
Archiv D. Schaller


Zu den Bewohnern des Judenhauses gehörte indirekt auch die aus dem mittelhessischen Laubach stammende Bertha Chambre, die sich ihren Lebensunterhalt als Hausgehilfin verdiente. Das war auch der Grund, dass sie in relativ kurzer Zeit in verschiedenen Judenhäusern Dienst tat. Das Haus in der Lortzingstr. 7 verließ sie noch bevor es diesen Status erhielt, im Mai 1939. Ihre nächsten Stationen waren die Judenhäuser Kaiser-Friedrich-Ring 65 und Mainzer Str. 2. Von dort wurde sie bei der ersten größeren Deportation aus Wiesbaden am 23. Mai 1942 in das Ghetto Izbica verbracht. Ermordet wurde sie vermutlich in Sobibor. Ihr ist im Kapitel über das Judenhaus Mainzer Str. 2, ihrer letzten Adresse, ein eigenes Kapitel gewidmet.
Wilhelm Hammerschmidt lebte zwar vom September 1939 bis in den Juli 1942 in der Lortzingstr. 7, musste aber zuletzt noch einmal in das Judenhaus Kaiser-Friedrich-Ring 43 umziehen. Im dortigen Kapitel ist seine Leidensgeschichte sowie die seiner Geschwister zu finden.
Johanna Herz, geborene Ballin, die Schwester von Amalie Hirsch, geborene Ballin, der Eigentümerin des Judenhauses Blumenstr. 7, lebte nur wenige, nur die letzten Wochen in der Lortzingstr. 7. Sie war Teil des großen, vielfach verzweigten Familienverbandes Netter und Herz, die als Juweliere in Wiesbaden eine besondere Stellung einnahmen. Johanna Herz war die Schwiegermutter von Bruno Netter, der selbst Besitzer eines Judenhauses, dem im Nerotal 53 war. Der gesamte Familienverband, so auch Johanna Herz, ist in dem Kapitel über dieses Haus portraitiert.
Theobald und Lilli Hirschkind, geborene Kupfer, bewohnten mit der Familie Seligmann seit Oktober 1941 die erste Etage des Hauses. Am 1. September 1942 musste das Paar zusammen mit ihrer Schwester bzw. Schwägerin Dora Hirschkind den Zug nach Theresienstadt besteigen. Diese bewohnte ein Zimmer im Judenhaus Bahnhofstr. 25 des jüdischen Rechtsanwalts Berthold Guthmann. Das Schicksal der genannten drei ist im Kapitel über die Bahnhofstr. 25 aufgearbeitet.
Das Ehepaar Seligmann war das einzige, dem es gelungen war, noch einen Weg in die Freiheit und Sicherheit zu finden. Kurz bevor das Haus zum Judenhaus ernannt wurde, konnten die beiden nach Südamerika entkommen.
Dem Holocaust fielen aber die beiden Schwestern von Leopold Nussbaum, Marianne und Bertha Nussbaum zum Opfer. Da Leopold und Rosa Nussbaum im eigentlichen Sinne keine Judenhaus-Bewohner waren, aber auch ihr Schicksal nicht vergessen werden soll, ist es im Zusammenhang mit dem der beiden Schwestern im Kapitel über die Emser Str. 26a behandelt, wo die beiden Frauen zuletzt wohnten.
Veröffentlicht: 29. 07. 2025