktion überhaupt noch am Laufen gehalten werden. Die Brüder Löwenherz reagierten auf die Krise auch unter dem Druck der Banken zum einen mit dem Abbau von Maschinen und Personal, zum anderen dadurch, dass sie fortan getrennte Wege gingen.
Der jüngere Samuel Löwenherz gründete 1851 im Nerotal direkt neben der Tuchfabrik – also keineswegs in bester Lage – zusätzlich eine Kaltwasserheilanstalt, die im Laufe der folgenden Jahre sich dennoch zu einer Attraktion für die Kurstadt entwickelte und ihm nach dem Scheitern der Tuchfabrikation wieder zu wachsendem Reichtum verhalf.

Stadtarchiv Wiesbaden, Digitales Multimediarchiv St 0037A
Im Laufe der 60er Jahre verkauften die Brüder ihre Fabrik im Nerotal und Hermann erwarb ein Grundstück im industriellen Vorort der Kurstadt, nämlich in Biebrich, wo er mit seinem ältesten Sohn Bernhard auf dem Gelände der früheren Dreßlerschen Fabrik erneut eine Tuchfabrik errichtete. 50 Arbeiter fanden dort eine Anstellung und weitere Arbeiter, bzw. eher Arbeiterinnen wurden mit Inseraten in der örtlichen Zeitung, die da lauteten „Mädchen finden Arbeit in einer Tuchfabrik“, gesucht. Vermutlich durch große Militäraufträge entwickelte sich die Firma zunächst auch recht erfolgreich, man beschäftigte zeitweise sogar 70 Arbeiter bzw. Arbeiterinnen und machte einen größeren Umsatz als die ebenfalls zu dieser Zeit in der Nachbarschaft angesiedelte moderne chemische Industrie von Wilhelm Kalle. 1865 war Hermann Löwenherz in Biebrich nach der Wuth’schen Brauerei das am vierthöchsten besteuerte Unternehmen.[81]

Mit Genehmigung des Stadtarchivs Wiesbaden
Während dieser neuen Aufschwungphase verstarb Hermann Löwenherz am 2. Dezember 1866.[82] Das wiederholte Scheitern des Unternehmens, das zu einem Konkurs im Jahr 1875 führte, musste er somit nicht mehr erleben. Das Gelände fiel zunächst in die Hände der Berlé Bank, wurde aber dann 1880 von der Firma Kalle erworben und in das eigene Unternehmen eingegliedert.[83]
Als auch Samuel Löwenherz am 14. März 1878 verstarb,[84] war auch er hoch verschuldet. Das Haus im Nerotal 20, damals noch Echoweg 1, wurde samt Badebetrieb von dem Arzt Dr. Gustav Lehr übernommen und als „Curanstalt Nerothal“ weitergeführt.[85]
Auch wenn Hermann Löwenherz bereits verstorben war, als Hermann Hertz die Ehe mit seiner Tochter Johanna Pauline einging, so existierte damals noch immer der Betrieb unter der Leitung von Bernhard Löwenherz in Biebrich. Ob der baldige Niedergang damals schon absehbar war, ist nur schwer zu beurteilen. Aber die Familie Löwenherz wird in der Stadt damals ganz sicher noch einen guten Ruf gehabt und auch die Ehe zwischen den beiden Unternehmerfamilien wird allgemeine Beachtung gefunden haben.
In den folgenden Jahren wurden dem Paar insgesamt vier Kinder geboren, von denen aber nur drei überlebten. Der jüngste Sohn Eduard, geboren am 21. September 1875, verstarb schon drei Tage nach der Geburt am 24. September.[86]
Am 10. Februar 1869 war zunächst die Tochter Henriette in Wiesbaden zur Welt gekommen.[87] Ihr folgte am 11. Januar 1871 die spätere Judenhausbewohnerin Auguste Rosa.[88] Sie und ihr Bruder Wilhelm Hermann, geboren am 19. Februar 1878,[89] wurden Opfer der nazistischen Verfolgung.

https://www.alemannia-judaica.de/wiesbaden_personen.htm#Zum%20Tod%20von%20Hermann%20Hertz%20(1914)
Die Eltern Hermann und Johanna Pauline Hertz selbst erlebten die NS-Zeit nicht mehr. Beide waren noch vor, bzw. zu Beginn des Ersten Weltkriegs verstorben – Johanna am 13. Februar 1911, ihr Ehemann Hermann am 29. November 1914.
Wenig ist bekannt über das Schicksal der ältesten Tochter Henriette. Sie heiratete am 8. Mai 1888 in Wiesbaden den Bauingenieur Julius Oppenheimer, geboren am 6. Dezember 1853 in Hameln, damals aber schon in Hannover wohnhaft.[90] Er stammte aus einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Familien Hamelns. Bereits in einem Schreiben der jüdischen Gemeinde von 1797 an den Landesherren, in dem diese um die Gewährung von Bürgerrechten bat, ist der Name Oppenheimer erwähnt.[91] Und auch die nachfolgenden Generationen haben in der Stadt offenbar eine wichtige Rolle gespielt und Spuren hinterlassen. Joseph Oppenheimer, der Großvater von Julius, verheiratet mit Hanne, geborene Cohen, besaß in der Stadt einen Trödelhandel, kaufte und verkaufte „feine Spitzen, ausgenähte Hauben, ächten Tüll, Englisch Leder“, war aber auch schon in der Finanzbranche mit dem Verkauf von Lotterielosen und Aktien im Geschäft. 1851 ist er als Pfandleiher im dortigen Adressbuch gelistet.[92] Als sein Sohn Joseph 1851 starb, wurde er, der Teilnehmer an den Befreiungskriegen, wegen seines selbstlosen Einsatzes als Vorbild für die gesamte Stadtgemeinde, nicht nur für seine Glaubensbrüder, sondern auch für die Christen, geehrt. Sein Sohn Emanuel, der Ehemann von Henriette und eines von insgesamt sechs Kindern von Joseph und Ester Oppenheimer, wurde trotz wachsender antisemitischer Animositäten in den Jahren nach der Reichsgründung von seinen Mitbürgern als Friedensrichter vorgeschlagen. Wann Julius Oppenheimer verstarb, ist nicht bekannt, aber Kinder sind in der Ehe offenbar nicht geboren worden.[93]
Am 1. Mai 1909 heiratete die Witwe in zweiter Ehe in Hamburg den Arzt Dr. Alfred Heinemann, der am 9. September 1853 in Hannover geboren worden war.[94] Auch für ihn war es die zweite Ehe, nachdem er von seiner ersten Frau Charlotte Henriette Boas geschieden worden war.[95] Ursprünglich stammte Alfred Heimann auch aus einer jüdischen Familie, wie man der ersten Heiratsurkunde entnehmen kann. Bei der zweiten Ehe gab er allerdings an, konfessionslos zu sein, während Henriette sich weiterhin der mosaischen Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlte.

Vermutlich lebte das Paar weiterhin in Hamburg, denn dort verstarb Henriette Heinemann am 3. Dezember 1925.[96] Interessanterweise zog der Witwer danach als Pensionär nach Wiesbaden, wo er zuletzt in der Thelemannstr. 7 wohnte. Dort verstarb er am 26. Oktober 1932 „nach langem Leiden“ wie es in der Todesanzeige im Wiesbadener Tageblatt des folgenden Tages hieß, im Alter von 69 Jahren.[97]
Anders als seine älteste Schwester Henriette erlebte Wilhelm Hermann Hertz noch die ersten Monate nach der sogenannten „Machtergreifung“.
Ihm war entsprechend der damaligen Tradition als dem einzigen noch lebenden Sohn eine höhere Schulbildung und akademische Laufbahn ermöglicht worden. Wo und wann er sein Medizinstudium absolvierte, ließ sich nicht mehr genau ermitteln, aber sein Examen scheint er um 1903 in München gemacht zu haben, wie aus einem damals verfassten Testament der Eltern hervorgeht.[98] 1911 hatte er sich dann nach Angabe seiner späteren Frau als praktischer Arzt und Nervenarzt in Wiesbaden niedergelassen,[99] im Adressbuch findet man einen Eintrag allerdings erstmals in der Ausgabe von 1913. Seine Praxis, die sogar sonntags für eine Stunde geöffnet war, lag zunächst in der Wilhelmstr. 30 im zweiten Stock.

Dr. Hertz war damals noch ledig. Am 25. April 1914 ging er eine Ehe mit Dorothea Vally Elinor Hoffmann ein, die Tochter des Fabrikanten Georg Hoffmann und dessen Frau Martha, geborene Frodien, aus dem sächsischen Lomnitz.[100] Die am 21. September 1893 Geborene stammte aus einem evangelischen Elternhaus. Auch Wilhelm Hertz hatte sich inzwischen von seiner jüdischen Herkunft distanziert und war schon lange vor der Heirat protestantisch getauft worden.[101] Nach der Eheschließung bezog das Paar eine Wohnung in der damaligen Nikolasstr. 32, beließ aber die Praxis weiterhin unter der bisherigen Anschrift. Während des folgenden Ersten Weltkriegs bzw. unmittelbar danach wurden die drei Kinder des Paares geboren, zunächst Günther, dann die beiden Töchter Victoria und Irene.[102] Der Vater wurde bei Beginn des Krieges eingezogen, zum Stabsarzt befördert und diente zunächst an der West-, dann aber auch in Polen und Russland an der Ostfront. Nach einer schweren Verwundung durfte der mit dem Eisernen Kreuz und einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnete Arzt den Rest des Krieges in einem Reservelazarett in Mainz tätig sein.
Nach dem Krieg wechselte die Familie erneut die Wohnung und zog mit der Praxis in den ersten Stock des Hauses Friedrichstr. 34, wo sie in den folgenden Jahren auch blieb. Nach allgemeinem Bekunden war die Praxis gut frequentiert und Dr. Hertz galt als sehr einfühlsamer und patientenorientierter Arzt. Auch wirtschaftlich muss es der Familie recht gut gegangen sein, zumindest gab Dorothea Hertz im späteren Entschädigungsverfahren detailliert an, mit welchem wertvollen Mobiliar die 7-Zimmer-Wohnung ausgestattet war. Drei Bedienstete und zusätzliche Putzfrauen hätten den Haushalt geführt und die Wohnung samt Praxis in Ordnung gehalten.[103]
Der Niedergang der Praxis begann aufgrund der antisemitischen Hetze bereits vor der „Machtergreifung“. Wie befreundete Ärzte später bestätigten, klagte Wilhelm Hertz, über sinkende Patientenzahlen. [104] Die bereits erwähnte Pfarrersfrau, die selbst auch Patientin bei ihm war, beschrieb den allmählichen Wandel seiner psychischen Verfassung. Immer stärker soll er angesichts der Anfeindungen von Depressionen geplagt worden sein.
Ganz sicher litt er nicht nur unter der Ausgrenzung in seiner beruflichen Tätigkeit, von nicht minderer Bedeutung war die im gesellschaftlichen Leben. Gerade die Erfahrungen, die er in der Wiesbadener Loge ‚Plato zur beständigen Einigkeit‘, in der er seit vielen Jahren engagiert war, spielte dabei eine sicher entscheidende Rolle.[105] Der hochtalentierte Pianist Dr. Hertz hatte bisher bei vielen Festveranstaltungen der Logenbrüder, manchmal auch zusammen mit seinem Sohn Günther, mit seinem musikalischen Beitrag den festlichen Rahmen gestaltet. Auch war er in der internen Hierarchie im Laufe der Jahre zum Altstuhlmeister aufgestiegen. Als sich gegen Ende der zwanziger Jahre die Großlogen unter Verzicht auf ihre humanitären Ideale zunehmend nach rechts orientierten und die verschiedenen Vereinigungen der Vormachtstellung der stark antisemitisch geprägten altpreußischen Logen untergeordnet werden sollten, kam es auch in Wiesbaden zum Konflikt. Die Mehrheit der sogenannten humanitären Logenbrüder setzten sich angesichts des Mitgliederschwunds und der damit verbundenen finanziellen Misere für Fusionsgespräche mit den Konservativen ein, was aber gerade von den jüdischen Mitgliedern aus verständlichen Gründen prinzipiell abgelehnt wurde: „Bruder Dr. Siegfried Lande sprach im Auftrag der jüdischen Brüder und erinnerte an die einst schönen Zeiten, da die Brüder stolz waren, der humanitären Großloge anzugehören, in der freier Geist herrschte. Bruder Dr. Leopold Katzenstein sah trotz der augenblicklichen wirtschaftlichen Lage keinen Grund, sich mit einer anderen Loge zu vereinigen.“[106] Zwar waren bei einigen Zusammenschlüssen in anderen Städten alte jüdische Brüder übernommen worden, aber für neue sollte die Aufnahme gesperrt werden und auch der Aufstieg innerhalb der Hierarchie sollte ihnen verwehrt bleiben. Auch wurde von der Wiesbadener Loge verlangt, dass sie der jüdischen Loge B’nai B’rith, der in ihrem Haus Räume vermietet worden waren, sofort gekündigt werden müsse. Diese ganzen Querelen, die den seit Jahren sehr engagierten jüdischen Logenbrüdern nur allzu deutlich machten, dass es mit der Brüderlichkeit vorbei war, führten dazu, dass am 4. Dezember 1931 Leopold Strauss, Dr. Siegfried Lande, Max Hess, Fritz Straus, Berthold Heimerdinger, Emil Strauss, Dr. Leopold Katzenstein, Dr. Wilhelm Hertz und noch einige weitere jüdische Brüder aus der Loge austraten. Zwei Wochen später beschloss die Loge ‚Plato zur beständigen Einheit die Fusion mit der Loge Hohenzollern, in der dann das Bekenntnis zum christlichen Glauben zur Bedingung der Mitgliedschaft gemacht wurde.
Wie viele Verletzungen, Enttäuschungen und Anfeindungen Wilhelm Hertz in diesen Tagen hatte ertragen müssen, wissen wir nicht. Aber ein sensibler Mensch wie Dr. Hertz, was er nach allen Aussagen von Zeitzeugen zweifellos war, muss in diesen Jahren schrecklich gelitten haben. Nicht bekannt ist, wie er sich damals zu seiner jüdischen Herkunft stellte, ob er mehr darunter litt, nicht als getaufter Christ akzeptiert zu werden oder ob er wieder zu seiner jüdischen Identität gefunden hatte und sich als solcher verfolgt fühlte. Vielleicht saß er auch zwischen allen Stühlen – wer kann das wissen.
Einen letzten Versuch, seine Situation zu verändern, machte er Ende 1932. Er beabsichtigte, eine Landarztpraxis in Hahnstätten im Taunus zu übernehmen. Vermutlich war damit nicht nur die Hoffnung verbunden, wieder mehr Patienten zu bekommen, sondern auch der wachsenden antisemitischen Stimmung in der Stadt zu entkommen, vermutlich ohne eine Ahnung davon zu haben, dass viele Juden aus dem gleichen Grund gerade aus den Landgemeinden flüchteten. Die NSDAP, inzwischen zur Macht gekommen, verhinderte ohnehin diese Pläne.
Am 1. April 1933, dem sogenannten Boykotttag, sollen auch SA-Leute vor der Praxis von Dr. Hertz postiert gewesen sein, um potenziellen Patienten den Zutritt zu verwehren.[107] Vielleicht war das der Anlass für eine letzte, endgültige Entscheidung. Am 23. April 1933, einem Sonntagmorgen, wurde Wilhelm Hertz tot in seinem Bett aufgefunden. Die unmittelbare Todesursache soll ein Herzversagen gewesen sein, wodurch verursacht, blieb offen, denn körperlich war er bis zuletzt ohne Beschwerden gewesen. Dr. Laser, sein Cousin, der von den Depressionen des Toten wusste, stellte damals den Totenschein aus. Man habe damals die Todesursache „aus vielen Gründen nicht diskutiert“, gab Dr. Lasers Tochter Eva Amson später zu Protokoll, „jedoch sei allen (den Verwandten und Freunden) schmerzlich klar [gewesen], daß Dr. Hertz nicht eines natürlichen Todes gestorben war.“[108] Als eigentliche Todesursache vermutete Dr. Laser einen Suizid aufgrund der als aussichtslos empfunden Lage des Verstorbenen. Relevant wurde diese Frage noch einmal im späteren Entschädigungsverfahren: War der Suizid, der selbst nicht infrage gestellt wurde, Folge einer psychischen Erkrankung, einer endogenen Depression, oder aber war diese selbst ausgelöst durch die konkreten Umstände der Verfolgung. Mehrere Zeugen bestätigten, dass Wilhelm Hertz früher ein sehr lebensbejahender und fröhlicher Mensch gewesen sei, der als Arzt die Rettung von Leben sich zur Lebensaufgabe gemacht habe. Und auch die Entschädigungsbehörde kam letztlich, trotz gewisser Bedenken, zu dem Ergebnis, dass er als Opfer der rassistischen Verfolgung anerkannt werden müsse.[109] Zu Recht ist sein Name auch auf dem Namensband zu lesen, mit dem an der Gedenkstätte Michelsberg an die jüdischen Opfer der Stadt Wiesbaden erinnert wird.
Gemäß seinem protestantischen Bekenntnis wurde Dr. Wilhelm Hertz ein christliches Begräbnis zuteil, das von dem evangelischen Pfarrer Ott zelebriert wurde. Wie groß die Angst, vielleicht auch die Feigheit der Menschen bereits acht Wochen nach der Machtübernahme der Nazis war, kann man an der Grabrede des Pfarrers erkennen, in der die Ursachen für die Selbsttötung zwar vage angedeutet, aber nicht explizit benannt wurden. Da ist von „einem tragischen Geschick“ die Rede, von „der Zeit“(!), der er „mit seiner empfindsamen Seele, seinem vornehmen, stolzen Charakter und seiner väterlichen Sorge um die Seinen zum Opfer gefallen“ war.[110] Ein Vertreter der Ärzteschaft, war – anders als sonst üblich – zur Beerdigung gar nicht erst erschienen.
Auch nach dem Tod des jüdischen Ehemanns bzw. Vaters gehörten die „Seinen“ auch in der folgenden Zeit zu den Ausgegrenzten, zudem ohne Einkommen und inzwischen auch ohne große finanzielle Reserven, sodass sie von der Sozialfürsorge unterstützt werden mussten. Zumindest von Irene weiß man, dass sie als Halbjüdin die Höhere Schule verlassen und als Lehrmädchen in einem Konfektionsgeschäft arbeiten musste.[111]
Vermittelt durch einen ehemaligen und befreundeten Kollegen ihres Mannes erhielt Dorothea Hertz im Sommer 1934 die Möglichkeit, das ‚Fremdenheim Burg Diez‘, eine Pension in Diez an der Lahn, zu übernehmen. Zusammen mit ihren Kindern verließ sie damals Wiesbaden. Aber bereits 1936 verlor sie die Leitung des Hauses wieder, da sie wegen ihrer „halbjüdischen“ Töchter, die im Hause mitarbeiteten, als politisch unzuverlässig galt, wie ihr das Landratsamt mitteilte. Die Töchter hätten kaum mehr gewagt, überhaupt noch das Haus zu verlassen, hätten sogar aus Angst vor den Behörden auf staatliche Hilfsleistungen verzichtet, so eine Freundin der Familie.[112] Wovon die Familie in der folgenden Zeit bis zum Ende des Krieges lebte, ist nicht bekannt. Vermutlich noch im Herbst 1936 zog die Familie nach Düsseldorf. Ob es dorthin, abgesehen von einer Freundin von Dorothea Hertz, noch andere Verbindungen gab, ist nicht bekannt.[113]
Ihr Sohn Günther wurde mit Kriegsbeginn zwar eingezogen, stand im Russland- und im Frankreichfeldzug an der Front, wurde aber dann im Oktober 1940 – zu seinem Glück, muss man heute sagen – als „wehrunwürdiger Halbjude“ aus der Wehrmacht entlassen.
Die beiden Töchter hatten inzwischen Partner gefunden, waren verlobt und hatten auch schon Kinder bekommen. Eine Ehegenehmigung mit ihren arischen Verlobten blieb ihnen aber versagt, sodass sie erst nach dem Krieg und der damit verbundenen Aufhebung der Nürnberger Gesetze diese Beziehungen legalisieren konnten.
Wann Dorothea Hertz verstarb und wie der weitere Lebensweg ihrer Kinder aussah, konnte nicht ermittelt werden.

HHStAW 518 15050 (5)
Auguste Rosa war das einzige der Kinder von Hermann und Johanna Pauline Hertz, das das Leid der Verfolgung bis zu ihrem Ende in Theresienstadt ertragen musste.
Schon mit 20 Jahren hatte sie den Kaufmann Hermann Herz aus Nümbrecht im damaligen westfälischen Kreis Gummersbach geheiratet. Dort war dieser am 6. Mai 1864 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Nathan Herz und seiner Frau Rosette, geborene Löb, zur Welt gekommen.[114] In Nümbrecht gab es erst seit dem späten 18. Jahrhundert Bewohner mosaischen Glaubens, aber von Anbeginn an stellte die Familie Herz mit den beiden Zweigen von Jakob und Simon Herz die meisten der dort lebenden Glaubensbrüder und –schwestern.[115]
Jakob Herz, verheiratet mit Sibille Simon, soll alleine neun Kinder gehabt haben, von denen Nathan, geboren 1837 das zweitletzte gewesen sein soll.[116] Seiner Ehefrau Rosette Loeb wurden vermutlich sechs Kinder geboren. Von den ersten drei, Hermann, Julius und Gustav, ist sicher, dass sie noch in Nümbrecht zur Welt kamen, wo die folgende Bertha geboren wurde, die allerdings nur knapp ein Jahr alt wurde, ist nicht bekannt. Die letzten beiden Kinder, Regine und Rosalie, kamen dann in Koblenz, der Heimatstadt seiner Frau, zur Welt, wohin die Familie um 1870 gezogen sein muss.[117]

Etwa 20 Jahre später kam sie dann nach Wiesbaden. Erstmals im Adressbuch von 1890 findet man die Firma ‚N. Herz & Söhne‘, die in der Wilhelmstr. 42a an der Ecke zur Burgstraße einen Handel mit Juwelen, Antiquitäten und Kunstgegenständen betrieb. Neben dem Vater Nathan sind ausdrücklich auch die beiden Söhne Julius und Hermann als Teilhaber des Geschäfts aufgeführt, Gustav noch nicht. Die Eltern und die genannten Söhne wohnten damals im Dambachtal 8 im ersten Stock.
Im Alter von nur 24 Jahren verstarb dann am 3. Februar 1890 Julius Herz,[118] womit auf Hermann die Rolle des Nachfolgers im Unternehmen zukam. Schon im folgenden Jahr ging er am 25. Juni 1891 die Ehe mit Auguste Rosa Hertz ein.[119]
Die gemeinsame Wohnung des Paares befand sich in der Friedrichstr. 33 II, dem Gebäude, das 1884, somit nur wenige Jahre zuvor die Altisrealitische Kultusgemeinde erworben hatte, um dort in Abgrenzung zu reformierten Gemeinde am Michelsberg ihre eigenen Gottesdienste durchzuführen.[120] Auch die Eltern von Hermann zogen im folgenden Jahr dort ein. Aber schon im nächsten Jahr wechselte Hermann erneut seine Wohnung und mietete sich mit seiner Frau in der Emser Str. 4a im ersten Stock ein und auch die Eltern verzogen bald danach in die Burgstr. 4, somit in die Nähe des Geschäfts. Schon 1895 übernahm diese Wohnung dann ihr Sohn, und die Eltern fanden eine neue Unterkunft in der Dotzheimer Str. 33.
Möglicherweise war die größer gewordene Familie der Grund für diesen erneuten Wechsel, denn am 19. Mai 1892 hatten Hermann und Auguste Herz zunächst den Sohn Julius,[121] dann am 8. Februar 1893 einen weiteren Sohn Eduard bekommen.[122]
Auch die noch lebenden Geschwister von Hermann Herz fanden noch alle in den 90er Jahren Lebenspartner und wurden in Wiesbaden getraut. Am 22. März 1894 heiratete Rosalie Herz den aus dem damals noch selbstständigen Wiesbaden – Bierstadt stammenden Kaufmann Meyer, genannt Max, Goldschmidt.[123] Da die Braut schon im Februar des folgenden Jahres verstarb, wird man vermuten können, dass sie bei der Geburt ihres ersten, offenbar aber nicht lebensfähigen Kindes verstarb.[124]
Am 5. November 1896 heiratete Regine den Aachener Kaufmann Felix Blankenstein. Vermutlich zog das Paar in den Wohnort des Ehemanns, denn der verstarb dort am 2. September 1925,[125] seine Frau erlebte dort noch die ersten Jahre der NS-Zeit und verstarb ebenfalls in Aachen am 4. Januar 1935,[126] vermutlich aber nicht infolge unmittelbarer Verfolgungsmaßnahmen.
Gustav Herz ehelichte am 18. Februar 1897 Henriette Marx aus Wiesbaden, die am 12. März 1874 in Biebrich geborene Tochter von Leopold Löw Marx und seiner Frau Bertha, geborene Wolfsohn.[127] Noch im gleichen Jahr wurde ihnen am 11. Dezember der Sohn Leopold geschenkt. Die Familie lebte fortan in der Friedrichstr. 46.
Die Geburt seines Enkels erlebte der Seniorchef des Familienunternehmens nicht mehr. Er verstarb am 1. Dezember 1897 wenige Tage bevor der Nachkomme geboren wurde.[128] Rosette Herz, die Witwe von Nathan, lebte danach noch mehr als 25 Jahre in Wiesbaden. Sie verstarb am 5. Januar 1923.[129]
Vermutlich war auch Gustav schon seit längerer Zeit Teilhaber des gemeinsamen Geschäfts, wenngleich er erstmal im Adressbuch von 1900/01 als solcher bezeichnet wird. Nun oblag es den beiden Brüdern, das Unternehmen gemeinsam durch eine Zeit zu bringen, die eigentlich als die Blütejahre der „Weltkurstadt“ Wiesbaden bezeichnet werden können. Leider sind keine Aufzeichnungen über den Umfang der Geschäftstätigkeit des Familienunternehmens von Nathan Herz überliefert. Trotz des günstigen Standorts an der Wilhelmstraße, unmittelbar gegenüber den Kuranlagen und dem Nassauer Hof, scheint sich dieser aber eher in einem bescheidenen Rahmen bewegt zu haben. Vermutlich konnte man sich gegenüber der wesentlich kapitalkräftigeren Konkurrenz gleichen Namens, der von Julius Herz in der Webergasse, auf Dauer nicht behaupten. Um das Jahr 1905 scheint sich Hermann Herz, jetzt mit Adresse Schützenhofstr. 13 II, aus dem Geschäft zurückgezogen haben. Im Adressbuch des genannten Jahres wird er nur noch allgemein als Kaufmann geführt, sein jüngerer Bruder Gustav hingegen als Inhaber der Firma ‚N. Herz‘ u. Söhne‘.
1910 ist das Geschäft als solches dann gar nicht mehr gelistet und die beiden Brüder – Hermann Herz und seine Frau wohnten inzwischen in der Schützenhofstr. 13 II, die Familie von Gustav Herz in der Wörthstr. 5 – sind beide nur noch als Kaufleute registriert. Offenbar war das Geschäft bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs liquidiert worden.

Sterberegister Wiesbaden 702 / 1911
Aber nicht nur ein Geschäft, das über zwei Jahrzehnte das Bild an der Wiesbadener Rue mit geprägt hatte, sondern auch das Leben des Mannes, der es über viele Jahre geführt hatte, ging in diesen Tagen zu Ende. Kurz nach seinem 47sten Geburtstag verstarb Hermann Herz am 26. Mai 1911 in Wiesbaden.[130] Begraben wurde er auf dem Jüdischen Friedhof an der Platter Straße.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs lebten nun zwei Witwen Herz in Wiesbaden, zum einen Rosette, die Ehefrau von Nathan Herz, in der Dotzheimer Str. 21 und Auguste, ihre Schwiegertochter, die bald in die Weißenburger Str. 6 zog, ein Haus, das später zwar nicht offiziell zum Judenhaus erklärt, dennoch viele Jüdinnen und Juden vor ihrer Deportation beherbergte.
Während des Krieges waren die Söhne von Auguste Herz vermutlich beide zum Kriegsdienst eingezogen worden, zumindest für Eduard ist das sicher. Er wurde als Frontkämpfer schwer verwundet und deshalb mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.[131] Offenbar hielt er sich während des Krieges auch längere Zeit in Amsterdam auf, wo er als Bankkaufmann tätig war. Seine Heimatadresse ist in den Registrierungsunterlagen mit der Emser Str. 6, der Adresse seiner Mutter, angegeben.

https://www.openarchieven.nl/saa:5c6804fa-d7a0-4883-9357-13fd175cee92/de
Über die folgenden Jahre in der Zeit der Weimarer Republik konnten keine Informationen gefunden werden, die Auskunft über die Lebensumstände von Auguste Herz geben würden. Vielleicht gab es Ersparnisse, vielleicht erhielt sie auch damals schon Unterstützung von ihren Verwandten, sei es der Bruder, der wie auch der Onkel Louis Laser als Ärzte damals noch über ein entsprechendes Einkommen verfügten, sei es der Cousin Josef Heymann, dessen Modegeschäft in der Langgasse damals ebenfalls noch sehr gut lief. Seine Zuwendungen sind zumindest aktenkundig geworden.
Vermutlich lebten auch die beiden Söhne damals noch bei ihrer Mutter und möglicherweise hatten beide eine Ausbildung im Modehaus ‚H. Hertz‘ von Josef Heymann absolvieren können. Diese allerdings nicht gesicherte Vermutung beruht bezüglich Julius auf seiner Angabe im Entschädigungsverfahren, er sei ausgebildeter Textilkaufmann.[132] Er hatte nach dem Krieg den Entschädigungsantrag im Namen seiner ermordeten Mutter gestellt, darin aber so gut wie nichts über sein eigenes Schicksal offenbart. Zunächst ist aber die Tatsache, dass er damals diesen Entschädigungsantrag stellte, allein Beleg dafür, dass er zu den Überlebenden der Shoa gehörte. Eine Meldekarte des Einwohnermeldeamts der Stadt Berlin, die im Arolsen-Archiv hinterlegt ist, offenbart noch einige wenige weitere Fakten über sein Leben.


Offenbar hatte er Wiesbaden noch vor der NS-Zeit verlassen und war nach Berlin verzogen, wo er sich am 27. November 1929 anmeldete.[133] Der Karteikarte ist weiterhin zu entnehmen, dass er verheiratet war. Zwar ist der Name seiner Frau nicht genannt, aber in den Unterlagen der Volkszählung vom Mai 1939 ist als Bewohnerin der gleichen Wohnung eine Hilde Herz, geborene Blankenhorn, aufgeführt, die am 14. Juli 1900 in Jena zur Welt gekommen war – unzweifelhaft die Ehefrau von Julius Herz.[134] Die Heiratsurkunde, die dies bestätigt, wurde am 25. Mai 1927 in Berlin Wilmersdorf unter der Nummer 429 registriert.[135]
Das eigentliche Rätsel, wie Julius Herz die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin überleben konnte, bleibt dennoch ungelöst. Dem Namen nach zu schließen, war seine Frau vermutlich keine Jüdin, was aber, da er vermutlich keine Kinder hatte, zumindest zum Schluss kaum mehr einen Schutz bedeutete. Ein vages Indiz könnte der knappe Eintrag auf seiner Meldekarte liefern, in dem es heißt: „8.5.45 nicht erfasst“ – vielleicht ein Hinweis darauf, dass er sich in den Jahren zuvor im Untergrund bewegt hatte. Aber das muss bisher Spekulation bleiben.
Er und seine Frau lebten bis in die Siebzigerjahre in Berlin. Julius Herz verstarb am 24. September 1974 im Krankenhaus in Berlin-Schmargendorf, wohnhaft war er noch immer in Wilmersdorf.[136] Seine Frau verstarb vier Jahre später am 25. März 1878. Die Witwe war zuletzt nach Charlottenburg verzogen.[137]
Eduard Herz hatte die gleiche Ausbildung wie sein Bruder gemacht und war ebenfalls Textilkaufmann geworden. Von ihm ist sogar bekannt, dass er seit 1926 in der Firma ‚J. Hertz‘ bei Josef Heymann angestellt war, zuletzt sogar die Stellung eines Verkaufsleiters mit einem monatlichen Einkommen von 500 RM innehatte.[138]
In dieser Zeit ging auch Eduard Herz eine Ehe ein. Am 17. Januar 1931 wurde Hildegard Jakobine Rosa Stenzel, geboren am 12. November 1903 in Wiesbaden, seine Frau.[139] Das Paar wohnte zuletzt, wie Zeugen nach dem Krieg bestätigen konnten, in der Bierstadter Str. 9a.[140] Aber alle möglichen Planungen, eine Familie zu gründen und in Wiesbaden ein gemeinsames Leben aufzubauen, zerschlugen sich bald.
Als das Geschäft von Josef Heymann 1933 arisiert wurde, hatte dieser zur Bedingung gemacht, dass Eduard Herz auf jeden Fall übernommen werden müsse, was ihm von dem Käufer Bender damals auch zugesichert wurde. Als dann aber am 1. April zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen wurde, sah der Erwerber die Möglichkeit gekommen – sei es aus Opportunismus oder aus antisemitischen Motiven -, sich auch dieses kriegsbeschädigten, jüdischen Angestellten zu entledigen. Eduard Herz wurde entlassen, ohne eine Chance, eine andere Arbeit zu finden. Auszuwandern, schien daher dem Paar die einzige Alternative zu sein.

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Am 22. Februar 1934 verließ zunächst Eduard von Hamburg aus auf dem Schiff ‚Monte Saramiento‘ Deutschland, um in Argentinien noch einmal einen neuen Anfang zu wagen. Im Juli desselben Jahres konnte er seine Frau nachholen, nachdem er selbst ab April in Buenos Aires eine Anstellung als Buchhalter mit einem monatlichen Gehalt von 200 bis 225 Peso in der dortigen Firma ‚HERO‘ gefunden hatte.[141]
Zurücklassen mussten sie eine nach der Eheschließung neu ausgestattete Wohnung, die Hildegard Herz im Entschädigungsverfahren detailliert beschreiben konnte und deren Wert sie auf etwa 5.000 RM bis 6.000 RM einschätzte. Unter dem Druck der Verhältnisse habe sie das Mobiliar damals für knapp 1.000 RM verschleudern müssen.[142]
Nur ein Jahr eines gemeinsamen Lebens war ihnen in Argentinien noch gegönnt. Am 27. Juli 1935 starb Eduard Herz in seinem dortigen Exil,[143] nach Ansicht seiner Frau und einem ärztlichen Attest an den Folgen der im Ersten Weltkrieg erlittenen Verletzungen und an den seelischen und körperlichen Belastungen, die er durch die Verfolgung in Deutschland hatte ertragen müssen. Die neue unsichere Lebenssituation mit den veränderten klimatischen Verhältnissen hätte zudem zur weiteren Verschlechterung seines ohnehin angeschlagenen Gesundheitszustandes beigetragen.[144]
Über die Umstände, unter denen die Witwe von Eduard Herz die weiteren Jahre in der Emigration lebte, ist nur wenig bekannt. Offenbar hatte aber auch sie in der Firma, in der ihr Mann gearbeitet hatte, eine Anstellung gefunden, zumindest bis 1956, wie eine Aufstellung ihres damaligen Einkommens zeigt.[145] Von 1957 bis 1960 war sie in einer anderen Firma in Buenos Aires beschäftigt.[146] Danach bekam sie eine monatliche Witwenrente vom deutschen Staat in Höhe von 273 DM.
Ebenfalls 1960 erhielt sie erstmals eine Entschädigung für den Schaden im beruflichen Fortkommen ihres Mannes in der Höhe von 800 DM. Diese geringe Summe war begründet durch seine kurze Schadenszeit, die wiederum Folge seines frühen Todes war.[147] Für die Kosten der Ausreisen und den Verlust des Inventars erhielt sie im selben Jahr noch einmal etwa 1.000 DM.[148] Wegen der offensichtlichen Notlage seiner Schwägerin, die obendrein nur noch zu 50 Prozent arbeitsfähig war, verzichtete Julius Herz zu ihren Gunsten auf alle Ansprüche, die ihm durch den Tod seines Bruders zugestanden hätten. Zum Teil beruhten diese auch auf der erzwungenen Abgabe von Edelmetallen, die auch die Mutter, wie alle Juden, hatte abliefern müssen.[149]
Hildegard Herz verstarb am 19. August 1984 in ihrem südamerikanischen Exilland.[150]
Nach dem Weggang bzw. der Flucht ihrer Söhne und dem Tod ihres Bruders Wilhelm musste Auguste Rosa Herz als Witwe praktisch die gesamten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft ohne ihre unmittelbaren Verwandten durchleben. Es liegen auch nur sehr spärliche Informationen darüber vor, wie sie diese Jahre überstand. Nur eine schmale Devisenakte, die allerdings erst 1940 angelegt wurde, gibt ein paar Hinweise. Auch Angaben über ihre Wohnungen sind in den Adressbüchern nicht zu finden, was vermutlich bedeutet, dass sie zur Untermiete gewohnt haben wird. Im Jüdischen Adressbuch von 1935 ist sie als Bewohnerin des Kaiser-Friedrich-Rings 16 verzeichnet. Damals wohnten dort auch die Jüdinnen Berta Levita , die Witwe S. Levitta, über die keine weiteren Informationen vorliegen, und die Rentnerin Anna Lewinberg. Ob Auguste Rosa Herz zusammen mit einer der genannten lebte, ist nicht bekannt. Allerdings ist die erste Adresse, die auf ihrer um das Jahr 1938 erstellten Gestapokarteikarte eingetragen ist, noch immer der Kaiser-Friedrich-Ring 16, jetzt aber mit dem Hinweis „bei Engel“ versehen. Aber auch hier ist angesichts der vagen Angabe eine sichere Zuordnung nicht möglich. Wahrscheinlich ist aber hier Betty Engel, geborene Goslar, gemeint, die zuvor mit ihrem Sohn in der Luisenstr. 14, zuletzt im Judenhaus Blumenstr. 7 wohnte, von wo aus auch sie am 1. September 1942 deportiert wurde.
Wann Auguste Rosa Herz die dortige Wohnung verließ oder verlassen musste, ist auf ihrer Karteikarte nicht eingetragen. dafür aber ihre nächste Adresse, nämlich das Judenhaus Nerotal 53. Der Einzug dort war mit großer Sicherheit nicht zwangsweise erfolgt, sondern sie verdankte die Möglichkeit, dort eine Unterkunft zu finden, ihrem Cousin und ihrer Cousine, dem Ehepaar Heymann – möglicherweise war sie auch zusammen mit ihnen am 10. Juli 1939 dort eingezogen.
Als die Devisenstelle im Januar 1940 eine Sicherungsanordnung gegen sie erwirken wollte und sie zur Abgabe einer Aufstellung über ihre Vermögens- und Einkommensverhältnisse forderte, schrieb sie zurück:

HHStAW 519/3 317 (3)
„Mit Bezug auf die mir am 5. Febr. zugesandte ‚Sicherungs-Anordnung‘ gebe ich folgende Erklärung ab:
Ich habe weder ein Bankkonto noch ein Sparguthaben, noch Scheckkonto: Mein ganzes Barvermögen besteht z. Zt. aus R.M. 200-, die ich im Januar 1940 von meiner Schwiegertochter als Geburtstagsgeschenk erhielt. Ich lebe hier bei Verwandten, die mich in ihren Haushalt aufgenommen haben und für meinen Unterhalt sorgen.
Ferner erhalte ich durch die jüd. Gemeinde hier eine monatliche Unterstützung von R.M. 25,-. Sonstiges von Geldwert besitze ich nicht mehr. Anbei sende ich den Fragebogen etc. zurück.“[151]
Auch wenn ihre nächsten Angehörigen nicht mehr in Wiesbaden lebten, so gab es im Hintergrund noch immer einen familiären Rückhalt durch die Unterstützung der Familie Laser bzw. Heymann. Offenbar hielt auch ihr Sohn Julius bzw. dessen arische Ehefrau in Berlin Kontakt zu ihr.
Die Devisenstelle verzichtete angesichts der schwierigen finanziellen Situation von Auguste Rosa Herz auf die Anlage eines gesicherten Kontos und gewährte ihr einen monatlichen Freibetrag von 150 RM, ein Betrag, den sie aus Geldmangel kaum hätte ausschöpfen können. Die Zuwendungen der Jüdischen Gemeinde und die ihrer Verwandten durfte sie auch weiterhin in bar entgegennehmen.[152]
Die Gründe dafür, weshalb Auguste Rosa Herz laut ihrer Gestapokarteikarte am 15. Mai 1941 aus dem Haus im Nerotal 53 auszog und in die Langgasse 20 zog, sind nicht bekannt. Zwar gehörte das Gebäude über viele Jahre der Familie Laser, war aber, wie oben bereits erwähnt, 1939 an den Erwerber des Geschäfts im gleichen Haus, an den Kaufmann Bender, veräußert worden. Offenbar hatte der neue Besitzer aber weiterhin geduldet, dass jüdische Mieter, Verwandte des Vorbesitzers, in seinem Haus wohnen durften. So wohnte dort bis zuletzt Eduard Laser, der Bruder von Käthe Heymann, mit seiner Frau Lina / Lilly, geborene Herz. Vermutlich haben sie die letzten Monate in Wiesbaden dort gemeinsam mit Auguste Rosa Herz verbracht.
Am 28. August 1942 mussten sie sich alle gemeinsam in der ehemaligen Synagoge in der Friedrichstr. 33 versammeln, wo sie unter entwürdigenden Bedingungen auf ihre Deportation am 1. September vorbereitet wurden.[153] Vielen wurde ihre letzte noch gebliebene Habe geraubt, bei Auguste Rosa Herz gab es nicht mehr viel zu holen. Nur ihr Hausrat, der von der Finanzverwaltung nach ihrem Abtransport vereinnahmt und verwertet wurde, war ihr noch geblieben.[154]

HHStAW 3008/2 16563
Am Morgen des 1. September bestiegen die zumeist alten Jüdinnen und Juden an der Viehverladestation des Wiesbadener Hauptbahnhofs den Zug, der sie zunächst nach Frankfurt in die Großmarkthalle brachte, wo sie zusammen mit mehr als 1100 weiteren Opfern am folgenden Morgen als Transport XII/2 die Fahrt nach Theresienstadt antreten mussten. Auguste Rosa Herz war die Transportnummer 682 zugeteilt worden. Im dortigen Getto, in dem die Lebensumstände kaum besser als in den bekannten KZs waren, gab es für die vielen Alten keine Überlebenschance. Auguste Herz hielt bis zum 14. Dezember 1942 durch, dann ereilte auch sie dort der Tod.[155] Ihre beiden letzten Mitbewohner Lina und Eduard Laser überlebten das Ghetto zumindest für ein ganzes Jahr unter schlimmsten Verhältnissen. Dr. Eduard Laser verstarb dort am 17. September 1943, seine Frau Lina Lilli folgte ihm am nächsten Tag, dem 18. September, indem sie ihrem Leben selbst ein Ende setzte.[156]
Veröffentlicht: 11. 02. 2025
Anmerkungen:
[1] Um den hier vorgestellten Zweig des großen Familienverbandes, zu dem im Besonderen die Familien Laser, Liebmann, Herz, Ballin und Netter gehören, in seiner Gesamtheit zu erfassen, ist es sinnvoll, auch das vorherige Kapitel über die Eigentümer des Judenhauses Nerotal 53 Bruno und Anna Netter zu lesen.
Das Aktive Museum Spiegelgasse hat im März 2021 ein Erinnerungsblatt für Ausguste Rosa Herz und ihre Söhne herausgegeben, siehe https://www.am-spiegelgasse.de/offline/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Herz-Auguste-Rosa.pdf. (Zugriff 11.02.2025). Leider sind dort die Quellenangaben zu den abgebildeten Dokumenten teilweise nicht richtig. Die Devisenakte ist unter HHStAW 519/3 317 und nicht unter HHStAW 519/3 17 zu finden.
[2] Geburtsregister Wiesbaden 163 / 1877.
[3] Eduard Laser wurde in Theresienstadt am 17.9.1943, seine Frau Lina Lilly am 18.9.1943 ermordet, siehe Sterbeeinträge Arolsen 1311 / 1956 und 1312 / 1956. Eine weitere Schwester Gertrud Henriette, verheiratet mit dem Arzt Louis Alexander Ludwig Sternheim, überlebte im holländischen Exil.
[4] Sterberegister Wiesbaden 205 / 1879. Kätchen Rechele Hirsch, war die am 3.11.1800 geborene Tochter von Israel und Jettchen Nathan, später Neumann. Sie verstarb am 26.11.1875 im Alter von 75 Jahren. Die Familie Hertz hat in Hachenburg offenbar keine markanten Spuren hinterlassen. Im Buch Zachor – Ein Buch des Gedenkens, in dem die Autoren Güth, Kempf und Frank die Geschichte der Hachenburger Juden aufgearbeitet haben, bleibt die Familie unerwähnt.
[5] HHStAW 518 15035 (3).
[6] Geboren wurde sie am 11.5.1833, sie starb am 14.11.1850. HHStAW 365 915 (Eintrag 2).
[7] HHStAW 365 / 915 (Geburtsregister Eintrag 10) Im Geburtseintrag ist sein Vorname mit Doppel-R und seinen Nachname ohne „t“ geschrieben, also als Herrmann Herz.
[8] Geboren am 31.8.1836, gestorben am 7.3.1837. Ebd. (Eintrag 12).
[9] Ebd. (Eintrag 22).
[10] Ebd. (Eintrag 24).
[11] Sterberegister Wiesbaden 1735 / 1908. In dem Eintrag heißt es explizit, dass „der Rentner Max, genannt Moritz, 65 Jahre alt, konfessionslos“ gestorben sei.
[12] Stadtarchiv Wiesbaden WI / BA 1.
[13] HHStAW 365 915 (Heiratsregistereinträge). Der Name Hertz ist hier sowohl für den Vater als auch für Hermann als „Herz“ ohne „t“ angegeben.
[14] Sterberegister Wiesbaden 148 / 1875 und 205 / 1879.
[15] Sterberegister der Stadt Wiesbaden 1735 / 1908.
[16] Julie Laser, geborene Hertz verstarb am 2.9.1912, Sterberegister Wiesbaden 1058 / 1912.
[17] Später war Bert(h)a Goldschmidt, geborene Gutmann, Eigentümerin des Hauses. Sie war am 26.7.1881 in Augsburg geboren worden. Bis etwa 1933 lebte sie in Wiesbaden, zuletzt in der Friedrichstr. 39. Danach zog sie nach Berlin. Am 8.1.1939 emigrierte sie von dort aus nach Frankreich. Vermutlich hat sie überlebt, zumindest ist für sie kein Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz zu finden.
Zudem bestand eine Verbindung zu der Schuhhandelsgesellschaft ‚Otto Herz & Cie’, die auch eine Filiale in der Wilhelmstr. 14 betrieb, die später 1924-1927 als ‚Frankfurter Schuhbazar’ firmierte und die Geschäftsräume in der Langgasse bezog. Auch hier ist Berta Goldschmidt als Inhaberin angegeben.
[18] Heiratsregister Wiesbaden 498 / 1895. Käthe war nach Eduard, geboren am 7.12.1875, das zweite Kind von Louis Levi und Julie Laser, geborene Hertz. Auf Käthe folgte noch Gertrud Henriette, geboren am 21.2.1880.
[19] Zur Familie Heymann / Haimann in Dotzheim siehe oben die Ausführungen im Kapitel zu den Eigentümern des Judenhauses Kaiser-Friedrich-Ring 64.
[20] Ida Schlesinger war am 8.1.1821 in Oppenheim geboren worden. Sie verstarb am 18.2.1858 in Dotzheim. Ihre Kinder, alle geboren in Dotzheim, waren Isaak, geboren im Oktober 1849, Siegmund, geboren am 29.9.1852, Louis Ludwig, geboren qm 20.10. 1953, Jakob, geboren am 30.11.1855 und Betty, geboren am 6.12.1857. Für alle siehe HHStAW 365 915 Geburtsregister, Synagogenbezirk Wiesbaden, 1833 – 1874
[21] https://www.ancestry.de/search/collections/61060/records/5468708?tid=&pid=&queryId=40429ee7-25ad-44e1-8e23-55a77d205311&_phsrc=svo5644&_phstart=successSource. (Zugriff: 10.02.2025).
[22] HHStAW 365 915 Geburtsregister, Synagogenbezirk Wiesbaden, 1833 – 1874.
[23] Heiratsregister Wiesbaden 498 / 1895.
[24] Fritzsche, Jüdisches Badewesen, S. 150 f.
[25] Sterberegister Wiesbaden 666 / 1892 und 976 / 1905.
[26] Sterberegister Wiesbaden 1406 / 1921.
[27] HHStAW 685 257 a (3) Einkommensteuer.
[28] Ebd. (passim).
[29] HHStAW 518 15721 (118). Der Gewinn fiel von 1930 mit 32.600 RM auf 31.000 RM in 1931, dann auf 22.200 in 1932 und auf 10.000 RM in 1933. 1934 wurde kein Gewinn mehr erzielt.
[30] HHStAW 685 257 a (o.P.).
[31] Ebd. (82). Käthe Heymann war bei der Umstrukturierung Prokura erteilt worden.
[32] HHStAW 518 15721 I (118).
[33] HHStAW 685 257 a (75).
[34] Ebd. (39).
[35] HHStAW 518 15721 (3).
[36] HHStAW 685 257j (18-21).Das Inventar blieb aber ebenfalls Eigentum des Hauseigentümers, was später bei der Frage des Vermögens von Josef Heymann im Hinblick auf die Steuern und die Judenvermögensabgabe noch einmal zu einer Kontroverse mit dem Finanzamt führte.
[37] HHStAW 518 15721 (118).
[38] Ebd. (11f.). Auch sie gab an, dass das Ehepaar über „ungeheure Werte“ an Silber verfügte, die an der Städtischen Pfandleihe abgegeben werden musste. Vermutlich hatten Heymanns den größten Teil bei ihrem späteren Umzug in das Haus Nerotal 53 noch mitgenommen. Was aus den wertvollen Möbeln wurde, ist nicht bekannt. Aber vermutlich wurden sie zu Gunsten des Fiskus versteigert.
[39] HHStAW 685 257j. (19).
[40] Ebd. (21, 22).
[41] HHStAW 518 15721 I (55 f), dazu HHStAW 685 283 j (41).
[42] HHStAW 519/3 534 (1 f.).
[43] Ebd. (3-7).
[44] Ebd. (23).
[45] Ebd. (12, 13).
[46] Stadtarchiv Wiesbaden WI / 3 983. Für das Inventar zahlte Bender allerdings noch einmal 12.000 RM, siehe HHStAW 519/3 534 (15).
[47] Ebd. (17).
[48] HHStAW 518 15721 (121).
[49] Unbekannte Liste X 1. Die Liste gibt Auskunft über die Wohnverhältnisse der damals noch in Wiesbaden verbliebenen Juden. Wer die offenbar amtliche Liste erstellte, ist nicht bekannt.
[50] HHStAW 518 15721 (10)
[51] HHStAW 519/3 534 (23).
[52] Ebd. (24, 26).
[53] Ebd. (46).
[54] Zu ihrem Schicksal siehe ausführlich unten.
[55] Die Ehefrau von Gustav Riess war am 19. April 1858 in Königsberg als Tochter von Hermann und Minna Laser, geborene Friedländer, zur Welt gekommen, siehe HHStAW 469/33 477 (2). Mit ihm hatte sie die Kinder Wilhelmine Gertrud und Pauline Margarete, geboren um 1878 und 1881 in Kolberg, die beide noch im Kindesalter verstarben. Das Schicksal eines weiteren Sohnes namens Rudolf Hermann Gerhard, der am 22.12.1885 ebenfalls in Kolberg zur Welt kam, ist nicht bekannt. Mit ihm zusammen ließ sich Laura Riess am 4.2.1898 nach dem Tod ihres Ehemannes evangelisch taufen. Die Schreibweise des Namens Ries(s) variiert in den Akten.
[56] Die Angabe des Stadtarchivs Wiesbaden und der Eintrag an der Gedenkstätte Michelsberg, wonach sie vom Jüdischen Krankenhaus in der Frankfurter Gagernstraße nach Izbica deportiert und ermordet wurde, ist mit Sicherheit falsch. Ihr Name steht auf der Gestapo-Liste Koblenz Nr. 223, auf der die Opfer der dritten und größten Deportation aus der Jacoby’schen Anstalt in Bendorf-Sayn aufgeführt sind. Neben 272 Patienten gehörten 41 Angestellte und 10 Personen aus dem Altersheim zu den damals Deportierten. Zur letzten Gruppe gehörte vermutlich auch Laura Riess. Diese Angaben, die wir der Auskunft von Frau Rosenau verdanken, die vor Ort in der Erinnerungsarbeit engagiert ist, stimmen überein mit den Angaben im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950004. (Zugriff: 10.02.2025). Allerdings ist dort – laut Frau Rosenau in vielen weiteren Veröffentlichungen auch – das Deportationsdatum fälschlicherweise mit dem 15.6.1942 statt mit dem 14.6. angegeben. Zur Jacoby’schen Anstalt in Bendorf-Sayn siehe https://www.bendorf.de/stadt-buerger/juden-in-bendorf/jacoby-sche-anstalt/. (Zugriff: 10.02.2025).
[57] HHStAW 519/3 534 (32, 33).
[58] Berta Levitta, geborene Heymann, war die am 3.4.1866 in Wiesbaden geborene Tochter von Abraham Isaak und Eva Heymann, geborene Kahn. Abraham Isaak Heymann war der Bruder von Josefs Vater Hayum Heymann.
[59] HHStAW 519/3 534 (33).
[60] https://ca.jewishmuseum.cz/media/zmarch/images/3/6/6/79791_ca_object_representations_media_36656_large.jpg. (Zugriff: 10.02.2025). Auf der Todesfallanzeige aus Theresienstadt ist ihr Geburtsdatum fälschlicherweise mit dem 3.4.1866, statt mit dem 3.10.1866 angegeben, siehe das richtige Geburtsdatum unter HHStAW 365 915.
[61] HHStAW 519/3 534 (35).
[62] https://ca.jewishmuseum.cz/media/zmarch/images/2/9/8/18772_ca_object_representations_media_29833_large.jpg. (Zugriff: 10.02.2025).
[63] https://www.ancestry.de/search/collections/61229/records/15317840. (Zugriff: 10.02.2025).
[64] Heiratsregister Berlin XI 595 / 1922.
[65] Sterberegister Berlin Hermsdorf 43 /1941.
[66] HHStAW 519/3 534 (36, 37).
[67] Ebd. (38).
[68] Ebd. (39, 42, 44).
[69] Ebd. (40).
[70] Ebd. (41).
[71] Ebd. (46).
[72] Ebd. 47.
[73] Siehe die Todesfallanzeigen aus Theresienstadt https://ca.jewishmuseum.cz/media/zmarch/images/3/1/2/16364_ca_object_representations_media_31240_large.jpg und https://ca.jewishmuseum.cz/media/zmarch/images/3/1/6/31397_ca_object_representations_media_31687_large.jpg. (Zugriff: 10.02.2025).
[74] Siehe zu den folgenden Ausführungen im Besonderen Dickel, Brüder Löwenherz. Dickel liefert nicht nur eine Biografie der beiden Brüder, sondern ordnet diese ein in die für Juden so wichtige Entwicklung während des 19. Jahrhunderts. Ihr Aufstieg als Unternehmer korrespondiert mit ihrer gesellschaftlichen Emanzipation, in der im Besonderen der jüngere Salomon sich nicht nur zunehmend assimilierte, sondern sich auch von den Traditionen des Judentums distanzierte. Das Buch enthält zudem einen kleinen Comic über die Entstehung eines Theaterstücks von Christine Diez ‚Löwenherz – Schauspiel für ein Haus’, das sich mit den beiden Protagonisten befasst und anlässlich des Umzugs der ‚Kleinkunstbühne HinterHaus’ in das Gebäude der von Samuel Löwenherz gegründeten Kaltwasserheilanstalt im Nerotal, dem heutigen ‚Talhaus‘, im Jahr 2002 aufgeführt wurde. Siehe Diez / Dickel, Löwenherz. Siehe ebenfalls den Artikel von Schaller über die Familie Löwenherz im Wiesbadener Kurier vom 8.1.2022, der allerdings sehr eng an Dickel anlehnt ist. Wesentlich oberflächlicher ist der knappe Abriss im Stadtlexikon Wiesbaden über die Tuchfabrik Löwenherz, verfasst von Rölke, S. 586.
[75] Mendel Löwenherz war 1846 im Limburg verstorben, HHStAW 232 1323 (Testament).
[76] Zit. nach Dickel, Brüder Löwenherz, S. 78.
[77] Bei Dickel ist versehentlich in beiden Fällen das Jahr 1929 statt 1829 angegeben, siehe ebd. S. 79.
[78] Das Geburtsregister der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden setzt erst mit dem Jahr 1832 ein, bei Dickel findet man das genannte Geburtsdatum und den Geburtsort Limburg, siehe Dickel, Brüder Löwenherz, S. 79.
[79] Bernhard wurde am 18.11.1831, Adelheid am 26.4.1833, Wilhelm Hermann am 16.5.1838, Johanna Pauline am 17.2.1840, Agathe Katinka am 9.3.1841 und Jakob Wolfgang am 14.9.1845 geboren. Siehe zu den Geburtsdaten, abgesehen von Bernhard, HHStAW 365 915.
[80] HHStAW 365 915 Heiratsregister, Eintrag 17.
[81] Siehe zu der Unternehmensphase in Biebrich Jungmann, Verwehte Spuren, o.P.
[82] Löwenherz, Naftali (1866) – Wiesbaden, Alter Jüdischer Friedhof, in: Jüdische Grabstätten https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/juf/id/9245. (Zugriff: 10.02.2025).
[83] Dickel, Brüder Löwenherz, S. 92.
[84] Sterberegister Wiesbaden 247 /1878.
[85] Dickel, Brüder Löwenherz, S. 93.
[86] Geburtsregister Wiesbaden 265 / 1875 und Sterberegister Wiesbaden 2350 / 1875.
[87] Heiratsregister Wiesbaden 171 / 1888.
[88] Heiratsregister Wiesbaden 281 / 1891.
[89] Geburtsregister Wiesbaden 234 / 1878.
[90] Heiratsregister Wiesbaden 171 / 1888.
[91] http://www.juedische-geschichte-hameln.de/geschichte/bis1780/traauf03.html. (Zugriff: 10.02.2025).
[92] http://www.juedische-geschichte-hameln.de/geschichte/bis1870/emanassim03.html. (Zugriff: 10.02.2025).
[93] Siehe zum Stammbaum der Familie https://online-ofb.de/famreport.php?ofb=juden_nw&ID=I139739&lang=de. (Zugriff: 10.02.2025).
[94] Heiratsregister Hamburg 292 / 1909. Seine Eltern waren der Berliner Kaufmann Jacob Heinemann und seine Ehefrau Lina, geborene Seelig.
[95] Die Eheschließung hatte am 6.7.1895 in Berlin stattgefunden, siehe Heiratsregister Berlin 525 / 1895. Wann die Ehe geschieden wurde, ist nicht bekannt, aber im Sterbeeintrag von Charlotte Boas, sie starb am 13.5.1919 in Berlin, ist ihr bürgerlicher Status mit „geschieden“ angegeben, siehe Sterberegister Berlin 636 / 1919.
[96] Sterberegister Hamburg 1274 / 1925.
[97] Sterberegister Wiesbaden 1298 / 1932. Wahrscheinlich wurde er tot aufgefunden, denn die Todesnachricht wurde dem Standesamt vom Polizeipräsidenten übermittelt.
[98] HHStAW 469/33 7398 (23).
[99] HHStAW 518 15035 (3).
[100] Geburtsregister Lomnitz 43 / 1893.
[101] So die mit der Familie befreundete Pfarrersfrau Luise Adelheid Börtzler, HHStAW 518 15035 (12). Etwas sehr pathetisch bezeichnete sie ihn als „seinem ganzen Wesen nach als echten Christ, ja ich kann sagen, der vollendeste Jünger Jesu, dem ich begegnet bin.“
[102] Die genauen Geburtsdaten konnten bisher nicht ermittelt werden. Aufgrund der Altersangaben im Entschädigungsantrag müsste Günter um 1915, Victoria um 1917 und Irene um 1918 geboren worden sein, siehe HHStAW 518 15035 (17).
[103] Ebd. (7).
[104] Ebd. (41, 50).
[105] Zu den Auseinandersetzungen in den Freimaurerlogen besonders in Wiesbaden siehe Stange, Freimaurer in Wiesbaden, S. 265-289.
[106] Stange, Freimaurer in Wiesbaden, S. 281.
[107] HHStAW 518 15035 (8).
[108] Ebd. (41).
[109] Ebd. (66). Eine Entschädigung für einen Schaden im beruflichen Fortkommen wurde aber verweigert, da die Zeit, in der er als Arzt unter der NS-Herrschaft praktizierte, zu kurz war, um daraus einen Schaden ableiten zu können, siehe ebd. (26).
[110] Ebd. ( 24).
[111] Ebd. (41).
[112] Ebd. (9 f.).
[113] Laut Aussage ihrer Freundin Elisabeth Schneiders aus Düsseldorf, war sie bereits 1936 dorthin verzogen, nachdem sie ihre Stellung in Diez verloren hatte, sie selbst gab im Entschädigungsverfahren an, erst 1956 dorthin gekommen zu sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich aber dabei um einen Tippfehler. Siehe ebd. (9, 5). Allerdings ist ihr Name in den Düsseldorfer Adressbüchern der Jahre bis 1940, dem letzten vor dem Ende des Krieges, nicht aufgeführt. Im Nachkriegsadressbuch von 1952 findet man einen Günther Hertz, Buchhalter, mit der Adresse Metzkauserstr. 94. Bei dem Genannten könnte es sich um den Sohn von Wilhelm und Dorothea Hertz handeln. Auch im Adressbuch von 1958, dem Jahr, in dem Dorothea Hertz in ihrem Entschädigungsantrag ihre Düsseldorfer Adresse mit Akazien Allee 4 angab, ist sie im Adressbuch nicht verzeichnet. Günther Hertz wohnte weiterhin unter der genannten Adresse.
[114] Heiratsregister Wiesbaden 281 /1891.
[115] 18 der insgesamt 35 damals erfassten jüdischen Bewohner stammten aus einer der beiden Herz-Familien, siehe https://www.bilderbuch-ruppichteroth.de/geschichte/juedische-geschichte/die-juedische-synagogengemeinde-nuembrecht/die-aeltesten-nachweise-juedischer-geschichte-in-nuembrecht.html. (Zugriff: 10.02.2025).
[116] https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/26840176/person/1931470961/facts. (Zugriff: 10.02.2025).
[117] Hermann wurde am 6.5.1864 geboren, siehe Heiratsregister Wiesbaden 281 / 1891. Julius wurde laut Grabinschrift auf dem Friedhof Schöne Aussicht in Wiesbaden am 27.2.1866 geboren; Gustav kam am 13.7.1867 zur Welt, siehe Heiratsregister Wiesbaden 66 / 1897; Regine am 2.2.1870, siehe Heiratsregister Wiesbaden 634 / 1896 und Rosalie am 6.2.1872, siehe Heiratsregister Wiesbaden 116 / 1894.
[118] Sterberegister Wiesbaden 222 / 1890.
[119] Heiratsregister Wiesbaden 281 / 1891.
[120] Die Synagoge überstand zumindest äußerlich die Reichspogromnacht, da eine Inbrandsetzung die umliegenden Gebäude gefährdet hätte. 1942 wurde sie von den Nazis als Sammelstelle für die Deportationen genutzt.
[121] Geburtsregister Wiesbaden 725 / 1892.
[122] Geburtsregister Wiesbaden 1322 / / 1893.
[123] Heiratsregister Wiesbaden 116 / 1894. Max Goldschmidt war am 24.9.1863 als Sohn von Aron und Jette Goldschmidt, geborene Ackermann, geboren worden.
[124] Sterberegister Wiesbaden 128 / 1895. Der Witwer ging später noch eine zweite Ehe mit Ines Lilienfeldt ein, aus der die beiden Kinder Fritz und Anna Henny hervorgingen.
[125] http://www.familienbuch-euregio.de/genius/php/show.php?tab=1&tid=&sub=PublicAll&det=620017&eworec=0&bar=1&ssm=&sid=64d95c931446cf6d9dfad39cabcc84ec&rid=&mod=&findlist=&lis=&tm=1610615115444. (Zugriff: 10.02.2025).
[126] https://de.findagrave.com/memorial/245229646/regina-blankenstein. (Zugriff: 10.02.2025).
[127] Heiratsregister Wiesbaden 66 / 1897.
[128] HHStAW 365 916 (Begräbnisliste Jüd. Friedhof Platter Straße)
[129] Sterberegister Wiesbaden 39 / 1923.
[130] Sterberegister Wiesbaden 702 / 1911.
[131] HHStAW 518 15050 (3).
[132] Ebd. (1).
[133] Die erste Adresse, unter der er aber nur zwei Tage wohnte, ist nicht klar zu entziffern, ab dem 29.11.1929 wohnte er dann in der Friedländerstraße, zuletzt, ab wann ist nicht vermerkt, in der Prager Str. 13 in Wilmersdorf. Das ist auch die Anschrift, mit der er bei der Volkszählung 1939 erfasst wurde, siehe https://www.mappingthelives.org/bio/de11534e-5490-48ea-9e40-2d640d9c8ea0?restrict_to_map_bounds=false&coordinates_show_all=false&forename=Julius&surname=Herz&res_single_fd=false&res_community=Berlin&birth_single_fd=false&death_single_fd=false&deportation_single_fd=false&emigration_single_fd=false&expulsion_single_fd=false&imprisonment_single_fd=false&lat=50.3061856&lon=12.3007083&zoom=6&map_agg=residence&language=de. (Zugriff: 10.02.2025).
[134] Ebd.
[135] Heiratsregister Berlin Wilmersdorf 429 / 1927. Ihr voller Geburtsname war Hilde Adele Julia Blankenhorn, Geburtsregister Jena 437 / 1900. Der Name der Eltern und ihre Konfession sind nicht vermerkt.
[136] Sterberegister Berlin Wilmersdorf 2091 / 1974.
[137] Sterberegister Berlin Charlottenburg 952 / 1978.
[138] HHStAW 518 15061 I (3).
[139] Heiratsregister Wiesbaden 30 / 1931.
[140] HHStAW 518 15061 I (5, 22). Der Zeuge gab zwar fälschlicherweise die Nummer 7 an, Hildegard Herz hingegen die Nummer 9a. Letztere Angabe wird durch das Wiesbadener Adressbuch von 1939 bestätigt, wonach ein Edi Herz in diesem Jahr dort gemeldet war.
[141] Ebd. (5).
[142] Ebd. (4).
[143] Ebd. (72, auch 3, 5, 26).
[144] Ebd. (33).
[145] Ebd. (92). Zwar zeigen die Zahlen eine Verzehnfachung des Einkommens im Zeitraum zwischen 1940 und 1956, da aber die hohen Inflationsraten, unter denen Argentinien schon immer litt, nicht bekannt sind, sagen die Zahlen nur wenig aus.
[146] Ebd. (94).
[147] Ebd. (38-41).
[148] Ebd. (43-46).
[149] Ebd. (38).
[150] Ebd. II (130, 133).
[151] HHStAW 519/3 317 (3).
[152] Ebd. (6).
[153] Siehe zu dieser Deportation ausführlich, Kingreen, Deportation der Juden aus Hessen, 132-169.
[154] HHStAW 518 15050 (38, 47).
[155] https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/14975-auguste-herz/. (Zugriff: 10.02.2025). Fälschlicherweise war vom tschechoslowakischen Suchdienst im Rahmen des Entschädigungsverfahrens bestätigt worden, Auguste Rosa Herz sei am 20.2.1942 mit dem Transport XII/2-682 von Wiesbaden nach Theresienstadt deportiert worden. Das damals angegebene Todesdatum, der 14.12.1942, war aber dennoch richtig. Siehe HHStAW 518 15050 (33).
[156] Sterberegister Arolsen 1311 / 1956 und 1312 / 1956. Dazu https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/20300-eduard-laser/ und https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/20305-lilli-laser/. (Zugriff: 15.12.2024). Im Verfahren zur amtlichen Todeserklärung gaben die Zeugen ihres Todes in Theresienstadt, Julius und Nelly Elkan, abweichend davon an, dass die beiden am selben Tag verstarben, Eduard Laser an Lungentuberkulose, seine Frau durch Suizid. Sie seien beim Tod der beiden persönlich anwesend gewesen und hätten bei der Beseitigung der Leichen geholfen. Siehe HHStAW 469/33 2192 (9).