Wie Ludwig Stern und Daniel Gallinger gehörte auch Paul Kornblum zu den Bewohnern des Judenhauses Lortzingstr. 7, die einst sehr erfolgreiche Geschäftsleute gewesen waren, sich nun aber an den Rand der Gesellschaft gedrängt sahen, ohne ihr ehemaliges Ansehen, ihr früheres Vermögen und Auskommen.[1] Allerdings, ähnlich wie bei Daniel Gallinger, waren dafür nicht einzig, wenn auch wesentlich, die Nazis verantwortlich. Der historische Kontext des wirtschaftlichen Niedergangs von Paul Kornblum reicht weiter zurück in die Vergangenheit und zeigt einmal mehr, wie sehr der Erste Weltkrieg und das Machstreben des Deutschen Kaiserreichs die kollektive Geschichte des vergangenen Jahrhunderts prägte und damit logischerweise auch das Lebensschicksal der Einzelnen bestimmte.
Herkunft der Familie Kornblum und das Schicksal der Geschwister von Paul Kornblum
Anders als die oben genannten stammte Paul Kornblum nicht aus dem süddeutschen, sondern dem ostdeutschen Raum, genauer aus dem damaligen Oberschlesien, das heute nach zwei verlorenen Kriegen zum Staatsgebiet Polens gehört. Geboren wurde er am 9. September 1868 in dem Städtchen Lublinitz, heute Lubliniec, mit etwa 25.000 Einwohnern. Dort hatte sein Vater Abraham Isaac Kornblum, geboren um 1830, sehr erfolgreich ein Weinhandelsgeschäft im Zentrum der Stadt aufgebaut.
Dass es so erfolgreich agieren konnte, lag daran, dass sich Abraham Kornblum nicht auf den lokalen Markt beschränkte, sondern als Großhändler Weine aus den bekannten Lagen vom Rhein und seinen Nebenflüssen nach Ostdeutschland und in den europäischen Osten insgesamt verkaufte, andererseits auch als Agent für den ebenso beliebten ungarischen Wein auftrat, den er in Deutschland vermarktete. Er belieferte nicht nur das immer konsumkräftigere Bürgertum, sondern auch den alten, noch solventen Adel. Zumindest sein Sohn Paul durfte sich später eines Hoflieferanten schmücken.[2] Zum Geschäftshaus in Mitten von Lublinitz stand auch noch ein Hotel, das ebenfalls von der Familie geführt wurde und sicher allein schon durch seine Lage ein einträgliches Unternehmen darstellte.
Allerdings galt es auch eine Vielzahl von Mündern zu stopfen. Neun Kinder waren in der Ehe von Abraham Isaac Kornblum und seiner Frau Dorothea Debora, geborene Mühsam, geboren worden. Seine Frau war am 31. Juli 1832 ebenfalls in Lublinitz als Tochter von Joseph Pincus Mühsam und Johanna Channa Pick zur Welt gekommen.[3]
Zwei Jahre nach der Geburt ihres letzten Kindes, möglicherweise im Zusammenhang mit einer weiteren Geburt, verstarb sie im Alter von 40 Jahren. Der Witwer ging keine neue Ehe mehr ein, lebte aber selbst noch weitere zwanzig Jahre. Sein Tod wurde am 26. Mai 1893 in Lublinitz registriert.[4]
Vermutlich wurden auch alle Kinder in Lublinitz geboren, wenngleich in verschiedenen genealogischen Foren immer wieder das 150 km entfernte Breslau / Wroclaw als Geburts- bzw. Sterbeorte genannt wird.[5] Fünf der neun Kinder starben noch vor der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. So auch die älteste Tochter Flora, geboren im Jahr 1854, verheiratet mit dem Kaufmann und Prokuristen Leopold Selten. Das Paar lebte in Breslau, wo auch ihre Tochter Doris am 25. Februar 1876 und ihr Bruder Fritz am 16. Dezember 1877 zur Welt kamen.[6] Später müssen sie nach Wien gezogen sein, wo Leopold Selten im Dezember 1914 und seine Witwe am 19. Juli 1929 verstarben. [7]
Das vierte Kind, Joseph, geboren 1957, starb schon im folgenden Jahr.[8] Und auch Eugenie, die 1862 das Licht der Welt erblickte musste mit nur sechs Jahren 1868 zu Grabe getragen werden[9].
Die auf Joseph folgende Tochter Marie, geboren am 23. November 1863,[10] scheint zu den Überlebenden des Holocaust gehört zu haben. Allerdings ist ihre Lebensgeschichte nicht mit Sicherheit zu rekonstruieren. Offensichtlich hatte sie aber zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt Gustav Schott aus dem schlesischen Lüben geheiratet. In der Ehe wurde zumindest ein Sohn namens Günther Lothar geboren. Da er am 6. September 1902 zur Welt kam,[11] wird die Ehe vermutlich um die Jahrhundertwende zustande gekommen sein. Wie so oft spielten hier wahrscheinlich auch geschäftliche Verbindungen eine Rolle, denn der Ehemann betrieb in Lüben eine Destillation.
Allerdings muss er schon relativ früh verstorben sein, denn im Gewerbeverzeichnis Lübens von 1927 ist zu lesen, dass ein Leopold Weiss eine Destillation betreibe, die vormals Gustav Schott gehört habe.[12] Aber schon im Breslauer Adressbuch von 1917 findet man den Namen seiner Witwe Marie mit der Anschrift Alsenstr. 93 II und dem Zusatz, „geb. Kornblum, Marie, Privatiere“. Dort blieb sie bis zum Ende der 20er Jahre wohnen, zuletzt als „Kfmsww“ – Kaufmannswitwe – eingetragen. An diese Adresse schickte ihr Bruder Paul wohl schon seit längerer Zeit monatlich 75 RM für seine inzwischen Not leidende Schwester.[13]
Wann sie dann nach Berlin zog, wo sie bei der Volkszählung im Mai 1939 als Bewohnerin der Schöneberger Str. 16a in Kreuzberg notiert wurde, konnte nicht ermittelt werden.[14] Offensichtlich – laut ‚Mapping the Lives’ – gelang es ihr dann noch 1940 in die USA zu emigrieren. Dass dies für die verarmte Frau noch möglich wurde, hatte sie ihrem Sohn zu verdanken, der bereits am 23. August 1930 von Hamburg aus auf dem Schiff „St. Louis“, das später so traurige Berühmtheit erlangen sollte, nach New York ausgewandert war.[15] Als Kontakt in Amerika hatte dieser den jüngeren Bruder seiner Mutter Kurt Kornblum, angegeben, der damals schon in Brooklyn lebte. Beim amerikanischen Zensus von 1940 wurden Sohn Günther und seine Mutter – jetzt Mary – als Bewohner dieses New Yorker Stadtteils registriert. Auch ist als letzte Anschrift von Maria Schott vor der Auswanderung Berlin eingetragen. Ihr Sohn hatte 1944 Mabel Helpin in New York geheiratet. Im folgenden Jahr verstarb Marie Schott am 25. Juli in New York. Sie hatte somit die Niederlage Deutschlands und die Befreiung vermutlich noch bewusst erleben können.[16]
Ebenfalls mit einigen Unklarheiten behaftet ist die Lebensgeschichte des oben bereits erwähnten letzten Kindes von Abraham und Dorothea Kornblum, die des am 10. September 1871 geborenen Sohns Kurt Conrad. Immerhin war er indirekt der Rettungsanker für seinen Neffen und seine Schwester in New York.
Sein Name taucht zunächst im belgischen Einwanderungsregister auf,[17] wobei das Land aber nur Durchgangsstation auf seiner Auswanderung nach Amerika war. Schon im Dezember 1897 kam er in den USA an, wo er als Auktionator tätig war. 1903 beantragte er seine Einbürgerung, die ihm auch noch im gleichen Jahr zuteilwurde.[18] Unklar ist, wann er eine Familie gründete. Laut Aufzeichnungen in den USA heiratete er am 29. Juni 1907 in New York Gabriella Chwala, die am 10. Februar 1874 in Wien zu Welt gekommen war.[19] Einer anderen Angabe zufolge, die allerdings nicht auf eine Quelle gestützt ist, soll die Ehe bereits 1893 in Wien geschlossen worden sein.[20] Für dieses Datum spricht immerhin, dass alle ihre sieben Kinder vor 1907 geboren wurden, der erste Sohn Emil noch in England, die übrigen dann in den USA.[21] Ob es sich bei dem zuvor genannten Heiratseintrag um eine zufällige Namensidentität handelt, oder, was wahrscheinlicher ist, um eine „erneute“ Heirat des Paares, weil die bisherige Ehe vielleicht nur nach jüdischem Ritus vollzogen worden war, muss offen bleiben. Während Gabriella Kornblum erst am 11. Oktober 1961 in New York verschied, war ihr Ehemann bereits am 3. Januar 1933 dort verstorben, hatte also nicht mehr erleben müssen, dass einem Hitler in seiner früheren Heimat wenige Wochen später die Macht zugefallen war.
Clara, zweitälteste Tochter von Abraham Isaak und Dorothea Kornblum, war am 15. April 1855 mit Sicherheit in Lublinitz geboren worden, wie man ihrem Sterbeeintrag aus dem Jahr 1940 ersehen kann. Sie war, so heißt es dort, am 24. November an Alters- und Kreislaufschwäche gestorben.[22] Das mag bei einer Frau, die 85 Jahre alt geworden war, zutreffen. Gleichwohl ist zu bedenken, dass es für einen Juden bzw. eine Jüdin in diesen Tagen in Berlin weder ein normales Leben, noch ein normales Sterben gab, zumal es Clara spätestens seit Beginn der 30er Jahre finanziell sehr schlecht gegangen sein muss.[23] Wann Clara den in der Urkunde erwähnten und damals bereits verstorbenen Louis Weyl geheiratet hatte, ist nicht bekannt. Der 1841 im polnischen Turek geborene Ehemann muss schon relativ früh verstorben sein, denn als am 21. Mai 1904 die Tochter Elise in Berlin die Ehe mit dem Bankbeamten und späteren Fabrikdirektor Fritz Landé einging, war er bereits tot.[24] Am 27. Juli 1905 wurde dem Paar der Sohn Rudolf Emil Louis geboren.[25] Seine Mutter Elise Landé verstarb mit nur 40 Jahren am 7. Mai 1925 in Berlin.[26] Der Witwer war am 26. April 1938 eine weitere Ehe mit der ebenfalls verwitweten Martha Knopf eingegangen. Mit ihr flüchtete er im März 1939 in die USA, wo Alfred France Knopf, ein Sohn aus der ersten Ehe von Martha Knopf, die entsprechenden Vorbereitungen für die Übersiedlung eingeleitet hatte.[27] Es blieben Fritz Landé nur noch wenige Wochen in der Freiheit. Im Juni 1939 verstarb er in New York und wurde dort auf dem Mount Richmond Cemetery beigesetzt.[28]
Eine weitere Tochter von Clara und Louis Weyl, Ilse, geboren am 30. November 1890, hatte am 21. Juni 1913 ebenfalls in Berlin den Kaufmann Julius Herzberg geehelicht. Der stammte ursprünglich aus Harburg, wo er am 5. Januar 1884 zur Welt gekommen war, wohnte aber inzwischen in der Reichshauptstadt.[29] Die Braut lebte bisher allerdings in Glogau, wo auch ihre Eltern inzwischen ihren Wohnsitz genommen hatten.
Die älteste Tochter Margarete Dorothea war am 28. Juni 1876, wie ihre Schwester Elise, aber noch in Lüben geboren worden. Auch sie war zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Berlin gegangen, wo sie mit dem Kaufmann und späteren Kunstmaler Eugen Siegfried Schacher verheiratet war. Aus dieser Ehe waren zwei Söhne hervorgegangen, zunächst am 5. Juni 1896 Gerhard,[30] dann am 29. Juni 1900 Ludwig.[31]
Gerhard, Syndikus und promovierter Staatsrechtler, heiratete am 10. März 1923 Frieda Maria Albertine Kreil, die am 3. September 1899 in Berlin geboren worden war.[32] Als Jude, Wissenschaftler und Journalist blieben ihm alle Möglichkeiten der Berufsausübung während der NS-Zeit versagt. Spätestens im Sommer 1938 hatte er Deutschland verlassen, denn im August dieses Jahres war ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen worden.[33] Sein Fluchtweg aus Deutschland ließ sich nicht mehr exakt rekonstruieren, aber offenbar war das Ehepaar zunächst in die benachbarte Tschechoslowakei geflohen, deren Staatsbürgerschaft ihm erteilt wurde. Dort war der bekannte Journalist, der als Korrespondent für so bedeutende Zeitungen wie den ‚Economist‘, die ‚Financial News‘ und den ‚Manchester Guardian Commercial‘ akkreditiert war und es sich noch leisten konnte, in einem der vornehmsten Hotels in Prag zu wohnen, auch bei der Flucht anderer verfolgter Journalisten aktiv. So verhalf er etwa der bei der KPD engagierten Journalistin Elisabeth Schwarz, alias Ruth Kröner, und deren Mutter zur Flucht nach England.[34] Wann er selbst mit seiner Frau dann nach England aufbrach, ist nicht bekannt. Von dort konnten die tschechoslowakischen Staatsbürger am 11. Januar 1943 über Kanada nach Detroit in die USA einreisen.[35] Niedergelassen hat er sich mit seiner Frau dann aber in Chicago, wo er am 23. Dezember 1954 verstarb.[36]
Über das Leben seines Bruders Ludwig ist wenig bekannt. Er war ledig als er am 19. November 1941 verstarb. Vermutlich war er auch nicht immer Arbeiter gewesen, wie es in der Sterbeurkunde heißt. Gewiss ist aber, dass Ludwig Schacher sich an diesem Tag mit Morphium das Leben genommen hat. Der unmittelbare Anlass ist nicht bekannt, aber am 14. und dann noch einmal am 17. November 1941 gingen von Berlin aus Transporte in den Osten, nach Minsk und nach Kowno. Möglicherweise stand er auf einer der Listen für diese Transporte.
Er war nicht der einzige in der Familie, der sich zu dieser Verzweiflungstat entschloss. Auch seine Tante Ilse Herzfeld, geborene Weyl, hatte wenige Wochen zuvor, am 30. Oktober, diesen Weg gewählt und sich mit einem Betäubungsmittel dem ihr zugedachten grauenhaften Tod in einem der Lager oder im Gas entzogen.[37]
Auch die Söhne von Abraham Isaak und Dorothea Kornblum erlebten die Zeit des Nationalsozialismus nur noch zum Teil. Max verstarb noch 1929, sein älterer Bruder Arthur 1934, nur der zweitjüngste Paul wurde Zeuge des allmählichen, aber umso stringenteren Ausbaus des faschistischen Herrschaftsapparats, der auch ihn und seiner Frau am Ende den Tod brachte.
Wann Arthur seine Heimatstadt Lublinitz verlassen hatte und nach Berlin zog, ist nicht bekannt. Aber schon 1890 ist er im dortigen Adressbuch mit der Anschrift Potsdamer Str. 20 verzeichnet, wo er eine Weinhandlung bzw. später auch eine Weingroßhandlung betrieb, die sich auf das Angebot von ungarischen Weinen spezialisiert hatte. In Berlin heiratete er am 8. September 1898 die evangelische Auguste Maria Treugebrodt, geboren am 1. November 1868 im schlesischen Quaritz, dem heutigen polnischen Gaworzyce.[38] Arthur Kornblum wohnte damals in der Friedrichstr. 237 und ist in dem Eintrag noch immer als Weinhändler ausgewiesen. Diesen Beruf behielt er auch in den folgenden Jahren bei. Als sein Sohn Richard Willy am 7. Januar 1904 zur Welt kam, wohnte die Familie zwar inzwischen in Charlottenburg in der Nürnberger Str. 8, aber die berufliche Tätigkeit von Arthur Kornblum hatte sich nicht geändert.[39] Noch vor dem Ersten Weltkrieg war seine Frau am 7. Juli 1912 verstorben.[40] Auch nach dem Krieg war der Witwer im Berliner Adressbuch von 1920 noch als Weinhändler registriert. Wie erfolgreich er mit seinem Geschäft war, lässt sich nicht sagen. Aber offensichtlich überstand er, wie viele andere Gewerbetreibende auch, die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg nicht. 1925 ist er im Adressbuch zunächst nur noch als Kaufmann eingetragen. Er orientierte sich dann aber beruflich neu, denn 1930 erscheint er in den Adressbüchern als Bücherrevisor. Als er dann am 31. Oktober 1934 verstarb, wohnte er noch immer in der Württembergischen Str. 34, wo er auch schon 1925 gemeldet war.[41] Wie seine Schwester Clara war auch er zuletzt verarmt und auf die finanzielle Unterstützung seines Bruders Paul angewiesen, der im monatlich 75. RM überwies.[42]
Sein Bruder Max hatte offenbar von Beginn an nichts mit dem Weinhandel zu tun. Auch er war bald seinem Bruder Arthur nach Berlin gefolgt, wo er über viele Jahre bis zu seinem Tod am 17. Juni 1929, den damals noch sein Bruder Arthur dem Standesamt meldete, in der Witzlebenstr. 23 gemeldet war.[43] Aber schon 1895 ist er als Fondmanager, hin und wieder auch als Börsenmakler, in den Adressbüchern zu finden. Auch bei ihm ist nicht bekannt, wie einträglich seine Geschäfte waren, aber immerhin konnte der zeitlebens ledig gebliebene mehr als 30 Jahre davon leben. Nach seinem Tod erbte allein sein Bruder Paul noch mehr als 10.000 RM.[44] Es muss ihm also bis zuletzt zumindest finanziell recht gut gegangen sein. Andere Spuren als die Eintragungen in den Adressbüchern und im Sterberegister konnten aber nicht gefunden werden.
Paul und Paula Kornblum
Wieso gerade der zweitjüngste Sohn Paul das elterliche Geschäft in Lublinitz nach dem Tod des Vaters 1893 übernehmen konnte, wird man nicht mehr herausfinden können. Die Schwestern waren vermutlich bei ihren jeweiligen Verheiratungen durch eine angemessene Mitgift ausgezahlt worden, wie aber die weiteren Brüder abgegolten wurden, bleibt offen. Vielleicht hatte Paul ein besonderes Interesse an dem Metier gezeigt und sich auch das größte Fachwissen angeeignet. Leider liegen nur noch wenige Akten aus der Zeit vor seinem Umzug nach Wiesbaden vor, sodass man bei der Einschätzung seines beruflichen Werdegangs auf wenige Indizien angewiesen ist. Dass er aber vermutlich ein Experte für Weine war und sein Unternehmen sogar auf Expansionskurs war, deutet seine am 1. April 1910 geschlossene Ehe mit Pauline Schönberger an.[45] Diese Beziehung begründete auch die Verbindung nach Wiesbaden und die Weinbauregionen Rheingau bzw. Rheinhessen.
Seine Frau, meist Paula genannt, stammte aus einer alten jüdischen Familie aus Wiesbaden Schierstein. Ihr Großvater Gumbel Abraham, geboren am 10. Januar 1806 in dem heute eingemeindeten Vorort Wiesbadens am Rhein, verheiratet mit Bettchen Bornheim aus Dilsheim, hatte den festen Nachnamen Schönberger angenommen. Er selbst war schon zu seinen Lebzeiten mit Pferd und Wagen, beladen mit Wein, über Land gefahren, um Rittergüter und andere solvente Kunden zu besuchen, um den Wein der heimischen Winzer zu verkaufen.
Sein Sohn Abraham Schönberger, geboren am 14. August 1833, ehelichte am 1. November 1869 Caroline Sara Adler aus Mörfelden.[46] Beide waren dann auf die andere Rheinseite gezogen, wo Abraham Schönberger 1876 im Eisgrubweg eine Weinhandlung eröffnete. Dem Paar waren im Zeitraum zwischen 1870 und 1885 – von einer Totgeburt im Jahr 1874 abgesehen – insgesamt acht Kinder geboren worden. Als der Seniorchef am 4. Februar 1892 verstarb, übernahm die Witwe als Prokuristin zumindest formal die Geschäftsleitung. Bald aber waren die beiden Söhne, der am 5. November 1872 geborene Eugen und der am 11. Mai 1881 geborene Arthur diejenigen, die die Weichen für die Zukunft des Unternehmens stellten, indem sie in die Produktion von Sekt und Schaumweinen einstiegen. Das waren zunächst Billigsekte für den – bescheidenen – „Massenkonsum“, ab etwa 1909 produzierte man sehr erfolgreich hochwertige und profitablere Sekte und auch Champagner. Als Produzent mit dem dritthöchsten Flaschenumsatz gehörte Schönberger damals als einziges jüdisches Unternehmen zur Elite der deutschen Sektkellereien, die mit etwa 150 Mitarbeitern jährlich etwa eine Million Flaschen produzierte.
Allein die trendige Reklame im Stil der Zwanziger Jahre – sowohl vom Jugendstil, als auch vom Bauhaus inspiriert – zeigt, wie erfolgreich das Unternehmen auf der Welle des Zeitgeists dieser Jahre mitschwamm. Für die Verkostung der Spitzenmarke hatte man in dem weitläufigen Kellernetz eigens einen edlen Salon eingerichtet, in dem die Gäste in plüschiger Atmosphäre die edlen Produkte verkosten und genießen konnten.[47]
Und in dieser erfolgreichen Familie, die in der gleichen Branche aktiv war, wie Paul Kornblum selbst, fand er mit Pauline Schönberger seine Lebenspartnerin. Das Paar blieb aber zunächst im oberschlesischen Lublinitz wohnen, wo ein Jahr nach der Eheschließung am 14. Januar 1911 ihr einziges Kind, der Sohn Hanns-Joachim geboren wurde.[48] Dass unabhängig von der persönlichen Bindung eine solche Geschäftsbeziehung nur von Vorteil sein konnte, liegt auf der Hand. Aber mögliche Pläne wurden nicht primär durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sondern durch sein Ende zerschlagen, an dem Deutschland als Verlierer dastand.
Das Land hatte die erheblichen Folgen der Gebietsabtretungen, wie sie im Versailler Vertrag festgelegt worden waren, zu verkraften. Im Wesentlichen ging es um solche Gebiete, die durch ihre Bodenschätze den industriellen Aufstieg des Kaiserreiches und damit auch die Entwicklung zu einer militärischen Großmacht möglich gemacht hatten. Neben dem Ruhrgebiet, gehörte Oberschließen mit seinen ergiebigen Kohlevorkommen zu den Regionen, die Deutschland abtreten sollte, zumal es dort auch eine mit Deutschen und Polen ethnisch durchmischte Bevölkerung gab. Anders als etwa in Elsass-Lothringen, das kompromisslos wieder Frankreich zugeschlagen wurde, sollte die Bevölkerung in einigen anderen Gebieten die Möglichkeit haben, darüber abzustimmen, welchem Staatsgebiet sie in Zukunft zugehörig sein wollte. So auch in Oberschlesien, wo im März 1921 dieses Plebiszit stattfinden sollte. Schon im Vorfeld war es ständig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, in die im Besondern die neu gebildeten Freikorps involviert waren. Mehrere Tausend Menschen kamen damals zu Tode. Zwar stimmten im Kreis Lublinitz nur knapp 46 Prozent der Bevölkerung für eine Zugehörigkeit zu Polen, aber 62 Prozent für Deutschland, dennoch wurde unter Berücksichtigung des Abstimmungsergebnisses in der größeren Region auch Lublinitz letztlich Polen zugeordnet.
Das hatte zwar keine oder kaum Folgen im privatrechtlichen Bereich, es gab keine Enteignungen, sodass auch Paul Kornblum seinen Weinhandel und seine Immobilien behielt, aber gerade für einen Großhändler hatte diese politische Entscheidung erhebliche Konsequenzen, denn mit einem Mal war man vom deutschen und vom westeuropäischen Markt weitgehend abgeschnitten. Paul Kornblum musste fortan vom Ausland aus seine Geschäfte betreiben. Ob er vielleicht auch antipolnische Ressentiments hegte, ist nicht bekannt, aber allein die wirtschaftlichen Konsequenzen der Abstimmung ließen ihn zu einem sogenannten „Optanten“ werden. All diejenigen, die durch die Abstimmung einem Staat zugeordnet worden waren, zu dem sie nicht gehören wollten, erhielten die Option, das jeweilige Gebiet zu verlassen und sich an einem anderen Ort ihrer Wahl niederzulassen, was natürlich mit erheblichen persönlichen Konsequenzen verbunden war. Etwa 200.000 Menschen machten trotzdem von diesem Recht Gebrauch und überschritten die Grenze, die einen in diese, die anderen in die entgegengesetzte Richtung.[49]
Auch Paul Kornblum nutzte diese Möglichkeit. Allerdings blieb er nicht, wie die meisten der Optanten, in Oberschlesien diesseits der neuen Grenze, sondern entschloss sich zu dem ganz großen Schritt und zog nach Wiesbaden. Immerhin war er zum Zeitpunkt der Abstimmung schon fast 60 Jahre alt und besaß ein Vermögen, das ihm, so glaubte er vermutlich, einen angenehmen Lebensabend in der ehemaligen Weltkurstadt und in der Nähe seiner Verwandten ermöglichen würde.
Er vollzog diesen Ortswechsel allerdings nicht sofort, sondern blieb vermutlich noch bis 1928 in Lublinitz. Wie stark der Einbruch in den Umsätzen nach der neuen Grenzziehung war, ist nicht mehr zu beurteilen, da die entsprechenden Unterlagen des Finanzamts aus früheren Jahren, die einen Vergleich ermöglichen würden, nicht mehr vorhanden sind. Die älteste, noch greifbare Aufstellung über Einnahmen und Ausgaben, stammt aus dem Jahr 1925. In diesem Jahr standen Einkünfte von 13.700 RM Ausgaben von 7.000 RM gegenüber, was einen Jahresgewinn von etwa 6.700 RM bedeuten würde.[50]
Davon müssen aber noch weitere erhebliche Aufwendungen nicht mehr zu identifizierender Art abgegangen sein, denn in seiner damaligen Steuererklärung gab er an, 2.700 RM versteuern zu müssen. Interessant ist, dass sich in den folgenden Jahren sein Einkommen trotz der neuen Verhältnisse praktisch jährlich verdoppelte. Von den 2.700 RM im Jahr 1925 stieg es im folgenden Jahr auf etwa 4.000 RM und dann im Jahr 1927 sogar auf 9.200 RM an. Im Jahr 1928 versteuerte er sogar rund 20.000 RM.[51]Da wohnte er allerdings schon in Wiesbaden.
Nicht mehr nachzuvollziehen ist zudem, wie diese Einkünfte erzielt wurden, ganz sicher nicht ausschließlich, wohl auch kaum mehr primär aus dem Weinhandel. Leider sind die Vermögensteuerakten aus den zwanziger und dreißiger Jahren nicht mehr vorhanden, sodass nicht klar ist, inwieweit diese Vermögenswerte zum jährlichen Einkommen beigetragen haben, dass sie es taten, kann man aber mit Sicherheit annehmen. Neben diesem besaß Paul Kornblum ein beträchtliches Wertpapierdepot und auch Immobilien, die sicher wesentlich zu seinem Einkommen beitrugen. Zumindest aus dem Jahr 1932 liegt als Anlage zur Einkommensteuererklärung eine diesbezügliche Auflistung vor. Demnach hatte er aus Vermietungen und Verpachtungen nach Abzug der Unkosten damals noch einen Überschiss von fast 11.000 RM erzielt. Allerdings standen – die Weltwirtschaftskrise hatte ihren Höhepunkt erreicht – diesem Verluste beim Kapitalvermögen von 1.300 RM gegenüber. Dennoch blieben ihm fast 10.000 RM Einkommen, obwohl er sein Geschäft in Lublinitz schon vor etwa vier Jahren mit dem Umzug nach Wiesbaden liquidiert hatte.[52].
Aus einem Schreiben an das Finanzamt Wiesbaden vom 2. September 1931 erfährt man noch eine weitere Einnahmequelle von Paul Kornblum. Er teilt darin mit, dass er 500 RM an Tantiemen für seine Funktion als Aufsichtsratsmitglied bei der ‚Schönberger-Cabinet AG’ erhalten habe. Seit wann er diese Aufgabe wahrnahm, ist nicht bekannt, auch nicht, ob damit eine Kapitalbeteiligung an der Firma verbunden war.
Etwas widersprüchlich angesichts der dargelegten Zahlen müssen die Briefe erscheinen, die Paul Kornblum in den Jahren dem Finanzamt Wiesbaden schrieb. Mehrfach bat er um Aufschub der anstehenden Steuerzahlungen und klagte über Rückstände bei den Mieteinnahmen. Man muss allerdings konstatieren, dass Liquiditätsprobleme trotz großer Vermögenswerte gerade in diesen Krisenjahren nicht außergewöhnlich waren. Immerhin ist auf einem der Briefe vom zuständigen Finanzbeamten notiert: „pünktl. Steuerzahler“.[53]
Er weist in diesen Briefen auch mehrfach auf die Verpflichtungen hin, die er gegenüber seinen in Not geratenen Geschwistern habe.[54] Ein Antrag auf Steuerermäßigung war am 26. Juni 1929 abgelehnt worden, weshalb er noch einmal darauf drang und dies folgendermaßen begründete: „Der Betrag der Aufwendungen von M 3000,- ist erheblich im Verhältnis zu meinem gesamten Einkommen von M 19000.-, da solcher 16% des Gesamteinkommens ausmacht und unter Berücksichtigung des Umstandes, dass ich als Deutscher mich in meiner polnisch gewordenen Heimatstadt Lublimitz i./ Oberschlesien nicht mehr halten konnte. Ich musste, um meinen Sohn deutschen Schulbesuch zu ermöglichen, mein nahezu hundertjähriges Geschäft aufgeben, sodass mir jede Möglichkeit genommen ist, mein Einkommen zu vermehren. Die Unterstützungen, die ich meinen Geschwistern schon seit langen Jahren zu Teil werden lassen muss, waren aber einem durch mein Geschäft erzielten Einkommen und bedeutend billigeren Lebensbedingungen zu Grunde gelegt. Ich musste, durch die Wohnungsnot gezwungen, gegen meinen Willen eine für meine Verhältnisse viel zu grosse und zu teuere Wohnung in Wiesbaden nehmen, da ich den Aufenthalt in hiesiger Stadt bevorzugte. Die Miete beträgt M 4200,-, sodass meine Leistungsfähigkeit mit Rücksicht auf die hohen Steuern erheblich beeinträchtigt ist.“[55]
Ob die finanzielle Lage tatsächlich so schwierig war, wie man aus den verschiedenen Schreiben eigentlich schließen müsste, oder ob es sich nur um die übliche Strategie Vermögender handelte, dem Finanzamt die eigene Lage so prekär wie möglich darzustellen, um Zahlungen zu vermeiden, sei dahingestellt. Immerhin hatte er 1928, dem ersten Jahr, in dem das Wiesbadener Finanzamt für ihn zuständig war, noch etwa 20.000 RM Einkommen versteuert, und auch 1932, im Jahr des Höhepunkts der Weltwirtschaftskrise, noch immer fast 10.000 RM.[56] Dennoch schrieb er Anfang September 1932 dem Finanzamt: „Ich bitte Sie die Güte haben zu wollen, mir die demnächst fällige Eink. Steuerzahlung bis Mitte nächsten Monats zu stunden. Ich bin im 3. Monat des Quartals mit flüssigen Geldmitteln völlig erschöpft, Bankkredite kann ich nicht mehr in Anspruch nehmen und werde ich sofort nach Eingang der Quartalsmieten im Oktober die Steuer in gewohnter Weise pünktlich entrichten.“[57]
Auch stellt sich die Frage, ob die teure Wohnung bedingt durch die Marktverhältnisse gezwungenermaßen angemietet werden musste, oder ob hier nicht auch der Wunsch nach einer angemessenen Unterkunft eine Rolle gespielt hatte. Laut seines Meldescheins hatte Paul Kornblum am 24. August 1928 eine Wohnung in der Mosbacher Str. 36 angemietet. [Bild] Als letzten Wohnsitz gab er darin allerdings nicht Lublinitz, sondern Mainz an. Vermutlich hatte er mit seiner Familie dort noch einige Wochen, vielleicht auch wenige Monate dort bei seinen Verwandten gelebt, bis der Umzug mit dem gesamten Mobiliar über die Bühne gebracht und die große Mietwohnung neu hergerichtet war. Auch eine polnische Köchin, die sie von Lublinitz mitgebracht hatten, zog mit in die Wohnung ein.
Einen Eindruck von der Exklusivität der Wohnung in der Mosbacher Straße gewinnt man aus der sehr detaillierten Aufstellung des Interieurs, die noch im Mai 1941 erstellt worden war. Die Wohnung selbst bestand aus einem Speise- und einem Herrenzimmer, einem Salon, zwei Schlafzimmern, einem Mädchenzimmer – vermutlich für die Hausangestellte – und einer Küche sowie dem Badezimmer. Der Flur bzw. die Diele muss so groß gewesen sein, dass auch sie mit Schränken, Vitrinen und sogar Sofas und Sesseln bestückt werden konnte.[58] Allein diese Wohnsituation lässt darauf schließen, dass es den Neubürgern in Wiesbaden trotz aller kleineren Widrigkeiten, von denen alle durch die Wirtschaftskrise damals betroffen waren, dennoch zunächst relativ gut ging. Leider liegen über die folgenden Jahre, in denen die Nazis ihr Herrschaftsgeflecht über Deutschland ausbreiteten, keine Steuerakten von Kornblums mehr vor. Sie enden mit dem Jahr 1932. Die Devisenakten beginnen dann erst wieder mit dem Jahr 1939, sodass eine Überlieferungslücke von etwa sieben Jahren besteht. Auch über das alltägliche Leben des Paares gibt es kaum weitere Informationen. Laut Jüdischem Adressbuch von 1935 hielt sich auch ihr Engagement in der Gemeinde eher in Grenzen. Paul Kornblum taucht nur als Mitglied im ‚Zentralverein der Juden in Deutschland’ und im ‚Jüdischen Lehrhaus’ auf, ungewiss, ob es sich dabei um mehr als eine zahlende Mitgliedschaft handelte.
Mehr weiß man über das Leben des Sohnes in diesen Jahren. Er war nach dem Umzug ebenfalls in die neue Wohnung eingezogen, nachdem er zumindest im Jahr 1925/26, aber wohl auch schon zuvor, in einer Schule in Wolfenbüttel, vermutlich einem Internat, untergebracht war, um –wie Paul Kornblum in dem oben zitierten Brief schrieb – eine deutsche Schulbildung erhalten zu können. Nach dem Umzug ging er dann in eine höhere Schule in Wiesbaden.[59] Vom 1. April 1931 an absolvierte er dann eine Lehre bei den Mainzer Verwandten in der Sektkellerei Schönberger-Cabinet AG,[60] erwarb darüber hinaus aber zusätzliche Qualifikationen in Geisenheim und Frankreich, die ihm eine sichere Karriere in der Mainzer Firma versprachen. Dort übernahm er nach dem Ende seiner Ausbildung über mehrere Jahr die Funktion eines stellvertretenden Vorstands und eines technischen Leiters. Zudem war er Champagner-Meister bei der Mainzer Filiale der renommierten Firma Heidsieck. Ab dem 1. Januar 1939 sollte er mit einem entsprechenden Gehalt gleichberechtigter erster Direktor der Schönberger-Cabinett AG werden.[61] Doch dazu kam es nicht mehr, denn nach der Reichspogromnacht wurde er während einer Geschäftsreise aus dem Auto heraus verhaftet und unter der Zugangsnummer 22021 nach Dachau eingeliefert.[62]
Am 12. Dezember 1938 wurde er wieder entlassen, allerdings mit der Auflage, Deutschland sofort zu verlassen.[63]
Mit 10 RM in der Tasche sei er im Januar 1939 nach England geflohen, wo er in Hampstead bei London von Freunden aufgenommen wurde,[64] aber zunächst auf die finanzielle Unterstützung jüdischer Hilfsorganisationen angewiesen war. Später fand er einen Job als Hilfsarbeiter bei einem Küfer und auch das Umzugsgut, das noch in Wiesbaden lagerte, konnte ihm nachgeschickt werden. Möbel und dergleichen war aber nicht dabei, stattdessen aber eine große Zahl an Büchern. In der auf drei eng beschriebenen Liste finden sich neben Schul- und Fachbüchern sowie den diversen deutschen Klassikern und Werken der Weltliteratur auch so außergewöhnliche Titel wie Upton Sinclairs Roman ‚Boston’ aus dem Malik Verlag, Arnold Zweigs ‚Streit um den Serganten Grischa’, Egon Kischs ‚Rasender Reporter’ und der Roman ‚Katrin wird Soldat’ von Adrienne Thomas, die die Nazis eigentlich längst dem Scheiterhaufen übergeben hatten.
Nicht minder interessant sind die verschiedenen Sportgeräte, die er sich hat nachkommen lassen: ein Faltboot, Fechtwaffen mit der entsprechenden Kleidung, Skier, ebenfalls mit den notwendigen Accessoires. Ganz offensichtlich war Hanns nicht nur sehr belesen, sondern auch ein sportlicher junger Mann.[65]
Im Februar 1939 wurde die Liste noch ergänzt, wie man einem Schreiben der Zollfahndungsstelle Mainz entnehmen kann. Ein Foto- und ein Vergrößerungsapparat im Wert von etwa 300 RM sollte ihm noch nachgeschickt werden. Auf die Geige im Wert von 250 RM verzichtete er. Dennoch fiel für den gesamten Lift eine DEGO-Abgabe von fast 1.000 RM an, die der Vater übernahm. Ein silbernes Ess- und Frühstücksbesteck durfte er ohne weitere Abgabe so mitnehmen.[66] Wieder einmal zeigten die Nazibürokraten ihren zynischen Humor.
Im März war das Umzugsgut noch immer nicht nach England gebracht worden, obwohl alle Gebühren gezahlt und auch die Genehmigung erteilt war. Aber Hanns hatte noch immer keine feste Adresse, wohin es hätte geliefert werden können.
Der Versuch, ihm noch einen Ring und drei weitere silberne Geschirrteile nachzuschicken, hatte wieder einen erheblichen Aufwand zur Folge. Sie mussten erst einmal wertmäßig geschätzt werden. Der Wiesbadener Auktionator Jäger, der der NS-Bürokratie für solche Zwecke gerne zu Diensten war, schätzte den Wert auf rund 750 RM.[67] Die Devisenstelle wollte die Gegenstände aber nur freigeben, wenn dafür Devisen im entsprechenden Wert abgeliefert würden. Dafür musste aber ein amtlich vereidigter Schätzer eingeschaltet werden, der eigentlich in Frankfurt saß. Paul Kornblum konnte erreichen, dass er einen Schätzer aus Mainz hinzuziehen durfte. Der bewertete die Stücke jetzt sogar mit fast 1.000 RM. Offenbar konnte der Vater die Devisen nicht auftreiben, weshalb sie weiterhin im Tresor der Dresdner Bank blieben, wo sie schon zuvor lagerten. Ein Jahr später, am 31. Mai 1940, erhielt Paul Kornblum die Mitteilung der Bank, dass sie „Silbersachen“ an die Wiesbadener öffentliche Ankaufstelle abgeliefert habe.[68] Dass dafür ein Betrag auf seinem Konto gutgeschrieben wurde, ist zumindest in dem Schreiben nicht gesagt.
Bald darauf, im Juli 1940, konnte Hanns Kornblum dann von Liverpool aus mit der ‚Samaria’ nach New York, seinem eigentlichen Fluchtziel, aufbrechen. Auch jetzt war es die Familie seines Onkels Kurt Konrad Kornblum, der selbst aber inzwischen nicht mehr lebte, auf deren Hilfe er bauen konnte. Kurts Sohn Milton Kendall in Brooklyn war derjenige, der im die Reise in die Freiheit ermöglicht hatte.[69]
Inzwischen hatte sich die Situation für die Eltern erheblich verändert. Obwohl man nicht weiß, wie lange die bisherige polnische Köchin im Haushalt war, ob sie schon quasi zur Familie gehörte, ob sie freiwillig ging oder entlassen werden musste, ist nicht bekannt, so war ihr Weggang wahrscheinlich noch am leichtesten zu verkraften. Ab dem 30. April 1939 stand dann die jüdische Hausangestellte Bella Levita aus Worms in Diensten des Ehepaars. Auch sie erlangte eine Vertrauensstellung und man teilte gemeinsam das Leid, von dem alle gleichermaßen betroffen waren. Für ihre Dienste erhielt sie zu Beginn monatlich 35 RM, dazu freie Logis und Essen. Bella Levita blieb bis zum Ende bei dem Paar, bzw. nach dem Tod von Pauline Kornblum, bei dem Witwer und versorgte ihn, solange sie konnte. Am 10. Juni 1942 musste sie ihn alleine zurücklassen, da sie an diesem Tag die Fahrt in das Gas von Sobibor antreten musste.
Bereits zuvor war auch für Paul und Paula Kornblum die Reichspogromnacht die entscheidende Zäsur gewesen, in der alle vielleicht noch vorhandenen Illusionen über die Haltung des Staates und die der Bevölkerungsmehrheit gegenüber den jüdischen Mitbürgern zerstört wurden. Die bisherigen Demütigungen und Ausgrenzungen erreichten ein neues Stadium. Im Hinblick auf den geplanten Krieg und die dafür notwendige Aufrüstung, gerieten nun einmal mehr die finanziellen Ressourcen der Juden in den Fokus. Die sogenannte „Sühnenleistung“, die den Juden nach der „Kristallnacht“ abverlangt wurde, hatte für viele die Folge, dass sie sich von ihren Immobilien und / oder Wertpapieren trennen mussten, um die nötigen liquiden Mittel aufbringen zu können.
Bisher oblag primär den Finanzämtern die Kontrolle der „jüdischen Vermögen“, jetzt meldeten sich auch andere Behörden, so die Zollfahndungs- und die Devisenstellen, die verhindern sollten, dass mit der noch forcierten Flucht der Juden aus Deutschland, auch das Kapital über die Grenze ging.
Am 18. Februar 1939 übermittelte die Zollfahndungsstelle Mainz der Frankfurter Devisenstelle ein Schreiben, das eine genaue Aufstellung des Vermögens von Paul Kornblum enthielt. Aufgeführt waren Immobilien im Wert von knapp 300.000 RM, darunter Grundbesitz in Lublinitz, ein großes Mietshaus in Oppeln im Wert von fast 200.000 RM und ein weiteres Haus, vermutlich das frühere Eltern- und Geschäftshaus in Lublinitz, das mit 14.000 RM angesetzt war. Hinzu kamen Wertpapiere in der Höhe von insgesamt 120.000 RM. Davon abzuziehen war ein Kredit bei der Dresdner Bank über knapp 38.000 RM. Zudem hatte Paul Kornblum einen weiteren Kredit in Höhe von 16.000 RM von seinem Partner und Schwager Eugen Schönberger erhalten. „Im Hinblick auf das grosse immobile Auslandsvermögen“ – Lublinitz und Oppeln waren nicht mehr deutsch – „schlage ich vor, Kornblum aufzuerlegen, einen eventuellen Verkauf seines Grundbesitzes in Oppeln Ihnen sofort mitzuteilen und den Verkaufserlös auf ein nach § 59 DevGes. gesichertes Konto einzahlen zu lassen.“[70] Kurz darauf wurde dieser Vorschlag von der Devisenstelle umgesetzt und diese übernahm fortan die Kontrolle über das Vermögen der Kornblums. Frei verfügen sollten sie ab dem 28. Februar 1939 nur noch über die Erträge ihres Kapitals und ihres Vermögens, d.h. Zinsen und Mieteinnahmen.[71] Im Mai wurde dann ein vorläufiger Freibetrag von 300 RM festgesetzt.[72]
Wie kompliziert es jetzt wurde, kann man an dem Schriftwechsel nachvollziehen, den die Rechnung der Spedition Rettenmayer für den Transport des Umzugsguts ihres Sohnes Hanns in die USA zur Folge hatte. Der Rechnungsbetrag, den der Vater begleichen wollte, belief sich auf knapp 170 RM, aber es dauerte bis Mitte August, bis die Zahlung letztendlich genehmigt wurde.[73] Immerhin geht aus dem Schriftwechsel auch hervor, dass Hanns von Anbeginn an die Absicht hatte, in die USA zu gehen und England nur als eine Zwischenstation betrachtete.
Im Juni 1940 wurde Paul Kornblum aufgefordert, der Devisenstelle erneut eine aktuelle Vermögenserklärung vorzulegen. Nach dieser Aufstellung hatte sich sein Vermögen, das nun aus Wertpapieren von etwa 80.000 RM und Immobilienbesitz von 160.000 RM bestand, inzwischen beträchtlich vermindert. Aufgeführt sind in dem Formular auch Mietrückstände in der Höhe von 2.000 RM. Offensichtlich sahen sich manche Mieter nicht mehr genötigt, die Miete an einen Wohnungseigentümer zu zahlen, der inzwischen faktisch im Ausland lebte und dazu noch Jude war. Aber die Einnahmen beliefen sich immer noch auf etwa 15.000 RM im Jahr, würden sich aber, so seine Vermutung, im folgenden Jahr halbieren.
Seine monatlichen Ausgaben bezifferte er auf 1.260 RM, wovon etwa 1.000 RM auf Wohnungsmiete und Lebensunterhalt entfielen. Mit 125 RM unterstützte er weiterhin seine 85-jährige Schwester Clara und deren Tochter Margarete Schacher, die damals in Berlin, Kurfürstendamm 185 wohnten.[74]
Angesichts seines Vermögens und seiner monatlichen Kosten bat er darum, seinen Freibetrag auf 1.260 RM zu erhöhen. Im Juni 1940 wurde ihm dieser Betrag zugestanden, allerdings wurde die Miete und die Unterstützung für die Verwandten eigens bewilligt.[75]
Zum Zeitpunkt der Abgabe dieser Vermögenserklärung hatte Paul Kornblum noch keine „Sühneleistung“ für die in der Reichspogromnacht angerichteten Schäden gezahlt. Über die exakte Höhe der gezahlten Sondersteuer lagen schon im Entschädigungsverfahren keine Unterlagen des Finanzamts mehr vor. Dass aber auch er dazu herangezogen wurde, lässt sich nachweisen. So hatte die Rhein-Main-Bank Aufzeichnungen, laut denen explizit „für Sühneleistung“ Wertpapiere im Wert von 31.600 RM an die Reichsbank abgeliefert worden waren.[76] Wann dies geschah, ist leider nicht vermerkt. Der Rest scheint ihm zunächst bis zum Abschluss der Verkaufsverhandlung über seine Immobilie in Oppeln gestundet worden zu sein, wie aus einem Mahnschreiben des Finanzamts Wiesbaden hervorgeht. Er und seine Frau, sollten noch weitere 53.400 RM, zuzüglich etwa 1.000 RM Säumniszuschlag und 270 RM Mahngebühren zahlen.[77] Im Laufe des Jahres 1940 konnte der indirekt erzwungene Verkauf des Hauses zum Abschluss gebracht werden. Es war die Stadt Oppeln selbst, die das Grundstück in der Hindenburgstr. 37 erwarb, nachdem der Kauf am 3. September 1940 genehmigt worden war. Der Kaufpreis betrug insgesamt 160.900 RM und entsprach somit exakt dem Wert, den der bisherige Eigentümer in seiner Vermögenserklärung angegeben hatte. Nach Abzug der auf Kornblum entfallenden Kosten des Verkaufs, ging von dem Erlös zunächst die Summe von 53.400 RM für Judenvermögensabgabe ab. Ein weiterer, etwa gleich großer Betrag über 55.000 RM ging ebenfalls das Finanzamt Wiesbaden und diente als Sicherung für die fällig Reichsfluchtsteuer, sollte Paul Kornblum Deutschland verlassen wollen. Auch der Restbetrag von 48.232 RM stand ihm nicht zur Verfügung, sondern wurde auf sein gesichertes Konto übertragen, auf das er keinen freien Zugriff hatte.[78]
Ebenfalls unmittelbar nach der Reichspogromnacht wurden die jüdischen Gewerbetreibenden gezwungen, sich von ihren Firmen, Geschäften und Unternehmen zu trennen. Davon war Paul Kornblum nicht mehr betroffen. Aber in dieser Verordnung über den Einsatz jüdischer Vermögen war auch bestimmt worden, dass diese ihren Schmuck und andere Gegenstände aus Edelmetall nicht mehr frei veräußern durften.
Wenige Wochen später wurde die Anordnung verschärft und die Juden verpflichtet, diese Wertgegenstände, von wenigen Ausnahmen, wie z.B. Eheringe, abgesehen, bei kommunalen Sammelstellen abzugeben.[79] Entschädigt wurden sie dafür mit einem nach Gewicht bemessenen Betrag, der in keinem Verhältnis zu dem tatsächlichen Wert des Schmucks stand. Eine lange, sich in der Entschädigungsakte enthaltene Liste der damals abgegebenen Schmuckstücke zeugt einmal mehr vom früheren Reichtum der Familie, aber auch von dem dreisten Raub, den das Regime an der jüdischen Bevölkerung beging.[80] Leider sind die Werte dieser Stücke nicht angegeben, aber immerhin liegt das Gutachten eines Juweliers für ein silbernes Tablett, eine Zuckerdose, eine Suppenkelle und einen Brillantring aus dem Jahr 1939 vor, die alleine insgesamt einen Wert von 1.000 RM hatten.[81] Man kann zumindest ahnen, welche diesbezüglichen Werte Kornblums damals entzogen wurden. Laut einem weiteren Beleg aus dem Mai 1939 wurden damals neben Münz- und Bruchgold auch diverse Armbanduhren, Broschen und Ringe abgegeben, für die 1.300 RM ausgezahlt wurden.[82]
Im Sommer 1941 hatte auch Paul Kornblum gemäß der Anordnung des Reichswirtschaftsministeriums seine Aktien und andere Wertpapiere in Deutsche Reichsschatzanweisungen eintauschen müssen, damals im Wert von 36.500 RM.[83]
Eine ebenfalls lange Liste zählt die Pelze und Wollsachen auf, die Kornblums im Rahmen der „Sammelaktion für die Ostfront“ Anfang Januar 1942 abgeben mussten. Dafür gab es inzwischen auf keine Abfindung mehr. Ein Großteil dieser Garderobe hatte vermutlich Paula Kornblum gehört. Sie war an einer schweren Herzmuskelschädigung, unter der sie schon seit vielen Jahren gelitten hatte, am 17. September 1940 in Wiesbaden verstorben.[84] Offenbar hatte sie ihre letzten Lebenswochen im Krankenhaus verbracht, denn in der Devisenakte ist eine Krankenhausrechnung vom 10. Oktober 1940 über 175 RM enthalten, die, wie auch die Rechnung für den Grabstein und die Bestattung von insgesamt 720 RM, außerhalb des normalen Freibetrags vom gesicherten Konto beglichen werden durften.[85]
Trotz ihres langen Leidens hatte ihr Tod wenigstens die positive Folge, dass sie nicht mehr die schlimmsten Monate der Verfolgung ertragen und auch nicht mehr mit ihrem Mann und der Haushaltshilfe Frau Levita Mitte Mai 1941 in das Judenhaus ziehen musste.
Im Mai 1942 forderte die Devisenstelle noch einmal eine Aufstellung über die Lebenshaltungskosten von Paul Kornblum. Das entsprechende Schreiben war mit der Bemerkung „Empfänger Mosbacherstr. unbekannt verzogen“ an die Devisenstelle zurückgegangen. Da wohnte er schon seit einem Jahr nicht mehr in dem schönen Haus in der Mosbacher Straße. Die NSDAP, Ortsgruppe Süd, war im Unterschied zu den Behörden durch den zuständigen Zellenleiter bereits am 8. November 1941 von der neuen Adresse von Paul Kornblum und Bella Levita unterrichtet worden. Als damals die Ortsgruppe ihre Zuträger aufgefordert hatte, alle Juden in ihren Zellen bzw. Blocks zwecks Arbeitseinsatz zu melden, standen Paul Kornblum und Bella Levita zusammen mit zwölf weiteren Jüdinnen und Juden auf der Meldung des Zellenwarts der Zelle 10.[86] Die Devisenstelle konnte erst durch eine Nachfrage beim Einwohnermeldeamt seine neue Adresse in Erfahrung bringen: „Angefragter kam am 12.5.1941 nach hier, Lortzingstraße 7 zur Ummeldung und ist bis jetzt noch so gemeldet“, war die Auskunft.[87]
In einem beiliegenden Brief zur geforderten Aufstellung entschuldigte sich Paul Kornblum bei der Behörde dafür, dass er den Umzug nicht, wie eigentlich gefordert, sofort gemeldet hatte. Der Umzug sei seinerzeit „unvorhergesehen“ und für ihn selbst „völlig überraschend“ erfolgt. Wenn auch nicht explizit gesagt, so kann man aus diesen Formulierungen dennoch schließen, dass er und seine Angestellten kurzfristig und zwangsweise in das Judenhaus in der Lortzingstr. 7 hatten umziehen müssen.
Aus der beiliegenden Kostenaufstellung vom 22. Mai 1942 geht hervor, dass er monatlich etwa 630 RM für seinen Lebensunterhalt veranschlagte. Unter den detailliert aufgeführten Posten ist die Hausangestellte Bella Levita jetzt mit Kosten von 130 RM vertreten. Nicht nur Kosten für Essen und Unterkunft, sondern auch Sozialabgaben für sie waren in dem Betrag eingeschlossen.[88]
Nach Übermittlung der Informationen, senkte die Devisenstelle erneut den Freibetrag, diesmal auf 450 RM. Der Tod seiner Schwester Clara und deren Tochter Margarete Schacher im Abstand von nur wenigen Wochen im Jahr 1940 in Berlin, womit die Unterstützungszahlungen an sie wegfielen, nahm die Behörde zum Anlass für diese Kürzung.[89] Er benötigte auch nicht mehr viel Geld, denn, nachdem Bella Levita bereits am 10. Juni 1942 deportiert worden war, blieben auch ihm nur noch knapp drei Monate Zeit, bis auch er den Zug in den Osten besteigen musste. Das, was er noch besaß, wurde ihm zuletzt auch noch genommen. Unklar ist, welche Möbel er überhaupt noch mit in das Judenhaus hatte nehmen können. Vielleicht war manches schon versteigert worden, aber auch diese Erträgnisse hätten auf das gesicherte Konto eingezahlt werden müssen. Mit der Deportation verfiel der Rest des Vermögens dem Deutschen Reich. Auch hier hat die Rhein-Main-Bank genauestens Buch über die der Reichsbank übergebenen Wertpapiere geführt. Ihr damaliger Wert ist aber nur schwer zu ermitteln, da es sich auch um ausländische Papiere handelte. Allerdings wurde diese dann verkauft und der Erlös von knapp 15.000 RM bei der Reichshauptkasse eingezahlt, weitere 12.000 RM wurden dem Finanzamt Wiesbaden überwiesen.[90]
Verwunderlich ist, dass – wie bei so vermögenden Juden sonst üblich -, es in den Unterlagen keinen Hinweis auf den Abschluss eines sogenannten Heimeinkaufsvertrags gibt. Mit diesen Verträgen sicherte sich die SS einen Teil des Vermögens der Opfer, indem sie ihnen vorgaukelte, durch den Abschluss eines solchen Vertrages, der jeweils an die Vermögenssituation des „Vertragspartners“ angepasst war, seien sie zukünftig von allen finanziellen Sorgen befreit, da die SS für Unterkunft, Verpflegung und Pflege aufkommen würde. Dass das eine Illusion war, merkten die Betrogenen spätestens bei ihrer Ankunft in Theresienstadt.
Diese Verträge und auch alle sonstigen bürokratischen Formalitäten der Deportation wurden noch in Wiesbaden, in der zur Sammelstelle umfunktionierten Synagoge in der Friedrichstr. 33 abgeschlossen. Dort hatten sich die zumeist alten Männer und Frauen am letzten Sabbat im August 1942 einzufinden. Am regnerischen Morgen des 1. September wurden 365 Jüdinnen und Juden durch die Straßen zur Viehverladestation des Schlachthofs am Hauptbahnhof getrieben, wo sie den Zug „in den Osten“ besteigen mussten. Seinen ersten Stopp machte er in Frankfurt, wo in der Großmarkthalle inzwischen weitere 750 Menschen versammelt waren, die zuvor das gleiche entwürdigende Prozedere hatten über sich ergehen lassen müssen. Am Morgen des 2. September 1942 nahm der Zug mit der Bezeichnung XII/2 seine Fahrt nach Theresienstadt auf, das noch am gleichen Tag erreicht wurde.[91] Paul Kornblum blieben noch knapp vier Monate Lebenszeit. Am Heiligen Abend des Jahres 1942 wurde er in Theresienstadt ermordet.[92]
Nachdem sein Sohn Hanns im Juli 1940 in den Vereinigten Staaten angekommen war, begann trotz der Verbindungen zur Familie seines Onkels für ihn, wie auch für die meisten Flüchtlinge, zunächst eine schwierige Zeit. Es gab Phasen der Arbeitslosigkeit, unterbrochen von kurzen Beschäftigungen als Tagelöhner, so etwa als Sortierer bei einem Altwarenhändler. In den ersten beiden Jahren habe sein Lebensstandard nie den eines einfachen Arbeiters überschritten. Hätten die Nazis nicht seine Karriere zerstört, so argumentierte er im Entschädigungsverfahren, so hätte er in diesen Jahren den hoch dotierten Posten eines Direktors bei der Mainzer Sektkellerei innegehabt.[93]
In den Jahren von 1941 bis 1951 konnte er allmählich sein Einkommen von etwa 1.500 Dollar auf 8.500 Dollar im Jahr steigern. In dieser Zeit arbeitete er vermutlich auf einem Weingut in Santa Rosa in Kalifornien, wo er für die Sektproduktion verantwortlich war.[94]
Im Mai 1952 gründete er mit geliehenem Geld dann eine eigene Sektkellerei in Kalifornien, aber es dauerte mehrere Jahre, bis er damit einen Gewinn erwirtschaften konnte, mit dem er seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte.[95] Er hatte seinem Unternehmen den Namen „Third Generation Champagne“ gegeben und damit an die Tradition angeschlossen, die ihn über seine Mutter mit der arisierten Mainzer Firma verband. Am 20. November 1958 heiratete Hanns Kornell, den neuen Nachnamen hatte er in den USA angenommen, die am 3. Dezember 1922 im kalifornischen Solano geborene Marilouise Patricia Rossini.[96]
Dem Paar wurden mit Paula und Peter Hanns zwei Kinder geschenkt. Hanns Kornell verstarb am 17. Juli 1994 in St. Helena, in Napa, dem bedeutendsten Weinbaugebiet Kaliforniens. Da er auf einem katholischen Friedhof beigesetzt wurde, wird er vermutlich dieser Kongregation inzwischen beigetreten sein.[97] Eigentlich müsste das Unternehmen heute „Forth Generation Champagne“ heißen, denn die Tochter von Hanns, Paula Kornell – vermutlich benannt nach ihrer Großmutter -, führt heute das Unternehmen, das sich im Laufe der Jahre mit viel Erfolg auf dem Markt etabliert hat, sozusagen in der vierten Generation.
Sektkellerei Schönberger
Wie oben bereits erwähnt, waren Abraham und Karoline Schönberger insgesamt acht Kinder geschenkt worden. Als erste kam am 3. September 1870 die Tochter Bertha Sara zur Welt,[98] gefolgt am 5. November 1872 von dem ältesten Sohn Isaac. Isaac nahm am 27. November 1908 mit Genehmigung der Großherzoglichen hessischen Regierung den Zweitnamen Eugen an, den er schon seit vielen Jahren im Geschäftsleben genutzt hatte.[99] Ob diese bewusste Distanzierung von seinen jüdischen Wurzeln aus innerer Überzeugung geschah oder der Abwehr geschäftsschädigender antisemitischer Anfeindungen diente, ist nicht bekannt. Später gehörte er, wie auch seine Frau, im amerikanischen Exil aber wieder zu den aktiven Mitgliedern der dortigen jüdischen Gemeinde. Nach ihm wurde am 8. Januar 1873 die Tochter Johannette geboren, die aber im Allgemeinen nur Jenny gerufen wurde.[100] Nach dem Umzug nach Mainz kam dort am 17. Juli 1874 eine namenlos gebliebene Totgeburt zur Welt.[101] Danach wurden wieder zwei Töchter geboren, zunächst am 7. März 1878 Rosa und Ende des folgenden Jahres Pauline, die spätere Ehefrau von Paul Kornblum.[102] Bevor am 25. März 1883 Recha und am 27. Januar 1885 als letztes Kind Laura das Licht der Welt erblickten, war am 11. Mai 1881 mit Arthur noch ein weiterer Sohn geboren worden.[103]
Nur zwei der zahlreichen Geschwister von Pauline Kornblum gelang es, die Zeit des Nationalsozialismus zu überleben.[104] Einige waren schon zuvor verstorben, andere wurden ermordet oder nahmen sich aus Verzweiflung selbst das Leben. Ihr Bruder Eugen war der Einzige aus dieser Generation, dem nach der geglückten Flucht noch ein langes und erfolgreiches Leben im sicheren amerikanischen Exil vergönnt war. Auch seine Schwester Rosa überlebte, aber vermutlich unter ungleich schwierigeren Verhältnissen in Lateinamerika.
Eugen war der eigentliche Gründer der später so berühmten „Sektkellerei Schönberger Cabinet AG“. Aber auch sein jüngerer Bruder Arthur war bestens auf die zukünftige Führung des elterlichen Unternehmens vorbereitet worden, das zuletzt neben dem Weinhandel auch in die Produktion von Schaumweinen eingestiegen war. Während Eugen Isaac sich vorrangig auf die kaufmännischen Bereiche konzentrierte, qualifizierte sich Arthur als Önologe primär für die handwerklichen Aspekte der Sektherstellung. Nach dem Tod ihres Vaters Abraham am 4. Februar 1892 in Mainz [105] übernahm zunächst noch die Mutter die Leitung des Unternehmens. Mit dem Einstieg von Arthur in die Firma wurde der Weinhandel aufgegeben und die Brüder konzentrierten sich von nun an ausschließlich auf die Produktion von zunächst eher preiswerten Schaumweinen. Ihre ledige Schwester Bertha erhielt im Unternehmen die Stellung einer Prokuristin. Etwa ab 1910 gab man dann die billige Schaumweinproduktion auf und produzierte ausschließlich hochwertige Sekte und sogar Champagner, der im französischen Epernay hergestellt und von dort aus auch vertrieben wurde. Der Firmensitz in Mainz wurde samt umfangreicher Produktionsanlagen für den Sekt nun in die Walpodenstr. 5 verlegt, wo auch die Kunden im entsprechenden Ambiente die Produkte der Sektkellerei testen und genießen konnten. Das Unternehmen agiert so erfolgreich am Markt, dass auch weitere kleinere Kellereien aufgekauft und eingegliedert werden konnten. Nach dem Tod der Mutter am 21. Januar 1921 [106] wurde das Unternehmen im folgenden Jahr in eine AG mit einem Grundkapital von 1 Million RM umgewandelt.[107] Strukturell war die Firma somit am Beginn der sogenannten Goldenen Zwanzigerjahre für eine weitere Expansion bestens gerüstet.
Das Renommee, das sich die Familie in den Kreisen der heimischen Wirtschaft erworben hatte, zeigte sich auch darin, das Eugen Schönberger auch in der IHK eine wichtige Stellung als Handelsrichter und Sachverständiger für sein Metier übernommen hatte.
Einen Einschnitt für die weitere Entwicklung des Unternehmens markiert der frühe Tod von Arthur Schönberger am 7. Dezember 1931.[108] Die Firma wurde nun von seinem Bruder Eugen und seiner Schwester Bertha gemeinsam weitergeführt. Allerdings waren aus der Ehe des Verstorbenen mit Johanna, geborene Dreyfuss, zwei Kinder hervorgegangen. Am 12. November 1914 war zunächst der Sohn Egon geboren worden und sechs Jahre später am 8. März 1920 die Tochter Doris.[109]
Es war Egon, der in die Fußstapfen seines Vaters trat und sich auf die zukünftige Leitung des Unternehmens vorbereitete. Sein Onkel Eugen und auch die Tante Bertha waren damals noch ledig und auch später ohne eigene Nachkommen. Nach dem Abitur arbeitete Egon zunächst ein Jahr im Betrieb der Familie, bevor er ein Jurastudium aufnahm. Da die Nazis Juden den Zugang zu den deutschen Hochschulen schon im April 1933 untersagten, war er gezwungen, seine Studien im Ausland, in Frankreich, England und der Schweiz, fortzuführen. In den sechs Jahren, die er dort verbrachte – nur in den Semesterferien kehrte er nach Mainz zurück – volontierte er immer auch in diversen Kellereien, darunter auch in der renommierten Firma ‚Champagne Heidsieck & Co.’ in Reims. Gerade zu dieser Firma pflegte man seit vielen Jahren eine intensive und enge Geschäftsbeziehung.[110]
Nachdem die Lage für Juden in Deutschland nach der Reichspogromnacht immer bedrohlicher wurde, riet Eugen Schönberger seinem Neffen, im Ausland zu bleiben. Dieser studierte damals gerade in der Schweiz, wo er 1939, bevor er die Flucht aus Europa ergriff, mit einer juristischen Arbeit über die Handelsbräuche und die Gesetzgebung für die Herstellung von Schaumweinen noch promoviert wurde. Anfang August des gleichen Jahres konnte er als einer von insgesamt nur 300 jüdischen Flüchtlingen dann nach Neuseeland aufbrechen, ein Land, das für ihn zu einer neuen Heimat wurde.
Sein Onkel Eugen hatte ohne Erfolg versucht, von Europa aus seinem Neffen über britische Kontakte einen Job in der neuseeländischen Weinindustrie zu verschaffen. Noch war dieser Wirtschaftszweig dort aber kaum entwickelt, sodass er sich zunächst als Farmarbeiter verdingen musste. Später verdiente er seinen Lebensunterhalt als Bibliothekar. Kurz nachdem er mit einem Freund Vorbereitungen getroffen hatte, um in Neuseeland wieder in die Weinproduktion einzusteigen, verstarb er im Alter von 63 Jahren tragischerweise an den Folgen eines ärztlichen Kunstfehlers bei einer Hüftoperation.[111]
Eugen Schönberger hatte erst spät, 1933 im Alter von etwa 60 Jahren, die mehr als dreißig Jahre jüngere, 1904 in Berlin geborene Edith Falk geheiratet.[112] Nicht nur im Privaten, sondern wegen der politischen Veränderungen markiert dieses Jahr aber auch eine entscheidende Zäsur für die ‚Schönberger Cabinet AG‘. Zunächst war es der Familie noch über mehrere Jahre gelungen, den Zugriff des NS-Regimes auf das Unternehmen abzuwehren. Im April 1933 hatte man Eugen Schönberger, der im Zuge der „Säuberungen“ seinen Posten bei der in der IHK-Mainz niedergelegt hatte, sogar noch für seine verdienstvolle Mitarbeit gedankt und 1936 bescheinigte die Deutsche Bank dem bestens geführten Unternehmen seine „gesunde und liquide Lage“.[113]
Aber schon im Sommer 1938 wurden alle jüdischen Mitglieder der Unternehmensleitung und des Aufsichtsrats ihrer Stellung enthoben.[114] Nach der „Kristallnacht“ und der neuen ‚Verordnung über den Einsatz jüdischer Vermögen’ musste die Familie dann endgültig jegliche Hoffnung, das Unternehmen behalten zu können, aufgeben. Während des Pogroms hatte sich Eugen Schönberger, als sein Haus in der Walpodenstraße angegriffen und von dem SA-Mob demoliert wurde, zunächst noch bei seinem Chauffeur verstecken können, aber nach zwei Stunden wurde er dort aufgespürt. Man legte ihm einen fertigen Kaufvertrag über die Firma vor, den er zu unterschreiben gezwungen wurde. Auf die Frage, was geschehen würde, falls er sich weigern würde, soll er die lapidare Auskunft erhalten haben: „Dann bist du innerhalb von fünf Minuten tot.“[115]
Offiziell erwarb der Wiesbadener Weinhändler Dr. Wilhelm Ruthe mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer Mainz die Sektkellerei,[116] die von da ab unter dem neuen Namen „Alt-Mainz“ weitergeführt wurde.[117] Einen Anteil von 20 Prozent hatte sich der NS-Außenminister Ribbentrop unter den Nagel gerissen, der durch seine Ehe mit Anna Elisabeth Henkell selbst seit der Zeit der Weimarer Republik im Sekt- und Weinhandel aktiv war.
Neben dem Raub der Firma selbst griff der Staat auch nach dem noch vorhandenen sonstigen Vermögen. Aus einem teilweise zerstörten Dokument kann man entnehmen, dass Eugen Schönberger allein fast 200.000 RM an Judenvermögensabgabe zu zahlen hatte, seine Schwägerin Johanna Schönberger, die Witwe von Arthur Schönberger, mehr als 100.000 RM. Für ihre Kinder fielen zusätzlich rund 50.000 RM an. Als Sicherung für die Reichsfluchtsteuer wurden bei Eugen Schönberger 130.000 RM und bei Johanna Schönberger 110.000 RM verlangt. Über die ‚Reichsvereinigung der Juden’ erhielt faktisch die SS von beiden zusammen noch einmal 110.000 RM.[118] Insgesamt hatte man den beiden Mitgliedern der Familie somit die horrende Summe von 700.000 RM entzogen.
Nach der Zahlung flohen Eugen Schönberger und seine Frau sowie seine Schwägerin Johanna mit ihrer Tochter Doris dank der Hilfe eines französischen Geschäftspartners namens Paul Eveque im Dezember 1939 nun „legal“ in das linksrheinische Nachbarland.[119] Aber gerettet waren sie damit keineswegs. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich im Mai 1940 wurden Johanna Schönberger und ihre Tochter sowie Eugens Frau Edith in Gurs interniert, Eugen selbst konnte sich hingegen der Verhaftung entziehen.[120] Ihm war es später noch möglich, seine Frau aus dem Lager herauszuholen. Zusammen überlebten sie zwei Jahre im Untergrund und konnten dann ihre Flucht über Spanien und Portugal fortsetzen.
1941 erreichte das Paar von Lissabon aus kommend am 25. August in New York die USA,[121] wo es Eugen Schönberger später gelang, an seine erfolgreiche Karriere in Deutschland anzuknüpfen. Aber die ersten Jahre waren auch für ihn hart. Als Flaschenfüller, Keller-Reiniger und Packer stieg er wieder ganz unten in die ihm vertraute Branche ein. Es war sein Neffe Hanns Kornell, der Sohn von Paul und Paula Kornblum, der ihm auf dem Weingut Fountaingrove im kalifornischen Santa Rosa, wo dieser damals die Sektproduktion leitete, den Job vermittelt hatte.[122] Eugen Schönberger, damals etwa 70 Jahre alt, arbeitete sich hoch und wurde bei ‚Cooks Imperial Champagne Inc’ zunächst Champagne-Maker, dann bald Vice-Präsident des Unternehmens. Mit 82 Jahren stieg er aus der Firma aus, um sich ausschließlich der Rückerstattung seiner früheren Firma in Mainz zu widmen, was letztlich auch gelang. Das Unternehmen erhielt auch seinen alten Namen zurück und war in den 60er Jahren in Hochheim am Main ansässig.[123]
Das Paar lebte etwa zehn Jahre in St. Louis, Missouri, wo sich Edith Schönberger besonders in der zionistisch ausgerichteten Frauenorganisation Hadassah engagierte. Zu seinem 90sten Geburtstag übermittelte man dem seit 1952 in San Francisco lebenden Eugen Schönberger ein Glückwunschschreiben, in dem es hieß: „Mit großer Bewunderung und Hochschätzung grüßen wir an diesem Jubeltag den Senior und Gründer unseres Hauses und versichern, daß wir trotz der Unbill der Zeiten das große Werk nach besten Kräften fortsetzen werden.“[124] Eugen Schönberger verstarb am 5. März 1970 nur wenige Monate vor Vollendung des 100sten Lebensjahres.[125] Er wurde im Familiengrab auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Mainz beigesetzt.
Seine Frau, die sich in den USA immer sehr intensiv in der jüdischen Gemeinde engagierte, ging nach dem Tod ihres Mannes 1974 noch eine Ehe mit dem Arzt Dr. Kaufmann ein. Sie verstarb am 2. Februar 1995 ebenfalls in einem hohen Alter von mehr als 90 Jahren in San Francisco.[126]
Nicht alle Familienmitglieder waren letztlich so gut durch die „Unbill der Zeiten“ gekommen – eine der typischen Formulierungen der 60er Jahre, mit denen wortgewaltig über die jüngste Vergangenheit geschwiegen wurde. Johanna Schönberger blieb mit ihrer Tochter in Gurs. Bis 1942 gab es noch vereinzelt Kontakt mit ihrem Schwager in Kalifornien. Der Versuch anderer Familienmitglieder, den beiden im August 1941 von Mainz aus Geld zukommen zu lassen – es ging nur um 20 RM monatlich -, scheiterte an der Weigerung der Devisenstelle, das Geld freizugeben.[127]
Doris arbeitete im Lazarett des Lagers und hatte, so ist den Briefen von Überlebenden, aber auch eigenen Briefen, die bis 1941 aus dem Lager heraus gelangten,[128] zu entnehmen, nie den Mut und die Zuversicht auf ein besseres Leben in der Zukunft verloren. In diesem Jahr erhielt auch ihr Sohn bzw. Bruder Egon in Neuseeland noch eine Nachricht aus Gurs.[129] Immerhin wusste er, dass sie damals noch am Leben waren.
Auch ihre Mutter muss all das Leid in diesem Lager mit sehr viel Kraft ertragen haben, sogar anderen mit ihrem Mut geholfen haben. So schrieb ein Dr. Bacharach später an Egon Schönberger in Neuseeland: „Ich habe viele Tausende von Menschen in unterschiedlichen Situationen und Krisen gesehen, aber selten Menschen wie Doris und ihre Mutter, wie sie zusammengehalten und diese Situationen ertragen haben und weitermachen konnten und eine so normale, freundschaftliche Beziehung zwischen Mutter und Tochter hatten.“[130] Aber alle Kraft hat sie nicht retten können. Ihr Sohn in Neuseeland und die übrigen Verwandten in den USA versuchten nach dem Krieg etwas über ihr Schicksal herauszufinden. Am 13. September 1946 erhielten sie dann vom Jewish Refugees Committee die traurige Gewissheit, dass beide in der Shoa ermordet worden waren: “With reference to the enquiry you submitted for the whereabouts of your mother and sister, Johanna and Doris Schoenberger, we are now sorry to inform you that, according to information recieved from the United Kingdom Search Bureau, Johanna Schoenberger and her daughter, Doris, were deported from Drancy to Auschwitz on the 8th October, 1942. We deeply regret that we are not in a position to let you have more comforting news.”[131]
Von Drancy aus, dem Sammellager bei Paris, von wo aus sie noch eine letzte Nachricht an einen Bekannten aus Gurs verschicken konnten, waren sie am 6. August 1942 mit etwa 1100 weiteren bisher Internierten in die Gaskammern von Auschwitz deportiert worden.
Paulines Schwestern Bertha, geboren am 3. September 1870, und ihre weitere Schwester Johannette, genannt Jenny, geboren am 8. Januar 1873, waren nicht geflohen, sondern hatten in Mainz ausgeharrt. Sie hatten in der Kaiserstr. 21 gewohnt, waren aber dann zwangsweise in das Judenhaus Karrillonstr. 54 eingewiesen worden. Angesichts ihrer geplanten Deportation entschlossen sich beide, diesen letzten Leidensweg nicht mehr zu gehen. Bertha nahm sich am 18. August 1942 das Leben,[132] ihre Schwester Jenny flüchtete etwa vier Wochen später, am 11. September 1942, in den Tod.[133]
Über das Schicksal der am 7. März 1878 in Mainz geborenen Rosa Schönberger konnten nur wenige Informationen gefunden werden. Sie hatte 29. Januar 1908 in Mainz den aus Nordhessen stammenden Kaufmann Meier Moritz Katzenstein geheiratet, wo dieser Familienname sehr verbreitet ist.[134] Geboren am 12. April 1870 in Sontra, war er das zweitletzte von insgesamt sieben Kindern von Ruben Bar Katzenstein und seiner Frau Mina / Minchen, die aber beide bereits tot waren, als die Ehe geschlossen wurde. Meier Katzenstein selbst verstarb am 12. Juni 1937 in Darmstadt, wo er im selben Jahr noch als Händler für „Zigarren en gros“ im dortigen Adressbuch mit der Anschrift Mackensenstr. 22 eingetragen war.
Im folgenden Adressbuch von 1940 ist weder er noch seine Witwe gelistet. Vermutlich war sie nach dem Tod ihres Mannes zurück in ihre Heimatstadt Mainz gezogen, denn dort wurde am 9. Januar 1939 auf ihrer Heiratsurkunde die Annahme des Zwangsnamens Sara eingetragen. Eine letzte Spur hat Michael Phillips gefunden. In seiner verdienstvollen Arbeit über die jüdischen Bewohner der Mainzer Kaiserstraße, über ihre Geschäfte und familiären Bindungen und über ihre verschiedenen Schicksale in der NS-Zeit erfährt man en passant, dass Rosa Katzenstein zusammen mit ihren Schwestern Bertha und Jenny ebenfalls zuletzt in dieser Straße im Haus mit der Nummer 21 gewohnt hatte und im März 1941 in Argentinien angekommen sei.[135]
Sie gehörte also ganz offenbar zu den Überlebenden, aber wie die damals 63-jährigen Witwe in das fremde Land gelangte, wie es ihr dort erging und ob sie alleine oder mit Bekannten oder Freunden dort lebte, ist nicht bekannt. Auch stellt sich die Frage, was die beiden Schwestern daran hinderte, mit ihr die Flucht zu ergreifen? Man wird sicher davon ausgehen müssen, dass für Rosa Katzenstein, trotz der gefundenen Freiheit, trotz der Freude, dem Morden entkommen zu sein, die Lebenszeit, die ihr im Exil noch blieb, von großen Belastungen geprägt gewesen sein wird.
Veröffentlicht: 18. 10. 2024
Anmerkungen:
[1] Für Paul und Paula Kornblum hat das Aktive Museum Spiegelgasse ein Erinnerungsblatt veröffentlicht, für das die Humboldtschule, die heute in dem Haus in der Mosbacherstr. 36 untergebracht ist, in der Kornblums vor ihrem Umzug in das Judenhaus wohnten, die Patenschaft übernommen hat. Siehe https://www.am-spiegelgasse.de/offline/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Kornblum.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_s%C3%A4chsischer_Hoflieferanten. (Zugriff: 10.10.2024).
[3] https://www.genealogieonline.nl/de/lax-family-tree/P5026.php. (Zugriff: 10.10.2024).
[4] Ebd.
[5] So wird z. B. in https://www.genealogieonline.nl/de/lax-family-tree/P6501.php (Zugriff: 10.10.2024) mehrfach als Geburtsort der Kinder Breslau bzw. Wroclaw angegeben, obwohl z.B. im Fall von Clara oder Arthur aus den Heirats- oder Sterbeurkunden eindeutig hervorgeht, dass sie in Lublinitz geboren wurden. Siehe Sterberegister Berlin Mitte 5480 / 1940 für Clara Kornblum und Heiratsregister Berlin VI 853 / 1898 für Arthur Kornblum.
[6] https://www.genealogieonline.nl/de/lax-family-tree/P8524.php. (Zugriff: 10.10.2024). Dazu Geburtsregister Breslau 904 / 1876. Die Tochter war später mit Richard Oelsner verheiratet.
[7] https://www.genealogieonline.nl/de/lax-family-tree/P6500.php. (Zugriff: 10.10.2024).
[8] https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/119141403/person/410182677639/facts?_phsrc=svo5290&_phstart=successSource. (Zugriff: 10.10.2024).
[9] https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/119141403/person/410182677640/facts. (Zugriff: 10.10.2024).
[10] https://www.mappingthelives.org/bio/4a66b55f-d4a3-4d58-8d09-5a5d1d9b943c. (Zugriff: 10.10.2024).
[11] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2280/images/31301_168449-01050?pId=1370650. (Zugriff: 10.10.2024).
[12] http://www.lueben-damals.de/adressbuch.html. (Zugriff: 10.10.2024).
[13] HHStAW 685 412a (42).
[14] https://www.mappingthelives.org/bio/4a66b55f-d4a3-4d58-8d09-5a5d1d9b943c. (Zugriff: 10.10.2024).
[15] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2499/images/31301_168449-01049?pId=4189129. (Zugriff: 10.10.2024).
[16] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/4314387%3A9131. (Zugriff: 10.10.2024). Völlig falsch sind die Angaben auf einer anderen Ancestry-Seite und in GENI, sie sei schon 1884 verstorben, siehe https://www.ancestry.de/family-tree/pt/PersonMatch.aspx?tid=86879386&pid=120017258538 und https://www.geni.com/people/Marie-Schott/6000000023429908943. (Zugriff: 10.10.2024).
[17] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/9790/images/MM9.3.1_2FTH-266-13035-115429-18?pId=10326. (Zugriff: 10.10.2024).
[18] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/401268%3A2280 und https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/377707%3A7733. (Zugriff: 10.10.2024).
[19] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/1202558%3A9105 (Zugriff: 10.10.2024)..
[20] https://www.familysearch.org/tree/person/details/K69P-CS8. (Zugriff: 10.10.2024)
[21] Bei den Kindern handelt es sich um Emil (1893-1976), Maude (1896-1898), Lilian (1897-1899), Elizabeth (1899-1996), Milton (1901-1974), Dorothea (1905-1997) und Gertrude (1906-1972). Siehe https://www.familysearch.org/search/linker?ark=/ark:/61903/1:1:2WWD-SCJ&id=K64B-1K8&hinting=/tree/person/details/, ebenso der Stammbaum bei GENI https://www.geni.com/family-tree/index/6000000023429977834. (Zugriff: 10.10.2024).Die damals noch lebenden Mitglieder der Familie können auch bei den verschiedenen Volkszählungen in den USA gefunden werden, siehe z.B. den Census von 1910 unter https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/122360313:7884. (Zugriff: 10.10.2024).
[22] Sterberegister Berlin 5480 / 1940.
[23] Ihr Bruder Paul unterstützte sie in dieser Zeit mit 100 RM monatlich, siehe HHStAW 685 412a (42).
[24] Heiratsregister Berlin Schöneberg I 489 / 1904. Elise war am 27.5.1880 in Lüben zur Welt gekommen, Fritz Landé am 15.6.1876 in Berlin als Sohn von Emil Landé und seiner Frau Olga, geborene Löwinsohn.
[25] Geburtsregister Berlin Schöneberg I 1780 / 1905.
[26] Sterberegister Berlin Charlottenburg I 343 / 1925.
[27] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/51712973%3A2280. (Zugriff: 10.10.2024).
[28] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/19004%3A2223. (Zugriff: 10.10.2024).
[29] Heiratsregister Berlin Schöneberg 385 / 1913.
[30] Geburtsregister Berlin III 733 / 1896.
[31] Geburtsregister Berlin Charlottenburg I 646 / 1900.
[32] Heiratsregister Berlin Charlottenburg I 191 / 1923.
[33] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/2027/images/32323_063850-03299?pId=12719. (Zugriff: 10.10.2024).
[34] Siehe dazu den Artikel von Benz, Wolfgang, Deutsch-jüdische Frauenschicksale im 20. Jahrhundert: Hertha Nathorff aus Laupheim und Ruth Körner aus Wien, in Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 2013/2 S. 64-70.
[35] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/61196/images/007786694_02063?pId=1926905. (Zugriff: 10.10.2024).
[36] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/4748706%3A60901. (Zugriff: 10.10.2024)
[37] Sterberegister Berlin 4987 / 1941.
[38] Heiratsregister Berlin, VI 853 / 1898.
[39] Geburtsregister Berlin Charlottenburg I 21 / 1904.
[40] Sterberegister Berlin Charlottenburg I 853 / 1912.
[41] Sterberegister Berlin Wilmersdorf 1359 / 1934. Die Nachricht seines Todes wurde dem Standesamt von einem Friedrich Kornblum übermittelt, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu dem Verstorbenen stand, konnte nicht ermittelt werden.
[42] HHStAW 685 412a (42).
[43] Sterberegister Berlin Charlottenburg I 1535 / 1929.
[44] HHStAW 685 412a (61).
[45] Heiratsregister Mainz 117 / 1910.
[46] Caroline war am 25.12.1842 geboren worden. Siehe den Grabstein unter https://images.findagrave.com/photos/2018/213/191888782_a691425f-ce34-471b-888b-257fdeeb669a.jpeg. (Zugriff: 20.4.2024).
[47] Zum weiteren Schicksal der Firma und der Familie siehe unten den letzten Abschnitt in diesem Kapitel.
[48] HHStAW 518 70888 (1).
[49] https://www.silesia-news.de/2022/03/01/optantensiedlungen/. (Zugriff: 10.10.2024)
[50] HHStAW 685 412a (3).
[51] Ebd. (10, 16, 24, 38).
[52] Ebd. (121).
[53] Ebd. (62).
[54] Ebd. (42, 53, 85, 104).
[55] Ebd. (53). Ein fast wortgleiches Schreiben erging dann noch einmal am 29. August 1932, woraus zu schließen ist, dass die Steuerminderung nicht erfolgt war, siehe ebd. (104).
[56] Ebd. (121).
[57] Ebd. (109).
[58] HHStAW 518 20876 (13) Unterzeichnet ist die Aufstellung von „B.S.L.“, wer immer das war. Bei dem Dokument in der Entschädigungsakte handelt es sich nur um eine Abschrift, der ursprünglichen Zusammenstellung.
[59] HHStAW 685 412a (16, 57).
[60] Ebd. (90).
[61] HHStAW 518 70888 (14).
[62] https://collections-server.arolsen-archives.org/V/Ous_partitions/33/01010602/aa/ag/sr/001.jpg. (Zugriff: 10.10.2024).
[63] https://collections-server.arolsen-archives.org/G/SIMS/01010607/0061/98093337/001.jpg. (Zugriff: 10.10.2024), dazu HHStAW 518 70888 (14).
[64] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/61596/images/tna_r39_0240_0240c_010?pId=7099409. (Zugriff: 10.10.2024).
[65] Zum Umzugsgut siehe die Listen in HHStAW 519/3 14400 (6-8).
[66] Ebd. (17, 18).
[67] Ebd. (21).
[68] Ebd. (29).
[69] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/1006888777%3A7488. (Zugriff: 10.10.2024).
[70] HHStAW 519/3 3673 (1).
[71] Ebd. (2-4).
[72] Ebd.(10).
[73] Ebd.(5-8).
[74] Ebd. (20).
[75] Ebd. (21, 22, 23).
[76] HHStAW 518 20876 (82).
[77] Die originalen Finanzamtsunterlagen über die Steuerforderungen selbst liegen nicht mehr vor, allerdings die Mahnzettel. Die Zahlen stammen aus den Entschädigungsverfahren und wurden damals glaubhaft nachgewiesen, siehe HHStAW 518 20876 (63-69, 79), dazu den Bescheid über die entsprechende Entschädigung ebd. (87-91).
[78] Ebd. (70), dazu HHStAW 519/3 3673 (25, 27, 28).
[79] RGBl I 1938, S. 1709ff. und RGBl I 1939, S. 37).
[80] HHStAW 518 20876 (14-17).
[81] Ebd. (18).
[82] Ebd. (19).
[83] HHStAW 518 20876 (82).
[84] Sterberegister Wiesbaden 1724 / 1940.
[85] HHStAW 519/3 3673 (o.P., Aktendeckel Rückseite).
[86] HHStAW 483 10127 (48).
[87] HHStAW 519/3 3673 (34-36). Das hier angegebene Datum stimmt nicht ganz mit dem auf der Gestapokarteikarte eingetragenen überein. Dort heißt es, er sei am 16.5.1941 dort eingezogen.
[88] Ebd. (38).
[89] Ebd. (40, 41). Clara Weyl, geborene Kornblum, war am 24.11.1940, ihre Tochter Margarete Schacher, geborene Weyl, am 5.10.1940 verstorben.
[90] HHStAW 518 20876 (83 f.).
[91] Zum Transport siehe Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 317 f. und umfassend Kingreen, Deportation der Juden aus Hessen, S. 132-166.
[92] https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/19529-paul-kornblum/. (Zugriff: 10.10.2024).
[93] HHStAW 518 70888 (14, 48). Eugen Schöneberger, einer der ehemaligen Eigentümer der Sektkellerei, gab im Entschädigungsverfahren an, Hanns Kornblum hätte mit einem Jahresgehalt von 250.000 bis 300.000 RM rechnen können, ebd. (42).
[94] Würz, Familie Schönberger, S. 272.
[95] Ebd. (9, 53, 60).
[96] https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/5186/images/CA___MG958KOONTZ-0?pId=1537721. (Zugriff: 10.10.2024).
[97] https://de.findagrave.com/memorial/23347050/hanns-kornell. (Zugriff: 10.10.2024). Seine Frau verstarb ebenfalls dort im Jahr 2016.
[98] Zivilstandsregister Dekanat Wiesbaden-Rheingau FILM UNIT SER NO 1859 ROLL No 259 Blatt 121 Nr. 51.
[99] Zivilstandsregister Dekanat Wiesbaden-Rheingau FILM UNIT SER NO 1859 ROLL No 259 Blatt 147 Nr. 73, auch Heiratsregister Mainz 398 / 1933.
[100] Sterberegister Mainz 1911 / 1942.
[101] Geburtsregister Mainz 876 / 1874.
[102] Für Rosa Heiratsregister Mainz 49 / 1908, für Pauline Geburtsregister Mainz 1995 / 1879.
[103] Für Recha Geburtsregister Mainz 542 / 1883, für Laura Geburtsregister Mainz 153 / 1885, für Arthur Geburtsregister Mainz 731 / 1881.
[104] Das Schicksal der Firma und das der Gründerfamilie kann im gegebenen Rahmen nur unvollständig dargestellt werden. Eine angemessene Würdigung erfährt sie in dem Artikel ‚Familie Schönberger’ von Markus Würz, erschienen in dem Buch über den Neuen Jüdischen Friedhof in Mainz, S. 267-273.
[105] Sterberegister Mainz 172 / 1892. Der Vater war an den Spätfolgen einer Gasvergiftung, die er im Ersten Weltkrieg erlitten hatte, verstorben.
[106] Sterberegister Mainz 87 / 1921.
[107] Würz, Familie Schönberger, S. 269.
[108] Sterberegister Mainz 1392 / 1931.
[109] Stammbaum der Familie Schönberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von John Burland, Mainz.
[110] Eugen Schönberger war sogar Mitglied des dortigen Aufsichtsrats.
[111] https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egon%E2%80%99s-story-the-librarian. (Zugriff: 10.10.2024). Der Name seiner Ehefrau konnte bisher nicht ermittelt werden, aber er hinterließ die Tochter Dr. Michelle Orgad, die Enkelin Sehai und den Enkel Milan Orgad. Siehe https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egons-diary-family-reunited. (Zugriff: 10.10.2024).
[112] https://live-magnes-wp.pantheon.berkeley.edu/collections/archives/kaufman-edith-schoenberger-papers-1870-2006/. (Zugriff: 10.10.2024). Edith Falk war am 28.4.1904 in Berlin Charlottenburg als Tochter des Kaufmanns Eugen Falk und seiner Frau Agnes, geborene Dreyer, geboren worden. Siehe Geburtsregister Charlottenburg I 381 / 1904, dazu Heiratsregister Mainz 398 / 1933.
[113] Ein Konvolut von Briefen und Schreiben der Familie Schönberger ist im Internet Archiv unter Eugen Schnberger [ohne ö oder oe!] Collection einzusehen. Siehe http://ia600506.us.archive.org/19/items/eugenschonbergerf001/eugenschonbergerf001.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).
[114] Würz, Familie Schönberger, S. 270.
[115] https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egons-story-modern-day-mainz-gets-involved. und http://ia600506.us.archive.org/19/items/eugenschonbergerf001/eugenschonbergerf001.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).
[116] https://igl.uni-mainz.de/sm_newsletter/?pi=ViewBrowserPlugin&p=view&m=25. (Zugriff: 10.10.2024)
[117] http://ia600506.us.archive.org/19/items/eugenschonbergerf001/eugenschonbergerf001.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).
[118] Ebd.
[119] https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egons-story-the-innocents-of-war. (Zugriff: 10.10.2024)
[120] https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egon%E2%80%99s-story-a-change-of-ship. (Zugriff: 10.10.2024).
[121] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/1006560797:7488. (Zugriff: 10.10.2024). Würz schreibt, sie seien von England in die USA ausgereist, siehe Würz, Familie Schönberger, S. 272, aber dafür gibt es keinen Beleg.
[122] Würz, Familie Schönberger, S. 272.
[123] Inzwischen ist es Teil der Seagram Gruppe.
[124] http://ia600506.us.archive.org/19/items/eugenschonbergerf001/eugenschonbergerf001.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).
[125] https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Sch%C3%B6nberger_(Fabrikant). (Zugriff: 10.10.2024).
[126] https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/40504738:60901. (Zugriff: 10.10.2024).
[127] http://ia600506.us.archive.org/19/items/eugenschonbergerf001/eugenschonbergerf001.pdf. (Zugriff: 10.10.2024).
[128] https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egons-diary-coming-of-age-in-camp-de-gurs. (Zugriff: 10.10.2024). Hier wird ein Brief zitiert, der am Geburtstag von Doris geschrieben wurde und vermutlich an die in Mainz lebende Rosa Schönberger gerichtet war.
[129] Ein genaues Todesdatum ist in dem Blog nicht angegeben, allerdings stammt ein Brief, in dem der Freund darüber berichtet aus dem Jahr 2012. Siehe https://www.aucklandmuseum.com/about-us/blog/2012/egon%E2%80%99s-story-the-librarian. (Zugriff: 10.10.2024).
[130] https://www-aucklandmuseum-com.translate.goog/your-museum/about-us/blog/2012/egon%E2%80%99s-story-a-last-handshake-and-a-kiss?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de. (Zugriff: 10.10.2024). Dr. Bacharach war ein Arzt, der zuvor im Spanischen Bürgerkrieg aufseiten der Republikaner gekämpft hatte, dann ebenfalls in Gurs interniert wurde, aber überlebte.
[131] https://www-aucklandmuseum-com.translate.goog/about-us/blog/2012/egon%E2%80%99s-story-hope-dimming-out-more-and-more?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de. (Zugriff: 10.10.2024).
[132] https://stolpersteine-mainz.de/index.php/stolpersteine-in-mainz/biografien/familie-schoenberger/. (Zugriff: 10.10.2024). Die Stolpersteine für beide wurden am früheren Firmensitz in der Walpodenstr. 5 gelegt.
[133] Sterberegister Mainz 1911 / 1942.
[134] Heiratsregister Mainz 49 / 1908.
[135] Phillips, Jews of Kaiserstrasse, S. 125. Leider gibt Phillips keine Quelle für seine Information an.